Daniela Müller, freie Journalistin und Buchautorin, beschäftigt die derzeitige Diskussionskultur rund um die fürs Klima und Nachhaltigkeit notwendigen Schritte. Dass erwachsene Menschen wie trotzende Kinder beleidigt sind, war der Auslöser für diesen Kommentar.
Beleidigt!
Aktuell stehen und picken ja vielen Menschen nicht nur Klimakleber im Weg, sondern sie sich selbst. Beginnen wir mit dem Schlagwort „sozial erwünschte Antworten“. Darunter versteht man, dass Menschen etwa bei Umfragen gern zur Antwort geben, was sie selbst als moralisch richtig sehen. Ob sie das auch umsetzen, ist eine andere Sache. Beim Klimaschutz ist das ähnlich: Klar wissen wir, dass wir so nicht mehr weitertun können. Geht es dann aber ums Umsetzen, soll das BITTE doch der Nachbar machen. Oder der Chinese. Die Industrie. Weil selbst: ist man eh der geschundene Normalverdiener, der von der Politik vernachlässigt wird/braucht man das Auto, um zur Arbeit zu kommen/lassen wir uns sicher nicht von den Grünen unser tägliches Schnitzerl verbieten.
Und zack! Die Rolläden sind zu
und die Debatte wird im geschlossenen Raum weitergeführt. Oder auf Social Media, dem Tummelplatz der bunten bis schwer erträglichen Meinungsvielfalt. Oder am Stammtisch, wie neulich.
Es war ein bayrischer, wo sich Wortkargheit mit g’salzenen Sprüchen für ungewohnte Ohren recht originell miteinander verbinden. Und da war vieles, worüber sich die konservative Pensionistenrunde beschwerte: die Ausländer, die Preise und – natürlich Habecks Heizungshammer, der es sich ja mit seinem Klimaschutzgesetz mit dem letzten ölheizungsbesitzenden Häuslbauer verscherzt hat, dieser Depp in Berlin. Bemerkenswert an dem Ganzen war der gemeinsame Tenor des Wehklagens: Früher war’s im Sommer doch auch heiß/die jungen Leute sollen gefälligst arbeiten gehen, statt uns zu sagen, was wir zu tun haben/alles überzogen, alles übertrieben. Offenbar sehen viele Menschen jede Fridays for Future-Demonstration, jede Äußerung in Richtung Klimaschutz als persönlichen Affront, und da müssen sich nicht einmal Leute auf die Straßen picken. Aussagen werden in ihren Ohren zu Vorwürfen, alles, doch wirklich alles in der Vergangenheit falsch gemacht zu haben.
Dieses Beleidigtsein ist zum neuen Trend geworden, nicht nur am Stammtisch.
Statt ins Argumentieren zu gehen – was den Beleidigten sicher nicht weiterhilft –, hätten wir einen Gegenvorschlag: Durchatmen, niedersetzen, sich ausmalen, wie die eigenen Kinder, die Nichten und Neffen oder die Enkel einmal leben sollen. Ob in einer Welt, in der ein Miteinander herrscht, in der man aufeinander schaut und füreinander da ist, in einer Welt mit Artenvielfalt, gesunder Natur und lebenswerten Städten: Die Grundlagen dafür müssen heute getroffen werden, und zwar von politischen Entscheidungsträgern. Auf Basis Freiwilligkeit kommen wir nicht weiter. Da können wir noch so beleidigt sein.
Text: © Daniela Müller
Foto: Pixabay
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