Gegenüber vom Grazer Hilmteich macht die Hilmteichstraße einen kleinen Abzweiger hinein in eine Siedlung von fünf oder sechs Wohnhäusern. Einmal noch rechts um die Ecke und man steht vor einem niedrigen Gewerbe-Gebäude. Bis vor etwa zwei Jahren konnte man hier beim Rugani Teppiche reinigen lassen. In diesem Sommer ist Renate Hochhuber mit ihrer Schneiderwerkstatt eingezogen. Gemeinsam mit der Künstlerin Astrid Hoffmann hat sie einen Ort geschaffen, der Werkstatt, Laden und noch manches mehr ist.
Mode- und Textilwerkstatt Celij
Schon seit etwa 10 Jahren lebt und arbeitet Renate Hochhuber hier in der Siedlung. Früher hat sie drüben im Haus der Pfadfinder ihre Kreationen entworfen und genäht. Das Wort Celij kommt aus dem Hebräischen und wird für Gewand, Kleidung, Schmuck und Geräte verwendet. Besonders aber auch für Brautschmuck und Brautkleider. Elisabeth Hochhuber liebt es, schöne Kleider für Feste, wie Hochzeiten und Bälle zu nähen. Und sie liebt es, aus dem etwas zu machen, das gerade da ist. Das ist auch die Haltung, die sie Kindern in ihren Nähkursen weitergeben will.
“Mir werden immer so viele Sachen geschenkt”, erzählt sie, “Knöpfe, Stoffe, Reißverschlüsse. Ich hab meine Kindernähkurse so begonnen, dass wir geschaut haben, was wir aus den Sachen mit Hilfe meiner alten Nähmaschine machen können.” – Jedes Kind näht, was es möchte, jedes ein Einzelstück, nichts Vorgegebenes. “Da entsteht so eine Kreativität und so eine Freude bei den Kindern, wenn man aus einfachen Sachen versucht, etwas Schönes zu produzieren.”
Hochzeits- und Ballkleider sind zur Zeit wenig gefragt, doch Renate Hochhuber ist flexibel “Alles was ich nähen kann und was gerade gebraucht wird, nähe ich”. Manche Kund*innen bringen Stoffe, um ihr Lieblingsstück nachfertigen zu lassen, andere kommen mit Löchern oder Rissen in Bluse oder Hose. Celij ist Mitglied beim Reparaturnetzwerk Graz repariert. Besondere Freude macht der Schneiderin gerade die Herstellung von Gewichts- oder Therapiedecken für Kinder und Erwachsene mit Schlafproblemen.
Regal Regional
Etwa zwei Stunden bin ich an diesem regnerischen Freitagnachmittag hier im neuen Werkstatt-Laden. Immer wieder öffnet sich die Tür, Nachbarinnen, Freundinnen, Ausstellerinnen, Einkäuferinnen und Verkäuferinnen werden mit lautem Hallo im “Regal Regional”, wie die beiden Initiatorinnen das Geschäft nennen, begrüßt. Die massiven Regale an den Wänden waren schon da, noch aus der Putzerei, und zugleich sind sie mit dem Regionalen die Philosophie dieses Ortes. Die Betreiberinnen laden unterschiedlichste Produzent*innen ein, ein Regal zu mieten, ihre Waren hier auszustellen und zu verkaufen: es gibt Lebensmittel – Obst, Mehl, Nudeln, Honig, Marmeladen, Öle, Säfte und Schnäpse – selbst erzeugte Putzmittel, Kleidung, Bücher, Kunst und Schmuck. Nicht alles ist bio, aber fast alles hatte einen kurzen Weg hier in die Regale, und wenn nicht – so wie das griechische Olivenöl oder die Röcke aus Uganda und Nepal – gibt es einen persönlichen Bezug zu den Produzent*innen.
Das Projekt ist eine gute Mischung aus Pragmatismus und Traumerfüllung. Einerseits ist die Miete zu bezahlen, das lässt sich gemeinsam mit mehreren sicherer erwirtschaften. Andererseits schafft der geteilte Raum in den Regalen ein Netzwerk unter den Produzent*innen und einen sozialen Begegnungsraum. “Wir müssen wieder geerdeter werden, schauen, was wir hier Gutes haben, aus dem Ort etwas machen, an dem wir sind”, sagt Renate Hochhuber
Regal Regional & Celij – Mode- und Textilwerkstatt
Website: Renate Hochhuber, Celij Mode- und Textilwerkstatt celij.at/
Facebook: facebook.com/Celij-Mode-Textilwerkstatt
Mail: r.hochhuber@celij.at
Adresse: Hilmteichstr. 79, 8010 Graz
Graz repariert
Info Kindernähkurse: Die Kurse finden in allen Ferien statt, auf Anfrage auch an Nachmittagen (ab drei Kindern), einfach ein mail schreiben
Info Markttag: Jeden Freitag ist Markttag in Regal Regional mit unterschiedlichen Aussteller*innen