Das Jahr 2025 wurde von den Vereinten Nationen zum „Internationalen Jahr zur Erhaltung der Gletscher“ erklärt. Am 21. März – dem ersten „Welttag der Gletscher“ – soll das globale Bewusstsein für die Bedeutung von Gletschern, Schnee und Eis für unser Klimasystem und den Wasserkreislauf gestärkt und auf die gravierenden Folgen des rapiden Gletscherschwundes aufmerksam gemacht werden. Der 21. März wurde gewählt, da er den Frühlingsbeginn markiert, eine Zeit, in der viele Gletscherregionen in der nördlichen Hemisphäre verstärkt von Schmelzprozessen betroffen sind.
In Graz findet übrigens am Freitag, 21. März um 15 Uhr am Südtirolerplatz ein Sitzstreik unter dem Motto „Sitz ein Zeichen für Gletscher!“ statt. Sei gerne mit dabei! Hier mehr dazu.
Die Bedeutung der Gletscher für das Ökosystem
Gletscher sind weit mehr als nur imposante Eismassen. Sie bedecken rund 10% der Erdoberfläche und spielen eine entscheidende Rolle für das weltweite Klima, die Wasserversorgung und die Biodiversität:
- Süßwasserspeicher: Rund 70 % des weltweiten Süßwassers sind in Gletschern gebunden. Milliarden Menschen, insbesondere in Asien und Südamerika, sind auf ihr Schmelzwasser angewiesen.
- Klimaregulatoren: Gletscher reflektieren Sonnenlicht und stabilisieren so die globalen Temperaturen. Ihr Verschwinden verstärkt den Treibhauseffekt.
- Lebensraum: Trotz extremer Bedingungen beherbergen Gletscher spezialisierte Organismen und beeinflussen umliegende Ökosysteme.
- Wirtschaftliche Bedeutung: Tourismus, Trinkwasserversorgung und Wasserkraftwerke sind direkt von Gletschern abhängig.

Ursachen und aktuelle Entwicklungen der Gletscherschmelze
Die globale Erwärmung führt zu einem beschleunigten Gletscherrückgang. Die wichtigsten Ursachen sind:
- Temperaturanstieg: Die weltweiten Durchschnittstemperaturen steigen, wodurch Gletscher schneller schmelzen als sie nachwachsen können.
- Luftverschmutzung: Ruß und Staub, die sich auf Gletschern ablagern, reduzieren deren Reflexionsfähigkeit und beschleunigen die Schmelze.
- Veränderte Niederschlagsmuster: Weniger Schnee führt zu einer geringeren Neubildung von Gletschereis.
Besonders stark betroffen sind die Alpen, der Himalaya, die Anden, die Arktis und Teile der Antarktis. Laut (sehr vorsichtigen) Berichten des IPCC könnten bis zum Jahr 2100 mehr als zwei Drittel der Gletschermasse in mittleren Breiten verschwunden sein. Österreichs Gletscher werden in ca 40 Jahren verschwunden sein. Laut Gletscherbericht 2023/24 haben die 19 Gletscherregionen in diesem Zeitraum rund 450 Mrd Tonnen an Masse verloren. Es war damit das viertschlimmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.


Gefahren der Gletscherschmelze
Das Schmelzen der Gletscher hat weitreichende Konsequenzen:
- Meeresspiegelanstieg: Schmelzwasser aus Gletschern trägt erheblich zum globalen Meeresspiegelanstieg bei, was Küstenregionen bedroht. Der Eisverlust der Gletscher seit dem Jahr 2000 hat bereits zu einem Anstieg des Meeresspiegels um 18 Millimeter geführt. Sturmfluten nehmen zu, Küstenstädte weltweit sind durch Überschwemmungen und Erosion bedroht.1
- Wasserknappheit: Gletscher übernehmen vor allem in trockenen Phasen eine wichtige Rolle für den Wasserhaushalt. Millionen Menschen in Regionen wie zB dem Himalaya oder den Anden sind auf Gletscherwasser angewiesen. Nach einem ersten Überangebot an Schmelzwasser während der Extremschmelze werden Schmelzwasserbäche versiegen. Drei Viertel der weltweiten Süßwasserreserven sind in Eis und Schnee der Polargebiete und Gletscherregionen gespeichert, nur das restliche Viertel entfällt auf Grundwasser, Seen und Flüsse. Das Süßwasser aus der Gletscherschmelze versorgt rund zwei Milliarden Menschen mit Trinkwasser.
- Naturkatastrophen: Gletschersee-Ausbrüche, Lawinen und Erdrutsche nehmen zu, da der zuvor dauerhaft gefrorene Boden instabil wird. Bergdörfer, Berghütten und Skilifte sind gefährdet. Statt Gletscher entstehen Stein- und Geröllwüsten.
- Veränderung des Klimas: Der Verlust von Gletschern beeinflusst Wetter- und Niederschlagsmuster weltweit. Weniger Gletscherfläche verstärkt den Klimawandel, da Schnee und Eis Sonnenstrahlen in die Atmosphäre reflektieren.
- Verlust der Artenvielfalt: Hochalpine Arten von Fauna und Flora verschwinden. Vor allem an den Gletscherbächen hätte ein Gletscherschwund massive Auswirkungen auf Fische, Amphibien und Pflanzen, die auf konstante Wasserflüsse angewiesen sind. Dadurch verändern sich auch die Nahrungsketten.
- Auswirkungen auf den Wintertourismus: Skigebiete, die auf Gletscherpisten angewiesen sind, kämpfen mit immer kürzeren Saisonen und steigenden Kosten für künstliche Beschneiung. Besonders in den Alpen und anderen Gebirgsregionen bedroht der Rückgang der Gletscher langfristig den Wintertourismus und die damit verbundenen wirtschaftlichen Einnahmen.
- Auswirkungen auf die Binnenschifffahrt: Gletscher speisen wichtige Flüsse wie den Rhein und die Donau. Durch den Gletscherschwund sinken die Wasserstände, was die Schifffahrt erschwert. Niedrigwasserperioden führen zu Transportengpässen, höheren Kosten und wirtschaftlichen Schäden für die Industrie.
Schutzmaßnahmen und Lösungsansätze für unsere Gletscher
Der Schutz der Gletscher ist eng mit Klimaschutzmaßnahmen verbunden. Wichtige Ansätze sind:
- Reduktion von CO₂-Emissionen: Strenge Klimaschutzmaßnahmen und eine Energiewende sind essenziell.
- Forschung & Monitoring: Wissenschaftliche Beobachtung hilft, die Auswirkungen besser zu verstehen und Gegenmaßnahmen zu entwickeln.
- Lokale Schutzinitiativen: Einige Regionen versuchen, Gletscher mit reflektierenden Planen oder künstlichem Schnee zu konservieren.
- Persönliches Engagement: Weniger CO₂-Ausstoß durch nachhaltige Mobilität, Ernährung und Energieverbrauch kann zur Verlangsamung des Gletscherrückgangs beitragen.
Allerdings: Gerettet werden können die österreichischen Gletscher langfristig nicht mehr, so lautet die Prognose der Gletscherforschung. In etwa 40 Jahren könnten wir die letzten Gletscher verlieren.
„Der Erhalt der Gletscher ist nicht nur eine Frage der Umwelt, Wirtschaft und gesellschaftlichen Notwendigkeit: Es ist eine Frage des Überlebens.“ Celeste Saulo, Generalsekretärin der WMO
Quellen:
- 1 19.02.2025: Globaler Gletscherschwund hat sich enorm beschleunigt. https://www.tugraz.at/tu-graz/services/news-stories/tu-graz-news/einzelansicht/article/globaler-gletscherschwund-hat-sich-enorm-beschleunigt
- https://ccca.ac.at/news/detail/internationales-jahr-des-gletscherschutzes-2025-erster-welttag-der-gletscher-am-21-maerz-2025
- https://www.planet-wissen.de/natur/klima/gletscher/gletscherschmelze-100.html
- Gletscherbericht 2023/24 vom Alpenverein (März 2025): https://www.alpenverein.at/portal/service/presse/2025/2025_03_07_Gletscherbericht.php bzw Download: https://www.alpenverein.at/portal_wAssets/docs/service/presse/2025/Gletscherbericht-23-24/Gletscherbericht_23-24_Bergauf_01-25.pdf
- Gletschermonitor des Alpenverein Österreich: https://www.alpenverein.at/gletschermonitor/
- https://www.antarcticglaciers.org/glaciers-and-climate/glacier-recession/evidence-of-global-glacier-recession-repeat-photographs-and-satellite-imagery/
- 06.11.2024: https://www.greenpeace.org/aotearoa/press-release/shocking-new-images-illustrate-arctic-glaciers-retreat-in-last-century/
- https://www.swisseduc.ch/glaciers/big_melt/index-en.html
- https://www.derstandard.at/story/3000000260213/alpenverein-meldet-starke-schmelze-ganz-mieses-jahr-fuer-die-gletscher
- 19.02.2025: Jährlich verlieren Gletscher so viel Wasser, dass man Weltbevölkerung 30 Jahre lang versorgen könnte. https://www.derstandard.at/story/3000000258057/jaehrlich-verlieren-gletscher-so-viel-wasser-dass-man-weltbevoelkerung-30-jahre-lang-versorgen-koennte
- 05.04.2024: Österreich wird in rund 40 Jahren eisfrei sein: https://www.derstandard.at/story/3000000214604/oesterreich-wird-in-rund-40-jahren-eisfrei-sein
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