Für alle, die mehr darüber wissen wollen, was Populismus ist und wie populistische Manipulation funktioniert, dürfen wir hier den tollen 2024er-Adventkalender vom Instagram-Kanal der @psychologists4future zusammenfassen. Mehr Infos findest du unter: psy4f.org/populismus
Populismus ist eine politische Strategie, die sich auf das Volk als Gegenpol zu einer verhassten Elite stützt.
„Der Populismus sucht sich die Themen, über die eine Gesellschaft streitet, überhöht den Konflikt, fetischisiert ihn und macht ihn damit lösungsunfähig. Der Populismus braucht die Krise, braucht die Unlösbarkeit von Problemen, damit er sagen kann: Die da oben kriegen’s doch gar nicht hin. Das Land geht zugrunde.“ – Robert Habeck
1 Was ist Populismus?
Populist*innen behaupten, sie allein vertreten das Volk. Ihre einfachen Lösungen fühlen sich gut an, auch wenn sie völlig unrealistisch sind. Fakten werden verdreht oder ignoriert, eigentlich sind sie im Populismus ziemlich egal. Wichtiger sind Emotionen, denn sie bringen Menschen dazu, irrational zu handeln. Die Lieblingsgefühle von Populist*innen sind Angst, Wut und Hass. Wenn wir so richtig ängstlich oder wütend sind, denken wir nämlich nicht mehr klar, sondern greifen nach dem nächsten Strohhalm, der uns einen Ausweg bietet. Da sind uns Fakten und Logik erstmal egal, was auch immer gut klingt, wird gern gehört.
Um dich vor populistischen Manipulations-Tricks zu schützen, solltest du immer hinterfragen: Was siehst und hörst du – vor allem im Wahlkampf? Überlege, warum Politiker*innen etwas sagen und nutze unabhängige Quellen, um dich zu informieren.
2 Wir gegen die Anderen
Menschen ordnen ihre soziale Welt gerne in Gruppen ein. Populist*innen nutzen das aus. Sie schaffen Feindbilder und Sündenböcke. Sie brauchen Gegner, um Menschen hinter sich zu vereinen. Ein typisches Beispiel für „Wir gegen die Anderen“ ist die Hetze gegen Migrant*innen. Hier werden regelmäßig Zahlen verfälscht, Fakten verdreht und Dinge unterstellt, die nicht zutreffen. Genauso, wie wir als Gesellschaft nicht alle gleich sind, so ist auch die Gruppe der Migrant*innen sehr verschieden. Populist*innen tun aber gerne so, als wären „die alle“ gegen „uns Deutsche“.
Achte darauf, ob Politiker*innen pauschal von Gruppen sprechen und diese schlecht machen. Wann immer eine bestimmte Gruppe als Bedrohung dargestellt wird, solltest du kritisch hinterfragen: Ist das wirklich so? Gibt es dafür Beweise? Würde ich diese Gruppen selber auch so einteilen?
3 Schwarz-Weiß-Denken
Wusstest du, dass Menschen komplexe Probleme gerne vereinfachen? Sie können überfordern und unangenehm sein. Populist*innen reduzieren sie auf zwei Extreme. Dabei übertreiben sie und verdrehen Fakten, um ihr Extrem als die einzig richtige Lösung darzustellen.
Ein Beispiel für Schwarz-Weiß-Denken in der Politik ist „Klimaschutz gegen Wirtschaft“. Die populistische Darstellung, eine starke Wirtschaft sei mit konsequentem Klimaschutz unmöglich, schließt die unzähligen Möglichkeiten aus, wie beides Hand-in-Hand gehen kann. Die Themen werden gegen einander ausgespielt und die Wählenden glauben, sie müssten sich für eines von beiden entscheiden.
Damit du nicht selber in die Schwarz-Weiß-Falle tappst, frage dich: Gibt es auch einen dritten Weg? Oder sogar weitere? Welche seriösen Quellen bieten Lösungen an, die beide Seiten berücksichtigen?
4 Eskalation statt Dialog
Wusstest du, dass Populist*innen Konflikte absichtlich verschärften? Das machen sie, um Ängste zu schüren und Feindbilder zu schaffen. Die Debatte wird bewusst zur Eskalation gebracht. Probleme bleiben ungelöst und die Menschen verunsichert und frustriert. Diese Gefühle nutzen Populist*innen dann mit weiteren Strategien gezielt für ihre Zwecke.
5 Ablenkung
Wusstest du, dass Populist*innen gerne plötzlich das Thema wechseln? Sie geben vor, sich für etwas anderes stark zu machen und unterbrechen damit sinnvolle Diskussionen. Konstruktive Lösungen werden damit verhindert. Das Gleiche machen sie übrigens auch, wenn sie kritisiert werden oder Fehler machen. Sie lenken die Aufmerksamkeit stattdessen schnell auf etwas anderes.
Ein Beispiel: Die Debatte über Clan-Kriminalität. Clan-Kriminalität wurde politisch immer wieder angeheizt, obwohl sie in Deutschland eine recht geringe Rolle spielt. Steuerhinterziehung, Korruption und Umweltverbrechen kosten die Bevölkerung viel mehr und richten größeren Schaden an. Darüber wollen Populist*innen aber ungern sprechen. Mit Clan-Kriminalität lassen sich zudem Ängste und Feindbilder schüren.
Lass dich nicht ablenken! Welche Sorgen spielen in deinem persönlichen Alltag eine Rolle? Frag dich, wer dafür glaubhafte Lösungen anbietet und welche Probleme gerade wirklich wichtig sind.
6 Wiederholung
Wusstest du, dass Populist*innen gerne immer in dasselbe Horn blasen? Sie wollen damit erreichen, dass ihre Parolen nicht mehr hinterfragt, sondern zur Gewohnheit und Normalität werden. Zum Beispiel: „Wachstum, Wachstum, Wachstum!“
Eine bereits überholte Idee wird nicht besser, wenn man sie ständig wiederholt. Diese Art der Kommunikation zielt auch gar nicht auf die Sachebene. Populist*innen drücken andere Knöpfe. Vor allem geht es darum, Gefühle zu reaktivieren von vermeintlicher Sicherheit und Sorglosigkeit.
Mach dir ein eigenes Bild! Eins, das aus mehreren Perspektiven besteht und neue Lösungen ermöglicht. Denn die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind historisch, sozial und technologisch neu.
7 Polarisierung
Wusstest Du, dass Populist*innen gerne mit dem Finger auf andere zeigen? Sie wollen Unterschiede herstellen, wo eigentlich Gemeinsamkeiten bestehen. Damit erzeugen sie innerhalb ihrer Wählerschaft ein falsches Wir-Gefühl und verstärken Abgrenzung gegenüber Anderen und Spaltung.
Populist*innen profitieren davon, wenn Menschen weniger solidarisch sind und aus Angst um ihre eigene Gruppe handeln. Beispiele dafür sind die ständige Betonung von emotional besetzten Themen wie Migration und die Beschreibung einer Spaltung, die real gar nicht existiert.
Tatsächlich können wir die aktuellen gesellschaftlichen Probleme am besten gemeinsam lösen. Mach Dir bewusst, was Dich mit anderen Menschen verbindet und wo gemeinsame Wege möglich sind.
Sprich über die Themen, die Dir wichtig sind und hole Dir Unterstützung.
8 Selbstreflexion
Woher kommt deine Politische Haltung? Viele Menschen übernehmen zunächst mal die politische Haltung ihrer Eltern – oder stellen sich aus Protest genau dagegen. Oft wird auch die Meinung von nahestehenden Personen übernommen, weil diese viel über Politik reden und sich auszukennen scheinen. In den letzten Jahren hat sich die politische Landschaft stark verändert. Es sind neue Parteien aufgekommen, die großen haben an Zustimmung eingebüßt.
Wie hat sich deine eigene Haltung im Laufe der Zeit verändert, und warum? Gab es Ereignisse oder Personen, die besonderen Einfluss darauf hatten?
9 Heilsversprechen
Wusstest Du, dass Versprechungen uns beruhigen und ein gutes Gefühl geben? Diesen Effekt nutzt der Populismus aus.
Populist*innen versprechen uns das Blaue von Himmel – ohne jede Substanz! Bleib kritisch! Achte auf konkrete Pläne statt auf Parolen. Wie möchte eine Partei ein Ziel erreichen?
10 Kontrollverlust
Kontrolle zu haben ist ein menschliches Grundbedürfnis. Wir wollen die Dinge um uns herum beeinflussen können. Wenn jemand von Kontrollverlust spricht, schrillen in unseren Gehirn die Alarmglocken! Schlagworte wie “unkontrollierbare Migration” oder “Kontrollverlust bei der Energiewende” werden genutzt, um uns zu verunsichern. Aus Angst suchen wir nach schnellen Lösungen, ohne sie zu hinterfragen.
Werde Dir bewusst, wenn Angst Deine Wahrnehmung beeinflusst. Informiere Dich, ob es wirklich einen “Kontrollverlust” gibt. Welche Quellen oder Zahlen werden für die Behauptung genutzt?
11 Nutzung von Symbolen
Wusstest du, dass Populist*innen viel lieber inszenieren, als argumentieren. Sie nutzen dabei die Tatsache, dass wir uns nicht alle Details einer langen Rede merken können. Wie viel einprägsamer ist da ein Bild oder Symbol?
Für Inszenierungen mit Symbolen gibt es unzählige Beispiele von Veranstaltungen und Fernsehübertragungen. So lassen sich Politiker*innen gern in Tracht auf Volksfesten ablichten oder platzieren im Hintergrund eine Deutschlandflagge, wenn sie eine Rede halten. Auch Farben und Accessoires haben oft einen symbolischen Charakter.
Achte darauf, wie eine Szene gestaltet ist und welche Hintergründe und Farben gewählt werden. Suche nach Symbolen, die genutzt werden, um Menschen emotional zu manipulieren. Sind Flaggen, Wappen, Trachten etc. zu sehen? Soll da ein emotionaler Bezug hergestellt werden, der vom Thema ablenkt? Gibt es überhaupt inhaltliche Botschaften?
Funfact: Die Manipulation durch Symbole funktioniert sogar, oder vielleicht noch besser, wenn das Publikum alkoholisiert ist.
12 Emotionen statt Fakten
Populist*innen sprechen gezielt unsere Ängste an. Sie füttern Sorgen und Wut, um sich als Rettung darzustellen. Dabei fällt oft kaum auf, dass ihre Lösungen unsere Sorgen und Ängste gar nicht lindern würden, sondern sie oft noch verstärken.
Ein Beispiel für die emotionale Sprache von Populist*innen sind Parolen wie “Ich lasse mir mein Schnitzel nicht verbieten!” Damit füttern sie unsere allgemeine Angst, jemand Fremdes würde Kontrolle über unsere Gewohnheiten ergreifen, was uns gleichzeitig wütend macht.
Lass Dich nicht manipulieren! Frage Dich immer wieder: Warum macht mir das Angst? Wieso werde ich wütend? Worauf beruhen diese Behauptungen, und was genau wird als Lösung angeboten?
13 Anti-Elite-Rhetorik
Wusstest du, dass populistische Parteien sich selbst gerne als Außenseiter darstellen? Das tun sie, um sich vor „den kleinen Leuten“ glaubhafter zu machen. Parolen gegen „die da oben“ vergrößern den emotionalen Abstand zwischen der Regierung und der Bevölkerung, die Menschen fühlen sich missachtet und abgehängt.
Donald Trump hat es geschafft, vielen Menschen weiszumachen, er handele im Interesse der „Arbeiterklasse“. Dabei ist er selbst Millionenerbe und Großunternehmer. Ohne persönlichen Bezug zur arbeitenden Bevölkerung nutzt er Fototermine in Fabrikhallen und geschickte Inszenierungen, um sich als „Mann des Volkes“ darzustellen. Seine politischen Pläne spiegelt das nicht wider.
Die meisten Politiker*innen haben studiert und verdienen viel Geld. Damit entsprechen sie nicht der Norm. Das gilt auch für populistische Parteien. Anstatt zu schauen, ob Politiker*innen deinen Lebenslauf teilen, schaue lieber genau hin: Tritt diese Partei für meine Interessen ein? Für die meiner Familie? Wird nur gegen „die Anderen“ gehetzt oder auch langfristige Lösungen angeboten?
14 Persönlicher Angriff
Populist*innen können bei sachlichen Diskussionen nicht gewinnen, daher setzen sie auf persönliche Angriffe. Manchmal hat man den Eindruck, dass sie selbst nicht verstehen, wovon sie reden, aber sie wollen vor allem eines: Dass Du es nicht verstehst. Es ist doch viel einfacher, sich eine Person als Ursache eines Problems vorzustellen, als einen komplizierten Sachverhalt zu analysieren. Und eine Person lässt sich auch leichter mit Mist bewerfen.
“… schlecht, schlechter, der schlechteste …”
Der persönliche Angriff ist Ausdruck politischer Unkultur. Allein die Form entspricht nicht einer fairen demokratischen Auseinandersetzung. Diese Strategie ist besonders perfide, weil sie andere Strategien beinhaltet und auf diese Weise viele irreführende Gedanken und Gefühle aktiviert, z. B. durch Vereinfachung und Polarisierung.
Menschen werden unfair abgewertet, weil überzeugende Argumente fehlen. Persönliche Angriffe sind politische Unkultur.
Finde heraus, worum es wirklich geht, wenn wieder einzelne Personen beschimpft werden. Lasse diese Form des Diskurses nicht zu, wenn du sie wahrnimmst und die Möglichkeit hast, zu unterbrechen.
15 Selbstreflexion
Welche Quellen nutzt Du heutzutage, um Dir Deine politische Meinung zu bilden? Und wie hat sich das verändert?
Viele Menschen ziehen heute Ihre Informationen aus Social-Media-Inhalten, die ihnen von den Algorithmen der verschiedenen Plattformen zugespielt werden. Werden diese Inhalte nicht hinterfragt und durch neutrale Quellen überprüft, haben Fehlinformationen und Stimmungsmache leichtes Spiel.
Nutzt Du verschiedene Medien, um ein detailliertes Bild zu bekommen? Reportagen, Hintergrundberichte und politische Debatten im Fernsehen, Radio oder Streaming-Dienste ergänzen SocialMedia-Eindrücke und schützen Dich vor einseitiger Manipulation.
Mit wem redest Du über Politik? Redest Du überhaupt darüber? In vielen Familien und Freundeskreisen wird ungern oder gar nicht über Politik gesprochen, um Konflikte zu vermeiden. Eine lebendige Debattenkultur schärft unsere politischen Sinne, fördert gegenseitiges Verständnis und schützt vor Passivität.
16 Gezielte Empörung
Wusstest du, dass Populist*innen immer wieder gezielt provozieren und Empörung hervorrufen?
Damit bedienen sie sich der Geschäftsmodelle einiger Printmedien und der Algorithmen digitaler Plattformen und erzielen eine hohe Reichweite für ihre Botschaften. Mit dem sogenannten „Rage baiting“ lassen sich gezielt Empörungswellen und „Shitstorms“ erzeugen.
Während in den Printmedien die Aufmerksamkeit über Schlagzeilen manipuliert wird, sind es auf Social Media die Reflexe der User, die sich aus negativen Emotionen ergeben. Oft werden dabei Bilder genutzt oder auch schlicht „Fake News“. Für Populist*innen ist Aufregung dienlicher als Wahrheit.
Sei besonders vorsichtig bei digitalen Inhalten, die sich schnell verbreiten. Oft basieren diese nicht auf Fakten und seriöser journalistischer Arbeit, sie sind sogar teils KI-generiert. Hier ist Durchatmen und eigene Recherche eine gesunde Reaktion.
17 Entmenschlichung
Wusstest du, dass Populist*innen gezielte Sprache einsetzen, um bestimmte Gruppen zu entmenschlichen? Dadurch soll unser Mitgefühl für diese Menschen herabgesetzt werden, damit wir Ungerechtigkeiten und Gewalt ihnen gegenüber akzeptieren.
„Ungeziefer“, „Zecken“ oder „Parasiten“. Klassische Beispiele für Entmenschlichung sind abwertende Tierbegriffe, die gegenüber Migrant*innen, religiösen Gruppen oder sozialen Randgruppen verwendet werden. Sie sind meist mit Ekel und Abscheu verbunden und verhindern, dass wir uns die menschlichen Schicksale der betroffenen Gruppen bewusst machen.
Achte darauf, wer entmenschlichende Sprache einsetzt, und gegen wen. Frage dich, was damit bezweckt werden soll. Wenn du entmenschlichende Sprache in deinem Umfeld bemerkst, kannst du sie kenntlich machen und darum bitten, dass auf respektvolle Weise über Menschen gesprochen wird. Grundgesetz Artikel 1, § 1: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
Anmerkung der NiG-Redaktion:
Falls du keine wichtigen Beiträge oder Termine von uns verpassen willst, abonnier doch bitte gerne unseren Newsletter! Er kommt unregelmäßig und nicht zu häufig – versprochen! Oder schau regelmäßig in unseren Veranstaltungskalender.
Wenn dir gefällt, was wir auf dieser Plattform tun, nämlich bereits seit 2017 über Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz zu informieren, dann unterstütz uns doch bitte auch finanziell, um unsere Website in dieser Qualität und Fülle weiterführen zu können – uns hilft jeder Beitrag! Deine Spende ist von der Steuer absetzbar, wenn du uns deinen vollen Namen (laut Meldezettel) und dein Geburtsdatum bekannt gibst.
Verein „Nachhaltig in Graz“
BIC: STSPAT2GXXX
IBAN: AT20 2081 5000 4200 1552
Verwendungszweck: Spende/Sponsoring (Mehr zum Sponsoring hier)
Du kannst dir auch gerne unsere kostenlose App aufs Handy laden, damit kannst du Informationen, Veranstaltungen und vieles mehr entdecken: App Nachhaltig in Graz