Mit Würmern und Biomüll Humus im privaten und öffentlichen Raum herstellen
In manchen Dingen ist wirklich der Wurm drin – das trifft im wahrsten Sinne des Wortes auf eine Wurmkiste, ein Wurmhotel oder eine ganze Wurmzucht zu. Und dann sind es gleich viele Würmer, die sich durch Bioabfall schlängeln und fressen und auf diese Weise wertvollen Humus produzieren.
Das Ganze kann sich im kleinen Rahmen in der eigenen Wohnung abspielen. Mit dem speziellen Design von Wurmkiste.at fällt die Wurmkiste als Hocker getarnt auch gar nicht gleich auf. Jedoch ist Hinschauen erwünscht und das „Wormwatching“ kann auch eine meditative Wirkung auf die Betrachter ausüben.
Wie die Würmer in die Stadt kamen
Die Idee zur Wurmkiste hatte David Witzeneder, als er an der Wiener Universität für Bodenkultur Agrarwissenschaften studierte und erkannte, dass Bioabfall in Wien in die Restmülltonne wandert. Auf der Suche nach einer Lösung entstanden die ersten Prototypen an Wurmkisten. Mittlerweile sorgt ein ganzes Team dafür, dass Wurmkisten hergestellt und mitsamt den Würmern in verschiedene Länder der Erde verschickt werden. Aus Überzeugung, dass Kompostierung ein wichtiges und freudvolles Handeln im Sinne von Klima- und Umweltschutz ist, engagiert sich das Unternehmen sowohl bei Zero Waste Austria als auch im Klimabündnis Österreich.
Humus aus der Wurmkiste
Die beste Zeit zum Start einer Wurmkiste sind Herbst und Winter. Denn bis zur Ernte des ersten eigenen Humus vergehen sechs Monate. Der fertige Wurmhumus ist dann lebendige und nährstoffreiche Erde, ideal für die eigenen Pflanzen im Garten, am Balkon oder im Zimmer. Laufend steht “Wurmtee” zur Verfügung, ein Flüssigdünger, der beim Kompostiervorgang entsteht und den man zum Gießwasser für Pflanzen hinzufügen kann. “Für die meisten ist es schon eine spezielle Erfahrung, zum ersten Mal mit den bloßen Händen die selbst gemachte Erde aus der Wurmkiste zu schaufeln, … Spätestens dann, wenn man die eigenen Pflanzen damit düngt und die Ernte besser ausfällt als im Jahr zuvor, ist der Groschen gefallen, der Kreislauf ist geschlossen und alle haben was davon. Ganz nebenbei bringt es uns zu einem bewussteren Umgang mit dem, was wir auf der Erde hinterlassen möchten,” beschreibt David Witzeneder, Gründer von wurmkiste.at die Erfahrungen der bereits zahlreichen Wurmkistenbesitzer*Innen.
Wurmhotel
Eine größere Variante der Wurmkiste ist für den öffentlichen Raum gedacht und kann von bis zu 30 Haushalten genutzt werden. In jedem WurmHotel leben mehrere Tausend Kompostwürmer, die zwischen 30 und 60 Kilogramm Bioabfälle pro Woche in Wurmhumus verkompostieren. Über das gesamte Jahr können so ca. 2 Tonnen Bioabfälle zu feinstem Wurmhumus verwertet werden. Außerdem gelangt weniger CO₂ in die Atmosphäre und wird im Kreislauf gebunden. In Wien wurden 2022 bereits 5 Wurmhotels eröffnet. Auch in Graz wären Wurmhotels, z. B. für urbane Gärten eine tolle Idee! Ideale Voraussetzung ist, wenn es bereits eine Gemeinschaft gibt, die das Projekt umsetzten möchte. Das Wurmhotel ist ortsunabhängig, braucht weder Strom noch Kanalisation, und kann daher in Innenhöfen, auf der Straße, im Garten, etc. aufgestellt werden. Bei Interesse schickt eine Anfrage an das Wurmhotel Team: https://wurmhotel.com/
Wurmzucht starten
Kompostwürmer lassen sich einfach, preisgünstig und standortunabhängig züchten. Gleichzeitig stehen biologische Dünger besonders in Städten bei Urban Gardening und Selbstversorgern hoch im Kurs. Auch bei wurmkiste.at übersteigt die Nachfrage an Würmern die eigenen Kapazitäten. Deshalb gibt es eine Kooperation mit Landwirten, die die Würmer mit Mist und Stroh füttern. Nach ihrer Vermehrung werden sie möglichst schonend aus dem Humus gesiebt. Für Landwirte entsteht durch die Wurmzucht ein Nebeneinkommen. Ein Praxishandbuch von Johann Reitinger und David Witzeneder kann als Leitfaden dienen, um mit der eigenen Wurmzucht zu beginnen. Mit dem vorliegenden Buch als Grundlage können sowohl Landwirte, als auch Urban Gardening Gruppen und private Selbstversorger ihre Wurmzucht starten.
Wurmtoilette
Damit der Kreislauf nicht mit der Betätigung des Spülknopfes unterbrochen wird, sollen Würmer auch den Weg auf die Komposttoilette finden. Aufgrund der rechtlichen Bestimmungen ist eine Wurmtoilette derzeit im öffentlichen Raum unzulässig, für den privaten Gebrauch jedoch möglich. Bei wurmkiste.at wird fleißig geforscht und die ersten Ergebnisse zeigen, dass Würmer Exkremente lieben. Somit könnten auch Fäkalien dazu dienen, mithilfe der Würmer wertvollen Humus für unsere Böden zu erzeugen.
Bedeutung von Kompostierung
Viele wertvolle Bio-Reste landen oft im Restmüll. Dadurch wird der Biomüll dem natürlichen Nährstoffkreislauf entzogen. Im Gegensatz dazu wird beim Kompostieren in der Wurmkiste der eigene Biomüll wieder zu wertvoller Erde. Innerhalb von sechs Monaten verwandeln sich mithilfe der Würmer 50 kg Bioabfälle in 5 kg fertigen Wurmhumus. In einer Wurmkiste stinkt Biomüll auch nicht, denn durch die rasche Besiedelung mit Mikroorganismen entstehen keine Fäulnisprozesse und es riecht dann eher nach Waldboden.
CO₂ durch Humus im Boden binden
Laut Berechnungen von Wurmkiste.at ist jede ihrer Wurmkisten nach 6 Monaten klimaneutral. Ab diesem Moment erspart man unserem Planeten durch die Kompostierung in der Wurmkiste ca. 65 kg CO₂ pro Jahr. Bei den über 20.000 Kisten im Umlauf befindlichen Wurmkisten bedeutet das insgesamt weniger Müllautos auf der Straße, weniger Pflanzenerde nach Hause schleppen und mehr Lebensqualität durch den bewussten Umgang mit Ressourcen. Durch Kompostierung wird allerdings nicht nur CO₂ im Vergleich zu anderen Entsorgungswegen eingespart, es wird auch aus der Luft wieder im Boden gebunden. Aktuelle Berechnungen ergeben, dass wir unseren CO₂-Überschuss auf der Erde auch dadurch vollständig ausgleichen könnten, wenn wir den Humus-Gehalt der landwirtschaftlich genutzten Flächen weltweit um 1% erhöhen! Wurmhumus hat sogar die Fähigkeit, doppelt so viel Kohlenstoff zu speichern wie herkömmliche Erde. „Humus besteht zu 58% aus Kohlenstoff – ein Teil davon war vorher als Kohlendioxid in der Luft enthalten. Wenn wir Humus vermehren, können wir damit Kohlendioxid aus der Luft im Boden binden. Jeder von uns kann so aktiv am Klimaschutz mitwirken.“ ist David Witzeneder fasziniert von den Fähigkeiten der Kompostwürmer.
Info und Kontakt
Adresse: Harter Str. 13a, Andorf
Tel.: 07766 42200
E-Mail: hilfe@wurmkiste.at
Website: wurmkiste.at
Soziale Medien: https://www.instagram.com/wurmkiste.at/; https://www.facebook.com/wurmkiste.at
Weiterführende Links: www.wurmhotel.com; www.pramtaler-wurmzucht.at
Fotos©wurmkiste.at
Beiträge zu Wurmkisten auf unserer Website:
- Erfahrungsbericht-meine Wurmkiste
- Die Wurmkiste – Nutzen, Eigenbau und Anwendung (folgt)
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