Festivals & Nachhaltigkeit – Der ultimative Guide
Festivals und Nachhaltigkeit – ein Widerspruch, werden sich wohl viele denken. Dass es massives Verbesserungspotential gibt, ist klar. Dass so eine Großveranstaltung nie perfekt sein wird, aber auch. Gerade geistern wieder „Danach-Fotos“ von Festival-Geländen durch die sozialen Medien. Und auch wenn sie mit Vorsicht zu genießen sind, vielleicht von Vorjahren stammen oder sonst gefaked sind, sie zeigen Reste einer unglaublichen Ressourcenverschwendung. Zurückgelassene Zelte, intakt oder zerrissen, Getränkedosen und -flaschen, weiteres Verpackungsmaterial und vieles mehr – das Gelände gleicht einer Müllhalde. Viele Besucher*innen reisen von weit her an, das Festivalgelände muss oft erst erschlossen werden und der Betrieb des Festivals verschluckt Unmengen an Energie. Wie kann man also großartige Festivals organisieren und besuchen und trotzdem auf Umwelt-, Klima- und Naturschutz achten? Gibt es nachhaltige Festivals?
Tipps für Festival-Besucher*innen
- Richtige Planung: Zunächst gleich einmal das „richtige“ Festival kritisch auswählen. Also nicht nur nachdem, welche Band spielt oder wieviel der Eintritt kostet. Sondern was tun die Organisatoren, um die Umweltbelastung auf ein Minimum zu minimieren? Ihr könnt auch gerne nachfragen, sodass sie das Feedback erhalten, dass das immer mehr Menschen wichtig ist. Und dann heißt es, die FAQ des jeweiligen Festivals zu studieren, damit man weiß, was mitgenommen werden darf und welche Regeln es gibt. Schaut mal nach, ob es beim Festival eurer Wahl ein „Green Camp“ oder „Silent Camp“ gibt.
- Nötiges Camping-Material bei Freunden oder in der Familie ausleihen und darauf Acht geben statt neu kaufen. Lasst euch unbedingt erklären, wie das Zelt auf- und abgebaut wird, baut es selbst davor zuhause zumindest einmal auf und ab oder schickt euch auch eine Anleitung aufs Handy. So kann es auch beim stressigen Zeltabbau nicht vorkommen, dass ihr das Zelt ruiniert oder es nicht zusammengelegt bekommt.
- Einwegmaterial vermeiden: Diskussionslos keine Einwegzelte/Festivalzelte! Never!
- Müll vermeiden, sammeln, trennen und richtig entsorgen. Hänge so viele Müllbeutel wie möglich auf, nimm sicherheitshalber eigene Müllsäcke mit. Nimm auch den kleinsten Müll in deinem Umkreis mit. Meist wird von den Festivalbetreibern alles zusammen geschmissen und schließlich als Restmüll verbrannt – wenn dir Mülltrennung wichtig ist und du auch noch Platz hast, dann nimm Dosen, Altpapier PET-Flaschen mit, um sie einem richtigen Recycling zuzuführen.
- Auch Tschickstummel nicht am Boden werfen. Sie schädigen Boden, Pflanzen, Wasser und Tiere. Nutze daher einen mobilen Taschenaschenbecher! Mehr zum Tschickstummel-Problem hier.
- NICHTS zurück lassen: Nimm dein Zelt, Pavillon, Campingstuhl, Schlafsack und Unterlegmatte wieder mit nach Hause und geh auch während des Festivals mit diesen Gegenständen sorgsam um – sie sind keine Wegwerfprodukte. Auch wenn du glaubst, sie nach dem Festival nicht mehr zu brauchen. Nimm sie trotzdem mit, verschenke oder spende sie. Lässt du sie am Festivalgelände zurück, werden funktionstüchtige Gegenstände weggeschmissen und in der Regel verbrannt. Und selbst wenn der Festivalbetreiber dafür garantiert, dass Zelte noch zum Beispiel einer Obdachlosenaktion zugeführt werden, ist es nicht klar, ob dies überhaupt irgendwo sinnvoll ankommt.
- An- und Abreise mit den Öffis (Zug oder Bus) oder zumindest in Fahrgemeinschaften
- Trinkwasser vor Ort in mitgebrachte Flasche füllen. Achtung: Glas ist oft auf dem Festivalgelände verboten, am Campingplatz aber manchmal erlaubt – erkundigt euch! Dann nehmt Alu oder Kunststoff.
- Eigenes Geschirr mitbringen: (Campingteller und -besteck, Mehrwegbecher). Geschirrspülmittel, Schwamm nicht vergessen.
- Nachhaltige vegetarische oder vegane Festivalkost wählen. Wenn du nicht immer kaufen willst, nimm Essen oder Snacks mit. Zum Beispiel lässt sich Couscous gut vorbereiten oder sogar am Campingplatz zubereiten.
- Kein Glitzer! Auch Öko-Glitzer ist keine wirklich umweltfreundliche Alternative, zwar besser als das herkömmliche Mikroplastik, doch lässt es sich dennoch nicht perfekt und vor allem nicht schnell genug abbauen, um nicht in Boden und auch Wasser zu gelangen und Schaden für Tiere (und über die Nahrungskette auch uns Menschen) zuzufügen. Auf einigen Festivals gibt es auch schon Glitzerverbot. Wenn schon Öko-Glitzer, dann schaut mal vorbei bei @nature_glitz, @sparklejoy_glitter oder @birkenspanner.
- Kein Konfetti! Konfetti löst sich zwar irgendwann auf, beeinträchtigt allerdings die Natur und sind nur schwer zu entfernen.
- Recycling-Taschentücher mitnehmen, falls das Klopapier aus ist.
- Mode-Look: Kleiderschrank durchstöbern, nichts Neues kaufen, leihe dir etwas aus. Auch mit Second-Hand-Mode kannst du fantastisch aussehen!
- Animiere auch Freund*innen und andere zum nachhaltigen Feiern – sei ein Role-Model!
- Feedback: Verbesserungsvorschläge aber auch Lob leite gleich direkt an die Festivalbetreiber weiter.
- Keine Give-aways annehmen, die du nicht wirklich (ver)brauchst.
Tipps für Festival-Betreiber*innen
Die Initiative Sounds for Nature hat bereits 2013 einen Leitfaden für die nachhaltige Ausrichtung von Open-Air-Veranstaltungen herausgegeben. Hier geht’s zum Download (rund 110 Seiten):
Ein paar Vorschläge gibt’s aber gleich hier:
- Müllpfand: Obwohl viele Festivals bereits seit Jahren einen sogenannten Müllpfand verlangen, bleibt dennoch viel zu viel am Platz über. Den Müllpfand erhält man erst retour, wenn man einen gefüllten Müllsack abgibt. Tipp: Die Höhe des Pfandes muss hoch genug sein und „weh“ tun.
- Information über die Abfall-Problematik
- Genügend Mülleimer
- Zeltpfand: Auch den Zeltpfand bekommen die Besucher*innen erst bei der Abreise mit Zelt wieder.
- Verzicht auf Feuerwerk
- Verzicht auf Nebelmaschinen
- Bio & Regionale, vegetarische und vegane Lebensmittel und Getränke
- Mehrwegsystem für Flaschen und Geschirr (Becherpfand, …)
- Was passiert mit übrig gebliebenen Lebensmitteln?
- Wasserhähne für Trinkwasser
- Umweltschonende Logistik
- Steuerung einer ökologischeren An- und Abreise inklusive Gepäcksdienst: Shuttle-Services für die Anreise; hohe Parkplatzgebühr für Autos; eventuell Ticket-Ermäßigungen bei Besitz eines Klimatickets?
- Bewachter Fahrradparkplatz statt Autoparkplatz
- Keine Give-Aways anbieten: Das Festivalband sollte genügen. Auch keine „nachhaltigen“ Give-Aways.
- Kompost-Toiletten wie zB das öKlo: helfen Wasser zu sparen
- Ökostrom
Jeder Schritt in Richtung Nachhaltigkeit zählt. Bei Großevents und Festivals ist es noch ein weiter Weg. Sowohl Festival-Veranstalter*innen als auch -Besucher*innen haben es aber in der Hand.
Links:
- https://fm4.orf.at/stories/2924239/
- https://www.instagram.com/p/Cf88spFDnOq/
- https://www.lifeguide-augsburg.de/magazin/umweltfreundliche-festivals-green-events-funktionieren
- www.instagram.com/nachhaltig.kritisch
- www.instagram.com/fraeulein.oeko
Dieser Beitrag erschien erstmals am 24. Juli 2022 und wurde zuletzt am 29.6.2024 aktualisiert.
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