Tiny Forests


Wälder erfüllen für uns und für unseren Planeten wichtige Funktionen. Nicht nur dienen sie als CO2-Speicher und sind unverzichtbar für mehr Biodiversität, sondern sorgen auch für Erholung und Abkühlung. In Städten werden sie immer mehr erwünscht, allerdings bedürfen sie viel Platz und in urbanen Räumen ist davon nicht ausreichend vorhanden, um aufforsten zu können. In den 1970er Jahren hat sich der japanische Ökologe und Botaniker Akira Miyawaki dieser Thematik angenommen und eine Lösung für dieses Bedürfnis gefunden: Tiny Forests.

Was sind Tiny Forests?

Akira Miyawaki schilderte, dass heimische Wälder biodiverser und gesünder sind als nichtheimische Wälder und dass diese zudem der Luft mehr Kohlenstoff entbinden können. Im Kampf gegen den Klimawandel bedarf es demnach mehr heimischer Wälder, die eine starke Resilienz aufweisen. Tiny Forests stellen ein Konzept dar, bei dem kleine „Wälder“ – nach Definition gilt eine aufgeforstete Fläche erst dann als Wald, wenn sie über eine Größe von mindestens 1.000 Quadratmetern verfügt oder zehn Meter breit ist – in urbanen Räumen gepflanzt werden, die die Funktionen heimischer Wälder erfüllen. Die dichte Bepflanzung von einheimischen Bäumen, Sträuchern und Pflanzen, die sich für die standortgebundenen Klimabedingungen und Böden eignen, sowie die Hinzugabe von Humus und Mykorrhiza (Form der Symbiose von Pilzen und Pflanzen) ermöglichen die Entwicklung solcher resilienter „Wälder“. Die Miyawaki-Methode basiert auf der „potenziellen natürlichen Vegetation“. Demgemäß würde ohne Einfluss von Menschen auf ihre Umwelt ein dichtes Heranwachsen von Pflanzen erfolgen – nämlich 2 bis 3 Stück pro Quadratmeter.

Während sich ökologische Systeme in gewöhnlichen Wäldern erst innerhalb von 100 bis 200 Jahren nach ihrer Bepflanzung wiederherstellen, dauert dieser Entwicklungsprozess in Tiny Forests um einiges kürzer. Dies liegt vor allem daran, dass anfangs nicht nur Bäume eingesetzt werden. Bäume haben nämlich eine lange Wachstumsphase und untere Schichten, wie etwa Kräuter oder Sträucher, gedeihen infolgedessen erst Jahrzehnte später. Bei Tiny Forests hingegen, werden von Beginn an alle Schichten von Pflanzen angepflanzt. Innerhalb von 20 bis 30 Jahren kommt somit ein quasi-natürlicher Wald mit einer ausgeprägten Bodenflora zum Vorschein.

Welche Vorteile bieten Tiny Forests?

Ein weiter Vorteil von Tiny Forests zusätzlich zum schnellen Wachstum wäre, dass sie nur im geringen Ausmaß Pflege benötigen. Während sie in der Anfangsphase regelmäßiger zu gießen und zu jäten sind, nimmt der Pflegebedarf bereits nach wenigen Jahren stark ab. Die vielfältige Auswahl der Pflanzen trägt auch zu mehr Biodiversität bei und lockt zudem viele Arten von Tieren an. Dadurch steigt auch die Resilienz dieses Waldes. Die grünen Flächen haben außerdem einen abkühlenden Effekt auf deren Standorte und dienen somit in Hitzeperioden als Erholungsgebiete. Die natürliche Klima-Anpassung, die Luftverbesserung und die wohltuende Wirkung von diesen naturnahen Bereichen auf Menschen sprechen zusätzlich für die Bewirtschaftung dieser.

Wo findet man die Tiny Forests?

Vorreiterrolle in der Gründung von Tiny Forests spielen asiatische Länder wie Japan, Indien und Singapur. Nach einem Treffen mit Akira Miyawaki entwickelte der Unternehmer Shubhendu Sharma Interesse für Tiny Forests und begann mit der Gründung eines Unternehmens, um mehrere Tiny Forest-Projekte in Indien anzugehen. 2015 startete er in den Niederlanden damit und somit war dieses Land das erste europäische Land mit einem Tiny Forest. Weitere Länder in Europa, die seitdem mehrere solcher Projekte umsetzen sind beispielsweise Großbritannien, Frankreich, Belgien und Deutschland.

Österreich

In Österreich sind Tiny Forests noch nicht weit verbreitet. Im Rahmen eines Pilotprojekts wurde im November 2022 das „Wiener Wäldchen“ im Stefan-Weber-Park am Margaretengürtel gepflanzt. Im selben Monat haben Kinder und Erwachsene gemeinsam den Tiny Forest im Sonnwendviertel in Wien-Favoriten ins Leben gerufen. 400 Pflanzen, bestehend aus 25 heimischen Arten wurden dabei eingesetzt.

Diese Wälder gliedern mehr Natur in urbane Räume ein und fördern die Artenvielfalt. Und dafür sind wenige Quadratmeter ausreichend. Bei Interesse könnten somit Gartenbesitzer:innen bei genügend Fläche ein kleines Tiny Forest-Projekt sogar auf dem eigenen Grund starten!

Quellen

  • https://www.avtree.co.uk/wp-content/uploads/2022/06/ARBMagazine197-pp29-33-Forests-of-the-future.pdf
  • https://www.value-one.com/de/Presse/Erfolgsmodell-Tiny-Forest-nun-auch-in-Oesterreich_ptd_2243
  • https://cape10.at/aktuelles/kinder-setzten-baeume-fuer-ihre-zukunft/
  • https://www.wien.gv.at/umwelt/wald/wiener-waeldchen.html
  • https://www.ivn.nl/aanbod/tiny-forest/countries/the-netherlands/

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