Die Brennnessel

Wildes Superfood, Heilpflanze, Proteinquelle & Gartenhelfer

Kaum eine heimische Pflanze ist so unterschätzt und vielseitig wie die Brennnessel (Urtica dioica). Oft als lästiges Unkraut verkannt, steckt sie voller Nährstoffe, Heilkräfte und kulinarischer Möglichkeiten – und kann gerade in Krisenzeiten zur essenziellen Ressource werden. Wir haben uns daher ausgetobt und einen umfassenden Blogartikel über die Königin der Wildpflanzen verfasst.

Was macht die Brennnessel zum Superfood?

Die Brennnessel ist ein echtes Nährstoffpaket. Sie enthält in ihren Blättern pro 100 g etwa 7 g Eiweiß, 713 mg Calcium, 475 mg Kalium und 333 mg Vitamin C – das ist siebenmal mehr Vitamin C als in Orangen und sechsmal mehr Calcium als in Kuhmilch. Dazu kommen Eisen, Magnesium, Beta-Carotin, Vitamin E, B-Vitamine und viele weitere Mikronährstoffe. Diese Nährstoffdichte macht sie zu einem der wertvollsten Wildgemüse überhaupt.

Die Samen der Brennnessel toppen das sogar noch: Sie bestehen zu rund 30 % aus Protein und enthalten wertvolle Fettsäuren wie Linolsäure (Omega-6), Vitamin E, Mineralstoffe (z.B. Eisen, Magnesium, Zink) und sekundäre Pflanzenstoffe. Damit sind sie eine der proteinreichsten pflanzlichen Quellen, die in Mitteleuropa wild wachsen.

Blätter vs. Samen: Unterschiede bei den Inhaltsstoffen

BestandteilBrennnesselblätterBrennnesselsamen
Proteinca. 7 g/100 gca. 30 g/100 g
Fettsehr geringca. 30 % (v.a. Linolsäure)
VitamineA, C, E, B1, B5, B3E, A, C, B-Vitamine, K
MineralstoffeCalcium, Eisen, KaliumEisen, Magnesium, Zink
Sekundäre PflanzenstoffeFlavonoide, CarotinoideCarotinoide, Phytohormone

Die Blätter sind besonders reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien, während die Samen vor allem durch ihren hohen Gehalt an Protein, gesunden Fetten und Vitamin E hervorstechen. Beide Teile der Pflanze ergänzen sich somit ideal als Nährstoffquelle.

Brennnessel als Proteinquelle in Krisenzeiten

Historisch gesehen war die Brennnessel in Notzeiten ein wichtiger Bestandteil der Ernährung und trug zum Überleben bei. Die Blätter liefern ähnlich viel Eiweiß wie Bohnen oder Kichererbsen, die Samen sogar ein Vielfaches davon. In Krisenzeiten, wenn tierische Produkte knapp sind, kann die Brennnessel so eine wertvolle pflanzliche Eiweißquelle sein – sowohl für die tägliche Ernährung als auch zur Deckung des Bedarfs an essenziellen Aminosäuren.

Küchenideen: Was kann man mit der Brennnessel machen?

Die Brennnessel ist enorm vielseitig verwendbar:

  • Blätter:
    • Als Spinat-Ersatz, in Suppen, Aufläufen, Quiches, Pestos oder Kräuterbutter
    • Im Smoothie, als Wildkräutersalat oder als Tee
    • Getrocknet als Würzpulver oder für Detox-Kuren
    • Blanchiert, püriert oder als Füllung für Pasta
  • Samen:
    • Frisch oder getrocknet als Topping für Müsli, Joghurt, Salate, Brot, Suppen
    • Geröstet als nussiger Snack oder in Energieriegeln
    • Gemahlen als proteinreiches Pulver für Shakes oder Backwaren
  • Wurzeln:
    • Weniger bekannt, aber in der Naturheilkunde als Tee oder Tinktur verwendet, z.B. für die Haargesundheit
  • Im Garten:
    • Als Mulch, Kompoststarter oder zur Herstellung von Brennnesseljauche als natürlicher Dünger und Pflanzenschutzmittel

Heilkräfte und gesundheitliche Wirkung

Die Brennnessel wirkt:

  • entzündungshemmend und schmerzlindernd (z.B. bei rheumatischen Beschwerden),
  • entwässernd und entgiftend (fördert die Nierentätigkeit und Blutreinigung),
  • immunstärkend durch hohe Antioxidantien- und Vitamin-C-Gehalte,
  • kräftigend, vitalisierend und regenerierend – besonders die Samen werden als Tonikum geschätzt,
  • in der Volksmedizin auch bei Eisenmangel, Frühjahrsmüdigkeit und Erschöpfung;

Brennnessel haltbar machen: So geht’s

Um Brennnesseln haltbar zu machen, ohne ihre wertvollen Nährstoffe zu verlieren, bieten sich vor allem zwei Methoden an: das schonende Trocknen und das Einfrieren. Beide Verfahren erhalten den Großteil der Vitamine, Mineralstoffe und sekundären Pflanzenstoffe, wenn sie richtig angewendet werden.

1. Trocknen – schonend und effektiv – Brennnesselpulver

  • Lufttrocknung: Die Brennnesseln werden nach dem Waschen gebündelt und an einem schattigen, luftigen Ort aufgehängt oder aufgelegt werden. Direkte Sonneneinstrahlung sollte vermieden werden, da UV-Licht hitze- und lichtempfindliche Vitamine wie Vitamin C zerstören kann. Bei Zimmertemperatur dauert das Trocknen etwa zwei Wochen. Die Temperatur sollte 40 °C nicht überschreiten, auch beim Einsatz eines Dörrautomaten.
  • Vorteile: Durch diese Methode bleiben die meisten Mineralstoffe und ein großer Teil der Vitamine erhalten. Getrocknete Brennnesseln sind luftdicht und dunkel gelagert bis zu zwei Jahre haltbar.
  • Pulverisieren: In einem Blender die getrockneten Brennnesseln pulverisieren. Damit wird auch eine platzsparende Aufbewahrung ermöglicht.
  • Verwendung: Getrocknete Blätter eignen sich ideal für Tee, Suppen, als Würzpulver oder für Smoothies.

2. Einfrieren – für maximale Frische

  • Vorbereitung: Die Blätter werden gewaschen, grob gehackt oder kurz blanchiert (wenige Sekunden in kochendem Salzwasser), um die Brennhaare zu neutralisieren. Anschließend werden sie portionsweise eingefroren.
  • Vorteile: Das Einfrieren erhält die meisten hitzeempfindlichen Vitamine (wie Vitamin C) besonders gut. Die Konsistenz verändert sich zwar, aber die Nährstoffe bleiben weitgehend erhalten.
  • Verwendung: Gefrorene Brennnesseln eignen sich vor allem für Suppen, Pestos, Smoothies oder als Spinat-Ersatz.

3. Brennnesselsamen haltbar machen

  • Trocknen: Die Samen werden nach der Ernte auf Papier ausgebreitet und drei bis fünf Tage getrocknet. Anschließend werden sie von den Stielen gelöst und in ein Glas gefüllt. Kühl und dunkel gelagert, sind sie etwa ein Jahr haltbar.
  • Vorteile: Das schonende Trocknen erhält die wertvollen Fettsäuren und das Protein der Samen.

4. Fermentation als Alternative

  • Fermentation: Auch das Fermentieren von Wildkräutern wie Brennnesseln ist möglich. Diese Methode macht Nährstoffe oft sogar besser verfügbar und sorgt für eine milde, bekömmliche Variante. Die Vitamine bleiben dabei weitgehend erhalten, und das Endprodukt ist mehrere Monate haltbar.

Tipps für maximalen Nährstofferhalt

  • Immer schonend, im Schatten und bei niedrigen Temperaturen trocknen.
  • Möglichst schnell nach der Ernte verarbeiten, um den Vitaminverlust zu minimieren.
  • Getrocknete Brennnesseln und Samen stets luftdicht, kühl und dunkel (Keller und/oder dunkle Gläser) lagern.

Sammeln und Verarbeiten: Tipps

  • Junge, zarte Blätter im Frühling oder Frühsommer ernten, am besten vor der Blüte.
  • Bevorzugt die oberen Triebspitzen und nur gesund aussehende Pflanzenteile nehmen.
  • Keine Treibe sammeln, wenn sich Insekten darauf befinden – lassen wir ihnen den Lebensraum.
  • Niemals ein Brennnesselfeld komplett abernten!
  • Samen ab Ende Juli bis in den Herbst sammeln – bevorzugt die nährstoffreichen weiblichen Samen. Wie kann man sie unterscheiden? Die weiblichen Samenstränge sind zunächst grün, werden dann bräunlich, sie sind ergiebiger und wölben sich nach unten, die männlichen Brennnesseln sind eher weiß und bilden waagrechte Samenstränge aus. Die weiblichen Samen sind ergiebiger, schmackhafter und nährstoffreicher, die männlichen Pflanzteile sind allerdings weder giftig noch ungenießbar.
  • Handschuhe tragen, um Hautreizungen zu vermeiden. Durch Rollen mit dem Nudelholz, Blanchieren oder Trocknen verlieren die Blätter und Samen ihre Brennhaare und sind dann problemlos genießbar.
  • Nur an sauberen Standorten fernab von Straßen oder Hundespazierwegen sammeln.

Was brauchen Brennnesseln zum Wachsen?

Brennnesseln benötigen vor allem einen nährstoffreichen, humosen und leicht feuchten Boden sowie einen halbschattigen bis sonnigen Standort. Mit gezielter Aussaat, Kompostgabe und regelmäßigem Gießen kannst du das Wachstum fördern und für einen reichen Bestand sorgen. Ein Rückschnitt fördert die Bildung junger Triebe und verhindert eine unkontrollierte Ausbreitung. So kannst du aktiv dazu beitragen, dass mehr Brennnesseln wachsen und als wertvolle Ressource im Garten oder der Natur zur Verfügung stehen.

Unsere Brennnesseln am Komposthaufen …

Standort und Boden

  • Nährstoffreicher Boden: Brennnesseln sind sogenannte Stickstoffzeiger und bevorzugen humose, nährstoffreiche und leicht feuchte Böden. Besonders gut wachsen sie in der Nähe von Komposthaufen, wo der Boden reich an organischem Material ist.
  • Feuchtigkeit: Der Boden sollte stets leicht feucht, aber nicht staunass sein. Trockenheit vertragen Brennnesseln schlecht, Staunässe sollte jedoch vermieden werden.
  • Lichtverhältnisse: Ein halbschattiger bis sonniger Standort ist ideal. Volle Sonne ist möglich, aber Halbschatten wird bevorzugt, da die Pflanzen dort weniger schnell austrocknen.

Aussaat und Vermehrung

  • Aussaat: Die Samen können direkt ab März bis Mai ins Freiland gesät werden. Als Lichtkeimer dürfen sie nur leicht angedrückt, aber nicht mit Erde bedeckt werden. Auch eine Aussaat im Spätherbst ist möglich, allerdings besteht dann die Gefahr, dass Vögel die Samen fressen.
  • Pflanzabstand: Ein Abstand von etwa 25 cm zwischen den Pflanzen ist ideal, damit sie sich gut entwickeln können.
  • Vermehrung: Neben der Aussaat ist auch die vegetative Vermehrung über Wurzelausläufer sehr effektiv. Bestehende Pflanzen können geteilt und an anderer Stelle eingepflanzt werden.

Pflege und Düngung

  • Kompost oder Dünger: Vor der Pflanzung sollte der Boden mit Kompost oder einem stickstoffbetonten Dünger angereichert werden, um die Nährstoffversorgung sicherzustellen.
  • Regelmäßiges Gießen: Besonders in Trockenperioden solltest du die Pflanzen regelmäßig gießen, damit der Boden nicht austrocknet.
  • Rückschnitt: Ein Rückschnitt bis auf den Boden im Sommer fördert die Bildung neuer, zarter Triebe und verlängert die Ernteperiode.
  • Unkrautfrei halten: Gerade in der Anfangsphase hilft regelmäßiges Hacken, Konkurrenz durch andere Pflanzen zu vermeiden.

Weitere Tipps

  • Mischkultur: Brennnesseln eignen sich gut als Partner in Mischkulturen, zum Beispiel mit Tomaten oder Gurken, da sie Nützlinge anlocken und den Boden mit Stickstoff anreichern.
  • Ausbreitung beachten: Brennnesseln breiten sich schnell über Samen und Wurzelausläufer aus. Wer die Ausbreitung kontrollieren möchte, sollte die Pflanzen regelmäßig schneiden und die Rhizome im Zaum halten.

Weitere interessante Beiträge auf unserer Seite:

Quellen:

  • https://www.plantura.garden/kraeuter/brennnessel/brennnessel-verwendung
  • https://www.aok.de/pk/magazin/ernaehrung/gesunde-ernaehrung/brennnessel-welche-wirkung-hat-die-heilpflanze/
  • https://www.plantura.garden/kraeuter/brennnessel/brennnesseln-gesund
  • https://www.plantura.garden/kraeuter/brennnessel/brennnesseln-sammeln-und-trocknen
  • https://www.herz-kreislauf.at/herzblog/xundheits-tipps/tipp/brennnesselsamen-heimisches-superfood-vor-der-der-haust%C3%BCr
  • https://mein-kraeuterkeller.de/brennnesselsamen
  • https://www.zentrum-der-gesundheit.de/ernaehrung/lebensmittel/kraeuter/brennnessel
  • https://utopia.de/ratgeber/brennnessel-trocknen-und-haltbar-machen_683764/
  • https://utopia.de/ratgeber/brennnesselsamen-wirkung-anwendung-und-ernte_176523/
  • https://praxistipps.chip.de/brennnessel-trocknen-so-gehts_113849
  • https://www.oeko-planet.com/magazin/brennnessel
  • https://www.bergwelten.com/a/superfood-vor-der-haustuere-brennnessel-samen
  • https://cookandsoul.de/basics/brennnesseln-trocknen-brennnesseltee-brennnesselpulver/
  • https://utopia.de/ratgeber/brennnessel-rezepte-so-schmeckt-die-pflanze-am-besten_94453/
  • https://www.loewenzahn.at/magazin/die-verwendung-von-brennnesseln-und-was-sie-alles-koennen/
  • https://www.sidroga.at/kraeuterlexikon/brennnessel/
  • https://youtu.be/nS2se-yUpcI
  • https://www.rewe.de/lexikon/brennnessel/
  • https://www.meine-ernte.de/pflanzen-a-z/kraeuter/wildkraeuternutzen/brennnessel/
  • https://www.kraeuter-son.de/post/brennnesselsamen
  • https://www.wurzelwerk.net/gemuesegarten/gemuese-pflanzen/brennnesseljauche/

!! Anmerkungen der Nachhaltig-in-Graz-Redaktion !!

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