Sind Winterwetter und globale Erwärmung ein Widerspruch?
Immer wenn es schneit, freuen sich nicht nur Kinder und Junggebliebene, sondern seit kurzem auch jene, die die Erderwärmung am liebsten verdrängen oder sogar leugnen würden. „Es schneit!,“ jubeln sie. „Wo ist denn nun ‚euer‘ Klimawandel?“ Dabei ist die Tatsache, dass es schneit oder dass es viel Schnee gibt, kein Gegenargument für den Klimawandel.
Wann schneit es?
Schnee fällt, wenn die Luftfeuchtigkeit hoch genug und wenn es kalt genug ist. Dabei kann wärmere Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Ein Grad mehr bedeutet, dass 7% mehr Wasser verdunstet wird. Wenn nun warme Luft mit viel Feuchtigkeit auf Kälte trifft, schneit es. Je wärmer und damit feuchter die Luft ist, desto heftiger kann der Schneefall sein. So wie wärmere Luft in den wärmeren Sommermonaten mehr Feuchtigkeit mit sich bringt und zu extremen Regenfällen führen kann, wird diese Feuchtigkeit bei Minusgraden als Schnee entladen. Eine generelle Temperaturerhöhung kann sich im Winter auch bei Minusgraden abspielen. -5 Grad ist wärmer als -10 Grad.
Schnee von morgen: Seltener, schwerer, intensiver und weniger lang
Kalte Winter und Schnee werden seltener, finden aber dennoch statt. Die Klimaerwärmung kann sogar zu intensiveren Schneefällen führen: Mehr Schnee statt oft Schnee! Insgesamt gibt es aber trotzdem weniger Schneefälle. Einzelne Schneefälle bedeuten daher keine Abkehr von der globalen Erderwärmung. Indem die Zahl der Frosttage (Frost- oder Eistage sind Tage, die den ganzen Tag unter 0Grad bleiben) abnimmt und es für Schnee kalt genug sein muss, wird es aber seltener schneien und stattdessen regnen. Gefallener Schnee wird allerdings viel kürzer liegen bleiben, einerseits aufgrund höherer Temperaturen und Schneeschmelze, andererseits, weil Schnee durch nachfolgenden Regenfall weggewaschen wird. Schnee bei höheren Temperaturen enthält auch mehr Feuchtigkeit und ist dementsprechend schwer. Dies muss bei der Tragfähigkeit von Dächern oder anderer Infrastruktur berücksichtigt werden.
Schnee im Unterschied von Wetter und Klima
Schnee ist ein Wetterphänomen. Indem es schneit, kann man keinen Rückschluss auf das Klima oder Klimaveränderungen ziehen, so Peter Hoffmann, Meteorologe am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Über den wichtigen Unterschied zwischen Wetter und Klima haben wir bereits hier geschrieben.
Hier ein Fact-Sheet des Climate Change Centre Austria (CCCA) aus 2021:
Rolle des Schnees im Klimasystem
Schnee spielt auch im Klimasystem eine wichtige Rolle. Er dient besonders in höheren Lagen als Wasserspeicher und sorgte bisher immer im Frühjahr für ausreichende Wasserpegel und Grundwasserstände.
Schnee hat außerdem eine Albedo-Wirkung. Helle Flächen wie Schnee und Eis reflektieren Sonnenlicht zurück in den Weltraum. Wenn das nicht stattfindet, wird das Sonnenlicht von der Erdoberfläche aufgenommen, in der Fachsprache heißt das „absorbiert“, die Erde erwärmt sich noch rascher. Darum sind die Schnee- und Eisflächen der Antarktis und Arktis oder auch die Gletscher so wichtig.
Folgen des Schneemangels
Gibt es weniger Schnee, ist unsere Wasserversorgung in Gefahr. Weniger Schmelzwasser erreicht unsere Flüsse und Seen und der Grundwasserspiegel sinkt.
In höheren Lagen dient Schnee als Wasserspeicher für die Natur. Gerade im Frühjahr brauchen Pflanzen viel Wasser, wenn sie hier schon trockener starten, wird ein Überleben schwierig.
Aber auch die Energieversorgung ist eingeschränkt. Wasserkraftwerke produzieren weniger Strom, wenn es weniger Schmelzwasser gibt. Schnee ist somit „eingelagerte Energie“, denn Schnee, der im Winter fällt, bedeutet die Wasserkrafterzeugung im Frühjahr und im Frühsommer.
Hinweis: Auf die Folgen auf Wintertourismus gehen wir hier nicht ein.
Weitere interessante Beiträge auf unserer Seite:
Quellen:
- https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/wasserkraft-in-oesterreich-schnee-mangel-hat-folgen-18600932.html
- Schneearmer Winter belastet Wasserkraft: https://steiermark.orf.at/stories/3189259/ (7.1.2023)
- https://www.rnd.de/wissen/wetter-warum-es-trotz-klimawandel-stark-schneien-kann-5U2VEI44W5CETBLP6E2MGTREMY.html
- Instagram: @pik_klima
- https://www.tagesschau.de/faktenfinder/schnee-klimawandel-erderwaermung-100.html
- https://www.tagesschau.de/wissen/klima/schmelzwasser-alpen-wassermangel-101.html
- https://www.tagesschau.de/wissen/klima/schneetage-klimawandel-101.html
- https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/winter-chaos-trotz-klimawandel-warum-die-erderwaermung-sogar-fuer-mehr-schnee-sorgen-koennte-a-fa5a0e09-f958-435e-bcf6-dd688a0ef87b
- https://www.moment.at/story/klimakrise-schnee-gotcha-argument
#schnee #schneemangel #schneeundklima #winter #schneefall
Anmerkung der NiG-Redaktion:
Falls du keine wichtigen Beiträge oder Termine von uns verpassen willst, abonnier doch bitte gerne unseren Newsletter! Er kommt unregelmäßig und nicht zu häufig – versprochen. Oder schau regelmäßig in unseren Veranstaltungskalender.
Wenn dir gefällt, was wir auf dieser Plattform tun, nämlich bereits seit 2017 über Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz zu informieren, dann unterstütz uns doch bitte auch finanziell, um unsere Website in dieser Qualität und Fülle weiterführen zu können – uns hilft jeder Beitrag!
Verein „Nachhaltig in Graz“
BIC: STSPAT2GXXX
IBAN: AT20 2081 5000 4200 1552
Verwendungszweck: Spende/Sponsoring (Mehr zum Sponsoring hier)
Du kannst dir auch gerne unsere kostenlose App aufs Handy laden, damit kannst du Informationen, Veranstaltungen und vieles mehr entdecken: App Nachhaltig in Graz