Der Begriff katabolischer Kapitalismus ist eine Metapher, die aus der Biochemie entlehnt ist. Es beschreibt die selbstzerstörerische, „kannibalische“ Phase des Kapitalismus in einer Welt abnehmender Ressourcen, in der Profite zunehmend durch den Abbau der eigenen gesellschaftlichen und natürlichen Grundlagen erzielt werden. Im biologischen Katabolismus werden komplexe Strukturen und Moleküle zu einfacheren Bestandteilen abgebaut, um kurzfristig Energie zu gewinnen. Dabei gehen langfristig Substanz und Stabilität verloren. Das Konzept gewinnt gerade im Kontext wachsender Umweltkrisen und sozialer Herausforderungen an Bedeutung und verdeutlicht, warum punktuelle „grüne“ Reformen allein oft nicht genügen, um das Problem an der Wurzel zu packen.
Wachstum auf Kosten der Überlebensfähigkeit
Der Kapitalismus hat sein Wachstum bislang vor allem mit billiger, reichlich vorhandener Energie (Öl, Gas) angetrieben. Da diese Ressourcen zur Neige gehen und Energiekosten steigen, wird weiteres Wachstum weltweit immer schwieriger. Kapitalismus ist primär auf Profitmaximierung ausgerichtet ist – Wachstum ist für ihn ein Mittel, aber nicht der Hauptzweck. Auch in Krisenzeiten, bei Stagnation oder Verfall können einzelne Akteure noch Profite erzielen, oft durch Übernahmen, Spekulation, Abbau von Arbeitsplätzen oder Ausplündern von Unternehmen.
Übertragen auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Prozesse meint katabolischer Kapitalismus:
- Ein Wirtschaftssystem, das zunehmend auf die Zerstörung seiner eigenen Grundlagen angewiesen ist, um weiterhin Profite und Wachstum zu erzeugen. Es wird sich außerdem durch nichts davon abhalten lassen, fossile Brennstoffe zu verbrennen.
- Die kontinuierliche Ausbeutung, Degradierung und den Abbau natürlicher, sozialer und materieller Ressourcen – also die Erschließung und Verwertung auch dessen, was eigentlich erhalten werden sollte, um kurzfristige ökonomische Gewinne zu ermöglichen.
- Im katabolischen Kapitalismus profitieren einige Wenige kurzfristig von Krise und Zerfall, aber auf lange Sicht zerstört sich das System die eigene Basis. Autoritäre, nationalistische Kräfte könnten diese Entwicklung ausnutzen.
- Dieser Prozess führt zu einer fortschreitenden Reduzierung gesellschaftlicher, ökologischer und ökonomischer Substanz – etwa durch Klimakrise, Biodiversitätsverlust, Umweltverschmutzung, sozialen Zerfall und Infrastrukturabbau – und schlussendlich zum Kollaps.
Hintergründe und gesellschaftliche Bedeutung
- Die Metapher betont, dass der Kapitalismus in einer Phase angekommen ist, in der er nicht mehr vor allem auf kreative Wertschöpfung (wie Innovation oder Produktivitätssteigerung) setzt, sondern verstärkt bestehende Werte und Strukturen abbaut oder „frisst“, um zu überleben.
- Dies äußert sich zum Beispiel im Raubbau an natürlichen Ressourcen, im Rückbau von sozialen Sicherungssystemen oder im Ausverkauf öffentlicher Güter.
- In einer schrumpfenden Wirtschaft wächst ein „katabolischer Sektor“, der auf das Plündern und Zerlegen von Unternehmen, das Ausverkaufen öffentlicher Güter, illegale Aktivitäten, Spekulation und Preistreiberei spezialisiert ist. Sozialstaat, öffentliche Sicherheit, Umweltschutz und Lebensqualität werden abgebaut, was zu einer weiteren Destabilisierung führt.
- Die ökologische Krise – etwa der Klimawandel oder das Artensterben – wird als Folge eben dieses zerstörerischen Prinzips verstanden: Wachstum erfolgt auf Kosten der Zukunftsfähigkeit.
- Katabolischer Kapitalismus steht damit in klarem Gegensatz zu nachhaltigen, auf Erhaltung und Regeneration ausgerichteten Wirtschaftsweisen.
Systemwandel
Katabolischer Kapitalismus beschreibt das selbstzerstörerische Stadium des Kapitalismus in einer Welt abnehmender Ressourcen, in der Profite zunehmend durch den Abbau der eigenen gesellschaftlichen und natürlichen Grundlagen erzielt werden. Um das zu verhindern, wäre ein grundlegender Systemwandel nötig – weg vom Wachstumszwang und kurzfristigen Profit hin zu Erhaltung, Regeneration und sozial-ökologischer Transformation. Doch solange die kurzfristige Profitlogik dominiert und Politik von wirtschaftlichen Eliten beeinflusst wird, ist der katabolische Weg der des geringsten Widerstands.
Quellen:
- https://www.resilience.org/stories/2020-08-10/four-reasons-civilization-wont-decline-it-will-collapse/
- https://www.counterpunch.org/2018/11/01/catabolism-capitalisms-frightening-future/
- https://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/91703/ssoar-2024-neckel_et_al-Kapitalismus_und_Nachhaltigkeit.pdf;jsessionid=FD1C3BE8565E71D34FA05E7017DEEC67?sequence=1
- https://intersoz.org/die-kapitalistische-zerstoerung-der-umwelt-und-die-oekosozialistische-alternative/
- https://www.kpoe-steiermark.at/eine-frage-des-systems.phtml
- https://www.welt.de/kmpkt/article211579947/Kurz-und-muendig-Wie-der-Kapitalismus-die-Umwelt-zerstoert.html
- https://steiermark.wipol.at/alternativen-zum-kapitalismus-gruenes-wachstum-im-fokus/
- https://de.wikipedia.org/wiki/Katabolismus
- https://www.akademie-sport-gesundheit.de/magazin/katabolismus.html
- https://taz.de/Kapitalismus-und-Klimaschutz/!5879301/
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