Nudging für Klima & Umwelt

Kleiner Schubs für das Klima …

Immer wieder überlegen wir, wie wir mit unserer Umwelt- und Klimaarbeit mehr Menschen erreichen und bessere Resultate, sprich aktive Umwelt- und Klimaschützer inspirieren können. Wie kann man, abseits von Verboten, Gesetzen und Besteuerung bei anderen eine Verhaltensänderung bewirken? Zielführende Klimakommunikation ist mittlerweile von enormer Dringlichkeit, finden nicht nur wir. Wenn man sich damit beschäftigt, wie man am besten gewünschte Verhaltensänderungen herbeiführen könnte, stößt man auch immer wieder auf Nudging, einen Begriff aus der Verhaltensökonomie.

* „nudging“ = englisch für „Anstoßen“, „Schubsen“ oder „Stupsen“

Wie funktioniert Nudging?

Ein kleiner Schubs gefällig?

Im Großen und Ganzen ist Nudging nichts anderes, als kleine, subtile Motivationstricks, „Schubser in die richtige Richtung“, etwas künftig zu tun oder zu lassen. Ganz ohne dabei Druck oder Zwang durch Verbote oder höhere Preise auszuüben, wird das gewünschte Verhalten als besonders attraktiv dargestellt, andere Wahlmöglichkeiten bestehen allerdings weiter. Wir Menschen sind Gewohnheitstiere und auch schlechte, weil ungesunde, umwelt- und klimaschädliche Gewohnheiten, lassen sich nicht so einfach ändern. Natürlich wissen wir, dass Stromsparen und gesunde Ernährung wichtig sind, aber … das heißt, wir handeln nicht immer rational, sondern sind oft ziemlich schlecht darin, gute Entscheidungen zu treffen, sei es aus mangelnder Information, Aufmerksamkeit, aus Bequemlichkeit oder aufgrund geringer Selbstkontrolle, wir handeln emotional und impulsiv. Wir verdrängen großteils auch zB die Umweltfolgen unserer Autofahrten und Urlaubsflüge.

Charakteristika von Nudging

  • Entscheidungsfreiheit und Wahlmöglichkeiten müssen gewahrt bleiben.
  • Nudging muss transparent nachvollziehbar sein, das schafft Vertrauen und Akzeptanz.
  • Nur ethisch korrekte, dem Allgemeinwohl dienende Ziele dürfen verfolgt werden.
  • Auf finanzielle Anreize wird verzichtet.

Beispiele für Umwelt-Nudges:

  • Man stellt Drucker automatisch so ein, dass doppelseitig gedruckt wird. Ein einseitiger Druck muss erst extra umgestellt werden.
  • Amsterdam hat erst vor kurzem eingeführt, dass Werbeprospekte gezielt bestellt werden müssen, wenn man sie im Postkasten haben will (Opt-In). Anders leider in Österreich, hier gibt es ein Opt-Out: Wir müssen Werbung extra abbestellen, was naturgemäß nicht so häufig geschieht. Mit dieser Umstellung soll in Amsterdam allein 6.000 Tonnen Müll pro Jahr gespart werden, denn nur mehr ein Viertel aller Amsterdamer Haushalte erhält nicht adressierte Werbung.
  • Regionales und saisonales Gemüse ist im Laden viel sichtbarer als Fleisch platziert.
  • Gerade erst vor kurzem erfahren und tolle Sache: Wusstet ihr, dass alle Mitarbeiter*innen der Uni Klagenfurt, die mit den Öffis zur Arbeit kommen, die Fahrtzeit als Arbeitszeit bezahlt bekommen? Respekt!
  • usw – was fällt euch noch ein?

Kritik am Nudging bzw Gegenargumente:

Obwohl die klassische Werbung weder verboten noch stark kritisiert wird, gehen die Meinungen beim Nudging auseinander. „Manipulation“ sagen die einen. Andere stufen Nudging bei entsprechender Transparenz und zu Gunsten von Zielen, die der Allgemeinheit dienen, durchaus als ethisch vertretbare und begrüßenswerte Verhaltenssteuerung ein. Denn eigentlich wurden wir davor ja auch (durch Werbung & Co) in eine gesellschaftlich weniger erwünschte Richtung gelenkt, und dies nicht zum Wohle aller, sondern für den Profit von Einzelnen. Bei jedem Einkauf im Supermarkt werden wir deutlich stärker und intransparenter manipuliert (Wo steht was? Welche Musik? Welche Düfte?). Und andererseits sind andere Steuerungsansätze, wie Verbote, Erhöhung oder Reduktion von Preisen und Steuern, finanzielle Anreize (wie zB Investitionsprämien) viel drastischere Einschränkungen von Entscheidungsspielräumen und Lenkungsmaßnahmen.

Fazit:

Geht es um Umwelt- und Klimaschutz bleibt uns nicht mehr viel Zeit, um die bereits stattfindende Erderwärmung und den drohenden Kollaps abzuwenden. Die Politik müsste angesichts dessen schon viel drastischer mit ambitionierten Klimazielen (1,5 bis 2 Grad maximale globale Erwärmung!) reagieren, tut es allerdings (noch immer) nicht, weil sie glaubt, dies sei nicht durchsetzbar. Unternehmen lassen sich mit Nudging zwar nicht beeinflussen, aber gerade bei Konsument*innen kann es ein (kleiner) Teil der Lösung sein. Nur braucht es für die Chance eines Wandels noch viel mehr. Der Großteil der für einen wirksamen Klimaschutz relevanten Handlungen ist mit Nudging nämlich nicht ausreichend beeinflussbar. Hier müssten wir an allen Hebeln ansetzen, bei der Politik, bei Industrie/Unternehmen und bei uns Bürger*innen mit unseren Wahl- und Kaufentscheidungen. Was können wir daher in nächster Zeit tun?

  • Wir erhöhen den Druck für eine bessere Umwelt- und Klimapolitik.
  • Wir schließen uns zusammen, befreien uns von Konsumzwängen, probieren Neues und Alternatives aus, leben dies vor und sprechen damit Nachmacher an.
  • Wir zeigen der Politik, dass sie ruhig bereits mutiger und strenger sein darf. Ändert diese daraufhin den rechtlichen Rahmen, werden auch noch unwillige Sektoren, Unternehmen und Menschen ökologischer handeln.
  • Habt ihr noch Vorschläge?

Quellen:

  • https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2020/02/kleiner-schubs-ins-gruene-kann-nudging-die-umwelt-retten
  • https://www.zeit.de/wirtschaft/2017-12/nudging-umweltschutz-richard-thaler-konsumenten

Interessant ist auch dieses Video zum Unterschied Nudging (zielorientiert) vs Gamifikation (aktivitätsorientiert):

Wenn ihr euch für Klima-Psychologie oder -Kommunikation interessiert, findet ihr hier mehr Informationen: Klima-Psychologie, Klima-Kommunikation

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