Bachexkursion am Leonhardbach

Ein Grazer Bach und was sich in ihm tummelt

Im Frühling und Sommer 2023 hatten Interessierte die Möglichkeit, die Grazer Bäche mit Oliver Zweidick, einem Biologen des Naturschutzbund Steiermark, zu erkunden. Am 18. August hatten wir bei der letzten Bachexkursion in dieser Reihe die Chance, uns über die Bedeutung des Leonhardbaches und seine BewohnerInnen schlau zu machen.

Fischen nach Insekten

Direkt am Bach ging es mit Netzen und Keschern zur Sache. In Ufernähe und an ruhigen Stellen machten wir uns auf die Suche nach kleinen Lebewesen. Durch das vorangegangene Unwetter war der Bach braun gefärbt, die Strömung stark, wodurch sich die Suche schwieriger gestaltete.

Gefangen haben wir im Rahmen der Bachexkursion dann doch einiges. Larven von Eintagsfliegen, Flussflohkrebse, die Larve eines Wasserskorpions und Wasserschnecken – eine heimische und eine Zwergdeckelschnecke. Sogar ein paar Setzlinge einer Forelle gingen ins Netz.

Unter dem Stereomikroskop konnten wir die Körperstruktur einiger Tiere genauer betrachten und erfuhren Interessantes über ihre Lebensweise, wie z. B. über die Eintagsfliegen.

Eintagsfliegen

Diese verbringen den größten Teil ihres Lebens unter Wasser. Nur für den Hochzeitsflug verlassen sie das Wasser, um zur Eiablage wieder dahin zurückzukehren. Schon nach einigen Stunden oder wenigen Tagen sterben sie nach getaner Arbeit. Eintagsfliegen spielen im Nahrungskreislauf heimischer Gewässer eine wesentliche Rolle.

Beeinträchtigung von Flüssen

Der Flussverlauf

Der Leonhardbach ist als Stadtfluss zwar begradigt und in einem vorgegebenen Flussbett eingezwängt, es wurden jedoch auch ökologische Maßnahmen getroffen. So gibt es im Bach kleine Inseln und große Steine, die in das Flussbett hineinragen. Dadurch verändert sich die Fließgeschwindigkeit an diesen Stellen, es entwickeln sich Lebensräume mit unterschiedlichen Bedingungen. Tiefe Wasserstellen, ruhiges Wasser, Uferbewuchs, Totholz oder Schotterbänke bieten den kleinen Wassertieren Schutz und Lebensraum. Ohne diese Maßnahmen wäre ein begradigter Fluss zerstörerisch und würde alles Leben mit sich reißen. Die großen Felsblöcke dienen dazu, dass sich der Fluss auch bei Hochwasser nicht verändert.

Verschmutzung des Flusses

Jeder Fluss hat eine selbstreinigende Funktion. Durch kleine Wassertierchen wird organisches Material wie Blätter und Holz zersetzt. Daher ist die Artenvielfalt in Flüssen, die durch einen naturnahen Flussverlauf gewährleistet wird, neben der Wasserqualität entscheidend für einen gesunden Fluss.

Verunreinigungen durch Haushalte wie verbotenerweise entsorgtes Poolwasser, Abwässer aus der Industrie oder Düngemittel aus der Landwirtschaft können das Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen und einem Fluss und seinen Bewohnern schweren Schaden zufügen.

Neophyten

An den Flüssen vermehren sich immer wieder Neophyten – eingeschleppte Pflanzen, die sich hier schnell vermehren und heimische Arten überwuchern. Am Leonhardbach ist es der japanische Staudenknöterich, der sich hier eingenistet hat. Auch im Wasser entdecken wir während der Bachexkursion eine invasive Art – die bereits erwähnte neuseeländische Zwergdeckelschnecke.

Der Naturschutzbund als Betreuer der Grazer Bäche

Fließgewässer in Graz: Die rot gekennzeichneten Bäche werden vom Naturschutzbund Steiermark betreut

Der Naturschutzbund ist Pächter der drei großen Grazer Bäche
Mariatrosterbach, Ragnitzbach und Stiftingbach sowie Leonhardbach und
Kroisbach. Die Bäche werden von drei ehrenamtlich tätigen Mitgliedern des
Naturschutzbundes betreut. Beobachtungen über Verunreinigungen eines Baches kann man daher direkt an den Naturschutzbund melden. Eine andere Möglichkeit, sich für den Schutz der Bäche einzusetzen ist es, den Müll entlang des Bachverlaufes einzusammeln.

Qualität der Grazer Bäche

Genaueres über den ökologischen Zustand der Grazer Bäche ist unbekannt. Eine Untersuchung der Gewässergüte und -struktur als Grundlage für Verbesserungsmaßnahmen wäre äußerst wünschenswert, denn: „Die Grazer Bäche sind vielen negativen Einflüssen ausgesetzt wie hartem Uferverbau, Pflasterung des Bachbettes, Wasserentnahme und Verunreinigung unterschiedlicher Art durch Haushaltsabwässer und Einleitung von Schadstoffen“, so Andrea Pavlovec-Meixner, Regionalstellenleiterin des Naturschutzbundes in Graz.

Kontakt Naturschutzbund Graz

Adresse: Herdergasse 3, 8010 Graz
Bürozeiten: Mo.-Do. 9 bis 15 Uhr, Fr. 9 bis 13 Uhr
Telefonnummer: 0316/322377
Kontaktformular: https://www.naturschutzbundsteiermark.at/kontaktformular

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