Sport in Naturräumen

Wie die Sportausübung verschiedene Lebensräume beeinflusst

Viele Menschen zieht es sportlich hinaus in die Natur, um sich an der frischen Luft, in vielfältigen Lebensräumen zu betätigen und auch Pflanzen und Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen.

Oft ist man sich nicht bewusst, welchen Einfluss die sportliche Ausübung auf unberührte Landschaften hat und wie weit man dabei in die Lebensräume von Pflanzen und Tieren eindringt. Die notwendige Infrastruktur für die Ausübung des Sportes ist ein weiterer Faktor, der bei der Bewertung nachhaltiger Sportarten in Betracht gezogen wird.

Die Deutsche Sporthochschule Köln hat unter anderem Wissen rund um Sport in Naturräumen gesammelt, in wieweit Sportarten naturverträglich sind und worauf man aufpassen sollte.

In diesem Beitrag wollen wir uns diesem Thema mit Vergleichen und Beispielen von Sportarten widmen.

Urbanes Umfeld

In der Stadt gibt es grundsätzlich relativ wenig Einfluss auf die Natur, da die vorhandene Infrastruktur genutzt werden kann.

Parkour

Der Parkour–Sport ist so ein Beispiel für besonders nachhaltiges Bewegen in der Stadt. Die Parkour Läufer*innen nutzen die vorhandene Infrastruktur einer Stadt, um von A nach B zu kommen. Dabei benötigen sie weder weitere Sportgeräte, noch spezielle Kleidung oder Accessoires.

Slacklines

Bei Slacklines sieht es schon etwas anders aus. Die Anbringung der Slackline zwischen Bäumen sollte gut überlegt sein. Es handelt sich zwar „nur“ um zwei Bäume, zwischen denen man die Slackline spannt, sie spielen in einer Stadt jedoch eine wesentliche Bedeutung und stehen schon aufgrund der Bedingungen in der Stadt unter Stress. Baumschädigungen können verhindert werden, wenn ein qualitativ hochwertiger Baumschutz verwendet wird. (Im Dingeborg der Stadtbibliothek gibt es zusätzlich zur Slackline einen Baumschutz zum Ausleihen). Die gerade Anbringung und Breite des Gurtes spielen eine große Rolle für den Baumschutz. Auch sollte man möglichst dicke Bäume wählen, da ein dicker Baumstamm dem entstehenden Druck auch besser standhalten kann.

Rodeln

Das Rodeln und Rutschen ist im Winter sogar auf kleinen Hügeln in der Stadt schon bei geringen Schneemengen möglich. Wenn die Schneedecke jedoch nicht hoch genug ist, kann das zur Zerstörung der Grasnarbe führen.

Sport in Naturräumen – an Land

Um die unterschiedlichen Auswirkungen eines Sports auf die Natur anschaulich zu machen, hier ein Vergleich von zwei Sportarten, die beide darauf gerichtet sind, ein Ziel zu treffen: Beim Golf visiert man ein Loch an, beim Bogenschießen zielt man mit Pfeil und Bogen auf eine Scheibe oder Figur.

Golf versus Bogenschießen

Während Bogenschießen als sehr umweltverträglich gilt, wird Golf oft ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Zunächst ein Flächenvergleich: Für ein Bogenschießen-Turnier braucht man je nach Geländebeschaffenheit zwischen fünf und zehn ha Wald und Flur. Ein 18-Loch Golfplatz benötigt zwischen 120 und 150 ha Landfläche. Außerdem kann der Bau einer Golfanlage wertvolle Lebensräume mit ihren Tier- und Pflanzenarten und die Struktur der Landschaft verändern oder gar zerstören. Wie hoch die Beeinträchtigung ist, hängt von der Größe der Infrastruktur wie den entstandenen Gebäuden, Parkplätzen, und Pflegemaßnahmen des Rasens ab. Im Vergleich dazu müssen beim Bogenschießen die Schussbahnen und Ziele lediglich von überhängenden Ästen und hohem Gras freigehalten werden. Die Ziele werden meist mit Pfählen in den Boden geschlagen.

Für einen Golfplatz ist der Wasserverbrauch für die Bewässerung des immer kurzgeschorenen Rasens enorm. Gerade in Ländern mit trockenem Klima, wo ohnehin Trinkwassermangel herrscht, ist der Golfsport bedenklich. Bogenschützen benötigen hingegen keine zusätzliche Infrastruktur und kein zusätzliches Wasser. Der Parcours wird dem natürlichen Gelände angepasst.

Am naturverträglichsten ist im Golfsport der landschaftliche Golfplatz. Hier wird versucht, die Spielfläche in die vorhandene Landschaft zu integrieren. Es gibt schon Bemühungen, Golfplätze zu nutzen, um Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten zu schaffen. Der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel, das Anlegen insektenfreundlicher Blühstreifen und ein geeignetes Mahdregime, und artgerechte Landschaftsstrukturen sollen auch auf Golfplätzen die biologische Vielfalt erweitern, statt sie zu gefährden. Vor allem abseits des Golffeldes, wo die vom Spielfeld abgekommenen Golfbälle landen, gibt es Potential für die Entstehung von Biotopen.

Diese Beispiele zeigen, dass es Sinn macht, sich nicht nur zu überlegen, welche Sportart man wählt, sondern sich auch genau über die Plätze und Gebiete zu erkundigen, in denen man den Sport ausüben möchte.

Sport in Naturräumen – in und am Wasser

Die Uferbereiche sind bei Seen und Flüssen ökologisch gesehen besonders sensibel. SUP, Kajakfahrer*innen, Segler*innen und Windsurfer*innen können ihren Sport ziemlich naturschonend ausüben, wenn sie große Trittbelastungen vermeiden, die zu Schäden am Uferbewuchs führen können. Außerdem brauchen Vögel und andere Tiere Ruhe und ein angemessener Abstand zum Ufer sollte eingehalten werden.  Zumeist gibt es ein Verbotsschild, wenn das Betreten oder Befahren einer Zone nicht erwünscht ist -und das aus gutem Grund: es handelt sich dabei entweder um Naturschutzgebiete, Lebensraum für Wirbellose, Winterruhezonen, Flachwasserbereiche oder Brut- und Rückzugsraum für viele Vogelarten.

Unterwasserpflanzen und Schilfgras können nur überleben, wenn man sie nicht beschädigt, sonst dringt Wasser in das Wurzelgeflecht ein, was das Absterben der ganzen Pflanze zur Folge hat. Auch der freiwillige Verzicht auf die Sportausübung zur Vogelzugzeit und in Zeiten der Winterrast leistet einen Beitrag zum tierfreundlichen Sport.

Interessanter Aspekt zu Unterwasseranstrichen bei Booten und Schiffen:

Die Verwendung von Bioziden für Unterwasseranstriche zur Schädlingsbekämpfung wurde zumindest in der EU erheblich eingeschränkt. Der vermehrte Bewuchs des Bootsrumpfes begünstigt nun jedoch die Verbreitung von Wasserorganismen aus fremden Lebensräumen. Wenn sich andersartige Wasserorganismen einmal ansiedeln, ist deren Ausrottung oft nicht mehr möglich und heimische Organismen werden verdrängt. Gebietsfremde Arten können durch Konkurrenz, Raubdruck und Übertragung von Krankheitserregern oder Parasiten die biologische Vielfalt bedrohen und die einheimischen Ökosysteme deutlich verändern. Die internationale Schifffahrt ist übrigens der größte Verursacher der Einschleppung gebietsfremder Arten.

Begegnungen in der Luft

Bei luftigen Sportarten teilen sich Sportler*innen den Luftraum mit Vögeln. Bei jenen, die keinen Lärm verursachen und keine abrupten Flugbahnänderungen vollziehen, wie zum Beispiel das Drachenfliege, ist die Auswirkung am geringsten. Ein angemessener Abstand zu Brutplätzen verhindert, dass sich (Greif-)Vögel gestört fühlen. Für Steinadler beispielsweise beträgt der Schutzbereich einen Radius von 500 Meter. Greifvogelarten fliegen während der Brutzeit auch Scheinangriffe und auch echte Attacken auf Segelflieger-, Drachen-, und Gleitschirmflieger*innen. Weitaus mehr gestört fühlen sich Vögel allerdings durch motorisierte Fluggeräte. Bei jeder Art von Flugzeugen kommt durch den Bedarf von Abflug- und Landebahnen noch der erhöhte Bedarf an Infrastruktur hinzu.

Sport im Wald, am Berg und im Schnee

Viele Trendsportarten wie Mountainbiken, Geocoaching, Wandern, Klettern, usw. finden in den heimischen Wäldern und Bergen statt. Auch die Grazer Wälder erfreuen sich großer Beliebtheit bei Spaziergängern und Sportler*innen. Hier gilt es, sich an vorgegebene Routen zu halten und Vorschriften einzuhalten, um Rücksicht auf andere Menschen zu nehmen und den Naturraum zu schonen.

Die größten Konflikte zwischen Mensch und Natur entstehen im Winter. Tiere und Pflanzen befinden sich im Energiesparmodus. Werden Tiere im Winter gestört, verbrauchen sie je nach Temperatur und Schneelage deutlich mehr Energie als sie an Nahrung aufnehmen können. Muss ein Reh flüchten, braucht es bis zu 60-mal mehr Energie als im Ruhezustand, das Auerhuhn bis zu 20-mal so viel. Störungen veranlassen Tiere möglicherweise, geeignete  Überwinterungsgebiete und Futterplätze zu verlassen, was tödlich für Tiere wie Auerhuhn, Birkhuhn, Schneehuhn enden kann. Diese Raufußhühner können im Winter nur in den Stunden unmittelbar vor und nach der Dämmerung ihre Nahrung aufnehmen. Daher sind in dieser Zeit freie Geländeformen besonders zu meiden. Wildtiere wie (Hirsch, Reh, Gams, Steinbock) können von den Futterplätzen in den Bergwald flüchten und dort Verbissschäden besonders an Jungbäumen anrichten. Auf lange Sicht kann das die Schutzfunktion des Bergwaldes beeinträchtigen. Auch freigelegte Pflanzen und Jungbäume können durch Wintersportler*innen beschädigt werden.

Sport in Naturräumen für Wintersportler*innen

Aus den genannten Gründen ist es für Schneeschuhwander*innen, Schitourengeher*innen und Skifahrer*innen im freien Gelände besonders wichtig, sich an die vorgeschlagenen Touren zu halten und nicht der Schneelage gemäß die für sie schönste Route zu wählen. Außerdem sollte man unmittelbar vor und nach der Dämmerung auf die Sportausübung den Wildtieren zuliebe verzichten.

Wintersportgebiete bemühen sich, eine entsprechende Besucherlenkung durch ein geeignetes Streckennetz zu bewerkstelligen. Es liegt an uns, die Vorgaben einzuhalten, um Fauna und Flora zu schützen und auch ein gutes Miteinander mit Waldbesitzern, Jägerschaft, Gemeinde und Co. aufrecht zu erhalten.

Skigebiete

Ob Schifahren, Rodeln oder Snowboarden, extra geplante und präparierte Strecken in Wintersportgebieten haben große Auswirkungen auf den Naturraum. Die Planierung von Pisten zerstört die Pflanzendecke und die ursprünglichen Bodenschichten. Die Bodenverdichtung beeinträchtigt den Wasserabfluss und die Erosionsgefahr erhöht sich. Ein Verlust an Tier- und Pflanzenarten ist eine weitere Folge.

Der Vorteil von Skigebieten gegenüber dem freien Gelände ist es, dass Verhaltensregeln überall angeschlagen sind und die meisten Menschen sich an den dafür vorgesehenen Flächen tummeln. Wildtiere halten sich abseits der Pisten auf.

Ökologisch sensible Gebiete

Ob Sport in der Nähe von Korallenriffen, auf hohen Bergen oder am Gletscher – in sensiblen Naturräumen muss man sich seiner Verantwortung als Sportler*in bewusst sein, keine Spuren zu hinterlassen oder Natur zu zerstören. Geplante und bestehende Projekte in derartigen Zonen für die Sportausübung sind dabei kritisch zu hinterfragen.

Allgemeine Überlegungen zu Sport in Naturräumen

Bevor man irgendwohin fährt, sollte man sich über die Gegebenheiten im Gebiet erkundigen, in denen man den Sport ausüben möchte. Die Entfernung zur Sportstätte spielt eine Rolle und damit auch die umweltverträgliche Anreise. Hinzu kommt die Auswahl umweltfreundlicher Unterkünfte, der Aufwand an spezieller Sportkleidung, Sportgeräten und Accessoires.

Beim Sport selbst vergiss bitte nicht, dass DU Gast in Wald und Wasser, am Berg  und in der Luft bist und achte diese Lebensräume, indem du spezifische Hinweise zum Schutz von Flora und Fauna beachtest und auch keinen Müll zurücklässt.

Von den Naturfreunden gibt es eine Broschüre zu den Trendsportarten wie Mountainbiken, Geocoaching, Slacklines, Schifahren und Co.:

Fair zur Natur – Broschüre

Fotos (wenn nicht anders beschriftet) © b_hudin_nachhaltig_in_graz

Quellen:

Natursport.info (Deutsche Sporthochschule Köln)
https://www.bmuv.de/themen/nachhaltigkeit-digitalisierung/tourismus/nachhaltiger-sport
https://umwelt.naturfreunde.at/service/publikationen-aus-dem-umweltbereich/infofolder-broschueren/broschuere-fair-zur-natur/

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