Klimakommunikation: Wir müssen über die Klimakrise reden


Im Folgenden ein Beitrag der Students for Future Graz. Darin geht das Team den Problemen und den Ursachen der unzureichenden Klimakommunikation nach. Denn wie gibt es das, dass trotz zahlreicher Studien, wissenschaftlichen Erkenntnissen und der aktuellen weltweiten Extremwetterereignisse noch immer so große Defizite in Sachen Klimakommunikation und Klimawissen herrschen?

Die Medien im Interessenskonflikt

Die Klimaberichterstattung beschränkt sich immer noch auf einige wenige Artikel und Schwerpunkte – die Klimakrise wird nicht als solche behandelt. Anstatt über langfristige Prozesse zu berichten, schießen sich Zeitungen und TV häufig auf einzelne Personen oder Events ein (zB Gretas Segelturn, die Demos von Fridays for Future, …). Weil es einfacher ist. Weil es mehr Klicks bringt.

Zu oft werden individuelle Klimaschutz-Maßnahmen als Lösung zur Krisenbewältigung diskutiert. Und das hinterlässt Spuren. Denn obwohl 93% der Europäer:innen die Klimakrise als ernstzunehmendes Problem anerkennen, kommt es immer wieder zu überschätzten Maßnahmen im persönlichen Handlungsspielraum („mit der Reduktion von Plastik kann ich die Welt retten“).

Das Problem mit der Werbung

Tag ein, Tag aus, ruft die Werbung zum Konsum auf. Die Industrie betreibt so eine Anti-Klimaschutz-Kommunikation, indem sie uns suggeriert, erst durch den Kauf von bestimmten Produkten glücklich zu sein und garniert das Ganze oftmals auch noch mit einer gehörigen Portion Greenwashing.

Das Dilemma mit Social Media

Klickverhalten und Algorithmen haben die Klimadebatte von den wichtigen Fragen entkoppelt. Anstatt über die Krise, ihre Ursachen und mögliche Lösungen zu reden, werden Verschwörungstheorien und Individualhandlungen diskutiert. Es kommt zur Verhärtung der einzelnen Fronten, die Gesprächsbereitschaft nimmt rapide ab.

Die psychologische Falle

Die Klimakrise ist ein unangenehmes Thema, mit stark zeitverzögerten Auswirkungen. Im Gegensatz zur Covid-Krise lassen sich diese oftmals leichter verdrängen. Hiobsbotschaften können lähmend sein, man fühlt sich schnell machtlos und alleine. Eine Vermeidungsstrategie ist das Abgeben von Verantwortung. So entstehen Aussagen wie „Soll doch China erstmal machen“, „Was bringt es, wenn ich verzichte?“ …

Viele Klimafakten sind zu abstrakt, die meisten Menschen können sich unter einer Erderwärmung von 1,5 Grad nichts vorstellen.

Perfection is Stagnation: Viele glauben, dass sie keine aktiven Klimaschützer:innen sein können, weil sie noch fliegen/Fleisch essen.

Allgemeines rund um die Klimakommunikation

Die Klimakrise braucht in Österreich mehr Gesichter und personenbezogene Geschichten (über Betroffene, erfolgreiche Protestbewegungen in der Vergangenheit, Menschen, die sich einsetzen und zeigen, das sich etwas ändern kann), um die Identifikation mit der Problematik zu stärken.

Klimafakten sind meist sehr abstrakt, als Laie kaum vorstellbar. Um dem entgegenzuwirken, könnten kreative visuelle Möglichkeiten genutzt werden. Ein gutes Beispiel dafür ist www.realworldvisuals.com – ein Projekt, bei dem Prozesse veranschaulicht werden, die sonst unsichtbar bleiben, wie zum Beispiel der CO2-Verbrauch einzelner Städte.

Der Mensch ist vergesslich. Grundlagen und Hintergründe der Klimakrise können also nicht oft genug wiederholt werden.

Politische Klimakommunikation

Die Bevölkerung als Opfer oder gar als Sündenbock darzustellen ist schlichtweg falsch und führt in der Debatte zu nichts. Stattdessen sollten die Menschen als entscheidungs- und handlungsfähige Subjekte behandelt werden – schließlich braucht es für einen echten Wandel ausnahmslos alle.

Die Menschen müssen sich ihrer politischen Macht und Verantwortung in Zukunft noch stärker bewusst werden um mit psychischen Herausforderungen rund um die Klimadebatte besser umgehen zu können (als Wähler:in kann ich etwas tun, mich politisch engagieren, auf die Straße gehen, mitbestimmen). Das sollte auch so kommuniziert werden.

Wir brauchen zielgruppenspezifische, konkrete Handlungswege. Diese sollten auch als solche diskutiert werden.

Langfristige Ziele wie die „Rettung der Welt“ sind schlicht zu groß, zu abstrakt. Stattdessen könnten erstmal kleine, kurzfristigere Teilziele diskutiert werden.

Bei Diskussionen mit Skeptiker:innen kann es helfen, auf deren Bedürfnisse und Werte einzugehen: So könnte man zum Beispiel bei einem Gespräch mit konservativen oder FPÖ-nahen Personen auch über die ihnen näherstehenden Themen wie „Qualität unserer Heimat“ oder „Naturschutz“ in die Debatte einsteigen.

Ideen für Medien

Sprache schafft Realität: Um also die Dringlichkeit der Klimakrise zu verdeutlichen, könnten wir zum Beispiel einzelne Wörter durch andere ersetzen: Erderhitzung statt Erderwärmung, Klimakatastrophe statt Klimawandel, Klimaforschungsleugner:innen statt Klimaskeptiker:innen …

Auch die ökonomische Seite der Klimakrise muss stärker thematisiert werden. So kosten klimaschädliche Förderungen sowie die Bewältigung der Klimafolgen in Österreich mittlerweile bis zu 15 Mrd. € pro Jahr. Zum Vergleich: 10 Mrd. werden hierzulande für Bildung ausgegeben.

Journalist:innen sollten verstärkt langfristige gesellschaftlich relevante Themen besprechen, anstatt hauptsächlich kurzlebigen News hinterherzujagen.

Um Klimaangst und Resignation entgegenzuwirken, versucht die britische Tageszeitung The Guardian klimabedingte Hiobsbotschaften stets mit möglichen Handlungsstrategien (politische, aber auch individuelle) zu versehen und Raum für positive Zukunftsszenarien zu schaffen.

Ein möglicher Umgang mit Social Media

Das Management großer Social Media Plattformen sollte den Aufbau der Alogrithemen überdenken, und könnte zum Beispiel – ähnlich dem Covid-Hinweis – klimaschädliches Handeln als solches ausweisen.

Als Mediennutzer:innen müssen wir uns gut überlegen, was wir anklicken, liken, weiterleiten. Immerhin sind auch wir Teil der Aufmerksamkeitsmaschinerie und entscheiden, welche Dinge wie verbreitet werden.

Die Leugnung der Klimakrise als solche darf keine Bühne mehr bekommen. Das Reposten und Teilen solcher Inhalte stärkt die Reichweite nur noch mehr. Stattdessen könnten die Falschinformationen korrigiert und in weiterer Folge nicht mehr thematisiert werden.

Eine mögliche Lösung für die Werbung

Werbung für klimaschädliche Produkte könnte – ähnlich dem Konzept der Zigarettenpackungen – mit einem Hinweis versehen werden, der angibt, welche Schäden bei Herstellung, Vertrieb und Entsorgung für Mensch und Umwelt entstehen.

Was meint ihr? Kennt ihr das eine oder andere davon? Wie geht es Euch, wenn ihr mit Freund:innen und im Bekanntenkreis über die Klimakrise sprecht oder Euch darüber informieren wollt?

© Students for future Graz – schaut bei ihnen vorbei, bald gibt es auch sicher wieder ein Kennenlerntreffen.

Quellen und nähere Infos:

Weitere interessante Links zum Thema der Klima-Psychologie und -Kommunikation:

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