Phänologie und der Klimawandel

Wie sich die Jahreszeiten verschieben

Die Phänologie, eine Wissenschaft, die sich mit den periodisch wiederkehrenden Entwicklungs- erscheinungen in der Natur beschäftigt, hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Besonders im Kontext des Klimawandels spielt sie eine zentrale Rolle, da sie die Auswirkungen der sich verschiebenden Jahreszeiten auf Pflanzen, Tiere und den Menschen untersucht. In diesem Artikel werden wir uns mit den Grundlagen der Phänologie auseinandersetzen und beleuchten, wie der Klimawandel die Jahreszeiten verändert und welche Folgen dies für unsere Umwelt und Gesundheit hat.

Was ist die Phänologie?

Phänologie ist die Lehre von den Erscheinungen, die sich im Jahresablauf wiederholen. Sie befasst sich hauptsächlich mit biologischen Prozessen in der Ökologie und Biogeographie. Phänolog*innen beobachten die Eintrittszeiten charakteristischer Wachstumsstufen bei Pflanzen und Tieren, wie z.B. den Beginn der Blüte, Blattentfaltung oder Laubverfärbung. Diese Daten helfen, Veränderungen in der Entwicklung von Pflanzen und Tieren über die Jahre hinweg zu erkennen.

Der Klimawandel und die Verschiebung der Jahreszeiten

Der Klimawandel hat erhebliche Auswirkungen auf die Jahreszeiten. In den gemäßigten Breiten beginnt der Frühling früher, während der Herbst später einsetzt. Diese Verschiebungen führen zu einer Verlängerung der Vegetationsperiode, was wiederum die Pollensaison verlängert und Allergiker stärker belastet. Der Sommer wird länger, während Frühjahr, Herbst und Winter kürzer werden.

Auswirkungen auf Pflanzen

Pflanzen reagieren auf die veränderten Temperaturen, indem sie früher austreiben und blühen. Dies kann jedoch zu Problemen führen, wenn die Bestäuberinsekten noch nicht geschlüpft sind, was die Bestäubung und somit die Ernte beeinträchtigen kann. Ein weiteres Risiko ist der Spätfrost, der Pflanzen schädigen kann, die bereits begonnen haben zu blühen oder Früchte zu bilden.

Auswirkungen auf den Menschen

Der Klimawandel verlängert die Allergiesaison, da Pflanzen früher und länger blühen. Menschen mit Heuschnupfen sind besonders betroffen, da sie länger mit Pollen belastet werden. Zudem können sich invasive Pflanzenarten ausbreiten, die stärkere Allergien hervorrufen.

Auswirkungen auf Tiere

Tiere reagieren unterschiedlich auf die veränderten Jahreszeiten. Zugvögel kommen früher zurück, finden jedoch oft nicht die notwendige Nahrung vor, da sich die Phänologie von Pflanzen und Insekten unterschiedlich schnell ändert. Insekten wie Schmetterlinge erscheinen früher, was ihre Lebenszyklen beeinflusst. Sie können sich nicht mehr auf die klimatischen Zeichen verlassen. Nicht nur Zugvögel, Fische oder Säugetiere sind betroffen, sondern sogar Kleinstlebewesen wie Plankton verlieren ihren geregelten Lebensrhythmus.

Konkrete Beispiele

  • Blüte von Obstbäumen: In der Wachau begann die Marillenblüte um zwei bis drei Wochen früher als normal.
  • Zugvögel: Viele Zugvögel kommen früher zurück, finden jedoch oft nicht die richtige Nahrung vor.
  • Allergien: Die Pollensaison beginnt früher und dauert länger, was Allergiker stärker belastet.

Veränderung von Österreichs Vegetationsperiode

Die Vegetationsperiode in Österreich hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert. Diese Veränderungen sind hauptsächlich auf den Klimawandel zurückzuführen, der zu einer Erwärmung der Temperaturen und einer Verlängerung der Vegetationsperiode geführt hat.

  • Verlängerung der Vegetationsperiode: Die Dauer der Vegetationsperiode hat sich um etwa 13,5 Tage verlängert und beträgt nun im Durchschnitt 212 Tage in Österreich. Diese Verlängerung ist besonders in den Niederungen Nord- und Ostösterreichs sowie in höhergelegenen Berg- und Tallagen an der Grenze zu Oberitalien ausgeprägt.
  • Früherer Beginn der Blüte: Frühlingsblüher beginnen etwa eine Woche früher zu blühen als in den vergangenen Jahrzehnten. Dies hat Auswirkungen auf die Bestäubung und die Ernte, da die Bestäuberinsekten möglicherweise noch nicht geschlüpft sind.
  • Regionale Unterschiede: Die Veränderungen variieren je nach Region. In einigen Gebieten, wie im steirischen Obstbau, hat sich der Vegetationsbeginn um ein bis drei Wochen verschoben, und die Blühtermine der Obstkulturen sind seit den 1980er Jahren um etwa 14 Tage nach vorne gerückt.

Auswirkungen auf die Landwirtschaft und Umwelt

  • Spätfrostschäden: Der frühere Beginn der Vegetationsperiode erhöht das Risiko von Spätfrostschäden, was zu Ernteausfällen führen kann, besonders im Obstbau.
  • Dürregefahr: Höhere Temperaturen und längere Trockenperioden erhöhen die Dürregefahr, was sich negativ auf die landwirtschaftlichen Erträge auswirkt.
  • Veränderung der Pflanzenverbreitung: Es gibt eine zunehmende Ausbreitung von allergenen Pflanzen wie der Beifuß-Ambrosie, was die Allergiesituation verschärft.

Die Japanische Kirschblüte

Seit dem Jahr 812, somit seit über 1.200 Jahren wird die Japanische Kirschblüte dokumentiert. Auch sie beginnt immer früher. Historische Aufzeichnungen zeigen, dass der Höhepunkt der Blüte heute rund elf Tage früher liegt als vor 150 Jahren. 2021 kam es am 26. März in Kyoto zur bisher frühesten Aufzeichnung. Dieser Trend setzt sich fort, da wärmere Frühlingstemperaturen die Knospenbildung beschleunigen.


Die Phänologie zeigt uns, wie der Klimawandel die Natur und unsere Gesellschaft schon jetzt beeinflusst und die Balance stört. Die Verschiebung der Jahreszeiten hat weitreichende Folgen für Pflanzen, Tiere und den Menschen. Es ist wichtig, diese Veränderungen zu verstehen und Maßnahmen zu ergreifen, um die Auswirkungen abzumildern und die Biodiversität zu schützen. Durch das Engagement von Citizen Science Projekten, wie dem Naturkalender, können wir gemeinsam zur Erforschung der phänologischen Veränderungen beitragen und so besser auf die Herausforderungen des Klimawandels reagieren.

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Quellen:

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Ph%C3%A4nologie
  • https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/phaenologie/50876
  • 15.11.2024: Allergien – fast das ganze Jahr lang. https://www.tagesschau.de/wissen/klima/klimakonferenz/klima-allergien-umwelt-100.html
  • 14.12.2023: Phänologischer Kalender: Wie der Klimawandel die Jahreszeiten verschiebt. https://utopia.de/ratgeber/phaenologischer-kalender-wie-der-klimawandel-die-jahreszeiten-verschiebt_620356/
  • 18.03.2022: Phänologische Veränderungen – Der Klimawandel verändert den Rhythmus der Natur. https://scienceblog.at/klimawandel-ver%C3%A4ndert-rhythmus-der-natur
  • 27.07.2021: Die Jahreszeiten verschieben sich. https://www.ardalpha.de/wissen/umwelt/klima/klimawandel/jahreszeiten-veraenderungen-klimawandel-100.html
  • https://www.planet-wissen.de/natur/klima/phaenologie/index.html
  • https://www.klimawandelanpassung.at/kwa-allgemein/kwa-aenderung/kwa-beobacht-vegetationsperiode
  • https://www.umwelt-im-unterricht.de/hintergrund/klimawandel-jahreszeiten-und-oekosysteme-1
  • https://www.global2000.at/klimawandel-oesterreich
  • https://www.klimawandelanpassung.at/newsletter/kwa-nl3/kwa-vegdyn
  • https://www.schroedingerskatze.at/vegetation-klimawandel/
  • https://www.obstland.at/2163/Klimaveraenderung-in-Oesterreich
  • https://www.reisereporter.de/reisenews/japan-kirschbluete-startet-immer-frueher-wegen-klimaerwaermung-6DTSMDL3GBGMVNRICEOAUKVJPI.html

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