Viele unterschätzen sich und die Chance, die wir gerade haben, den verhängnisvollen Lauf der Geschichte aufzuhalten und einen wirklich neuen besseren Weg einzuschlagen.
Hier kommt unser Klima-Update vom 21.10.2023, mit Fakten, Infos & Geschichten als Einladung zu Information, Aufwachen und Handeln. Alle Folgen unserer Klima-Updates finden sich hier unter diesem Link. Wir sammeln für euch (fast täglich) die wichtigsten Themen rund ums Klima. Dabei darf natürlich auch Positives nicht zu kurz kommen.
Ebenfalls mehr als nur einen Blick wert: unsere laufend aktualisierte Linksammlung zu vielen verschiedenen Medienberichten zu Klima, Energie und Nachhaltigkeit.
Viele interessante Veranstaltungen gibt es diese Woche in unserem Terminkalender, auch gut geeignet zum Kennenlernen Gleichgesinnter und zum Mut holen: 22.10.2023: Protesttraining Letzte Generation 23.10.2023: Online-Ringvorlesung der TU Berlin zum Klimaschutz 24.10.2023: Nachhaltigkeit out of the box! 25.10.2023: Auto:Frei:Tag Rechbauerstraße 25.10.2023: Webinar: Wie sagen wir es den Kindern? 27.10.2023: Critical Mass mit Aufstellung eines Ghost Bikes uvm
„Wir benehmen uns fast alle wie die Reisenden auf der Titanic, stehen da mit unseren Champagnergläsern in der Hand und fragen uns, was gerade auf Netflix am besten anzuschauen ist, während ganze Inseln verschwinden und Städte überfluten.“
Schriftstellerin Cornelia Funke will sich 2024 eine Auszeit vom Schreiben nehmen und sich dem Naturschutz widmen
1. Ed Hawkins, Climate Scientist
„Indem gerade ein schwerer Sturm Großbritannien (Sturmtief Babet) heimgesucht hat, die Erinnerung, dass solche Stürme jetzt mehr Regen mitbringen, als wenn sie vor einem Jahrhundert aufgetreten wären. Also wenn es regnet, regnet es mehr. Die Physik ist ziemlich einfach: Durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe gelangt CO₂ in die Atmosphäre, was das Klima erwärmt. Eine wärmere Atmosphäre enthält mehr Wasser, sodass die Niederschlagsintensität zunimmt.“ Paper: Translating historical extreme weather events into a warmer world. Der nasseste Monat in der Geschichte Großbritanniens war im Oktober 1903. Wenn das Sturmtief des Oktober 1903 jetzt auftreten würde, würde viel mehr Regen fallen und viel mehr Sturm auftreten, weil wir in einer wärmeren Welt leben. – Ed Hawkins, 21.10.2023
2. Aktuelle Extremwetterereignisse weltweit
Täglich haben wir unsere Auflistung mit den Extremwetterereignissen zu aktualisieren. Hinter jedem einzelnen stecken viel Schaden, zerstörte Häuser und Geschäfte, viel Arbeit und Verzweiflung und manches Mal auch verlorene Leben. Auch wenn ein Hochwasser in wenigen Tagen wieder verschwunden ist, dauert es lange, bis die Spuren beseitigt sind. Wichtig ist es daher, die Auflistung der durch den Klimawandel zunehmenden Extremwetterereignisse mit Gefühl zu studieren: Aktuelle weltweite Extremwetterereignisse
Die derzeitigen extrem milden Temperaturen in Mitteleuropa bringen eine Abweichung von bis zu +16 Grad mit sich. In Szeged (Ungarn) wurde am Freitag, 20.10. sogar ein Hitzetag gemessen (über 30 Grad).
3. Das Fernzugangebot der ÖBB
Die Urlaubsplanung für 2024 kann beginnen – hier das Angebot der ÖBB zur Inspiration:
4. Australiens Waldbrände
Es ist gerade Frühling in Australien. Die Waldbrandsaison hat noch nicht einmal richtig begonnen. Die Sommermonate gehen von Dezember bis Februar. Aber Australien verzeichnet schon jetzt einen deutlichen Anstieg in Anzahl und Intensität der Waldbrände mit starken Rauchemissionen. Die Feuerwehren rüsten sich. => Artikel Guardian 17.10.2023
5. Der Hausverstand …
Der Begriff „Hausverstand“ (in Deutschland „gesunder Menschenverstand“) wird seit einigen Jahren ja sehr missbraucht. Früher etwas Positives, hinterlässt der Gebrauch des Wortes derzeit meist ein eher ungutes Gefühl. Wenn die Politik mit Hausverstand kommt, dann wird damit meist rohes Halbwissen legitimiert. Der Hausverstand ist allerdings ein Trottel, wenn es um die Lösung komplexer Probleme wie Pandemie oder Klimakrise geht, bei etwas, das wir noch nie erlebt und damit keine Erfahrung haben. Und ist nebenbei ein Angriff auf die Wissenschaft, schürt Wissenschaftsfeindlichkeit. Via Florian Aigner und Reinhard Steuer, Twitter, 20.10.2023
6. Bodenstrategie
Vor genau zwei Jahren wurde eine Bodenstrategie für Österreich angekündigt – vor einem Jahr sollte sie vorliegen. Doch sie ist noch immer ausständig. Dabei braucht es endlich verbindliche Ziele und Maßnahmen, um den Flächenfraß zu stoppen! => WWF zur Bodenstrategie
7. Wertigkeit der Beförderungsmittel
Während seit 1995 die Länge von Autobahnen und Schnellstraßen um 60% gestiegen ist, wurden in Europa 15.650 Kilometer an Eisenbahnnetz stillgelegt.
In Österreich sind seit 1995 29 Bahnstrecken mit einer Gesamtlänge von 655 Kilometern für den Personenverkehr stillgelegt worden. Vor allem in dörflichen Regionen. Entlang dieser Strecken wurden 230 Bahnhöfe geschlossen. Diese jahrzehntelange autogerechte Politik hat Menschen in die teure Abhängigkeit vom Auto getrieben (wie viel vom Monatsgehalt geht fürs Auto drauf?). Dazu kommt noch die Bodenversiegelung durch die Straßen und die Abwanderung von Nahversorgern und anderer Infrastruktur, die ein dörfliches Leben ohne Auto so braucht.
Die gute Nachricht: Etwa 56% der stillgelegten österreichischen Bahnstrecken könnten relativ einfach wieder in Betrieb genommen werden. Weniger frequentierte Bahnnetze sind aber wahrscheinlich auch mit Bussen gut ersetzbar. => Der Standard: „Österreich hat 665 Kilometer an regionalen Zugverbindungen verloren“
8. Nachhaltiges Halloween
Es ist wieder die Zeit: Wir haben unseren Artikel über nachhaltiges Halloween aktualisiert und freuen uns, wenn ihr uns noch weitere Tipps zukommen lässt. => Nachhaltiges Halloween
9. Erdölkonzerne wussten früh Bescheid
Fossile Großkonzerne wie Exxon wussten früh über den Klimawandel Bescheid – doch die Öffentlichkeit führten sie jahrzehntelang in die Irre. Ziel war es, Verwirrung und Unsicherheit zu stiften und die Klimaforschung zu diskreditieren.
Ein sehr interessanter 4-Minuten-Podcast: Erdölmultis und Klimakrise – Die Propagandisten des Zweifels
Oder hier auch verschriftlicht, falls jemand schneller lesen will.
Wussten Sie, dass die Erdölfirmen den Klimawandel leugneten, obwohl ihre eigenen Wissenschaftler ihn exakt berechnet hatten? Genau, da war doch was.
Im Januar 2023 wurde eine Studie der Harvard-University veröffentlicht, die hieb- und stichfeste Beweise für etwas vorlegte, was seit 2015 vermutet wurde: Der Ölkonzern Exxon-Mobil wusste intern bereits seit den 70er Jahren, dass fossile Brennstoffe das Klima aufheizten. Nach außen jedoch tat der Konzern alles, um Zweifel an der Erderwärmung zu säen. Die Erdölfirmen folgten damit dem Modell der Tabakindustrie, die jahrzehntelang behauptete, Rauchen verursache keinen Lungenkrebs. Diese „Merchants of doubt“, Händler des Zweifels, wie es in einem Buchtitel heißt, setzten alles daran, die Wissenschaft zu diskreditieren. In der Medizin genauso, wie später in der Klimaphysik. Sie behaupteten, die Berechnungen der Physiker seien unsicher. Sie redeten Klimamodelle schlecht, verbreiteten gar Mythen über eine drohende Eiszeit.
Die organisierten Klimaleugner waren mit dieser Strategie überaus erfolgreich. Ihre Kampagnen führten dazu, dass die Klimaziele in den letzten 30 Jahren nicht ernsthaft verfolgt wurden. Wenn die globale Erwärmung angeblich so unsicher ist, gibt es auch keinen dringenden Handlungsbedarf. Damit retteten die Erdölfirmen ihr Geschäftsmodell. An der Durchsetzung von Umweltnormen verdient niemand, an ihrer Verschleppung jedoch sehr wohl.
Die Erdölindustrie nahm die globale Katastrophe bewusst in Kauf, um ihre exorbitanten Profite nicht zu gefährden. Wenn es je ein crime against humanity gab, ein Verbrechen gegen die gesamte Menschheit, dann dieses. Doch auf die Harvardstudie im Januar 2023 folgte keine Aufschrei. Die Nachricht verschwand so schnell aus den Medien, wie sie aufgetaucht war. Wo sind die Stimmen, die fordern, dass die Erdölkonzerne so etwas wie Reparationen zahlen? Dass sie ihre üppigen Gewinne in die Entwicklung erneuerbarer Energien stecken, dass die Subventionierung der fossilen Brennstoffe ein Ende hat? Zwar gibt es inzwischen weltweit über 2.000 Klimaklagen, doch eine öffentliche Diskussion darüber findet nur am Rande statt.
Die Erdölkonzerne hatten ein furchtbar leichtes Spiel mit der Öffentlichkeit. Die Wissenschaft leistete wenig Widerstand, denn weder lobbyieren Wissenschaftler, noch gehen sie auf Argumente ein, für die es keine wissenschaftliche Grundlage gibt. Die Medien wiederum machten viel zu lange mit beim Spiel der false balance und gaben Pseudowissenschaftlern eine Bühne, die sie nicht verdient hatten. Und inwiefern hat das alles auch mit uns zu tun? Die Klimaleugner der Erdölindustrie erzählten das verführerischste aller Märchen, nämlich, dass alles so weiter gehen könne, wie bisher. Wer wünschte sich das nicht? Gegen dieses Märchen hilft nur Aufklärung. Deshalb müssen die Propagandisten des Zweifels zur Rechenschaft gezogen werden.
Zumal es keineswegs nur um die Erdölindustrie geht, die übrigens dieses Jahr die UN-Klimakonferenz in Dubai präsidieren wird. Also immer noch erfolgreich ist mit ihrer Einflussnahme. Seit die Methode des inszenierten Zweifels von der Tabakindustrie erfunden wurde, hat sie Schule gemacht. Der Angriff auf wissenschaftliche Fakten ist die Killerwaffe jeglicher Propaganda und sie lässt sich auf jedes Thema anwenden. Sei es Klima, Pandemie oder Migration. Die Zukunft der Demokratie hängt davon ab, dass wir diese Methoden durchschauen. Im Fall der Erdölindustrie allerdings geht es nicht nur um die Zukunft der Demokratie, sondern um die Zukunft von allem, was auf der Erde lebt.
Anmerkung der NiG-Redaktion:
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