Die menschliche Klima-Nische

Die Bewohnbarkeit der Erde wird sich grundlegend ändern

Der Begriff der Klima-Nische taucht immer häufiger auf. So auch in einer neuen Studie der britischen Universität Exeter, die im Fachjournal „Nature Sustainability“ veröffentlicht wurde. Jedes Lebewesen besetzt eine ökologische Nische mit bestimmten Temperaturen, nicht nur Tiere, sondern auch der Mensch. Bei einem Szenario einer Temperaturerhöhung von 2,7 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit könnte bis zum Ende dieses Jahrhunderts (2080 – 2100) ein Drittel der gesamten Weltbevölkerung (3 von 9 Milliarden) außerhalb der „menschlichen Klima-Nische“, also unter klimatisch extrem schwierigen Bedingungen leben. Dieses Szenario ist anhand der derzeit gegebenen schwachen Klimapolitik das wahrscheinlichste.

Was versteht man eigentlich unter der menschlichen Klima-Nische?

Die menschliche Klima-Nische definiert jenen Temperaturbereich, in dem Menschen bevorzugt leben. Dort können Nutztiere gehalten werden, Nutzpflanzen wachsen, es gibt genug Wasser und Nahrung für uns, aber auch Wirtschaftsleistung ist möglich. Die meisten Menschen leben in Regionen mit einer Durchschnittstemperatur zwischen sechs und 28 Grad Celsius. Diese für den Menschen bewohnbare Regionen werden durch den Klimawandel immer weniger werden. Sie werden entweder dort leben müssen, wo es zu heiß, zu trocken und zu unbeständig ist oder sie werden fliehen und ihre Heimat verlassen müssen.

Die Kosten des Klimawandels wurden bisher nur meist monetär, in Geldbeträgen angegeben. Dies berücksichtigt eher die Auswirkungen auf die Reichen, weil diese mehr Geld zu verlieren haben oder berücksichtigt auch künftige Kosten weniger. Mit dem Klimawandel steht aber unser aller Leben und Gesundheit auf dem Spiel, daher sollten auch alle Menschen gleich betrachtet werden. Egal ob reich oder arm, egal ob lebendig oder noch ungeboren. Wie hoch sind daher die menschlichen Kosten des Klimawandels und wer trägt sie?

Bei 2,7 Grad Erderhitzung droht einem Drittel der Menschheit, in fast unbewohnbaren Klimazonen zu leben

Schon aktuell, bei einem globalen Temperaturanstieg von rund 1,2 Grad, leben bereits 600 Millionen Menschen (9% der Weltbevölkerung) außerhalb ihrer Klima-Nische. Bei einer beim derzeitigen Pfad sehr wahrscheinlichen globalen Erwärmung von 2,7 Grad über dem vorindustriellen Niveau verliert bis zum Ende dieses Jahrhunderts ein Drittel der Gesamtbevölkerung ihren Lebensraum. Könnten wir hingegen die Erhitzung, wie im Pariser Abkommen festgelegt – bei 1,5 Grad begrenzen, dann wären es nicht 33%, sondern nur 14%.

Lenton, T.M., Xu, C., Abrams, J.F. et al. Quantifying the human cost of global warming. Nat Sustain (2023). https://doi.org/10.1038/s41893-023-01132-6

Wo wird das Leben immer schwieriger?

Besonders bedroht sind Länder wie Indien, Nigeria und Indonesien sowie die heißen und feuchten Regionen entlang des Äquators, wie zB Brasilien. Bei hoher Luftfeuchtigkeit kann sich der Körper nämlich nicht durch Verdunstung von Schweiß auf der Haut abkühlen. Hier reicht daher schon eine geringere Temperaturerhöhung, um lebensbedrohlich zu sein. Auch diese Studie zeigt deutlich die Ungleichheit beim Klimawandel. Jene Länder und jene Menschen leiden am meisten, die besonders wenig zu den Emissionen beigetragen haben.

Hitze ist nicht das einzige Risiko

Auch eine Erderhitzung von weit mehr als 2,7 Grad ist bei weiterhin unzureichender Klimapolitik und Festhalten an fossilen Brennstoffen nicht auszuschließen. Dies würde dann dazu führen, dass die Hälfte der Weltbevölkerung in Gebieten leben müsste, die außerhalb der Klimanische liegt. Hitze ist und wird mehr und mehr zum Gesundheitsproblem. Ein Leben außerhalb der menschlichen Klima-Nische hat vermehrt Krankheiten und eine erhöhte Sterblichkeit zur Folge. Klar ist, dass es zu massiven Fluchtbewegungen kommen wird.

Aber auch innerhalb der Klima-Nische werden Lebensbedingungen durch den Klimawandel zerstört. Sei es durch Dürre und Wüstenbildung oder durch Überschwemmungen oder dem Meeresspiegelanstieg.

Positives?

Jedes 0,3 Grad geringere Erwärmung bedeutet rund 350 Millionen weniger Betroffene.

Quellen:

  • Lenton, T.M., Xu, C., Abrams, J.F. et al. Quantifying the human cost of global warming. Nat Sustain (2023). https://www.nature.com/articles/s41893-023-01132-6 [22.5.2023]
  • https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.1910114117
  • https://www.diepresse.com/6290976/klimawandel-bringt-jedem-dritten-menschen-unmenschliche-temperaturen
  • https://science.orf.at/stories/3219420/
  • https://www.mdr.de/wissen/klima/klima-update-neunzig-klimanische-weltbevoelkerung-bewohnbare-gebiete-100.html
  • https://www.mdr.de/wissen/klimamodell-drittel-der-weltbevoelkerung-lebt-zweitausendeinhundert-ausserhalb-der-klimanische100.html
  • https://www.derstandard.at/story/2000146603713/welche-teile-der-erde-in-100-jahren-unbewohnbar-sein-werden
  • https://www.salzburg24.at/news/welt/klimawandel-drittel-der-weltbevoelkerung-drohen-unmenschliche-temperaturen-139158502

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