Fahrradtour zu den pflanzlichen Fassadenkletterern der Stadt
In Graz gibt es immer mehr Grün an Hausfassaden und auf Dächern zu entdecken. Efeu, wilder Wein, Blauregen, Clematis und viele andere Pflanzen erklimmen die kahlen Wände. Bei einer vom Bildungshaus Schloss Retzhof organisierten Fahrradtour quer durch die Stadt hatten wir am 27. April 2023 die Gelegenheit, uns mit DI Bernhard Voura, Berater für Bauwerksbegrünung, auf Entdeckungsreise zu begeben. Jede begrünte Fassade, die wir auf unserer Tour entdeckten, fühlte sich wie eine kleine Wohlfühl-Oase an und trägt auch nachweislich zur Beschattung und Kühlung bei, kann Staub und Lärm schlucken und bietet sowohl für die BewohnerInnen des Gebäudes, als auch für die gesamte Umgebung eine höhere Lebensqualität.
Das Schöne an der Fassadenbepflanzung – sie ändert sich im Laufe des Jahres. Von kahlen Ästen im Winter über frischgrüne Blätter und Blüten bis hin zu buntem Laub im Herbst – eine begrünte Fassade bietet zu jeder Jahreszeit eine besondere Ansicht mit positiven Auswirkungen auf die Umwelt und auch die Psyche.
Smart City Bauwerksbegrünung
Wir starten beim ehemaligen Green Lab, wo wir uns einen Überblick über die verschiedenen Begrünungen wie wandgebundene, Trog gebundene bzw. bodengebundene Bepflanzung machen können. Die geeigneten Vorrichtungen und Pflanzen sind abhängig von der Ausrichtung eines Gebäudes und den finanziellen Mitteln. Die Begrünung kann auch als natürlicher Sonnenschutz für ein Gebäude dienen.
In der Smart City sehen wir an einem Gebäudekomplex, wie verschiedene Bauträger an die gemeinsame Entscheidung, Wände zu begrünen, herangegangen sind. An einer Stelle hilft ein Klettergerüst den Pflanzen, den Weg auf den glatten Betonwänden nach oben zu finden. An anderer Stelle kann wegen fehlender Kletterhilfen nur wilder Wein in einer Gebäuderitze nach oben streben. Ob und wie die jungen Pflanzen das Gebäude letztlich umranken werden, bleibt abzuwarten.
Erfolgreiche Fassadenbegrünung
Als Nächstes stehen ein paar erfolgreiche Bauwerksbegrünungen am Programm, wie die fabelhafte Fassade des „Hotel Daniel“, an dem nicht nur wilder Wein und Efeu wachsen, sondern wo im Dickicht auch viele Vögel ihren Nistplatz gefunden haben.
Auf halber Höhe der Annenstraße bestaunen wir dann das Uniqua-Gebäude, das mit durchgehenden Trögen, einem Klettergitter und Baumtrögen ausgestattet wurde. Das grüne Kleid des Gebäudes sticht entlang der Annenstraße auch schon zu Frühlingsbeginn klar zwischen den Betonwänden hervor. Die großen Bäume mitten in der Wand sind besonders beeindruckend. Zum Gelingen der Begrünung tragen auch technische Details wie frostsichere Bewässerungsleitungen, eine Steuerung für die zeitliche Bewässerung und die Nährstoffgabe sowie Feuchtigkeitssensoren bei.
Weiter geht es zum Nikolaiplatz, wo modulare Begrünungspaneele mit 1500 unterschiedlichen Kräutern und Pflanzen die Zugänge zu den Tiefgaragen zieren.
In der Schießstattgasse sehen wir ein weiteres schönes Beispiel erfolgreicher Bauwerksbegrünung, die dem Gebäude einen einzigartigen Charakter verleiht.
Neue Projekte für mehr „Grün“
An der Mur angekommen, begutachten wir die Klettergerüste entlang des Fahrradweges. Inmitten des allgemeinen Grüns rundum sind sie nicht besonders auffällig. Eine Einladung, von nun an öfter auf Klettergitter an Wänden Ausschau zu halten. Auf 900m² haben hier verschiedene Pflanzen bereits begonnen, ein natürliches Wandgemälde zu bilden.
Auch gegenüber der Stadthalle gibt es Bestrebungen, Pflanzen am Versicherungsgebäude besonders hoch hinaufwachsen zu lassen. Das Klettergerüst steht schon für alle kletterbegeisterten Pflanzen bereit.
Zusammenspiel von Architektur und Natur
Ein besonders beeindruckendes Beispiel für Bauwerksbegrünung wartet auf uns gegen Ende der Tour. Beim Gebäude der TU Inffeldgasse 10 wurde schon bei der Planung an die Fassadenbegrünung gedacht. Die rankenden Pflanzen stellen nun für sich alleine ein architektonisches Meisterwerk der Natur dar, deren Verwurzelung im Boden schon den Umfang eines Baumstammes erreicht hat.
Zum Abschluss lernen wir noch das Gebäude der Grazer Landesberufsschule kennen. Auch hier trifft moderne Architektur auf rankende Pflanzen.
Schon Lust bekommen auf deine eigene grüne Fassade?
- Bei der Kompetenzstelle für Bauwerksbegrünung GRÜNSTATTGRAU gibt es Termine für Erstberatungen für Gebäudebestände oder Neubauten, Dach- oder Fassadenbegrünungen.
- Das Umweltamt bietet eine kostenlose Erstberatung zum Thema „Dach- und Fassadenbegrünungen“ an. Unter der Telefonnummer +43 316 872-4311 kann man einen persönlichen Beratungstermin vereinbaren.
- Im ehemaligen GreenLab und derzeitigem Standpunkt des Stadtteilmanagement vor.Ort kannst du dir praktische Anregungen für Fassadenbegrünungen holen.
- Und eine Förderung der Stadt Graz gibt es auch: Förderungen einer urbanen Begrünung
Am Ende der Fahrradtour sind wir uns alle einig, uns künftig mit offenen Augen für Fassadenbegrünung durch die Stadt zu bewegen und der Wunsch nach noch viel mehr Grün an Betonwänden und auf Dächern in allen Städten macht sich in mir breit.
Welche Fassaden- oder Dachbegrünungen hat du in Graz oder anderen Gegenden schon entdeckt?
Weiterführende Beiträge:
- Von Stadtbäumen und Blühwiesen
- Förderungen einer urbanen Begrünung
- European Award for ecological Gardening
- Der Baumnavigator
- Petition – Rettet die Platanen in Graz vor der Uni
Fotos: ©b_hudin_nachhaltig_in_graz
Angeboten wurde diese kostenlose Radrundfahrt vom Bildungshaus Schloss Retzhof. Passende weitere Veranstaltungen werden auch immer wieder in unseren Terminkalender aufgenommen.
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