Flucht vor der Hitze, aber auf wessen Kosten?
Immer mehr Reisende entdecken das Konzept der „Coolcation“: Statt an überfüllten und heißen Stränden im Süden zu braten, zieht es sie gezielt in kühlere Regionen wie Skandinavien, das Alpenland oder die schottischen Highlands. Vor allem der Klimawandel sorgt für diese Erholungssuche abseits der klassischen Mittelmeerziele – und macht Coolcation zum Trend.
Was ist Coolcation?
„Coolcation“ setzt sich aus den Worten „cool“ (kühl) und „vacation“ (Urlaub) zusammen. Gemeint ist ein Urlaub an Orten, wo sommerliche Rekordtemperaturen oder auch Waldbrände keine Urlaubsfreude trüben: Ob Norwegen, Schweden, die Alpen oder die britischen Inseln – überall, wo das Thermometer auch im Hochsommer unter 30 Grad bleibt, boomt der Sommertourismus.

Typisch für den Coolcation-Trend:
- Flucht vor der Hitze durch gezielte Reise in nördlichere oder höher gelegene Destinationen.
- Fokus auf Natur und Outdoor-Aktivitäten: Wandern, Radfahren, Kajaktouren oder Campen ersetzen das klassische Liegen am Pool.
- Immer mehr Reisende suchen Erholung in Nationalparks, am Berg oder an Seen – und meiden die Hitze des Südens, die durch den Klimawandel immer extremer wird.
Coolcation und Klimagerechtigkeit: Wer profitiert, wer leidet?
Trotz aller Nachhaltigkeit – Coolcation ist kein reiner Gewinn fürs Klima. Im Gegenteil: Der Trend offenbart auch bestehende und neue Gerechtigkeitslücken in der Klimakrise.
1. Privileg der klimabewussten Flucht
Nicht alle können einfach so in angenehm kühle Regionen reisen: Coolcations sind teuer – nördliche Länder wie zB Norwegen oder Schweden sind keine günstigen Destinationen – erfordern Zeit und oft Ressourcen, die sich nur eine wohlhabendere Minderheit leisten kann. Coolcations sind daher vor allem für jene mit gut gefüllter Urlaubskasse. Menschen, die ihr Urlaubsgeld in die neue Waschmaschine oder in die Schulausstattung ihrer Kinder stecken, bleiben zuhause in der heißen Stadt. Außerdem: Während Menschen im Globalen Norden von klimafreundlichen, erträglichen Sommern profitieren, haben Bewohner:innen heißer, oft ärmerer Regionen (etwa im globalen Süden) kaum Möglichkeiten zu „fliehen“, obwohl sie am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben. Ihre Heimat leidet überproportional unter Hitzewellen, Dürren, Wasserknappheit und Ernteausfällen – ohne realistische Ausweichoption.
2. Belastung für neue Zielregionen
Mit dem Boom der Coolcations geraten bislang wenig frequentierte Regionen wie norwegische Fjorde oder die Alpen touristisch unter Druck. Mehr Besucher:innen bedeuten oft mehr Umweltbelastung und soziale Herausforderungen für die lokale Bevölkerung – besonders, wenn Massentourismus aus Südeuropa abwandert und neue Infrastrukturen geschaffen werden müssen.
3. Verstärkung bestehender Ungleichheiten
Coolcation steht beispielhaft für eine Gesellschaft, in der klimabedingte Privilegien ungleich verteilt sind: Wer die Mittel hat, sucht sich das „richtige“ Klima, wer nicht, bleibt zurück. Die Klimakrise verschärft bestehende globale, regionale und soziale Ungleichheiten. Klimagerechtigkeit fordert daher, die Hauptverursacher:innen des Klimawandels stärker in die Pflicht zu nehmen, statt neue Wohlstandsinseln zu schaffen.
Urlaub im kühlen Norden statt im heißen Süden
Als gesellschaftlicher Trend ist „Coolcation“ ein klarer Ausdruck von Klimaungerechtigkeit. Sie zeigt, wie unterschiedlich Menschen auf die Klimakrise reagieren können – und wie sehr Privilegien über individuelle Handlungsmöglichkeiten entscheiden.
Quellen:
- Untersuchung Österreich: Belastung durch Hitze ist von sozialer Lage abhängig. https://www.statistik.at/fileadmin/announcement/2025/07/20250729HitzebelastungEinkommen.pdf
- https://www.urlaubsguru.at/reisemagazin/coolcation/
- https://www.envivas.de/magazin/reise/coolcation
- 2024_0911: Verändert der Klimawandel das Reisen? https://www.dw.com/de/coolcation-ver%C3%A4ndert-der-klimawandel-das-reisen/a-70138768
- 2024_0811: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/tourismus-klimawandel-100.html
- https://www.austria.info/de-at/empfehlungen/lebensgefuehl/coolcation/
- https://www.contrastravel.com/island-reise-blog/reisetrend-coolcation-nachhaltig-reisen-im-coolen-norden/
- https://utopia.de/ratgeber/reisetrend-coolcation-was-das-ist-und-tipps-dafuer_799270/
- https://www.slu-boell.de/de/2021/10/15/erklaer-mir-mal-klimagerechtigkeit
- https://www.klimabuendnis.at/oesterreich/klimagerechtigkeit/
- https://www.klima.bayern.de/klimawissen/wissenschaft_forschung/reisen.html
- https://goodimpact.eu/dialog/haben-fernreisen-noch-zukunft
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