Gastbeitrag: Meine Wurmkiste – Erfahrungsbericht

Als Bewohnerin einer Stadtwohnung ohne Garten, aber dafür seit knapp 2 Jahren mit einem größeren Balkon war ich auf der Suche nach Möglichkeiten, die ganzen Pflanzenabfälle nicht einfach nur in die Biotonne werfen zu müssen. Auf meiner Suche bin ich über die Wurmkiste für indoor gestolpert – muss zugeben, anfangs hat sich das schon eher ein bisserl grauslich angehört, aber beim öfteren Nachlesen und drüber Nachdenken habe ich mich damit angefreundet. Außerdem hat mir das Ding optisch recht gut gefallen, viel besser als all die Plastikwurmkomposter, die es so zu kaufen gibt.

wurmkiste


Habe mir dann letztes Jahr von meinen Eltern den Selberbau-Workshop zu Weihnachten gewünscht, die beiden haben das sehr amüsant gefunden, nicht das Selberbauen aber die Wurmkiste an sich. Nachdem ich begeisterte Schrauberin und Handwerkerin (auch beruflich) bin, war die Idee für mich genau passend, die Kiste unter fachgerechter Anleitung selber zu bauen. Der große Tag war dann Ende März, meine Mutter und ich sind in der Früh nach Wien gefahren, bester Laune und sehr neugierig was uns dort erwarten würde.

Es war schon alles hergerichtet für unsere kleine aber feine Gruppe, der Empfang sehr herzlich und freundschaftlich und die Location einfach super! Nach einer kurzen Einführung haben wir uns in 2er-Gruppen auf die einzelnen Arbeitsstationen aufgeteilt und schon losgewerkt. Bis zur fertigen Kiste dauert es dann doch noch ein paar Stunden, es sind recht viele kleine Schritte zu bewerkstelligen, allerdings kann man zu jeder Zeit nachfragen und auch tatkräftige Hilfe bekommen. Zwischendurch und auch nach dem Mittagessen gibt es viele Informationen über die Würmer, die Funktion der Kiste und die praktische Anwendung.

Wurmkiste nach dem erstmaligen Befüllen

Am Ende des lustigen Tages wird dann noch die eigene Kiste mit Würmern und Substrat gefüllt und man fährt mit den vielen kleinen Passagieren wieder nach Hause. Die ersten 3 Tage soll man nicht füttern, nach dem Umquartieren in die Kiste und der Reise müssen sich die Würmer erst eingewöhnen. Geruchlich stimmt das, was man auf der Homepage lesen kann, die Kiste ist völlig geruchlos, nach dem Aufmachen riecht es nach frischem Waldboden, einzig Zwiebelschalen riecht man ein bisserl heraus. Und wenn es drinnen stinkt, dann passt irgendetwas nicht mit der Kiste. Dieses Problem hatte ich einmal im Frühsommer, da hab ich unabsichtlich ein paar angegammelte Mangostücke reingeworfen, das war wohl nicht so gut. Das Problem hat sich allerdings sehr einfach lösen lassen, indem ich einfach die vergammelten Dinge herausgenommen habe und den Würmern wieder frisches Futter gegeben habe.

Immer wieder mal, besonders im Sommer und bei stark obstlastiger Fütterung sammeln sich Fruchtfliegen in der Kiste an, die dann beim Öffnen natürlich rausfliegen, die verschwinden dann aber wieder (keine Ahnung wohin). Was die Fütterung betrifft, ist das ganze ziemlich einfach, alles an Bio-Abfall außer tierische Produkte und Gegartes kann in der Kiste verschwinden und keine Zitrusfrüchte, die werden nämlich üblicherweise von Schimmelpilzen abgebaut (das erklärt mir auch, warum Zitrusfrüchte unheimlich schnell zu schimmeln beginnen), damit fangen die Würmer nichts an. Auch Tee- und Kaffeesud wird mit Begeisterung verwertet von den Würmern, allerdings senkt zu viel Kaffeesudkonsum die Lebenserwartung, wie wir beim Workshop erfahren haben…

Kleingeschnittene Abfälle

Man sollte die Abfälle kleinschneiden, empfohlen werden Stückchen von 1,5 cm Größe, man wird eh automatisch ein bisserl schlampiger und die Stückchen werden größer. Die Wurmpopulation passt sich in ihrer Größe an das Futterangebot an, meine dürfte ein bisserl geschrumpft sein, da ich für ein halbes Jahr allein für Futter gesorgt habe, sollte sich aber jetzt wieder vermehren, mein Freund ist wieder aus dem Ausland zurück und zu zweit gibt es einfach viel mehr Abfälle…

Was längere Abwesenheiten betrifft scheint auch zu stimmen, was die Burschen beim Workshop dazu sagen – ein paar Tage ist überhaupt kein Problem, die Obst- und Gemüsereste verschwinden eh nicht so schnell. Für 2 Wochen Urlaub gibt man einfach vor dem Wegfahren mehr Futter hinein, auch eine aufgeschnittene Banane eignet sich super, um längere Hungerzeiten zu überbrücken. Wenn man länger als 3 Wochen weg sein sollte, dann wird empfohlen, dass man jemanden bittet, einmal zwischendurch zu füttern. Aber Achtung 😀 die Leute reagieren eher zurückhaltend auf die ganze Sache – jeder sitzt gern auf dem gemütlichen und ansehnlichen Hocker, aber sobald man sagt, was das ist, finden die meisten das eher grauslich. Mein Freund wollte die ganze erste Zeit die Würmer irgendwo freilassen, die allgemeine Befürchtung ist wohl, dass sie aus der Kiste rauskommen könnten (völlig unbegründet, das Ding ist ausbruchsicher).

Die Leute, die für solche „Öko-Sachen“ was übrig haben lassen sich dann allerdings schnell von der Sinnhaftigkeit überzeugen, vor allem nachdem sie einen Blick ins Innere geworfen und festgestellt haben, dass da einfach nichts Grausliches drinnen ist … (sogar mein Freund schmeißt inzwischen ab und zu etwas hinein oder hebt es auf der Küchenablage auf, dass ich es den Würmern verfüttern kann 😀 ) Alles in allem eine super Sache, muss zugeben, mir machen solche etwas „schrägen“ Sachen sowieso Spaß … Freue mich immer wieder über die Kiste und wenn ich wieder mal ein Würmchen sehe und würde sowohl Workshop als auch den Betrieb der Kiste jederzeit wieder machen – Kompostentnahme kommt bei mir erst im Frühjahr, da war heuer bei mir noch zu wenig…

Liebe Grüße, Karin 😀

Links:
Der Bokashi Eimer – Gastbeitrag bei Nachhaltig in Graz

Kleiner 5-Minuten-Film über die Wurmkiste: https://www.youtube.com/watch?v=o9NdMMz5J_g

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4 Kommentare:

  1. Einfach super!!! 🙂

  2. danke schöne erfahrungsbeschreibung, die einem lust auf so eine kiste macht 🙂

  3. Schöne Sache, wie lange wird so eine Kiste halten?

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