Rebound-Effekt

Erhöht Energieeffizienz den Energieverbrauch?

Um den Klimawandel nachhaltig stoppen und die Klimaziele erreichen zu können, gilt vor allem in Politik und Wirtschaft Energieeffizienz als einer der treibenden Schlüssel. Energieeffizienz bedeutet dabei, mit weniger Energie dasselbe Ergebnis oder sogar mehr zu erreichen. Technische Entwicklungen sollen dabei helfen, Energie zu sparen und Wasser sowie andere Ressourcen nachhaltig zu schonen. Dazu brachten die letzten Jahrzehnte in den unterschiedlichsten Bereichen bereits Effizienzfortschritte hervor. Energiesparlampen, Luftwärmepumpen, Photovoltaikanlagen, sparsame Haushaltsgeräte, Elektrofahrzeuge, sind hier Beispiele. Im Vergleich zum Jahr 1990 wurden die Treibhausgasemissionen jedoch erst um ein Drittel gesenkt, obwohl es technisch möglich wäre, bereits viel mehr Emissionen einzusparen. Wie kann das sein? Ein Grund dafür liegt im Rebound-Effekt.

Was ist der Rebound-Effekt?

© Die Umweltberatung/Matthias Eckkrammer

Der Rebound-Effekt bezeichnet eine unerwünschte gesteigerte Nachfrage nach einer Energiedienstleistung, wie beispielsweise Mobilität, Wärme, Beleuchtung usw, die von einer Effizienzsteigerung bedingt oder zumindest ermöglicht wurde. Somit führt der Rebound-Effekt dazu, dass das Einsparungspotenzial von Effizienzsteigerungen nicht oder nur teilweise realisiert wird. Obwohl wir in vielen Bereichen bereits effizienter geworden sind, haben wir unseren Energieverbrauch nicht signifikant verändert. Dieser wurde nur dementsprechend verlagert oder steigt sogar an. Das rührt daher, dass Verbraucher*innen ihr Verhalten ändern, sobald sie effizientere Produkte benutzen. Dadurch entstehen neue Energieverbräuche und der ökologische Fußabdruck vergrößert sich. Beispiele dafür wären Investitionen in Autos, die weit weniger Energie auf einer Strecke von 100 km/h verbrauchen, Energiesparlampen anstatt einer konventionellen Glühbirne, A++ Kühlschränke, nachhaltige Gebäudedämmungen u.v.m. Durch diese energieeffizienteren Produkte können Ressourcen sowie Energie pro Wertschöpfungseinheit (Auto, Kühlschrank, Haus, etc.) eingespart werden. Diese Einsparung der Ressourcen im ersten Schritt schafft jedoch im nächsten Schritt die Möglichkeit einer steigenden Nachfrage, wodurch wiederum mehr Energie in Ressourcen gesteckt wird. Die eigentlich mögliche Energieeinsparung wird nicht umgesetzt, da es zu Verhaltensanpassungen der Verbraucher*innen kommt. Die Situation endet mit einer Art Null-Summen-Spiel.

Der direkte Rebound-Effekt

Beim Thema Rebound-Effekt wird zwischen dem direkten und dem indirekten Rebound unterschieden. Ein simples Beispiel eines direkten Rebound-Effektes könnte sich wie folgt zeigen: Wenn Autos durch eine ressourcenschonendere und energieeffizientere Produktion günstiger werden, fällt bei der Anschaffung eines Neuwagens die Entscheidung eventuell zugunsten eines größeren Modells aus. Das neue energieeffizientere große Auto fährt sparsamer und verursacht eine geringere Menge an Treibstoffkosten als das kleinere, ineffizientere Vorgängermodell. Diese Tatsache wirkt sich jedoch wiederum auf das Fahrverhalten aus: die Tendenz steigt, auch kurze Strecken mit dem Auto zurückzulegen, da dies nun leistbarer und „vertretbarer“ ist. Das neue Auto wird somit häufiger genutzt und die technisch möglichen Effizienzgewinne können aufgrund der intensiveren Nutzung nicht erreicht werden.

Ein weiteres Beispiel wäre die Anschaffung von energieeffizienteren Haushaltsgeräten, wie technische Geräte für die Küche oder eine neue Waschmaschine. Diese Geräte sind in ihrem Energieverbrauch deutlich nachhaltiger und effizienter als ältere Vorgängermodelle, jedoch werden sie aufgrund des Nutzungsverhaltens häufiger und länger benutzt. 

Direkte Rebound-Effekte entstehen jedoch nicht nur durch den Energieverbrauch im Privatleben, sondern genauso in der Industrie. Wird ein Produkt beispielsweise effizienter hergestellt, kann das Unternehmen den Preis senken, um mehr von diesem Produkt zu verkaufen. Die stärkere Nachfrage erhöht die Produktion und der Energieverbrauch kann dadurch sogar höher sein, als wenn die Steigerung der Effizienz nicht stattgefunden hätte.

Die Schlussfolgerung daraus: Effizienz bedeutet nicht automatisch, dass wir in der Summe Energie einsparen. Diese Strategie allein reicht daher nicht aus.

Der indirekte Rebound-Effekt

Neben dem direkten Rebound-Effekt ist eine weitere umweltrelevante Folge des Nachfrageverhaltens möglich: der indirekte Rebound-Effekt. Dieser tritt ein, wenn Verbraucher*innen das dank erhöhter Effizienz an Energiekosten eingesparte Geld für etwas anderes ausgeben, was seinerseits erneut Energie verbraucht.

Dieses kuriose Phänomen einer indirekten Kompensation der Energieeinsparung könnte sich wie folgt gestalten: Ich habe beispielsweise die Entscheidung getroffen, ein energieeffizienteres Auto zu kaufen, wodurch ich längerfristig Geld spare. Nun stellt sich die Frage, wozu ich dieses „überschüssige“ Geld alternativ ausgeben werde. Das nun zusätzlich vorhandene Geld werde ich mit großer Wahrscheinlichkeit für andere Dienstleistungen aufbringen und leiste mir beispielsweise eine Flugreise oder mehrere neue Outfits. Die Energie, die ich durch den Kauf eines effizienteren Wagens eingespart habe, kompensiere ich nun wieder mit einer Flugreise und der Energieverbrauch steigt an.

Ein großes Unternehmen könnte die freigewordenen finanziellen Mittel beispielsweise dazu verwenden, um zusätzliche Dienstwagen anzuschaffen. Es würde damit genauso indirekt kompensierte Energie verbrauchen.

Beim indirekten Rebound-Effekt ist somit zu erkennen, dass auf der einen Seite bewusst Energie eingespart wird, wodurch jedoch das Ereignis auftreten kann, dass die zuvor eingesparte Energie auf der anderen Seite, mittels verschiedenster unbewusster Handlungen indirekt verbraucht wird.

Der psychologische Rebound-Effekt

Durch die Nutzung energiesparender Geräte entsteht überdies oft der Eindruck, dass es nicht so schlimm sei, wenn zB die Lampe länger brennt als nötig. Oder aber man hat das Gefühl, durch das E-Auto und die Photovoltaikanlage nun ohnehin genug zum Klimaschutz beizutragen und hätte es nun verdient, die Reise in die Malediven anzutreten. Dies könnte als „psychologischer Rebound-Effekt“ bezeichnet werden.

Ein spannender Vortrag zum Thema von Dr. Tilman Santarius:

Fazit

Der Rebound-Effekt geht davon aus, dass allerorts Effizienzsteigerung stattfindet. Zunächst wird eine durchgeführte Effizienzmaßnahme die Produktionskosten mindern. Aus der daraus resultierenden stärkeren Nachfrage können jedoch direkte sowie indirekte Rebound-Effekte entstehen. Ein direkter Rebound-Effekt wäre beispielsweise starker Energieverbrauch durch vermehrtes Fahren mit einem energieeffizienteren Auto. Als indirekter Rebound-Effekt würde beispielsweise eine Flugreise gelten, die durch das eingesparte Geld zB dank des energieeffizienteren Autos, leistbar wird.

Wir versuchen also auf der einen Seite möglichst viel, um Energie, Wasser und andere Rohstoffe zu sparen, am Ende zeigt die Energiebilanz jedoch nicht selten unerwünschte Ergebnisse. Schuld daran ist unser vermehrtes Nutzungs- und Konsumverhalten sowie die Produktionsweise der Industrie. So wird trotz Energiesparmaßnahmen am Ende gleich viel oder sogar mehr Energie verbraucht, als wir zuvor einsparen wollten.

Effizienzsteigerungen sind eine wichtige Strategie zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs und bilden eine zentrale Säule der Energiewende. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass mögliche Rebound-Effekte eine negative Auswirkung auf den Rückgang des Ressourcenverbrauchs haben und diesen massiv schmälern können. Die Umwelt- und Ressourcenziele werden rein mit technischen Neuerungen ohne eine Anpassung unseres Verhaltens nicht erreicht werden können. Deswegen sollte der Einsatz neuer Technologien immer mit einer kritischen Diskussion und Betrachtung einhergehen, um solchen Rebound-Effekten entgegen zu wirken.

Beispiele für Lösungswege für das Problem des gesteigerten Energieverbrauchs:

Mögliche politische Lösungswege:

  • Umweltabgaben, wie zB ein spürbarer Preis für CO2-Ausstoß;
  • Festlegen von absoluten Obergrenzen (zB Fischfangquoten);
  • Emissionsobergrenzen;
  • Arbeitszeitverkürzung als Ausgleich für die Effizienzsteigerungen;

Mögliche persönliche Lösungswege:

  • Arbeitszeitverkürzung, weil ich weniger Geld fürs Leben brauche?;
  • Persönlich könnte man dem Rebound-Effekt am besten mit einer bewussten Selbstbegrenzung, der sogenannten Suffizienz entgegenwirken (dazu mehr in einem kommenden Artikel);
  • Eigenes Verhalten bewusst machen, hinterfragen, weniger konsumieren, energiesparende Alternativen wählen: wofür gebe ich mein Geld aus? Verbrauche ich gerade mehr Energie & Ressourcen, als nötig?
  • Der direkte persönliche Vorteil: Man kann dabei auch viel Geld sparen!

Mehr zum Thema findet sich auf der Seite des Umweltbundesamtes:

Quellen:

  • https://www.wu.ac.at/fileadmin/wu/d/i/ecolecon/PDF/RESET2020_Rebound_Effekte_Report.pdf
  • https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/rebound_effekt_1822.htm
  • https://enorm-magazin.de/lebensstil/nachhaltiger-konsum/rebound-effekt-gute-nachrichten-oder-alles-umsonst
  • https://www.umweltberatung.at/achtung-rebound-effekt-zum-energiesparen-braucht-es-mehr-als-effiziente-technik
  • https://www.umweltbundesamt.de/themen/abfall-ressourcen/oekonomische-rechtliche-aspekte-der/rebound-effekte

Weitere interessante Links zum Thema der Klima-Psychologie und -Kommunikation:

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