Zero Waste Graz Stammtisch #3 – Natürliche Haarpflege

Dieser Beitrag stammt von unserer Gastautorin Tanja Seidl (vielen Dank!) und stellt eine Zusammenfassung des Vortrags vom dritten Zero Waste Stammtisch in Graz am 3.5.2017 dar. Mehr als 30 Personen sind an diesem Abend wiederum in die StadtSchenke gekommen.

Vorgetragen haben:

  • der Apotheker Bernd Fink aus St. Margarethen an der Raab: er stellt Seifen her und sein jüngstes Produkt sind eben die Haarseifen, die man auch im „Das Gramm“ erhält. Außerdem kann man bei ihm viele Produkte in Bio-Qualität und offen einkaufen.
  • Conny aus Graz, die uns ihre Erfahrungen mit einigen Monaten „Water only“ sowie mit der Roggenmehlwäsche mitgeteilt hat und
  • die Kräuterpädagogin Michaela Vyskocil vom Kräutlwerk – die Kräuterwerkstatt: sie stellt auch selbst Seifen her, hält Kurse und hat ein unglaubliches Wissen über Naturkosmetik.

Zitat Michaela Vyskocil: „Alternatives Haarewaschen ist ein Experiment fürs ganze Leben!“

Seife

Seife entsteht immer aus Fett und Lauge, und Fett „wächst“ nach, außerdem ist Seife biologisch abbaubar. Fett, das aus Erdöl ist, würde sich nicht verseifen lassen.

Warum brauchen wir überhaupt Seifen? Es gibt wasserlöslichen Schmutz, der an sich kein Problem wäre, weil er sich nur mit Wasser abwaschen lässt. Es gibt aber auch „Fettschmutz“ und da drinnen sind meistens auch schlechte Gerüche. Diesen Schmutz beziehungsweise diese Gerüche werden wir nur los, wenn wir das Fett lösen. Seife hat zusammen mit Wasser diese fettlöslichen Eigenschaften. Seife soll uns grundsätzlich einfach nur sauber machen, die Haut pflegen sollte man extra. Trotzdem kann eine gute Seife auch rückfettend sein, wenn man ihr zusätzlich andere Stoffe beimengt (zB Jojobaöl oder Sheabutter).

Haarseife

Seifen sind immer alkalisch, nie ph-neutral. Deshalb brennen sie in den Augen. Der Unterschied zwischen Haarseife und normaler Seife ist, dass in der Haarseife Zitronensäure drinnen ist. Die Zitronensäure macht das Wasser weich, nimmt also den Kalk aus dem Wasser. Und mit weichem Wasser kann man immer besser waschen (auch Wäsche). Wenn man mit hartem Wasser die Haare wäscht, dann werden sie strohig.


Haarseife von Bernd Fink, in „Das Gramm“ erhältlich

Spülung

Als Spülung kann man unter anderem Zitronen- oder Essigwasser verwenden, damit die Haare nicht zu strohig werden. Diese wird über das Haar gegeben und nicht ausgespült. Zitronensäure nimmt Calcium und Magnesium aus dem Wasser. Essig bremst auch das Pilzwachstum („überall, wo es sauer ist, kann kein Pilz wachsen“). Zum Beispiel 1 Liter Wasser und 2 EL (Apfel)Essig.

Stoffe, aus denen Seifen gemacht werden:

Für die Seife ist es egal, ob man hochwertiges Öl verwendet oder nicht, weil die Lauge unterscheidet nicht zwischen den zweien, sie verseift sie einfach und die hochwertigen Eigenschaften des Öls bleiben nach dem Verseifen nicht erhalten.

  • Kokosöl (raffiniert): ist gut für den Schaum und für die Festigkeit der Seife. Mit einem anderem Pflanzenöl als Kokosöl wird die Haarseife nicht so fest, außer mit Palmöl. Tierisches Fett wäre grundsätzlich sehr gut geeignet.
  • Rizinusöl: stabilisiert den Schaum und pflegt die Haare. Ist gut für die Schaumbildung (Badeschaum und Rasierschaum). Man kann es auch einfach so pur in die Haarspitzen geben über Nacht und dann auswaschen, das hilft sehr gegen Spliss.
  • Olivenöl: Hat die gleichen Hauptbestandteile wie Rapsöl, wird aber nicht so schnell ranzig.

 Dinge, die man auch noch zum Haarewaschen verwenden kann beziehungsweise aus denen man Shampoo machen kann:

  • Shampoobar / festes Shampoo: ersetzt bis zu drei Flaschen Haarshampoo. Hier sind aber auch Tenside drinnen.
  • Seifenkraut: hat seifenähnliche Wirkstoffe und schäumt leicht
  • Farbloses Henna
  • Lavaerde
  • Roggenmehl: dazu Näheres weiter unten
  • Rosskastanie: schäumt auch und wenn man das verwendet, braucht man keine Shampoobasis. Pflegt die Haare. Die Kastanien halten getrocknet ein Jahr. Man gießt die gehackten Kastanien einfach mit Wasser auf und lässt sie dann ziehen. Mit dem Sud kann man sich die Haare waschen. Zum Verdicken kann zum Beispiel ein Apfel oder auch Guarkernmehl verwendet und noch Kräuter (zB Rosmarin) dazu gegeben werden. Funktioniert auch als quasi Duschgel für den Körper.
Kastanienstücke, -granulat

Roggenmehl: Kann man auch als Shampoo verwenden (die darin enthaltene Stärke hat eine reinigende, die darin enthaltenen Vitamine und Mineralstoffe haben eine pflegende Funktion). Einfach mit Wasser anrühren. Die Konsistenz ist dabei nicht so wichtig, die kann man so wählen, wie man es beim Waschen lieber hat. Wenn man Vollkornmehl verwendet, kann man das circa zwei Stunden stehen lassen, dann macht es die Haare nicht nur sauber, sondern pflegt sie auch. Der Grund dafür ist, dass die Schale pflegende Stoffe freigibt.

Wenn man mit einem anderem Mehl als Roggenmehl waschen will, muss man UNBEDINGT darauf achten, dass es GLUTENARM bis GLUTENFREI ist (zB Buchweizenmehl geht auch noch, aber es darf zum Beispiel KEIN Weizenmehl sein!), denn sonst verkleben die Haare und man bekommt das fast nicht mehr heraus!


Roggenmehl-Wasser-Gemisch

Was man noch alles zusätzlich ins Roggenmehl-Shampoo geben kann, um die Haare zu pflegen (vor allem, wenn man trockenes, strohiges Haar hat):

Intensive Pflege: Dem Roggenmehl-Wasser-Gemisch beimengen: 1 Eidotter oder ein Löffel Honig oder Aloe Vera-Gel (pflegt auch die Kopfhaut) oder Avocado oder 1 EL Mandelmus

Normale Pflege: Roggenmehl statt mit Wasser mit Naturmolke, Bier oder Kräutertee anrühren

Zusätzliche Haarmaske: kann man aus farblosem Henna, Lavaerde machen. Eine intensive Pflege wäre auch 1 Eidotter + etwas Cognac + Klettenwurzelöl zu vermischen.

Gegen trockene (Kopf)Haut hilft auch Nachtkerzenöl (kann man auch einnehmen, dann wirkt es von innen).

Spülungen: Kann man aus Kräutersud machen (z.B.: Salbei, Kamille, Lavendel) diese Dinge bleiben im Haar. Eine gute Spülung ist auch das „Oxymel“: 1 Teil Apfelessig + 3 Teile Honig – wird wieder ausgespült.

Färben: Kann man auf natürliche Weise mit Henna oder Indigo. 


Weitere Informationen:

Herkömmliches Shampoo enthält Silikone, wie zB Pantene-Pro-V. Diese legen sich um das Haar (und machen es „schön“) und es dauert bei der Umstellung auf Naturkosmetik, bis diese Silikone aus dem Haar gelangen. Mit einer Natronwäsche kann man die Silikone leichter entfernen (das Fett wird verseift). Auch mit farblosem Henna oder Lavaerde bekomme ich sie wieder heraus.

Natron und Soda: Wenn man damit Haare wäscht, verseift das eigene Fett am Kopf und es hat so eine Wirkung wie Seife, ist aber nicht pflegend, weil das dann nicht rückfettend ist. Außerdem fetten die Haare dann schneller nach, weil umso mehr Fett man nimmt, umso mehr produziert die Haut nach. Auch bleicht das Natron bei gefärbten Haaren. Natron ist sehr aggressiv und macht die Haare trocken.

Zuckertenside: Daraus sind viele „öko“ Duschgele und Shampoos gemacht, diese sind zwar künstlich hergestellt, aber aus nachwachsenden Rohstoffen.

Water only / NoPoo (Erfahrungsbericht von Conny):

Conny hat – wie viele andere Frauen auch – früher sehr viele unterschiedliche Haarpflegeprodukte (in Plastik verpackt) verwendet und wollte dies einfach nicht mehr. Sie berichtet über ihren Versuch, fünf Monate ihr Haar nur mit Wasser zu waschen.

Um die ganzen Silikone aus dem Haar rauszubekommen und die Umstellung zu beschleunigen, beginnt man mit einer Natronwäsche (siehe oben).

Man muss 20 min lang die Haare Strähne für Strähne bürsten (es empfiehlt sich eine Bürste mit Naturborsten). Man verteilt dadurch den eigenen Talg (das sogenannte Sebum) in den Haaren, was die Haare wiederum pflegt. Der Talg macht die Haare nämlich stabil und gesund. Man hat kein Kopfhautjucken davon und die Haare stinken eigentlich nicht. Die Haare werden durch diese Methode wachsig (glänzend) aber sie wirken nicht fettig. Bei dieser Methode ist es aber sehr wichtig, dass man eine gesunde Ernährung hat und dass man viel trinkt.

Conny berichtet, dass ihr Haar viel gesünder wirkt und ihre Euphorie ist wirklich ansteckend. Dennoch ist sie vor kurzem wieder auf die Roggenmehl-Haarwäsche umgestiegen und wird auch vorerst dabei bleiben. Mehr dazu aber in einem unserer nächsten Beiträge!


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2 Kommentare:

  1. Bezüglich des Roggenmehls möchte ich anmerken, dass Roggen auch Gluten enthält, aber weniger als Weizen.
    Buchweizen ist kein Getreide.
    Es wäre interessant zu wissen worauf die reinigende/pflegene Wirkung der „Mehlshampoos“ beruht.

    • Liebe Marianne, habe heute schon mit Mercedes darüber gesprochen. Hast Recht, danke, hier werden wir glutenfrei mit glutenarm ersetzen (mit großer Betonung, weil ich nicht schuld sein will, wenn das Zeug nicht mehr raus geht aus den Haaren 😉 ). Die reinigende Wirkung des Roggenmehls soll durch die enthaltene Stärke entstehen, die pflegende durch die Vitamine und Mineralstoffe. Wir werden das noch dem Vortragsbericht des Zero-Waste-Stammtisches hinzufügen. Ansonsten kommt sicher auch einmal ein ausführlicher Bericht (mit mehr Recherche und Erfahrungsberichten) über diese Themen. Das hier ist ja eine reine Mitschrift vom Zero-Waste-Stammtisch-Vortrag vom 3.5.2017.

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