Extremwetterereignisse

Zunehmende Extremwetterereignisse: Bedeutung und Gefahr

Mittlerweile wissen wir: Wetter und Klima sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Manche wollen oder können den Unterschied allerdings noch immer nicht wahrhaben. Falls ihr mehr darüber wissen wollt, empfehlen wir euch, den informativen Beitrag unserer Johanna darüber nachzulesen: Wetter – Klima. Natürlich lässt sich nicht jedes einzelne Unwetter als direkte Klimawandelfolge ableiten, aber es ist mittlerweile unter Klimaforscher*innen unbestritten, dass der Temperaturanstieg die Zahl und Stärke von Wetterextremen beeinflusst. Je stärker wir noch ohne wirksame Maßnahmen die globale Durchschnittstemperatur steigen lassen, umso mehr. Daher ist es so wichtig, dass wir das in Paris schon 2015 (!) festgelegte 1,5- bzw 2-Grad-Limit einhalten (siehe Pariser Klimaabkommen). Es ist aller-allerhöchste Zeit, zu handeln und die Häufung der Extremwetterereignisse zu bremsen (verhindern werden wir sie nicht mehr können). Wie viel Leid, Erschöpfung und wirtschaftlichen Schaden sind bereits durch die Starkregenereignisse der letzten Monate entstanden?

Was ist ein Extremwetter?

Ein Extremwetterereignis weicht kurzfristig aber gravierend von bekannten Durchschnittswerten ab.

Was ist das Problem?

Der Spiegel – Titelseite aus 1986! Wie viel Zeit hätten wir
für wirkungsvolle Maßnahmen gehabt?

Steigt die Durchschnittstemperatur, nehmen auch die Extremwetterereignisse zu, vor allem Regen, unter 0 Grad kann es auch Schnee sein. Es ist wissenschaftlich eindeutig: Der menschengemachte Klimawandel hat Auswirkungen auf deren Stärke und Häufigkeit. Früher hieß es Jahrhundertflut – mittlerweile gibt es fast alle 3 Jahre Überflutungen. Was lehrt uns die Thermodynamik? Eine wärmere Atmosphäre enthält mehr Wasserdampf, weshalb stärkere Regenfälle die Folge sind. Ein Grad mehr bedeutet, dass 7% mehr Wasser verdunstet wird.

Die Vorhersehbarkeit der Zunahme von Extremwetterereignissen bei höheren Temperaturen liegt am einfachen physikalischen Clausius-Clapeyron-Gesetz aus dem frühen 19. Jahrhundert. Es besagt, dass der Sättigungsdampfdruck von Wasserdampf exponentiell mit der Temperatur zunimmt. Eine feuchtegesättigte Luftmasse enthält pro Grad Erwärmung sieben Prozent mehr Wasserdampf. So regnet auch an Starkregentagen mehr ab, wobei dann weniger Wasser für die restlichen Tage übrig bleibt. (Quelle: Spiegel, 16.7.2021, Stefan Rahmstorf)

Jetstream

Ein wesentlicher Faktor ist dabei auch ein nachlassender Jetstream. Der Jetstream ist ein gigantischer Luftstrom, der in knapp zehn Kilometer Höhe von West nach Ost um den Globus herum weht. Dabei transportiert er die großen Wettersysteme über die Kontinente und prägt damit unser Wetter. Er entsteht als Luftdruckausgleich an der Grenze zwischen kalten und warmen Luftmassen zwischen Polarregionen und den Subtropen. Weil sich aber die Arktis schneller als der Rest des Globus erwärmt, reduziert sich der Temperaturunterschied zwischen Nordpol und Subtropen. Doch gerade dieser Temperaturunterschied zwischen den Klimazonen ist der Motor für den Jetstream. Nimmt die Dynamik in der Atmosphäre ab, verlangsamt sich auch der Jetstream, mit der Folge, dass bestimmte Wettersysteme länger über uns bleiben: Hoch- und Tiefdruckgebiete wechseln weniger, was zu langen Hitzewellen aber auch zu langen Regenphasen führen kann. So zum Beispiel der extreme Hochwasser-verursachende Dauerregen in Deutschland 2021 oder die beispiellose Hitzewelle in Kanada im gleichen Jahr.

Zu viele Politiker*innen verneinen noch immer die Verantwortlichkeit des Klimawandels für diese Ereignisse, obwohl Klimaforscher*innen seit 40 Jahren eine Studie nach der anderen dazu vorlegen, die dies belegen. Dadurch wurde viel wertvolle Zeit vergeudet. So berichtete der ZDF im Jahr 1978 über die von Klimaforschern damals schon festgestellte Klimaerwärmung:


Nun treten die Prognosen der Forscher*innen ein. Verschärft werden diese Extremwetterereignisse noch dadurch, dass immer mehr Boden versiegelt wird und das Wasser nicht mehr versickern kann, es fließt sofort ab und sammelt sich in tieferen Lagen. Unversiegelte Böden hingegen speichern Wasser und geben es langsam wieder ab.

Welche Extremwetterereignisse werden künftig zunehmen?

  • Hitzewellen und Dürreperioden
  • Waldbrände
  • Starkniederschläge (mit der Folge von Sturzfluten, Hochwässern, Überflutungen, Vermurungen, Hangrutschungen)
  • Stürme, Tornados, Orkane
  • Extremer Schneefall (bei unter 0 Grad, was aber immer seltener wird) und Hagel

Was ist schon jetzt zu beobachten?

  • Weltweit zunehmende Hitzewellen, Dürren, Stürme, Starkniederschläge und Überflutungen.
  • Im Winter nehmen Frosttage ab. Ebenfalls nimmt die weltweite durchschnittliche Schneemenge ab, andererseits kommt es häufiger zu lokalen extrem starken Schneefällen.
  • Die Anzahl an Hurrikans steigt stetig.

Beispiele für Extremwetterereignisse der letzten Zeit:

  • Mai 2023: Rekordverdächtige Hitze in Vietnam, Überschwemmungen in Somalia (über 250.000 Vertriebene), Überschwemmung in Italien, Überschwemmung in Kroatien und Bosnien, Überschwemmung in Äthiopien, Zyklon Mokka in Myanmar und Bangladesch, Brände in Alberta, Überschwemmungen in Indonesien und Neuseeland sowie Teilen Angolas, Überschwemmungen in Teilen Ugandas und Ruandas, Brände in Spanien und im Uralgebirge in Russland, Dürre in weiten Teilen des südlichen Afrikas, ungewöhnlich hohe Hitze vom Sudan bis Sierra Leone, Hitzewelle in Indien, anhaltende Dürren in Spanien, Portugal und Frankreich, Überschwemmungen in Algerien, der starke Regen in von der Dürre betroffenen Süden Spaniens hat zu Überschwemmungen geführt, da der trockene Boden den Regen nicht schnell genug aufnehmen konnte.
  • 2002: Flutkatastrophe in Deutschland, Tschechien und Österreich (45 Tote, über 10 Mrd € Schaden)
  • 2003: Extreme Hitzewelle in Europa (forderte in Europa rund 55.000 Tote, rund 10 Mrd € Schaden)
  • 2013: Flutkatastrophe in Deutschland
  • Juni 2016: Heftige Überschwemmungen in Europa (die Wahrscheinlichkeit für solche Starkregen hat Klimaforschern zufolge um 80 Prozent zugenommen)
  • 2021: Hier nur ein kleiner Auszug: Tornado in Tschechien, Hitzekuppel mit bis zu 50 Grad in Kanada, Dürre in Ost-Österreich, Hochwasser in Deutschland, Belgien und den Niederlanden, Feuer in Sibirien, Hitzewelle in Griechenland und Türkei, Waldbrände in der Türkei und in Italien, Starkregen, Hagelschauer und Überflutungen in Graz, …
  • 2022: Hitzewellen in Indien und Pakistan, extreme Dürre und Wasserknappheit in Italien, Spanien und Portugal, Unwetter und Vermurungen in Kärnten, …

Auf der Facebook-Seite FloodList gibt es laufend Berichte über weltweit stattfindende Hochwässer.

© pixabay_Tama66

Auswirkungen?

  • Mensch: Bedrohung für Gesundheit und Leben, körperlich und psychisch – Menschen verlieren auch aufgrund der nicht mehr gegebene Nahrungsmittelsicherheit ihre Lebensgrundlagen (siehe unten)
  • Wirtschaftliche Kosten: Oft wird verdrängt, welche Kosten uns bereits durch die Beseitigung der Folgen von Extremwetterereignissen entstehen. Durch Hitzewellen kommt es auch zu Einschränkungen der Produktivität der Arbeitskräfte. Die Kosten des Nichthandelns sind weitaus größer als die Kosten des Handelns!
  • Belastung für unsere Ökosysteme.
  • Starkregen und Stürme spülen Müll, Erdboden, Dünger und Pestizide in unsere Gewässer. Hochwasser ist „kein gutes Wasser“ für unsere Natur.
  • Tornados und schwere Unwetter zerstören die Schichtung unterschiedlich temperierten Wassers in Gewässern.
  • Aufgrund Hitze und Dürre entstehen Waldbrände, die Hab und Gut zerstören, aber natürlich auch Menschenleben bedrohen.
  • Nahrungsmittelsicherheit wird in Gefahr gebracht: Schädlinge vermehren sich, Fischsterben, Ernteausfälle durch Vertrocknung der Pflanzen, Hagelschäden und Überschwemmungen

Was braucht es?

Katastrophenschutz, wirkungsvolle Klimawandelanpassungs- UND Klimaschutzmaßnahmen!

Katastrophenschutz & Klimawandelanpassung:

  • grünere Städte mit mehr Schatten und Abkühlung
  • weniger Bodenversiegelung, natürliche Flussbetten belassen (Auen!)
  • ausreichende Überflutungsflächen und bessere Abwassersysteme
  • Auffangbecken für Regenwasser (für trockene Zeiten)
  • mehr Deichschutz
  • nachhaltige Landwirtschaft
  • Vorsorge für besonders betroffene Menschen (Kinder, alte, kranke oder in der Hitze arbeitende Menschen)

Klimaschutz:

Grafik Kosten Klimapolitik c_Katja Berlin „Torten der Wahrheit“

  • Politik: Bitte JETZT endlich starten und aufhören, bei Klimaschutz und Energiewende zu bremsen. Hört auf die Wissenschaft! Die CO2-Emissionen so schnell wie möglich runter auf Null: Energiewende, Verkehrswende, Gebäudewende, Konsumwende, Ernährungs- und Agrarwende!
  • Gesellschaft: Gemeinsam können wir es schaffen. In zwei großen Bereichen können wir aktiv werden, um ein lebenswertes Leben für uns und unsere Nachkommen zu sichern:
    • Wir müssen den Mut haben, sowohl wirkungsvolle Maßnahmen einzufordern, als auch Entscheidungen, die die Klimakrise verschärfen zu benennen und dagegen zu protestieren.
    • Wir können aber auch alle zur Reduktion von Emissionen beitragen, indem wir weniger CO2 produzieren und einfach Energie sparen: keine Flüge, Auto nur dort wo absolut nötig, Konsumreduktion. Denn Energie- und Ressourcenverbrauch und Konsum kann in Europa ohne jegliche Einbußen an Lebensqualität weniger werden. Im Gegenteil: Wir werden gesünder und zufriedener leben als jetzt!
  • Industrie & Wirtschaft: Mensch und Natur, nicht aber wie bisher Profite der Konzerne, müssen in den Mittelpunkt des Wirtschaftens rücken. Wir brauchen nicht mehr Wohlstand oder Wettbewerbsfähigkeit, kein business as usual, sondern Lebensqualität, da uns der finanzielle Wohlstand unser Überleben nicht sichern kann. Und: Klimaschutz kostet kein Vermögen, sondern unser Untätig-Sein gegen die Klimakatastrophe (Stichwort Extremwetterereignisse und Katastrophen) wird sehr, sehr teuer werden.

„Wer glaubt, dass Wirtschaft wichtiger ist als Gesundheit, kann ja mal versuchen, sein Geld zu zählen, während er die Luft anhält.“ – Eckart von Hirschhausen, Arzt und Kabarettist

Quellen:

  • https://www.klimafakten.de/meldung/mehr-extremwetterereignisse-ja-das-ist-der-klimawandel
  • https://www.klimafakten.de/meldung/faktencheck-zusammenhang-klimawandel-extremwetter-hitzewellen-duerren-fluten-waldbrand-hurrikans?
  • https://natgesis.bfn.de/fachwissen-naturschutz/naturschutz-und-klima/extremwetterereignisse.html
  • https://www.klimareporter.de/deutschland/jetzt-verstehe-ich-wovon-du-immer-redest?
  • https://www.instagram.com/tagesschau/
  • https://www.lamilux.de/hub/klima-energie-und-umwelt/der-klimawandel-und-extremwetterereignisse-einfach-erklaert.html
  • https://www.quarks.de/umwelt/klimawandel/so-muessen-sich-staedte-auf-den-klimawandel-vorbereiten/
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Hitzewelle_in_S%C3%BCdasien_2022
  • https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/extremregen-wie-der-klimawandel-mit-den-ueberschwemmungen-zusammenhaengt-a-98c195ad-c489-42da-9b44-58a6ef96223b?sara_ref=re-so-app-sh

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