Rauchen: Die unterschätzte Umweltbelastung
Am 31. Mai ist Weltnichtrauchertag. Während die gesundheitlichen Folgen des Rauchens bekannt sind, rücken die massiven Auswirkungen auf Umwelt und Klima erst langsam ins öffentliche Bewusstsein. Tabakanbau und Rauchen sind in jeder Phase – vom Feld bis zum Zigarettenstummel – eine enorme Belastung für unseren Planeten. Doch es gibt auch erste positive Entwicklungen.
Von der Pflanze bis zur Kippe: Wie Tabak Umwelt und Klima schädigt

1. Tabakanbau: Raubbau an Boden, Wald und Wasser
- Abholzung und Flächenverbrauch: Für den Tabakanbau werden jährlich rund 200.000 Hektar Wald gerodet – das entspricht etwa der halben Fläche des Burgenlands. Insgesamt gehen weltweit etwa 3,5 Millionen Hektar Land für Tabak verloren. Besonders betroffen sind tropische und subtropische Regionen, wo Tabak oft auf Kosten von Regenwald und Biodiversität angebaut wird.
- Bodenerosion und Auslaugung: Tabak ist eine sehr nährstoffhungrige Pflanze. Sie laugt Böden aus, fördert Erosion und macht Flächen oft für Jahre unbrauchbar für die Nahrungsmittelproduktion.
- Wasserverbrauch und -verschmutzung: Die Produktion von Tabak verschlingt jährlich rund 22 Milliarden Tonnen Wasser. Pro Zigarette werden im Schnitt 3,7 Liter Wasser verbraucht. Pestizide und Düngemittel gelangen in Gewässer und gefährden Trinkwasser und Ökosysteme.
2. Produktion und Konsum: Energie- und Emissionsschleuder
- Klimabelastung: Die Tabakindustrie verursacht jährlich etwa 84 Millionen Tonnen CO₂ – das ist so viel wie der gesamte CO2-Ausstoß von Ländern wie Österreich oder Israel. Besonders energieintensiv ist das Trocknen der Tabakblätter, wofür große Mengen Holz oder Kohle verbrannt werden. Rund die Hälfte der gesamten CO2-Belastung fällt auf die Trocknung.
- Luftverschmutzung: Beim Rauchen gelangen über 7.000 giftige Chemikalien in die Luft – darunter Feinstaub, Schwermetalle und krebserregende Stoffe.
3. Zigarettenstummel: Giftiger Sondermüll in der Natur

- Mikroplastik und Giftstoffe: Weltweit landen jährlich 4,5 bis 5,6 Billionen Zigarettenstummel in der Umwelt. Die Filter bestehen aus Kunststoff (Celluloseacetat) und brauchen 10–15 Jahre, um sich zu zersetzen. Sie geben laufend Nikotin, Schwermetalle und weitere Giftstoffe ab, die Böden, Gewässer und Tiere schädigen – ein einziger Stummel kann bis zu 1000 Liter Wasser vergiften.
- Brandgefahr: Glimmende Kippen lösen immer wieder Wald- und Flächenbrände aus, mit verheerenden Folgen für Mensch und Natur.
Soziale Aspekte: Hunger, Armut, Kinderarbeit
Tabakanbau findet überwiegend in Ländern des Globalen Südens statt. Dort verdrängt er Nahrungsmittelanbau, verschärft Hunger und Armut und ist oft mit Kinderarbeit verbunden. Viele Bäuerinnen und Bauern sowie ihre Kinder erkranken an der sogenannten „Grünen Tabakkrankheit“, einer Nikotinvergiftung durch Hautkontakt mit den Blättern.
Positive Entwicklungen und Lösungen
1. Nachhaltigere Anbaumethoden und Diversifizierung
- Öko- und Fairtrade-Initiativen: Einige Programme setzen auf nachhaltigen Tabakanbau, der auf Pestizide verzichtet, Bodenschutz betreibt und soziale Standards einhält. Siegel wie Fairtrade fördern bessere Arbeitsbedingungen und Umweltstandards.
- Diversifizierung: Die Umstellung von Tabak auf andere, nachhaltigere Kulturen wird zunehmend gefördert. Das verbessert die Ernährungssicherheit und schützt die Umwelt.
2. Politische Maßnahmen und Regulierung
- Filterverbot und Herstellerverantwortung: Die WHO fordert, Zigarettenfilter als Einwegplastik zu behandeln und ein Verbot zu prüfen. In einigen Ländern und Städten müssen Tabakfirmen bereits für die Entsorgungskosten aufkommen (z.B. Frankreich, Spanien, San Francisco).
- Nationale Strategien: Auch in Österreich und der EU werden Tabak- und Nikotinstrategien entwickelt, die Umweltaspekte stärker berücksichtigen.
3. Aufklärung und Anti-Littering-Initiativen
- Bewusstseinsbildung: Kampagnen und Clean-Up-Aktionen machen auf das Müllproblem aufmerksam und fördern die richtige Entsorgung von Kippen.
- Innovative Produkte: Einige Unternehmen investieren in wiederaufforstende Maßnahmen oder entwickeln umweltfreundlichere Alternativen, etwa biologisch abbaubare Filter – wobei diese Lösungen noch in den Kinderschuhen stecken.
Beispiele:
Unfairtobacco ist eine seit 2004 aktive Initiative des Berliner Vereins Blue 21 e.V., die sich für eine tabakfreie Welt und gegen die negativen sozialen, ökologischen und gesundheitlichen Auswirkungen der Tabakindustrie engagiert. Die Initiative beleuchtet insbesondere, wie Tabakanbau, -verarbeitung und -konsum Menschenrechte verletzen, Umwelt zerstören und nachhaltige Entwicklung behindern. Auf der Website finden sich viele Informationen.
VIVID – Fachstelle für Suchtprävention ist die zentrale Anlaufstelle für Suchtvorbeugung in der Steiermark. Die Initiative setzt sich umfassend für die Prävention von Suchtverhalten ein und bietet vielfältige Angebote, die sich an unterschiedliche Zielgruppen richten – von Kindern und Jugendlichen über Eltern und Pädagog:innen bis hin zu Multiplikator:innen und Fachkräften
Fazit: Jeder Rauchstopp ist Klimaschutz
Rauchen ist nicht nur ein Gesundheits-, sondern auch ein massives Umwelt- und Klimaproblem. Die gute Nachricht: Jeder Rauchstopp, jede Zigarette weniger und jeder richtig entsorgte Zigarettenstummel zählt. Gleichzeitig braucht es politische Maßnahmen, nachhaltige Alternativen für Tabakbauern und mehr Bewusstsein für die ökologischen Folgen des Tabakkonsums. So kann der Weltnichtrauchertag auch ein Tag für den Umwelt- und Klimaschutz sein – in Graz und weltweit.
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Quellen:
- https://www.tagesschau.de/wissen/klima/who-tabak-rauchen-umweltverschmutzung-klima-101.html
- https://www.fachstelle.at/tabakundumwelt/
- https://www.feelok.de/de_DE/alte_versionen/natur_umwelt_und_gesellschaft/natur/der_tabakanbau_gefaehrdet_den_tropenwald.cfm
- https://www.feel-ok.at/de_AT/jugendliche/themen/tabak/interessante_themen/natur_umwelt_und_gesellschaft/natur/vielschichtige_schaeden.cfm
- https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/psyche/sucht/rauchen-umwelt-1058300
- https://www.spektrum.de/news/rauchen-traegt-massiv-zum-klimawandel-bei-und-vergiftet-mensch-und-tier/1688004
- https://www.tagesschau.de/wissen/forschung/zigarettenstummel-umweltschaden-100.html
- https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2019/08/giftig-nutzlos-und-aus-plastik-gehoeren-zigarettenfilter-verboten
- https://www.who.int/europe/de/news/item/30-05-2023-subsidizing-tobacco-a-blow-to-sustainable-food-production
- https://www.oekotest.de/gesundheit-medikamente/Rauchen-traegt-zum-Klimawandel-bei_11080_1.html
- https://www.vivid.at/thema/tabak/rauchen-weltweit/umweltschutz/
- https://reisebuch.de/travel-news/nachhaltige-praktiken-in-der-tabakindustrie/
- https://www.drugcom.de/newsuebersicht/topthemen/rauchen-fuegt-der-umwelt-erheblichen-schaden-zu/
- https://www.spektrum.de/podcast/wie-rauchen-der-umwelt-und-dem-klima-schadet/2048343
- sehr gut: https://unfairtobacco.org/tabak-zerstort-umwelt-und-klima/#/
- https://unfairtobacco.org/wp-content/uploads/2018/12/Ruinierte-Natur_2018.pdf
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