Utopie oder schon bald Realität?
Fab Cities, auch bekannt als Selbstversorger-Städte, sind Teil einer globalen Bewegung, die darauf abzielt, Städte zu schaffen, die möglichst alles, was sie benötigen, selbst herstellen und entsorgen können. Der Begriff „Fab City“ steht für „Fabrication City“ und bezieht sich auf die Fähigkeit einer Stadt, ihre eigene Produktion zu steuern und so unabhängiger von globalen Lieferketten zu werden.
Woher kommt der Begriff der Fab City?
Die Fab City Bewegung entstand aus einer Kooperation zwischen der Stadt Barcelona, dem katalonischen Institute of Advanced Architecture und Wissenschaftlern des Massachusetts Institute of Technology (MIT). Sie wurde 2014 initiiert und hat sich seitdem zu einer globalen Initiative entwickelt.
Wo gibt es Fab Cities?
Zum Fab City Netzwerk gehören mittlerweile über 50 Städte weltweit, darunter Shenzhen, Mexico City, Paris, Barcelona, Amsterdam, Hamburg, Oakland und Boston. In Österreich ist Linz die erste Stadt, die sich der Fab City Global Initiative angeschlossen hat, aber auch das Land Burgenland ist dabei.
Das Ziel der Fab Cities?
Das Ziel der Fab City Initiative ist es, bis Mitte des 21. Jahrhunderts (konkret bis 2054) Städte zu schaffen, die fast alles, was sie konsumieren, selbst produzieren können. Dies soll durch eine Kombination aus lokaler Produktion, Kreislaufwirtschaft und digitaler Vernetzung erreicht werden. Die Städte sollen weniger Waren importieren und weniger Abfall exportieren, um so den CO2-Ausstoß zu senken und nachhaltiger zu werden.
Was braucht es dazu?
Um Fab Cities zu verwirklichen, sind mehrere Elemente notwendig:
- Digitale Infrastruktur: Eine digitale Plattform, die es ermöglicht, Produktionsdesigns zu teilen und kollaborativ zu entwickeln.
- Lokale Produktionsstätten: FabLabs und andere Innovationsorte, in denen Bürgerinnen und Bürger Zugang zu modernen Fertigungstechnologien haben.
- Kreislaufwirtschaft: Ein System, das den Einsatz von Ressourcen minimiert und Abfall reduziert, indem Produkte repariert, geteilt oder recycelt werden.
- Internationale Kooperation: Ein Netzwerk, das den Austausch von Wissen und Ressourcen zwischen Städten ermöglicht.
Beispiele in Österreich
In Österreich ist Linz ein prominentes Beispiel für eine Fab City. Die Stadt hat sich der Fab City Global Initiative angeschlossen und arbeitet an einer Strategie, um die digitale Transformation zu fördern und den CO2-Ausstoß zu senken. Das Linzer Fab City Konsortium umfasst Partner wie die GRAND GARAGE, die Kunstuniversität Linz, das Ars Electronica Futurelab und die Linz AG.
Besondere Initiativen
Ein interessantes Projekt in Linz ist das „Wandering Factory“ des Forschungslabors „Creative Robotics“ in der Tabakfabrik. Es handelt sich um einen mobilen Roboterarm, der Objekte aus recycelten Materialien druckt. Zudem bietet das Konsortium digitale Trainings für Bürgerinnen und Bürger an, um sie für die Klimaauswirkungen moderner Technologien zu sensibilisieren und lokale Unternehmen beim digital-ökologischen Wirtschaften zu unterstützen.
Bio-Regionalismus & Fab Cities
Ein wichtiger Begriff im Kontext der Fab City Bewegung ist auch der „Bio-Regionalismus“, der in der amerikanischen Umweltbewegung der 1970er Jahre entstanden ist. Die geographischen Gegebenheiten einer bestimmten Region müssen besser verstanden werden, um ein ökologisch nachhaltiges Verhalten und neue Produktionsmöglichkeiten daran anzupassen. Die Fab City Initiative möchte die individuellen Gegebenheiten der teilnehmenden Regionen vermehrt in ihre Projekte einbeziehen, damit das gemeinsame Ziel bis 2054 zu verbrauchen, was in einer Stadt produziert wird, auch erreicht werden und die Abhängigkeit von globalen Lieferketten reduziert werden kann.

Wie verbindet sich Bioregionalismus mit Fab Cities?
- Lokale Selbstversorgung: Beide Konzepte betonen die Bedeutung lokaler Produktion und Selbstversorgung. Fab Cities streben danach, alles, was sie benötigen, innerhalb ihrer Grenzen herzustellen, während der Bioregionalismus die Nutzung heimischer Ressourcen und die Förderung lokaler Wirtschaftsstrukturen fördert.
- Kreislaufwirtschaft: Fab Cities zielen darauf ab, Materialkreisläufe zu schließen und Abfall zu minimieren, ähnlich wie der Bioregionalismus, der nachhaltige Landwirtschaft und lokale Vermarktung von Produkten unterstützt.
- Stadt-Land-Beziehungen: Beide Ansätze betonen die Notwendigkeit einer engen Kooperation zwischen Stadt und Land. Fab Cities benötigen die Unterstützung ihrer bioregionalen Umgebung, um Rohstoffe und Ressourcen zu sichern. Der Bioregionalismus fördert hingegen die Integration von Stadt und Land in einem nachhaltigen Wirtschaftssystem.
Beispiele in Österreich
In Österreich gibt es bisher keine expliziten Beispiele für eine direkte Verbindung zwischen Bioregionalismus und Fab Cities. Allerdings arbeitet das Fab Region Südburgenland an einem Modell, das die Produktion in den bioregionalen Kontext integriert, was dem bioregionalistischen Ansatz nahekommt. Diese Region könnte ein interessantes Beispiel für die Umsetzung bioregionalistischer Prinzipien in der Fab City Bewegung werden.
Quellen:
- https://fab.city/
- https://background.tagesspiegel.de/smart-city-und-stadtentwicklung/briefing/fab-cities-digital-vernetzt-um-lokal-zu-produzieren
- https://oe1.orf.at/programm/20240927/769805/Fab-Cities-Selbstversorger-Staedte (Ö1 Nachhaltig leben, ein Beitrag von Till Köppel)
- Fab Region Südburgenland: https://www.openlandlab.org/fabregion/
- Kunstuniversität Linz im Fab City Konsortium: https://www.kunstuni-linz.at/aktuelles/termine-news/newsdetail/kunstuniversitaet-linz-im-fab-city-konsortium
- https://alleslinz.at/leben-stadt/linz-tritt-der-fab-city-global-initiative-bei/
- https://www.fabcity.hamburg/de/
- https://hamburg-business.com/de/news/digitale-und-lokale-fertigung-fab-city-hamburg-e-v-gegruendet
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