Jede und jeder Einzelne von uns trägt Verantwortung. Hier kommt unser Klima-Update vom 20.10.2023, mit Fakten, Infos & Geschichten als Einladung zu Information, Aufwachen und Handeln. Alle Folgen unserer Klima-Updates finden sich hier unter diesem Link. Wir sammeln für euch (fast täglich) die wichtigsten Themen rund ums Klima. Dabei darf natürlich auch Positives nicht zu kurz kommen.
Ebenfalls mehr als nur einen Blick wert: unsere laufend aktualisierte Linksammlung zu vielen verschiedenen Medienberichten zu Klima, Energie und Nachhaltigkeit.
Viele interessante Veranstaltungen gibt es diese Woche in unserem Terminkalender, auch gut geeignet zum Kennenlernen Gleichgesinnter und zum Mut holen.
We are wasting precious, precious time we can never get back.
Dr. Peter Kalmus, NASA climate scientist
1. Psychologin Lea Dohm (Mitautorin von „Klimagefühle“) via Instagram, 18.10.2023:
„Stellen wir uns einmal vor, wir sind mit dem Auto unterwegs. Wir fahren den immer gewohnten Weg fast wie im Schlaf. Doch eines Tages ist plötzlich etwas anders: Wir stehen unerwartet vor einer Straßensperrung, daneben ein Schild, das auf eine Umleitung hinweist.“
„Normalerweise würden wir jetzt wohl diese Umleitung nehmen statt das Schild einfach zu ignorieren. Normalerweise. Im auf die aktuelle Situation der Menschheit übertragenen Sinn fahren wir jedoch mit dem Auto einfach durch die Absperrung hindurch und ignorieren somit alle Warnungen, Gefahrenhinweise und Alternativen, um das weiter fortzusetzen, was wir gewohnt sind.“
2. Sturmtief Babet wütete in Großbritannien, Schottland und Irland
Sturmtief Babet(te) sorgt mit sintflutartigen Regenfällen in Teilen Irlands, Schottland aber auch in England für Überschwemmungen und Evakuierungen. Vor allem die Stadt Midleton im Süden Irlands ist betroffen, die Menschen standen hüfthoch im Wasser. „Die Szenen der Verwüstung in Midleton (Irland) sind ein unheilvolles Zeichen für das, was uns als Nation bevorsteht, wenn wir uns nicht stärker für den Klimaschutz und den Kampf gegen den Klimawandel einsetzen,“ so der Stadtrat Liam Quaide. Quelle In Deutschland trägt das Sturmtief den Namen Viktor und sorgt im Norden ebenfalls für schweren Sturm.
Der Sturm hat mit bis zu 7 Meter hohen Wellen das Oberteil des South Shields Leuchtturmes im Nordosten England gekappt, seit 1895 steht er dort.
Hier kann man sich einen groben Überblick verschaffen, welche Extremwetterereignisse weltweit geschehen (Auflistung ist sicher nicht vollständig): Aktuelle weltweite Extremwetterereignisse
3. Good News: Erfolgreiche Klimaklage in Estland
Vorläufiger Baustopp für Schieferölraffinerie! Gleich bei der ersten Klimaklage, die es in Estland bislang gab, haben die KlimaaktivistInnen von Fridays for Future Estland einen Erfolg errungen. Der Oberste Gerichtshof des Landes gab in der vergangenen Woche ihrer Klage auf Annulierung der Baugenehmigung für eine neue, treibhausgasintensive Schieferölraffinerie recht. In der Anlage soll Ölschiefer zu Schieferöl verarbeitet werden.
Dabei hob das Gericht zwei anderslautende Urteile von Vorinstanzen auf und ordnete einen Baustopp für die im Nordosten Estlands bereits im Bau befindliche Anlage an. Die Richter*innen bemängelten vor allem Fehler bei der Bewertung der umweltschädlichen Auswirkungen der mit Phenol verschmutzten Abwässer der Anlage, die Folgen für Estlands Treibhausgasbilanz und die Umweltverträglichkeitsprüfung der Fabrik des staatlichen Energiekonzerns Enefit. Bei der Prüfung seien die Auswirkungen auf ein Vogelschutzgebiet „völlig unterschätzt“ worden.
Allerdings hielt das Gericht die Klimafolgen – und das hatte die Fridays-Klage vor allem bestritten – für gerade noch „vertretbar“. Zum Zeitpunkt der Erteilung der Baugenehmigung sei das verbindliche Klimaziel der EU lediglich gewesen, die Treibhausgasemissionen der Staatengemeinschaft insgesamt bis 2030 um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken.
Das aktuelle Urteil dürfte den Bau aber vermutlich nicht stoppen, sondern nur verzögern. Der Gerichtshof räumte den zuständigen Behörden nämlich die Möglichkeit ein, unter Berücksichtigung der Einwände des Gerichts eine neue Baugenehmigung zu erteilen.
„Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Anlage noch mit diesen Klimazielen im Einklang steht“, meint Kertu Birgit Anton von „Fridays“: Selbst wenn die Raffinerie eine neue Baugenehmigung erhalten sollte, wäre es eher unwahrscheinlich, dass auch der Betrieb genehmigt werde. Falls doch, wäre dies ein Grund für eine neue Klage. – via Instragram @klima.taz (gerne abonnieren!)
4. Bad News: 700.000 Passagiergäste werden 2023 für den Flughafen Graz prognostiziert.
Etwa 30% über dem Vorjahr liegen die Passagierzahlen. 2019, also vor Corona, lag man allerdings schon bei 1 Million. Vor allem die Geschäftsreisen sind nach wie vor reduziert (dank Online-Meetings). Das Verhältnis beruflicher Reisen zu touristischer Reisen lag vor der Pandemie bei 85:15, jetzt ist es 75:25. [Quelle der Zahlen: Kleine Zeitung, 19.10.2023] Der Flughafenbetreiber, die Holding Graz freut sich. Wir – von Nachhaltig in Graz – geben aber den Tipp, noch viel mehr Konferenzen und Meetings auf online zu verlegen und urlaubsbedingte Flugreisen einfach für einige Zeit ad acta zu legen, bis klimafreundliche Treibstoffe ausreichend entwickelt sind. Das Gute liegt so nah, entdeckt es via Zug und Bus! => Nachhaltig Reisen ab Graz
Fliegen ist neben Kreuzfahrten der übelste ökologische Vandalismus, den man anrichten kann. … Wir sollten anfangen, zwischen menschlichen Grundbedürfnissen und spätrömischer Dekadenz zu unterscheiden.
Niko Paech, Nachhaltigkeitsforscher, 4.7.2019
„In der Sozialwissenschaft unterscheidet man zwischen Bedürfnissen und den daraus abgeleiteten Bedarfen. Das Bedürfnis nach Urlaub kann deshalb auch dann befriedigt werden, wenn man Flugreisen auf das absolute Minimum beschränkt.“ – Joachim Angermüller
Wenn jeder Mensch auf der Erde „nur einen Flug“ im Jahr nehmen würde, wären die Emissionen durch den Flugverkehr bei 22 Milliarden Tonnen. Derzeit liegen sie bei 1 Milliarde Tonne. [Quelle: Flight Free UK, 29.9.2023] Es wird oft übersehen, dass, viele Menschen noch nie ein Flugzeug von innen gesehen haben und der Beitrag zu den Emissionen durch den Flugverkehr daher von einem relativ kleinen Prozentsatz der Menschen geschieht.
5. Glitzerverbot ab 15.10.2023
Die EU-Kommission hat ein Verbot für bewusst zugesetztes Mikroplastik erlassen. Mikroplastikhaltige Kosmetika wie loser Glitzer und Peelings sind seit dem 15. Oktober 2023 verboten. Schrittweise kommen in den nächsten Jahren weitere Produkte – bis zum Kunstrasen – hinzu. Ziel dieser Vorschrift ist es, zu verhindern, dass bis zu einer halben Million Tonne Mikroplastik in der Umwelt landet. => Quelle
Es gibt für all diese Produkte schon genug Alternativen, die kein Mikroplastik enthalten und nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für die Gesundheit sind. Für altes Mikroplastik-Glitter in deinen Vorräten gilt: Besser in den Restmüll schmeißen, als aufbrauchen!
6. COP28 – UN Climate Change Conference
Die nächste UN-Klimakonferenz wird vom 30.11. bis 12.12.2023 in den Vereinigten Arabischen Emiraten stattfinden. Den Vorsitz führt der Chef des staatlichen Erdölkonzerns und Industrieminister Sultan Ahmed Al Jaber. „Die Präsidentschaft hat entscheidenden Einfluss auf den Erfolg oder Misserfolg eines Klimagipfels. Sie kann den Fortschritt antreiben oder wie im vorigen Jahr in Ägypten schleifen lassen. Sie kann mehr oder weniger ehrgeizige Kompromisstexte vorlegen. Und sie kann Vorreiter oder auch Bremser mit wichtigen Gesprächen betrauen.“ Bei der COP29 in Ägypten waren 600 Menschen dabei, die mit fossilen Brennstoffen zu tun haben, hat die NGO Global Witness herausgefunden. Das war mehr, als alle Delegationen der 10 vom Klimawandel am meisten betroffenen Länder.
Wenn Sie Malaria bekämpfen wollen, laden Sie nicht die Moskitos ein.
Greta Thunberg
7. Tom & Harry-Craftbeer
Kennt ihr übrigens schon das regionale Craftbeer Tom & Harry aus Kapfenberg? Lest das Wichtigste über die beiden jungen Männer und vor allem deren Bier nach. => Tom & Harry
8. 10-Minuten-Doc-Preview-Video „Breaking Boundaries“
Sehr sehenswertes Doc-Preview-Video von Sir David Attenborough vom 23.4.2021.
Anmerkung der NiG-Redaktion:
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