Grazer Öffis mit Baby


„Wenn das Baby da ist, brauchen wir dann ein Auto?“ – diese Frage haben wir uns als bisher autofreies Grazer Pärchen gestellt. Wer zum ersten Mal Eltern wird, ist sowieso in allen Belangen verunsichert. Wirklich vorstellen kann man sich den Alltag mit Baby nicht und gutgemeinte Ratschläge widersprechen sich oft. Hier gibt es daher unsere eigenen Erfahrungen zu den Grazer Öffis mit Baby.

Mit Baby bringt der öffentliche Verkehr einige neue Vor- und Nachteile mit sich. Von manchen Aspekten ist man vielleicht überrascht. Die Lernkurve ist im ersten Jahr jedenfalls in allen Belangen steil. Wir haben für euch ein paar Tipps und Erfahrungen zusammengetragen, um einen entspannten Start zu ermöglichen.

Wann ist mein Baby startbereit?

Manche Mamas und Babys sind bereits kurz nach der Geburt fit und abenteuerlustig, andere brauchen ausreichend Zeit und Ruhe. Generell schadet es nicht, das Wochenbett langsam anzugehen. Neugeborene sind wegen ihres unreifen Immunsystems und schneller Überreizung für große Menschengruppen noch nicht so gut gewappnet. Idealerweise kann man die ersten Öffi-Versuche abseits der Stoßzeiten und ohne Termindruck starten. Beim ersten Mal eignen sich einige, wenige Stationen, um z.B. ein bisschen Abwechslung in die tägliche Spazierrunde zu bringen. Eine Begleitperson gibt Sicherheit und kann bei Bedarf mitanpacken. Achtet auf die Signale eures Babys und übernehmt euch anfangs nicht.

Husten, Schnupfen, Heiserkeit …

Gerade in der Herbst- und Winterzeit gilt es auf ausreichend Hygiene zu achten: häufig Hände waschen, dem Baby nicht zu oft ins Gesicht fassen und Feuchttücher für Zwischendurch mitnehmen (Tipp: feuchter Waschlappen oder Feuchttücher selbst machen). Wenn möglich nutzt man die weniger frequentierten Zeiten – im Allgemeinen hat man z.B. wochentags zwischen 09:00 und 11:00 relativ leere Verkehrsmittel, um in die Innenstadt zu gelangen. Auch die Sonn- und Feiertage sind meist sehr ruhig und eignen sich für Ausflüge.

Wie unfallgefährdet sind Babys in öffentlichen Verkehrsmitteln?

Das subjektive Sicherheitsgefühl junger Eltern ist beim Gebrauch einer Babyschale im PKW erstmals deutlich höher als im wackeligen Bus. Fakt ist aber auch, dass es im öffentlichen Verkehr wesentlich weniger Unfalltote und -verletzte gibt als im Individualverkehr. Die Webseite Quarks.de bietet dazu ein anschauliches Beispiel: Wenn 80 Millionen Deutsche die Strecke von Berlin nach Stuttgart fahren, sterben statistisch gesehen 162,9 bei einer Fahrt mit dem PKW. Würden sie stattdessen mit dem Bus fahren, sind es lediglich 17,5. Mit dem Zug sind es sogar nur 3.

Grundsätzlich sind all diese Transportvarianten also sehr sicher. So wie es aber im PKW von höchster Wichtigkeit ist, das Baby korrekt zu sichern, sollte man auch im öffentlichen Verkehr einige Hinweise beachten.

Im öffentlichen Verkehr bedeutet das, Kinderwägen an den vorgesehenen Plätzen abzustellen, die Bremse zu betätigen und den Wagen mit dem vorhandenen Gurt zu sichern. Babys, die im Kinderwagen liegen, sollte mit den Füßen in Fahrtrichtung abgestellt werden. Babys, die im Buggy sitzen, sollten hingegen entgegen der Fahrtrichtung platziert werden. Auch sollte die Begleitperson beim Wagen bleiben. Beim Einsteigen mit dem Kinderwagen gilt: vorwärts einsteigen, rückwärts aussteigen. Damit kann man besser verhindern, dass man in Spalten zwischen Verkehrsmittel und Gehsteig hängenbleibt oder der Wagen kippt.

Zur Sicherheit beim Transport eines Babys im Tuch oder in der Babytrage gibt es leider kaum Informationen. Man kann sich auf jeden Fall hinsetzen, um die Sturzgefahr zu verringern. Meiner Erfahrung nach, wird einem üblicherweise ein Platz angeboten. Ist das nicht der Fall, sollte man sich nicht scheuen, höflich darum zu bitten. Auch ist es eine gute Idee beim Fahrer einzusteigen, sodass dieser mit dem Losfahren warten kann, bis man sich gesetzt hat.

Barrierefreiheit

Vorab die gute Nachricht: Alle GVB-Busse in Graz sind Niederflurbusse und damit barrierefrei zugänglich. Bei Straßenbahnen trifft das leider nicht zu. Bei Haltestellen mit digitalen Informationsanzeigen wird zumindest mithilfe eines Rollstuhlsymbols angezeigt, ob die nächste Straßenbahn einen Abschnitt mit Niederflureinstieg besitzt oder nicht. Verwendet man die „GrazMobil“ App für die Routenplanung ist ebenso einsehbar, ob die empfohlenen Verkehrsmittel barrierefrei sind.

Reizüberflutung oder Riesenspaß?

Ob das Baby gerne öffentlich fährt, hängt vom Alter und Charakter ab. Sensible Kinder fühlen sich vor allem anfangs im Tragetuch vielleicht wohler und weniger exponiert als im Kinderwagen. Beginnen Babys mehr Interesse an ihrer Umwelt zu entwickeln, Gesichter zu beobachten und zu interagieren, bieten Öffis oft großartige Unterhaltung. Hat man ein sehr kontaktfreudiges Baby, schadet es nicht, wenn man selbst gerne mit Fremden plaudert. Neben Small Talk und Anekdoten erhält man manchmal den ein oder anderen wunderlichen Erziehungstipp. Eine Portion Humor und Verständnis für Personen anderer Generationen und Weltanschauungen sind dabei hilfreich. 😉

Kosten & Ticketkauf

Kinder bis 6 Jahre fahren in den Grazer Verkehrsbetrieben gratis.

Eine Anmerkung zum Kartenkauf: Besitzt man selbst keine Jahreskarte (Klimaticket), empfiehlt es sich Karten vorab oder per Handy zu kaufen. In einigen Straßenbahnmodellen sind Kinderwagen- und Rollstuhlplätze nämlich separat gekennzeichnet, wobei sich der Ticketautomat bei zweiteren befindet. Ereilt einen diese Erkenntnis erst beim Einstieg fährt man entweder schwarz oder besetzt den Rollstuhlplatz – beides suboptimal.

Zeit ist Gold

Für eine stressfreie Fahrt mit Baby in den Grazer Öffis ist vor allem eines entscheidend: ausreichend Zeit. Wenn man bereits unter Termindruck eine Straßenbahn verpasst, weil diese nicht barrierefrei ist, die Kinderwagenplätze besetzt oder das Verkehrsmittel heillos überfüllt ist, ist das frustrierend. Ausreichend zeitlicher Puffer gibt einem auch die Möglichkeit mit dem Baby zwischendurch auszusteigen, wenn es nicht gut läuft – nichts kostet mehr Nerven als mit einem weinenden Baby die restlichen Stationen „aussitzen“ zu müssen. 

Zug guter Letzt: Der Back-up Plan

Auch wenn man weiß, dass man seinen Alltag mit Baby überwiegend mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bestreiten wird, braucht man einen Back-up Plan. Das bedeutet im ersten Jahr vor allem eine passende Baby-Schale verfügbar zu haben und sich bei der ordnungsgemäßen Handhabung auszukennen. Auch wenn man diese vielleicht nur selten benutzen wird, sollte man sie aus Sicherheitsgründen nicht Second-Hand von unbekannten Quellen kaufen. Eine tolle Möglichkeit ist dagegen z.B. der Babyschalen-Verleih des ÖAMTC. Idealerweise bespricht man bereits vor Geburt mit Freunden und Verwandten, bei wem man im Bedarfsfall ein Auto leihen kann oder macht sich mit den Car-Sharing Optionen in der Umgebung vertraut. Babyschalen kann man auch für Taxifahrten nutzen.

Die wichtigsten Tipps für Grazer Öffis mit Baby:

  • Das Baby langsam an die Öffis gewöhnen.
  • Stoßzeiten vermeiden.
  • Ausreichend Zeit einplanen.
  • Skurrile Begegnungen und Ratschläge mit Humor nehmen.
  • Einen Back-up Plan haben.

Quellen:

  • „Unterwegs mit Babybauch und Kinderwagen“, Wiener Linien, 2014: https://www.wienerlinien.at/media/files/2014/babyfolder_2012_72709.pdf
  • „So sicher sind unsere Verkehrsmittel wirklich“, Quarks.de, 2023: https://www.quarks.de/technik/mobilitaet/so-sicher-sind-unsere-verkehrsmittel-wirklich/
  • „Das erste Mal: Bus fahren mit Baby“, Familie.de, 2017: https://www.familie.de/familienleben/eltern/das-erste-mal-bus-fahren-mit-baby/#:~:text=%22Ein%20Baby%20im%20Kinderwagen%20f%C3%A4hrt%20am%20besten%20mit,steht%20r%C3%BCckw%C3%A4rts%20am%20sichersten.%22%20Bitte%20den%20Kinderwagen%20festhalten

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