No-Go: Feuchttücher ins WC

Alles was ins Abwasser gelangt, muss mühsam wieder rausgeholt werden!

Die Verwendung von Feuchttüchern hat in den letzten Jahren rasant zugenommen. Sie bestehen aus synthetischen Fasern bzw Naturfasern oder einem Fasergemisch und sind extrem reißfest. 3,6 Millionen € muss das Land Steiermark pro Jahr dafür aufwenden, dass feuchtes WC-Papier, Babyfeuchttücher oder auch feuchte Putztücher wieder aus den Kanälen entfernt wird.

Dieser Aufwand erhöht natürlich unsere Abwassergebühren. Eine neue Studie der Montanuniversität Leoben belegt, dass die Entsorgung dreimal so viel wie die Anschaffung kostet.

Vor allem die reißfesten und nicht biologisch abbaubaren Produkte sind besonders problematisch:

  • Wenn man das Feuchttuch leicht auseinanderziehen kann, dann enthält es Naturfasern und ist somit leicht abbaubar und unproblematisch.
  • Lässt es sich aber nur schwer reißen, dann sind Kunstfasern drinnen. Je höher der Kunststoffanteil, umso reißfester ist das Feuchttuch und umso weniger abbaubar ist es. Vor allem Babyfeuchttücher sind um einiges reißfester als feuchtes Toilettenpapier.

Wenn ein Feuchttuch nicht zerreißbar ist, kann es sich – im Gegensatz zu Toilettenpapier (ein Tag) oder auch Küchenrolle (etwa eine Woche) – auch bei sehr langer Verweildauer im Wasser nicht auflösen oder zersetzen. Auch der vorgelagerte Rechen kann sie nicht aufhalten, die Schneideräder können sie nicht zerschneiden. So verwickeln sie sich in den Pumpwerken. Werden sie nicht entfernt, kann es nicht mehr arbeiten.

Laut Studie genügen schon 125 Feuchttücher mit hohem Kunststoffanteil, um das Pumpwerk zum Stillstand zu bringen. 68 Feuchttücher pro Einwohner landen jährlich durchschnittlich im WC!

Bitte daher WC-, Kosmetik-, Baby- und Hygienefeuchttücher NUR über den RESTMÜLL entsorgen und nicht ins WC werfen! Und zwar auch dann, wenn auf den Verpackungen der Produkte etwas anderes draufsteht.

Wir können dadurch unsere Abwassergebühren reduzieren. Die Mehrkosten der Kanal- und Pumpenreinigung mit viel Personaleinsatz und Spezialgeräten (Hochdruckkanalreinigung) werden nämlich vom Kläranlagenbetreiber auf die einzelnen Mitgliedsgemeinden und weiter auf die EinwohnerInnen umgelegt.

Feuchttücher generell sparsam einsetzen! Diese Tücher sind einerseits oft mit Chemikalien wie Konservierungsstoffen und Duftstoffen behandelt und zerstören den Säuremantel der Haut, der uns schützt. Andererseits sind sie Wegwerfprodukte, schaffen viel Abfall und haben einen hohen Ressourcenverbrauch.

Feuchttücher aus Papier (leicht zerreißbare Tücher) verwenden!

Waschlappen und Wasser verwenden oder Feuchttücher einfach selbst herstellen! Eine Podusche ist auch eine Alternative – ihr erfährt hier mehr davon. Hier findet sich zB eine DIY-Anleitung für Baby-Feuchttücher: Feuchttücher herstellen

Interessanter Info-Film über Feuchttücher im WC: https://www.youtube.com/watch?v=T4lFGTZ6aSI

Weitere Info: In der Kläranlage Gössendorf fallen 1.000 Tonnen Abfall pro Jahr an, das meiste davon sind Feuchttücher. Aber auch Öle und Fette sind Fehlwürfe, die nicht in den Kanal gelangen sollten, da sie mit sehr intensivem Wartungsaufwand wieder herausgeholt werden müssen. Ölreste aus der Küche daher bitte sammeln und entweder zum Giftmüllexpress, zu den Feuerwehren oder zum Sturzplatz (Ressourcenpark) bringen. Mikroplastik gelangt hauptsächlich durch Reifenabrieb, aber auch durch Kosmetikartikel in das Abwasser. Ein weiteres Problem sind Medikamentenrückstände, die ins Abwasser kommen.

Auch Lebensmittelreste haben im WC nichts verloren. Damit werden Ratten und Ungeziefer angelockt.

Quelle: https://steiermark.orf.at/news/stories/2922920/

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Dieser Beitrag erschien erstmals am 21. Juli 2018 und wurde zuletzt am 14.8.2022 aktualisiert.

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3 Kommentare:

  1. Derzeit wird leider nur das Problem mit der Abwasserwerken thematisiert. Das viel größere Problem sind der Anteil des Kunstoffs der heute in fast allen Papieren enthalten ist. Dabei kommt es aber nicht darauf an ob sich das Papier auflöst oder nicht. Im Gegenteil, bei schwach geleimten papieren werden die Kunstofffasern einzeln im Wasser verteilt und können nicht mehr herausgefischt werden wie vornehmlich bei den wasserresitenten („Feuchtpapieren“). Die beimischung der Kunstofffaseren (Microplastik) gehören generell verboten! Selbstverständlich auch die Zusatzstoffe, die die Abbaubarkeit verlängen oder unmöglich machen.

  2. Paul Maria Schaden

    Guter Artikel, sowas darf nicht sein.

  3. Ich habe einen Tipp bekommen für eine Po-Dusche, quasi ein tragbares Mini-Bidet. Ich hab meine im Internet vor längerer Zeit bestellt, es scheint sie aber auch bei Bipa zu geben: https://www.bipa.at/happypo-po-dusche/B3-463292.html?gclid=Cj0KCQjwsqmEBhDiARIsANV8H3az_8nWE2xWBQbSTOMkeKTPoc8fnlGOjAdfdPOtRaWpFUPr0
    Zusätzlich noch Stoffreste oder alte zerschnittene Stoffwindeln, Handtücher etc. verwenden, die man jederzeit waschen kann, und der Klopapier-Bedarf lässt sich massiv reduzieren. Hier zum Beispiel ein toller Erfahrungsbericht zu Tüchern statt Klopapier: https://widerstandistzweckmaessig.wordpress.com/tag/klopapier/

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