Wenn du es einmal weißt, was machst du dann?
„Once You Know“ ist ein eindringlicher Dokumentarfilm des französischen Regisseurs Emmanuel Cappellin, der sich mit der drängenden Frage auseinandersetzt, wie wir als Individuen und Gesellschaften auf den bevorstehenden klimabedingten Zusammenbruch unserer Zivilisation reagieren können. Der Film ist sowohl eine persönliche als auch eine universelle Reise, die die Zuschauer mitnimmt auf den Abgrund einer Welt, die bereits von den ersten Symptomen von Energieknappheit und Klimawandel erschüttert wird.
Once You Know (2021)
Regie: Emmanuel Cappellin
FR, 2020, 104 min, Englisch und Französisch mit deutschen Untertiteln
Es gibt eine vollständige Version des Films auf YouTube, die kostenlos angesehen werden kann. => Link.
Inhalt und Aufbau
Cappellin beginnt seine Erzählung mit Kindheitserinnerungen an die Schönheit der Natur, bevor er schildert, wie ihn als junger Wissenschaftler die Erkenntnis über das Ausmaß der vom Menschen verursachten Umweltzerstörung erschüttert. Seine jahrelangen Versuche, durch Engagement in Aufforstungsprojekten, der Zero-Waste-Bewegung und politischen Filmen einen Unterschied zu machen, führen zunächst zu Frustration und Verzweiflung – denn der globale Trend scheint unaufhaltsam.
Ein Schlüsselmoment ist eine Reise auf einem Containerschiff, bei der Cappellin von der schieren Masse des globalen Warenverkehrs und dessen Auswirkungen auf das Klima überwältigt wird. Diese Erfahrung löst eine existenzielle Krise aus, die ihn dazu bringt, die fundamentalen Fragen zu stellen: Was bedeutet es, die Wahrheit über den ökologischen Zustand der Welt wirklich zu erkennen? Und wie kann man damit leben? Wie kann man persönlich und kollektiv am besten auf die jetzigen und zukünftigen Katastrophen reagieren?
Begegnungen und Experten
Im weiteren Verlauf trifft Cappellin führende Wissenschaftler*innen und Expert*innen aus den Bereichen Klimawandel, Energie und „Kollapsologie“, darunter Jean-Marc Jancovici, Richard Heinberg, Saleemul Huq und Susanne Moser. In persönlichen Gesprächen – oft auch fernab von Studios, in deren Alltag und Heimat – spricht er mit ihnen nicht nur über wissenschaftliche Fakten, sondern auch über Ängste, Hoffnungen und individuelle Wege, mit der Klimakrise umzugehen.
„Wir müssen alles tun, auch wenn wir scheitern.“
Ein zentrales Thema ist dabei die Frage nach Resilienz: Wie können Menschen und Gemeinschaften trotz der Aussicht auf tiefgreifende Veränderungen oder gar Zusammenbruch handlungsfähig und hoffnungsvoll bleiben? Der Film zeigt Initiativen wie lokale Demokratie, Graswurzelbewegungen und Massenproteste, etwa die Besetzung eines Kohlebaggers in Deutschland, als Beispiele für kollektiven Widerstand und Suche nach Alternativen.
„Die richtige Frage lautet nicht: „Was ist die finale Lösung?“, sondern: „Was mache ich morgen mit dem Bisschen, das ich verändern kann? Wie versichern wir uns, dass ein soziales Netz, eine Gemeinschaft, eine Nachbarschaft nicht auch kollabiert?“
„Ziel ist es, im Voraus eine altruistische Kultur der Hilfe zu schaffen, der Solidarität, der Kooperation, etc.“ – Pablo Servigne
Botschaft und Wirkung

„Once You Know“ verweigert sich einfachen Lösungen und zeichnet ein realistisches, aber nicht hoffnungsloses Bild. Der Film plädiert dafür, der Wahrheit ins Auge zu sehen – auch wenn sie schmerzhaft ist – und daraus Kraft für neue Wege und gemeinschaftliches Handeln zu schöpfen. Er versteht den Klimawandel nicht als drohende Zukunft, sondern als bereits gegenwärtige Realität, die neue Formen des Zusammenlebens und des politischen Handelns erfordert.
Die Resonanz auf den Film war international groß: Er wurde auf Festivals gezeigt, begleitende Aktionsleitfäden wurden entwickelt, und viele Zuschauer*innen fühlten sich ermutigt, selbst aktiv zu werden. So wurden mittlerweile auch einige Klima-Kollaps-Cafés gegründet.
„Das beste Sicherheitsnetz für unsichere Zeiten ist es, Menschen an der Seite zu haben, die bereit sind, zu helfen.“
Fazit
„Once You Know“ ist ein bewegender, visuell eindrucksvoller und tiefgründiger Dokumentarfilm, der die Klimakrise als existenzielle Herausforderung für unsere Zivilisation begreift. Er fragt nicht nur, wie wir den Kollaps verzögern und was wir noch verhindern können, sondern vor allem, wie wir angesichts unvermeidlicher Veränderungen gemeinsam resilient bleiben und mit alternativen und nachhaltigen neuen Lebensmodellen eine lebenswerte Zukunft gestalten können.
„Wäre Unwissenheit besser für uns? Ich kann mir nicht vorstellen, diese Informationen zurückzuhalten, denn vor uns liegen tiefgreifende Veränderungen. Und doch hat die Verbreitung dieser Informationen einen psychologischen Preis. Sobald du es weißt, bist du nie mehr wie vorher. Jetzt alles tun, was möglich ist, um das Bewusstsein zu stärken und Beispiele nachhaltigen Lebens zu schaffen, das menschliche Leid und den Umweltschaden so weit es geht zu verringern. Vor uns liegen schwierige Zeiten, aber je mehr den Weg von Resilienz und Mitgefühl einschlagen, desto besser wird es uns allen ergehen.“ – Richard Heinberg
Quellen:
- https://de.euronews.com/kultur/2021/09/21/once-you-know-ein-film-uber-die-rettung-der-welt-am-klimabedingten-abgrund
- https://crossroads-festival.org/de/film/once-you-know
- https://www.resilience.org/stories/2022-05-24/once-you-know-documentary-film-review/
- https://www.roots-of-resilience.net/the-film-once-you-know
- https://www.videoproject.org/once-you-know.html
- https://www.imdb.com/de/title/tt9430820/
- https://obsant.eu/blog/2020/12/08/seule-une-discussion-sur-leffondrement-permettra-de-sy-preparer/
- https://www.justwatch.com/de/Film/Once-You-Know
- Film: https://www.youtube.com/watch?v=vxlhoFXc-ag
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