Wenn der Himmel seine Schleusen öffnet
Ein Cloudburst (auf Deutsch oft als „Wolkenbruch“ bezeichnet) ist ein plötzlich auftretender, extrem heftiger Starkregen, der innerhalb kürzester Zeit große Mengen Wasser auf eine kleine Fläche niedergehen lässt. Solche Ereignisse treten meist lokal und überraschend auf – sie können jede Infrastruktur herausfordern und führen häufig zu Sturzfluten, Bodenerosion sowie gefährlichen Überschwemmungen, vor allem in städtischen Gebieten oder an Berghängen.
Am 5. August 2025 führte ein massiver Cloudburst in der Himalaya-Region Uttarkashis (Uttarakhand, Indien) zu verheerenden Sturzfluten. Besonders betroffen war das Dorf Dharali nahe Gangotri, das von Wassermassen, Schlamm und Geröll größtenteils zerstört wurde. Mindestens fünf Menschen kamen ums Leben, Dutzende werden weiterhin vermisst, darunter mehrere Soldaten. Über 50 Häuser und zahlreiche Hotels wurden laut ersten Berichten weggespült oder überflutet.
Was passiert bei einem Cloudburst?
Im meteorologischen Sinne handelt es sich um kurze, extrem intensive Niederschläge, oft mit einer Rate von mehr als 100 mm pro Stunde. Meist entstehen sie bei starken Gewittern, wenn feuchte, warme Luftmassen weit in die Atmosphäre aufsteigen und sich in hoch reichenden sogenannten Cumulonimbuswolken (Gewitterwolken) ansammeln. Wird der Auftrieb in der Wolke schwächer, entlädt sich das gesammelte Wasser praktisch schlagartig. Die Folge: sintflutartige Regenfälle, häufig begleitet von Hagel und Blitzschlag.

Cloudbursts sind vor allem in Gebirgsregionen verbreitet, wo bodennahe feuchte Luft durch orografische Hebung (das Aufsteigen an Berghängen) noch weiter kondensiert wird. Doch auch Städte können betroffen sein: Bereits 2011 wurde Kopenhagen von einem Cloudburst getroffen, der großflächige Überschwemmungen verursachte.
„Hat es doch immer schon gegeben“ vs „Nehmen Cloudbursts im Klimawandel zu?“
Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen und Meteorexperten sind sich einig: Die Häufigkeit und Intensität solcher Extremniederschläge nimmt mit dem Klimawandel weltweit zu. Wichtige Hintergründe dafür:
- Erwärmung der Atmosphäre: Eine wärmere Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Bei entsprechenden Bedingungen gibt sie diese zusätzliche Feuchtigkeit konzentriert wieder ab – eben als Starkregen oder Cloudburst.
- Verschiebung von Wetterlagen: Klimamodelle zeigen, dass nicht nur Häufigkeit, sondern auch die „Extremheit“ der Starkregenereignisse steigen wird, während leichtere Niederschläge kaum zunehmen.
- Empirische Belege: Eine aktuelle Studie aus Dänemark belegt, dass sich das Risiko eines Cloudbursts in Kopenhagen durch den menschengemachten Temperaturanstieg innerhalb eines Jahrhunderts verdoppelt hat und bei weiterem Temperaturanstieg weiter ansteigt.
Auch in den Alpenregionen werden – getrieben durch steigende Mitteltemperaturen und veränderte Wetterdynamiken – solche Extremereignisse wahrscheinlicher. Besondere Gefahr geht hierbei nicht nur von den Wassermassen selbst, sondern auch von Überlastungen der städtischen Kanalisation, Erdrutschen und neuen Mustern spontaner Überschwemmungen aus.
Cloudburst und nachhaltige Stadtentwicklung
Für unsere Städte und Dörfer heißt das vor allem:
- Siedlungs- und Bauplanung müssen die Risiken lokal extremer Starkregenfälle einbeziehen.
- „Schwammstadt“-Konzepte, Begrünung, Entsiegelung sowie naturnahe Wasserableitung können helfen, Schäden zu minimieren.
- Bewusstseinsbildung und Warnsysteme sind entscheidend für die Resilienz im städtischen Raum.
Cloudbursts und Wettervorhersagen
Cloudbursts lassen sich derzeit nur sehr eingeschränkt vorhersagen, da sie extrem lokal, plötzlich und mit kleinräumigen Wetterphänomenen einhergehen. Wettermodelle und klassische Prognosen zeigen zwar allgemeine Bedingungen wie Gewitterneigung und erhöhte Luftfeuchte an, doch präzise Ort und Zeitpunkt eines Cloudbursts sind bisher kaum mit Vorlaufzeit bestimmbar.
Meteorologinnen und Meteorologen können auf „Starkregenpotenzial“ oder „Unwettergefahr durch lokale Gewitter“ hinweisen, aber exakte Cloudburst-Warnungen sind aufgrund der sehr kleinen räumlichen und zeitlichen Skalen fast unmöglich. Fortschritte gibt es bei der Überwachung mithilfe von Radardaten und immer genaueren lokalen Modellen, doch zuverlässige und kurzfristige Vorhersagen speziell für Cloudbursts bleiben eine Herausforderung.
Fazit
Cloudbursts sind ein faszinierendes, aber potenziell sehr gefährliches Naturphänomen. Die Klimakrise sorgt dafür, dass wir uns in Zukunft häufiger und intensiver auf solche Wetterextreme einstellen müssen. Prävention, Anpassung und eine nachhaltige, wassersensible Stadtplanung gewinnen deshalb weiter an Bedeutung. Warnungen sind ernst zu nehmen und der Katastrophenschutz ist auszubauen.
Quellen:
- https://de.wikipedia.org/wiki/Wolkenbruch
- https://en.wikipedia.org/wiki/Cloudburst
- https://www.britannica.com/science/cloudburst
- 06.08.2025: https://timesofindia.indiatimes.com/india/climate-change-or-himalayan-curse-what-led-to-uttarakahand-cloudbursts-explaining-the-weather-event/articleshow/123124187.cms
- 06.08.2025: https://visionias.in/blog/current-affairs/cloudburst-in-uttarakhand-understanding-its-causes-and-consequences
- 15.09.2022: https://science.ku.dk/english/press/news/2022/global-warming-doubled-the-risk-for-copenhagens-historic-2011-cloudburst/
- 25.07.2023: https://phys.org/news/2023-07-cloudbursts-climate-frequent.html
- 15.07.2022: https://carbonimpacts.info/article/blame-global-warming-for-increased-risk-of-cloudbursts-in-india
- 11.06.2022: https://d-nb.info/1257880519/34
- https://climate.ec.europa.eu/climate-change/consequences-climate-change_en
- 13.11.2023: https://rmets.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/joc.8291
- 01.12.2018: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1873965218300082
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