Baumscheiben bepflanzen


Durch eine wunderbare Idee von den „Omas for Future“ angeregt, schaue ich heute mal über meinen Gartenzaun und entdecke: Die Erde ist eine Scheibe! Eine Baumscheibe nämlich. Als Baumscheiben bezeichnet man den Boden um einen Baumstamm. Gerade in städtischen Bereichen oft nur ein kleines Stück Erde, das man rund um einen gepflanzten Baum frei gelassen hat, häufig als Hundeklo oder Fahrradparkplatz zweckentfremdet. Dabei könnte man diese kleinen, kaum beachteten und noch weniger wertgeschätzten Reste von Natur in wertvolle Minioasen inmitten der Asphaltwüste umgestalten.

Investiert man hier etwas Zeit, Pflege und Wasser, kann man den ökologischen Wert stark anheben und eine Raststation für Insekten und Vögel schaffen.

Vorteile bepflanzter Baumscheiben 

  • verschönern Straßen
  • erfreuen das Auge – bunt statt grau  
  • regen vielleicht zum Nachmachen an         
  • die Natur rückt durch so ein Blühfleckerl wieder mehr ins Bewusstsein     
  • bieten Insekten Rückzugsmöglichkeiten und Nahrung, sind Stützpunkte mit Blühpflanzen für Wildbienen, Hummeln, verschiedenste Insekten, Vögel  
  • unterstützen Naturschutz in Städten          
  • werten die Umgebung auf     
  • bepflanzte Stellen werden nicht mehr so häufig als Hundeklo genützt, was auf Dauer dem Baum schadet

Stadtbäume bereichern ihre Umgebung

und erfüllen wichtige Funktionen, die in ihrer Nähe deutlich zu spüren sind, denn ein kräftiger, gesunder Baum hat unmittelbar Einfluss auf ein besseres Stadtklima! Die Liste seiner Vorteile ist umfangreich: er filtert Feinstaub und Schadstoffe aus der Luft; er bindet CO2 und produziert Sauerstoff; er verdunstet Feuchtigkeit, in seiner Umgebung ist es deutlich kühler, er bringt Schatten und erträglichere Temperaturen an heißen Tagen, weder Markise noch Sonnenschirm können den Schatten eines Baumes ersetzen; Bäume können der massiven Aufheizung von Städten entgegenwirken; sie sind ein kleines Refugium für Insekten und Vögel.

Stadtbäume haben aber leider auch mit einigen Problemen zu kämpfen.

Dazu gehören Hundekot und – urin, Schadstoffe in der Luft, Streusalz im Winter, Wassermangel, lange Trockenperioden und große Hitze im Sommer. Häufig auch Platzmangel, oberirdisch – oft kommt es zu einem massiven Kronenrückschnitt, das bedeutet großen Stress für den Baum und schwächt ihn sehr – und unterirdisch – im Wurzelbereich.

Ein Bewuchs auf der Baumscheibe ist ein großes Plus für einen Baum, denn er sorgt für Beschattung des Bodens, so bleibt Feuchtigkeit besser erhalten, der Boden trocknet nicht so schnell aus. Ein Schutz vor Wind ist er ebenfalls, und die feinen Wurzeln der gesetzten Stauden und Blumen lockern den Boden auf, Wasser kann besser eindringen.

Allerdings ist die Bearbeitung der Erde anfangs alles andere als leicht. Meist ist sie sehr verdichtet, d.h. sehr fest und hart, stark durchwurzelt, ausgelaugt, schlecht belüftet. Auch Wasser kann so nur schwer eindringen, durch eine ausladende Krone gelangt auch weniger Regen bis zum Boden.

Doch lasst euch nicht entmutigen – die Arbeit lohnt sich allemal!

Die „OMAS FOR FUTURE“ haben das schon vor einiger Zeit entdeckt. In Gleisdorf gibt es dazu bereits seit mehreren Jahren ein sehr erfolgreiches Projekt, das im vorigen Jahr sogar mit einem Klima-Award ausgezeichnet wurde! Auf die Beine gestellt hat es Erika, die derzeit mit 18 Freiwilligen 26 Blühfleckerl und Baumscheiben betreut. Diese Idee wird ab Herbst auch in Leibnitz umgesetzt, lest darüber später mehr.

Wie beginnen?       

  • Als allererstes bei der Gemeinde, den zuständigen Behörden, im Magistrat nachfragen! Erlaubnis einholen!  Ist es möglich? An welchen Stellen? Was ist erlaubt? Was gar nicht erwünscht? Manchmal gibt es auch kleine, eingefasste Wiesenflächen ohne Baum, die sich ebenfalls für ein Blühfleckerl eignen.
  • Gras, falls vorhanden, entfernen.
  • Abfälle und andere Hinterlassenschaften beseitigen.
  • Boden vorsichtig auflockern, dadurch kommt es zu einer besseren Durchlüftung, Nährstoff – und Wasseraufnahme. Aber Vorsicht – dabei möglichst keine Wurzeln verletzen.
  • Eventuell Erde ganz oder teilweise austauschen, eventuell Hornspäne miteinarbeiten
  • Setzen und Eingießen der ausgewählten Pflanzen (hier lohnt es sich, auf den Wetterbericht zu achten, ist Regen angesagt, schnell vorher noch in die Erde mit den Pflanzen – denn auch noch so gewissenhaftes Gießen kann keinen richtigen Regen ersetzen)
  • Mulchen!! Mulch hält Feuchtigkeit im Boden, unterdrückt aufkommenden, nicht willkommenen Bewuchs, fördert das Bodenleben, dient dem Humusaufbau und der Bodenernährung. Geeignete Materialien; Grasschnitt, Holzhäcksel, Schafwolle, Laub. Rindenmulch eher für sehr schattige Bereiche verwenden. Diese Mulchmaterialien sind temperaturneutral – im Gegensatz zu Kies, Steinen, Schotter, die sich auch schon an warmen Tagen aufheizen, die Hitze speichern, nachts weiter Hitze abgeben und zu stärkerer Verdunstung führen. Dieser Effekt vervielfacht sich an Hitzetagen!
  • Gerade am Anfang sind regelmäßige Kontrollen, Pflege und Wässern unerlässlich!
  • Mit Rückschnitt und Aufräumarbeiten immer erst im Frühjahr starten. Insekten überwintern häufig in trockenem Pflanzenmaterial, entfernt man es im Winter, entsorgt man die Nützlinge gleich mit.
  • Bei Zwiebelpflanzen Laub erst entfernen, wenn es braun geworden ist, die Zwiebel holen sich so Kraft fürs nächste Jahr. Abgeblühte Blüten gleich entfernen.
  • Pflegeaufwand: schaue ich oft vorbei – gering. Kontrolliere ich selten – höher.

Worauf sollte ich noch achten?

  • Verkehrssicherheit muss gewährleistet bleiben! Die Sicht muss frei bleiben!
  • Keine Schnüre, Nägel, Draht am Baum anbringen!
  • Gehwegränder nicht verändern oder beanspruchen!
  • Keine dornigen, stacheligen, giftigen (z.B.: Fingerhut, Eisenhut, Maiglöckchen) Pflanzen setzen!! im Zweifelsfall lieber nachfragen.
  • Keine Neophyten setzen!!
  • Keine Pestizide oder Insektizide verwenden! Möchtest du deine Pflanzen doch etwas verwöhnen, bieten sich Brennnesseljauche, EM (Effektive Mikroorganismen), Schafwollpellets, Hornspäne an
  • Nichts setzen, was auf Bäume klettert!
  • Vorsicht bei Einfassungen, Dekorationen oder kleinen Zäunen – Stolpergefahr, Verletzungsgefahr – wer übernimmt Haftung?

Nun das Wichtigste – was setze ich? Welche Pflanzen sind geeignet?

Zuerst einige allgemeine Richtlinien

  • Heimische Pflanzen für unsere heimischen Tiere, damit kommen sie besser zurecht, bestimmte Arten sind auch auf eine einzige spezielle Pflanze angewiesen.
  • Lieber mehrjährige Pflanzen als einjährige. Diese sind nicht sehr nachhaltig und auf Dauer auch teurer als die Wiederkehrer.
  • Selbstaussamer zahlen sich aus – Pflanzen, die sich selbst vermehren, sind praktisch, die Nachkommenschaft oft so zahlreich, dass man die Pflänzchen auch noch weitergeben kann. Dazu muss man abgeblühte Pflanzen bis zur Samenreife stehen lassen (z.B. Königskerze, Muskatellersalbei, Mohn, Rittersporn, Winterlinge, Jungfer im Grünen kommen verlässlich wieder)    
  • Einfache Blüten sind für Wildbienen besser geeignet als gefüllte.
  • Auf Lichtverhältnisse am Standort und Ansprüche der Pflanze achten.
  • Trockenheitsverträgliche, robuste, pflegeleichte Pflanzen bevorzugen

Im Folgenden einige Ideen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – zur Bepflanzung eurer Baumscheiben:

Schatten ist kein Problem:

Farne, Akelei, Schneerosen, Lenzrosen, Vergissmeinnicht, Waldmeister, Bärlauch, Funkien, Wolfsmilch, Buschwindröschen, Lerchensporn, Immergrün – braucht allerdings eine strenge Hand, neigt zum Wuchern

Frühlingsblüher sind wichtig!

Erste Bienennahrung! Krokusse, Schneeglöckchen, Narzissen, Blausterne, Traubenhyazinthe, Scharbockskraut. Mit dem Kauf der Zwiebel recht lange warten, Ende Oktober, Anfang November werden sie oft günstiger abgegeben.

Nützlinge lieben blühende Kräuter:

alle Salbeiarten, Thymian, Borretsch, Dost, Lavendel, Johanniskraut, Heiligenkraut, Schafgarbe, Schnittknoblauch, Frauenmantel, Bohnenkraut, Ysop – und alle sind mehrjährig 😊

Farben erfreuen nicht nur uns:

Mohn, Malven, Margariten, Kornblumen, Zinnien, Ringelblumen, Sonnenhut, Alliumarten, Kapuzinerkresse

Für Nachtschwärmer:

Nachtkerzen oder Mondviolen

Da geht noch was:

Gräser, Wollziest, Astern, Prachtkerze, Fetthenne, Storchenschnabel, Bergenien, Brandkraut, Taubnessel, Ehrenpreis, Flockenblume

Mamas Liebling:

Alle Arten von Glockenblumen sind besonders wertvoll; die Blaue Holzbiene liebt Muskatellersalbei; Phacelia ist nicht nur dem Namen nach ein Bienenfreund; keine Angst vor Wilden Möhren – sie sind eh ganz zahm; flix noch einen Phlox gesetzt und Astern und Dahlien decken den Tisch bis zum ersten Frost.

Versuchs mal mit Gemüse:

Eine oder zwei Lauchpflanzen oder auch Knoblauchzehen dazwischen verstecken, sie bilden attraktive, kugelige Blütenstände; Winterheckenzwiebel zeigt erst im Frühsommer, was in ihm steckt; am Gewürzfenchel kann man sich gar nicht sattsehen;

Allerdings: Eine naturnahe Bearbeitung hat nichts mit den gepflegten Gärten aus Gartenzeitschriften zu tun und ist für manchen Ordnungsliebhaber sicher gewöhnungsbedürftig. Doch die Natur profitiert davon ganz ungemein. Und eben deshalb möchten Liz und Christine von den „OMAS FOR FUTURE“ nun auch in Leibnitz mit einer ähnlichen Aktion wie in Gleisdorf starten. Derzeit stecken sie noch in den Vorbereitungen und suchen interessierte Unterstützerinnen und Unterstützer. Und im Herbst gehts los mit den „LEIBNITZER BLÜHFLECKERL“ – ich wünsche euch ganz viel Erfolg!!

Quellen:

  • Naturgarten Infoblatt
  • berlin.nabu.de

!! Anmerkungen der Nachhaltig-in-Graz-Redaktion !!

Bleib mit unserem Newsletter informiert – er kommt unregelmäßig und nicht zu oft!

Gib hier Deine E-Mail Adresse ein, um per E-Mail über neue Beiträge auf Nachhaltig in Graz informiert zu werden.
(Double Opt In gemäß EU-DSGVO)
Loading


Folge uns gerne auf Instagram oder lade unsere kostenlose App Nachhaltig in Graz herunter.

Deine Spende wirkt – und ist von der Steuer absetzbar:

Du willst und kannst unser Tun auch finanziell unterstützen? Danke – uns hilft jeder Beitrag, um unsere Website in dieser Qualität und Fülle weiterführen zu können! Deine Spende ist von der Steuer absetzbar, wenn du uns deinen vollen Namen (laut Meldezettel) und dein Geburtsdatum bekannt gibst.

Verein „Nachhaltig in Graz“
BIC: STSPAT2GXXX
IBAN: AT20 2081 5000 4200 1552
Verwendungszweck: Spende/Name laut Meldezettel/Geburtsdatum

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert