Wenn Wut und Stress im Straßenverkehr explodieren
Immer häufiger berichten Medien und Verkehrsbefragungen, dass die Aggressionen im Straßenverkehr – also das sogenannte „Roadrage“-Phänomen – zunehmen. Was steckt dahinter? Und welche Faktoren befeuern diese Entwicklung?
Was ist Roadrage?
Roadrage bezeichnet extreme Wut, aber auch aggressives und rücksichtsloses Verhalten im Straßenverkehr. Das kann von Schreien, Gesten und Hupen bis hin zu riskanten Fahrmanövern oder im schlimmsten Fall zu körperlicher Gewalt reichen.
Warum nimmt Roadrage zu?

Mehrere Ursachen spielen hier zusammen – sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene:
- Verkehrsdichte & Infrastruktur: Steigende Verkehrsdichte, Stau und schlecht geplante Straßen erhöhen den Frust. Auch in Städten wie Graz führt der Trend zu mehr Autos, aber auch zu mehr Fahrrädern und E-Scootern, oft zu Engstellen und Stress unter allen Beteiligten. Je mehr Menschen auf engem Raum aufeinandertreffen, desto mehr Konfliktpotenzial gibt es.
- Stress & Zeitdruck: Wer ohnehin schon gestresst ist, reagiert auf Störungen im Straßenverkehr empfindlicher. Viele Autobesitzer sehen ihren Wagen als Teil ihrer Persönlichkeit und nehmen Angriffe oder Behinderungen besonders persönlich.
- Anonymität: Das Auto als „Schutzraum“ macht mutiger – viele zeigen am Steuer Verhaltensweisen, die sie im direkten, persönlichen Kontakt nie zeigen würden. Die Schwelle zu Eskalation sinkt.
- Psychologie & Persönlichkeitsstruktur: Menschen mit niedriger Frustrationstoleranz oder Hang zu impulsivem Handeln sind besonders anfällig. Auch ein geringes Selbstwertgefühl oder vergangene Enttäuschungen werden „mitgeschleppt“ und entladen sich im Straßenverkehr.
- Soziale Nachahmung: Wer in der Jugend oder im sozialen Umfeld aggressives Fahrverhalten gelernt hat oder oft erlebt, hält dies eher für „normal“ und wiederholt es selbst.
- Gesellschaftliche Akzeptanz: In manchen Kreisen gilt aggressives Auftreten als Zeichen von Stärke oder Durchsetzungsvermögen – ein Umfeld, das Roadrage fördert.
- Mehr Begegnungen und Verkehrsarten: Die Gleichzeitigkeit verschiedener Verkehrsmittel – Autos, Fahrräder, Fußgänger, E-Scooter – bringt zusätzliche Konfliktlinien. Diese Vielfalt erhöht laut Verkehrspsychologen die Anzahl möglicher Reibungspunkte, besonders wenn wenig Respekt füreinander existiert.
- Zunehmende Hitzetage: Untersuchungen zeigen, dass an Hitzetagen mit Temperaturen von 30 Grad Celsius oder mehr in Österreich beispielsweise etwa 15 bis 25 Prozent mehr Verkehrsunfälle mit Personenschaden passieren als an kühleren Tagen.
Hitze & Verkehr
An heißen Tagen entsteht eine Kombination aus physischer Belastung und emotionaler Anspannung, die das Risiko für aggressive Reaktionen im Straßenverkehr deutlich erhöht. Daher gilt die Hitze als ein wichtiger Faktor, der zur Zunahme von Roadrage beiträgt.
- Hitze beeinflusst die Leistungsfähigkeit und Konzentration der Fahrer*innen negativ. Ab etwa 30 Grad gerät der Körper in eine Art Alarmzustand, bei dem sich Stress und Aggression steigern, während Konzentration und Hilfsbereitschaft sinken.
- Diese körperlichen und psychischen Belastungen durch Hitze können mehr Ungeduld und aggressives Verhalten am Steuer fördern – also Roadrage begünstigen.
- Zusätzlich trägt der urbane Hitzeinseleffekt durch versiegelte Straßenflächen, parkende Autos und die Abwärme des Kfz-Verkehrs zur extremen Aufheizung der Umgebung bei, was den Stress-Level weiter erhöht.
- Dehydration und Mineralstoffverluste durch Schwitzen vermindern die Reaktionsfähigkeit weiter und erhöhen das Unfall- und Aggressionsrisiko.
Expertentipp: Gelassenheit schützt!
Verkehrspsycholog*innen empfehlen Achtsamkeit und das bewusste Wahrnehmen der eigenen Stimmungslage. Kleine Pausen, tief durchatmen oder die Lage bewusst relativieren, können Wunder wirken. Jede*r Verkehrsteilnehmer*im auf dem Fahrrad ist ein Auto weniger auf den Straßen und verdient unser Dankeschön! Wer erkennt, wie schnell sich Frust entlädt, kann gezielt gegensteuern und so das Risiko für ungeplante Eskalationen verringern.
Quellen:
- https://lexikon.stangl.eu/35892/road-rage
- https://fastercapital.com/de/inhalt/Road-Rage–Umgang-mit-Wut-und-Frustration-am-Steuer.html
- https://www.srf.ch/news/gesellschaft/wut-auf-der-strasse-road-rage-wenn-die-nerven-im-verkehr-blank-liegen
- https://siegfriedandjensen.com/research/the-psychology-of-road-rage/
- https://www.mobilityplatform.ch/fileadmin/mobilityplatform/normenpool/21358_1340_Inhalt.pdf
- https://www.dvr.de/fileadmin/user_upload/DVR_Schriftenreihe25_241121_WEB.pdf
- https://www.t-online.de/mobilitaet/aktuelles/id_83731140/experten-erklaeren-darum-gibt-es-immer-mehr-verkehrs-rowdys.html
- https://www.statistik.at/fileadmin/announcement/2024/07/20240710UnfaelleHitze.pdf
- https://vcoe.at/publikationen/vcoe-factsheets/detail/wie-verkehr-die-hitzebelastung-in-staedten-verschaerft
- https://vcoe.at/blog/detail/wie-beeinflusst-der-kfz-verkehr-die-staedtische-hitzebelastung
- https://www.oeamtc.at/presse/oeamtc-bei-hitze-steigt-die-zahl-der-verkehrsunfaelle-um-25-prozent-52722331
- https://www.kfv.at/wp-content/uploads/2023/07/Kurzbericht-Sommergefahren-1.pdf
- https://www.kfv.at/zunehmende-hitze-mit-der-temperatur-steigt-auch-die-unfallgefahr/
- https://www.generali.at/blog/reise-freizeit/autofahren-bei-hitze/
!! Anmerkungen der Nachhaltig-in-Graz-Redaktion !!
Bleib mit unserem Newsletter informiert – er kommt unregelmäßig und nicht zu oft!
Folge uns gerne auf Instagram oder lade unsere kostenlose App Nachhaltig in Graz herunter.
Deine Spende wirkt – und ist von der Steuer absetzbar:
Du willst und kannst unser Tun auch finanziell unterstützen? Danke – uns hilft jeder Beitrag, um unsere Website in dieser Qualität und Fülle weiterführen zu können! Deine Spende ist von der Steuer absetzbar, wenn du uns deinen vollen Namen (laut Meldezettel) und dein Geburtsdatum bekannt gibst.
Verein „Nachhaltig in Graz“
BIC: STSPAT2GXXX
IBAN: AT20 2081 5000 4200 1552
Verwendungszweck: Spende/Name laut Meldezettel/Geburtsdatum










