Da Gugarutz (Mais)

Heute möchte ich euch den Gugarutz vorstellen – noch nie gehört? Wenn man nicht gerade in der Steiermark lebt oder besser noch – a Oststeira is, wird man vielleicht mit den Alternativnamen mehr anfangen können. Wie Kukuruz, Mais, Türkischer Weizen = Tirkisch Woaz oder „Corn“ auf Englisch, „Maiz“ in Spanien, „Granturco“ in Italien. Ursprünglich aus Mexiko stammend und von Kolumbus nach Europa gebracht, hat der Mais seit 1492 die Welt erobert und gehört in Afrika und Lateinamerika zum Grundnahrungsmittel der Bevölkerung. Antike Maisfunde in Mexiko werden auf circa 4700 v. Chr. datiert. Diese Urform war aber noch viel kleiner als die heutigen Züchtungen; und apropos Züchtung – seit Ende der 1990 iger Jahre hat man begonnen, auch den Mais gentechnisch zu verändern. In den USA werden schon 85% Genmais angebaut, in Österreich ist gentechnisch verändertes Saatgut derzeit verboten, gentechnisch veränderte Futtermittel werden allerdings importiert, wie eben auch GVO-Mais (= gentechnisch veränderter Organismus).

Bei der Weltgetreideernte 2021 stand Mais mit unglaublichen 1,2 Milliarden Tonnen an erster Stelle, davon werden an die 60% als Tierfutter verwendet. Tendenz steigend, was dem zunehmenden Fleischkonsum geschuldet ist. Und auch zur Herstellung von Biodiesel wird er verwendet.

Doch zurück in den Garten, wo ich seit einigen Jahren dem Kukuruz vollkommen verfallen bin. Seine vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten, sein unglaubliches Farbspektrum macht ihn für mich zu einem unverzichtbaren Gartengefährten. Abgesehen von dem bekannten Gelb findet ihr Rot in allen Schattierungen, weiß, orange, Blautöne bis fast schon schwarz. Und die bunten Variationen – herrlich!

Um all diese Sorten, Farben und Eigenschaften sortenrein zu erhalten und Kreuzungen zu vermeiden, baut man die einzelnen Arten mit ausreichend großem Abstand zueinander an. Oder man begnügt sich mit einer oder zwei Sorten – nur welche nimmt man dann?

ANBAU

Wenn ihr nur ein paar Kleinigkeiten beachtet, sind die Pflanzen anspruchslos und brauchen auch nicht viel Pflege.

Einen sonnigen Platz im Garten wählen, den Boden im Frühjahr mit Kompost oder verrottetem Mist verbessern. Los geht` s dann Mitte April – Anfang Mai (die Pflänzchen vertragen keinen Frost), die Maiskörner circa 3 cm tief einsetzen, Abstand 10-15 cm.

Ungünstig: Pflanzung in einer langen Reihe.

Günstig: rechteckig, blockförmig setzen, fördert eine bessere Bestäubung.

Tipp

Die Pflänzchen in kleinen Töpfen ab Anfang April im Haus vorziehen und wenn sie kräftig genug sind, ab ins Beet.

Zu Beginn schaue ich doch regelmäßig nach den Maispflanzen, Wachsamkeit gegenüber Schnecken schadet auch nicht, denn die lieben ja alles Junge, Zarte. Unkrautfrei halte ich den Boden mit einer Mulchschicht aus Grasschnitt oder Stroh. Hat der Kukuruz eine bestimmte Größe erreicht, wächst er problemlos dahin, auch die Schnecken wenden sich von ihm ab. Mais übersteht längere trockene oder feuchte Wetterperioden recht gut, bei langanhaltender Hitze ist er für einen abendlichen Guss schon recht dankbar. Und dann bleibt eigentlich nichts mehr zu tun, außer ihm beim Wachsen zuzusehen. Die Größe variiert je nach Sorte, Der Gemüsemais „Bloody Butcher“, eine historische Sorte von 1845 mit großen feurigroten Kolben, erreicht auch schon mal über 2,5m. Über Schädlinge und Krankheiten kann ich aus meinem Garten eigentlich nicht berichten, und damit das so bleibt – jedes Jahr das Beet wechseln.

Noch einige Infos zur Bestäubung, da die Maispflanze nämlich 2 Arten von Blüten bildet. Einerseits die Rispen/ Wedeln an der Spitze – männliche Blüten, die Pollen bilden. Andererseits findet man weiter unten am Stängel an den Blattachsen lange Haare, die aus mehreren dicken Blättern lugen – die weiblichen Blüten – Blütenfäden – Griffel, auch Maisbart oder Maishaar genannt. Sie dienen dazu, die Pollen aufzufangen. Und dort beginnen sich nach der Befruchtung die Maiskolben zu entwickeln. Je besser die Bestäubung, desto größer und regelmäßiger werden auch die Kolben. Normalerweise verteilt der Wind die Pollen, als Gärtnerin kann ich das fördern, indem ich die Pflanzen zur Blütezeit immer wieder leicht schüttle, mit der Hand durch die Reihen fahre. Stehen die Pflanzen also blockartig beieinander, wird das besser klappen als in einer einzigen langen Reihe.

Und ihr werdet überrascht sein, wie wunderbar der blühende Kukuruz duftet!

INHALTSSTOFFE

Mais ist sehr eiweißreich, aber arm an essentiellen Aminosäuren = unentbehrlichen Eiweißbausteinen für den Menschen. Er enthält aber viel Mineralstoffe wie Magnesium, Eisen, Calcium; Vitamin C, B1, B3, B6, E, Betacarotin, Folsäure.

Vorteil: enthält kein Gluten, also auch geeignet für Personen mit Glutenunverträglichkeit / Zöliakie.

Welche Sorten in den Garten?

Da hätten wir den köstlichen Zuckermais, dessen Körner durch höhere Zuckereinlagerungen so unglaublich süß schmecken. Der richtige Erntezeitpunkt ist ganz wichtig – tritt beim Anritzen mit dem Fingernagel eine milchig-weiße Flüssigkeit aus dem Korn, dann nichts wie ab damit in die Küche. Rauf auf den Griller, rein in die Gemüsesuppe oder nur kurz in ungesalzenem Wasser kochen – genießt den Geschmack! Der hält sich leider im Kühlschrank nicht länger als 2-3 Tage, auch die Körner härten nach, aber das Einfrieren von zerteilten Kolben ist gut möglich.

„Golden Bantam“ ist eine alte robuste Sorte mit gutem Geschmack und gutem Ertrag.

Popcorn

Oder wie wäre es mit Popcorn-Mais für wunderbares Popcorn (Puffmais) aus dem eigenen Garten. Aber Achtung, nicht jede Sorte ist dafür geeignet, es sollte auf dem Samenpackerl vermerkt sein. Alte Sorten dazu wären z.B. „Heavenly Blue“ oder „Dakota Black“, auch „Pink Pop“ ergibt ein aromatisches Popcorn. Doch der Gärtner braucht Geduld! Kolben bleiben am Stängel, bis diese vollkommen ausgereift sind, schauen dann schon recht dürr und beigebraun aus. Auch die Kolben müssen nach der Ernte noch ausreichend lang getrocknet werden, in einem Korb oder einem Papiersack an einen warmen Ort. Danach Körner abrebeln und in saubere, trockene Gläser füllen.

Weiß jeder, wie man Popcorn selbst macht?  😊 Ich schreib’s euch sicherheitshalber dazu: 3-4 Esslöffel Öl in einem großen Topf heiß werden lassen, eine gute Handvoll Maiskörndl dazu und sofort Deckel drauf. Temperatur reduzieren und sobald es ploppt, immer wieder Topf hin und her rütteln. Sind so ziemlich alle Körner aufgepoppt (einige bleiben immer ganz), in eine Schüssel leeren, salzen oder zuckern nach Geschmack – und guten Appetit.

Tee

Nicht vorenthalten möchte ich euch, dass man den Maisbart für einen sehr guten, gesunden Tee verwenden kann. Die grünen fadenförmigen Maisgriffel abschneiden, schonend gut trocknen und in einem sauberen Schraubglas aufbewahren. Der Tee unterstützt die Leber, wirkt positiv auf Blutdruck, Blutzucker und Stoffwechsel, fördert das Säure-Basen-Gleichgewicht im Körper.

3-4 EL auf 1 Liter heißes Wasser, 10 min ziehen lassen, über den Tag verteilt trinken (allerdings ersetzt auch der beste Tee NICHT den Besuch beim Hausarzt!).

Ich könnte ja noch Seite um Seite über meinen Liebling Gugarutz weiterschreiben, über herrliche Sorten, wunderbare Farben,  fantastische Rezepte, vielfältige Herbstdeko, großartige Pflanzenpartner und … und … und …

Ihr merkt schon – ohne Mais geht’s einfach nicht, also rein mit ihm in den Garten!

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