BUCH: Der Tag, an dem wir aufhören zu shoppen

Das Buch „Der Tag, an dem wir aufhören zu shoppen“ von J. B. MacKinnon untersucht ein Gedankenexperiment einer Welt, in der die Menschen plötzlich aufgehört haben einzukaufen. Der Autor beschreibt darin mögliche kurz- und langfristigen Konsequenzen, die das „Ende der Konsumkultur“ auf die Umwelt und auf die Menschen haben können. Dabei greift er auf bereits vorhandene Daten und Statistiken – zum Beispiel aus der Covid-19-Pandemie oder von Wirtschaftskrisen der letzten 100 Jahre – zurück.

Die Realität

Unsere modernen gesellschaftlichen Strukturen basieren auf Konsum. Ohne Konsum würde unsere Wirtschaft zusammenbrechen. Dass es dazu nicht kommt, dafür sorgt die Industrie, unter anderem durch omnipräsente Werbung und durch die zunehmende Verschlechterung der Qualität von Waren. Dadurch wird sichergestellt, dass der Wirtschaftskreislauf langfristig bestehen bleibt. Denn nur der stetige Verkauf sorgt dafür, dass die Wirtschaft stabil bleibt.

Buch: Der Tag, an dem wir aufhören zu shoppen

Warum konsumieren wir?

MacKinnon beschreibt einige Aspekte, die den Konsum unserer Gesellschaft erklären soll. Unter anderem erläutert er den Ausdruck „demonstrativer Konsum“ oder auch „Geltungskonsum“ , der schon 1899 von Thorstein Veblen definiert wurde. Der Begriff beschreibt das Phänomen, wenn Menschen nur deswegen konsumieren, um öffentlich aufzufallen. Ein Beispiel dafür wäre das Kaufen von teurer Markenbekleidung. Doch was ist der psychologische Hintergrund für einen solchen demonstrativen Konsum?

Als Antwort liefert der Autor einen einfachen Weg um Selbstachtung zu gewinnen. Wenn wir uns weniger gleich fühlen, als andere Menschen, macht uns das unglücklich. Dieses Gefühl der Ungleichheit ist einer der stärksten Motive, die das Konsumverhalten bestimmen. Das Gefühl der Befriedigung, das ein Einkauf auslösen kann, ist jedoch nur von kurzer Dauer. Infolgedessen muss immer mehr und mehr konsumiert werden, um eine langanhaltende Zufriedenheit zu simulieren.

Nicht zu vergessen ist allerdings ein weiteres Motiv, das unser Konsumverhalten bestimmt: unsere sozialen Strukturen. Menschen, die weniger konsumieren wollen oder müssen, haben es schwer, sich in unserer Gesellschaft einzufügen. Allerdings konsumieren nicht alle Menschen gleich. Als Faustregel gilt: je mehr Geld man zur Verfügung hat, desto mehr konsumiert man.

In dem Gedankenexperiment von MacKinnon bekommen wir hingegen einen Einblick in eine Welt, die sich von diesem Konsumzwang abgewendet hat.

Das Gedankenexperiment: Ein konsumfreies Leben

Inwiefern verändert sich unser Leben und unserer Erde in einer konsumfreien Welt? Welche Faktoren spielen im Zusammenhang mit Konsum eine Rolle?

Die Umwelt

In einer Welt, wo die Menschen aufgehört haben einzukaufen, vermeiden wir den Klimawandel und entlasten die Umwelt. Denn die Emission von Kohlendioxid und unser Konsumverhalten sind eng miteinander verbunden – je weniger wir konsumieren, desto weniger Produkte werden produziert, desto weniger Kohlendioxid wird ausgestoßen. Wenn wir den Klimawandel aufhalten wollen, müssten wir kollektiv unser Konsumverhalten drastisch reduzieren.

Unsere Werte

Der Materialismus führte dazu, dass die Menschen sich stark auf extrinsische Werte konzentrieren – ihr Verhalten wird stark von äußeren Faktoren beeinflusst, zum Beispiel von der Anerkennung anderer Menschen. Jedoch erlangt man durch diesen Weg keine Authentizität, da man seine Handlungen nach den Auffassungen Anderer ausrichtet.

Wenn wir uns hingegen zunehmend auf intrinsische Werte konzentrieren würden, könnten wir wahre Authentizität erlangen, das heißt unsere Handlungen würden unsere inneren Werte widerspiegeln. In diesem Gedankenexperiment sind die Menschen glücklicher, da sie statt Konsumenten nun Mitwirkende in ihrer Gemeinschaft sein können. Wir würden mehr Zeit zusammen verbringen, soziale Beziehungen und die eigene Verwirklichung würden im Vordergrund stehen.

Unser Besitz

In einer Welt, in der weniger Produkte konsumiert werden, entwickeln die Menschen eine engere Beziehung zu ihrem Eigentum. Da weniger Sachen produziert werden, sind diese zwar teurer, aber auch von hoher Qualität. Infolgedessen werden sie öfter geteilt, verborgt, repariert oder wiederverwendet. In dieser Welt schätzen wir unsere Besitztümer mehr wert, da sie länger genutzt werden und bauen eine sentimentale Beziehung zu ihnen auf.

Freiwillige Einfachheit

Im Gegensatz zum demonstrativen Konsum, gibt es Menschen, die bewusst wenig konsumieren, sogenannte Konsumverweigerer, die einen simplen Lebensstil verfolgen. Sie verzichten weitreichend auf Besitztum und konzentrieren sich auf das Wesentliche und die Aspekte im Leben, die ihnen Freude bereiten. Diese Menschen schätzen Zeit mehr als Geld. Mehr Geld bedeutet nicht, dass man glücklicher ist. Sie sind zufrieden mit dem, was sie bereits haben und fokussieren sich stattdessen auf ihre persönliche Weiterentwicklung und soziale Beziehungen. Sie sind zufriedener mit sich selbst und leben authentischer.

Schlusswort

In diesem Buch werden noch viele weitere Themen und Fragen erläutert zum Beispiel, welche Menschen besonders betroffen sein würden, welche Auswirkungen auf Tiere und Umwelt sich zeigen und wie Werbung in der neuen Welt aussehen würde. Es eignet sich hervorragend als Lektüre, wenn man seine eigenen Gewohnheiten hinterfragen und Auswirkungen des Konsums auf unseren Planeten verstehen möchte.

Über den Autor

J. B. MacKinnon ist ein kanadischer Journalist, Herausgeber und Autor.

Buch

Titel: Der Tag, an dem wir aufhören zu shoppen
Originaltitel: The Day the World Stops Shopping
Autor: James Bernard MacKinnon
ISBN: 9783328600909
Penguin Verlag, 480 Seiten, erschienen 2021. Übersetzt von Stephan Gebauer.
Erhältlich im regionalen Buchhandel oder leihweise in der Grazer Stadtbibliothek

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