Der Wienerwald, ein beliebtes Naherholungsgebiet für Millionen von Wienerinnen und Wienern, verdankt seine Rettung vor der Abholzung einem einzigen mutigen Bürger: Josef Schöffel (1832 bis 1910). Dieses Beispiel verdeutlicht eindrucksvoll, dass auch Einzelpersonen in der Lage sind, Veränderung herbeizuführen und dass es auch schon in der Vergangenheit Aktivisten und Proteste gegen Umweltschäden gab.
Hintergrund des Protests
Vor rund 150 Jahren, konkret im Jahr 1872 gelang es dem Geologen Josef Schöffel nach zweijährigem öffentlichem Kampf, die großflächige Abholzung des Wienerwaldes zu verhindern. Durch eine von ihm organisierte journalistische Kampagne scheiterte der Verkauf eines Viertels des Wienerwalds an einen Holzhändler, der dessen Rodung zur Folge gehabt hätte.
Schöffel erkannte die Einzigartigkeit des Wienerwaldes und die Notwendigkeit, diese Ressource aufgrund ihrer positiven Auswirkungen auf das Wohlbefinden und das Klima zu schützen.
Der im staatlichen Besitz befindliche Wienerwald war ab 1862 der Finanzlandesdirektion zugeordnet. Diese wollte mit Privatisierungen ihr Budget aufbessern. Schöffels Bemühungen, diese Privatisierung zu stoppen, fanden anfangs wenig Unterstützung. Aber er berichtete darüber immer wieder in verschiedenen Zeitungen und deckte Amtsmissbrauch auf. Schöffel wurde sogar vor Gericht geladen, aber aufgrund seiner soliden Recherchen wurden alle Klagen zurückgezogen. Selbst Androhungen, ihn mit Gewalt zum Schweigen zu bringen, hielten ihn von seinem Einsatz nicht ab. Sein Freispruch von allen Anklagen im März 1872 markierte einen Wendepunkt. Die Regierung übertrug die Verfügung über die Staatsforste vom Finanzministerium auf das Ackerbauministerium. Der Wienerwald war gerettet!
Schöffel wurde Mitglied des Reichsrates und 1873, also schon ein Jahr nach dem Prozess bis 1882 Bürgermeister von Mödling.
„Ich wünsche mir nur, dass, wenn der Wienerwald, was nicht unmöglich ist, wieder einmal von Spekulanten bedroht werden sollte, sich zur rechten Zeit ein Mann finde, der denselben mit Erfolg verteidigt.“
Josef Schöffel
Kurzinfo zum Wienerwald
Der Wienerwald erstreckt sich über eine Fläche von 1.056,45 km² und ist heute als UNESCO-Biosphärenpark ausgewiesen. Er ist der größte zusammenhängende Laub-Mischwald Mitteleuropas, am Rande einer Millionenstadt. Eingeteilt ist der Wienerwald in drei Zonen. In der Entwicklungszone werden innovative Nachhaltigkeitskonzepte umgesetzt, in der Pflegezone wird die wertvolle Kulturlandschaft verantwortungsvoll genützt. Die Kernzone (5 %) wird komplett ohne menschliche Eingriffe der Natur überlassen. Diese Zonierung dient dazu, die vielfältigen Aspekte der Nachhaltigkeit im Wienerwald zu berücksichtigen und gleichzeitig Raum für natürliche Entwicklungen zu lassen.
Quellen:
- https://noe.orf.at/stories/3160902/
- https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Josef_Sch%C3%B6ffel
- https://www.meinbezirk.at/purkersdorf/c-lokales/josef-schoeffel-retter-des-wienerwaldes-1832-1910_a1237545
- https://de.wikipedia.org/wiki/Wienerwald
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