Ein warnendes Beispiel für Artensterben
Ende der 1950er Jahre startete unter Mao Zedong in China eine radikale Kampagne mit dem Ziel, die „vier Plagen“ – Ratten, Fliegen, Stechmücken und Spatzen – auszurotten. Vor allem der Feldsperling (auch Spatz genannt) geriet zum erklärten Feind. Der Grund: Man glaubte, die kleinen Vögel fraßen zu viele Getreidekörner und würden so die Ernten mindern. In einer beispiellosen Mobilisierung wurden Millionen Menschen zum Töten der Spatzen aufgefordert – mit Kochtopfdeckeln, Steinschleudern und Lärmaktionen, die die Tiere von ihrem lebensnotwendigen Rastplatz abhielten und sie schließlich massenhaft erschöpft vom Himmel fallen ließen.
Auf der Spur einer fatalen Kettenreaktion
Was nicht bedacht wurde: Spatzen ernähren sich neben Körnern zu einem großen Teil von Insekten, darunter viele landwirtschaftliche Schädlinge wie Heuschrecken. Mit dem Verschwinden der Vögel fehlte plötzlich der wichtigste natürliche Fressfeind, und schon im darauffolgenden Jahr brach eine gigantische Insektenplage über die Felder herein. Ganze Landstriche wurden kahlgefressen; Ernteausfälle und dramatische Hungersnöte waren die unmittelbare Folge.
Die Tragödie der Großen Hungersnot
Die radikale Aktion – rund zwei Milliarden Spatzen wurden dabei getötet – war Teil des sogenannten „Großen Sprungs nach vorn“ (1958–1961), der zu einer der schlimmsten, menschengemachten Katastrophen der modernen Geschichte führte. Schätzungen zufolge starben zwischen 1958 und 1962 15 bis 55 Millionen Menschen an Hunger, und zwar als direkte Folge der Störung des ökologischen Gleichgewichts durch die Ausrottung der Spatzen.

Die Regierung musste, nachdem sie den katastrophalen Irrtum erkannt hatte, sogar Spatzen aus der Sowjetunion importieren, um den Heuschrecken Herr zu werden. Doch die Einsicht kam zu spät: Niemand hatte das empfindliche Gleichgewicht der Natur bedacht, und das Fehlen eines kleinen unscheinbaren Glieds – des Spatzes – ließ das gesamte Ökosystem kollabieren.
Fehlentscheidungen konnten damals wie heute nicht zugegeben werden. Erst nach dem Tod von Mao Zedong wurde mitgeteilt, dass Spatzen Nützlinge und keine Schädlinge sind.
Verzweiflungstat in der Hungersnot: Kannibalismus
Die Not während der Großen Chinesischen Hungersnot war so unvorstellbar groß, dass sie die Menschen in die extremste Form der Verzweiflung trieb. Es gibt zahlreiche Berichte, dass viele Familien nicht nur alles Essbare wie Baumrinde oder Gras zu sich nahmen, sondern in ihrer ausweglosen Lage sogar zu Kannibalismus gezwungen waren. Eltern verkauften ihre Kinder oder tauschten sie gegen etwas Getreide, nur um selbst zu überleben. In einigen Regionen kam es zu Fällen, in denen Menschen ihre verstorbenen Verwandten oder Nachbarn verspeisten.
Lehren für unsere Zeit: Die Bedeutung jedes „kleinsten Glieds“
Das Beispiel aus China zeigt, wie schnell und unwiderruflich ein Ökosystem zusammenbrechen kann, wenn wir in das fein abgestimmte Netz der Natur eingreifen. Spatzen – und damit jedes Individuum, jede Art – sind integraler Bestandteil eines gesunden Gleichgewichts. So kann die Störung eines einzigen Gliedes katastrophale Folgen nicht nur für die Natur, sondern auch für uns Menschen haben.
Quellen:
- https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/sendung/2009/china-und-die-spatzen-100.html
- https://de.wikipedia.org/wiki/Ausrottung_der_vier_Plagen
- https://www.spiegel.de/geschichte/mao-zedongs-grosser-sprung-chinas-krieg-gegen-spatzen-a-0ca18353-27d1-4fdb-82ae-bd34feba66de
- https://www.deutschlandfunkkultur.de/geschichte-chinas-hoelle-auf-erden-100.html
- https://www.welt.de/print/wams/vermischtes/article12460837/Was-waere-wenn-es-keine-Voegel-gaebe.html
- https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fe_Chinesische_Hungersnot
- https://scienceblog.at/wert-der-biologischen-vielfalt
- https://www.lokalkompass.de/luenen/c-politik/eine-geschichte-zu-75-jahre-volksrepublik-china_a1989827
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