Die erste Anzucht: Paprika

Das neue Gartenjahr startet mit Paprika

Irgendwelche Töpfchen mit irgendeiner Erde, irgendwann im März Samen hinein – auch ich habe irgendwie begonnen – wird schon irgendwas wachsen. Mit der Zeit allerdings ist mir das Selberziehen von Pflanzen sehr ans Herz gewachsen und aus dem irgendwie, irgendwas ist sehr viel mehr geworden. Deshalb: Das neue Gartenjahr, die erste Anzucht startet bei mir mit Paprika!

Schon eine eigene Anzucht versucht?

Heutzutage können wir im Pflanzenfachhandel schon fast jegliche Pflanze im vorgezogenen Stadium kaufen, doch dieser Beitrag soll ermuntern, die Anzucht mal selbst in die Hand zu nehmen und das eigene Fensterbankerl in unser privates Gartencenter zu verwandeln. Sicher ist es einfacher, bereits aussetzbereite Pflanzen zu kaufen, aber der Selbstanbau hat auch Vorteile.

Vorteile der Pflanzenanzucht

  • Schon allein die Freude, nach einer kurzen Winterruhe die Hände wieder in krümelige Erde zu versenken, die Überlegungen zur Sortenauswahl, die Samen in die vorbereiteten Gefäße zu betten und dann das gespannte Warten, bis ein erster grüner Hauch aus dem Töpfchen spitzelt – das möchte ich nicht missen! Auch Kindern kann man so die Vorfreude und Vorbereitung auf ein neues Gartenjahr vermitteln und hat gleich eifrige Mitarbeiter zur Seite.
  • Wir können ausgefallene Sorten wählen, die am Markt vorgezogen doch nicht zu haben sind.
  • Die Pflanzen sind oft robuster und weniger krankheitsanfällig (sortenabhängig), außerdem ungespritzt und nur mit dem Dünger unserer Wahl versorgt.

Eigene Erfahrungen

Im neuen Jahr scharre ich schon ungeduldig in den Startlöchern, um endlich mit der Aussaat von Paprika und Chili zu beginnen. Gerade die zwei lassen sich beim Keimen und Wachsen ziemlich Zeit, deshalb sollten wir sie schon im Jänner ansäen. Aber auch mit Melanzani und Physalis könnten wir so früh beginnen.

Die Anzuchtbehälter

Damit man im Mai kräftige Exemplare fürs Freiland hat, ab mit den Samen ins … ja wohin denn nur? Hier eine kleine Auswahl:

  • spezielle Anzuchtbehälter mit passenden Abdeckungen
  • kleine Blumenkisterl oder -schalen
  • ausgewaschene Plastikschalen, vielleicht mal vom Lebensmitteleinkauf übriggeblieben
  • Joghurtbecher
  • leere Klopapierrollen, die den Vorteil haben, mitsamt der Pflanze in größere Töpfe oder ins Freiland gesetzt werden zu können, da der Karton verrottet (siehe dazu auch unser DIY – Anzuchttöpfe)
  • Eierkartons, da braucht man aber schnell mal einen größeren Topf, die Erdmenge im Eierabteil ist doch recht gering; aber auch sie sind einsetzbar
  • kleine Tontöpfe, die ich selbst aber nicht so gerne nehme, da in ihnen die Erde rasend schnell austrocknet

Alle Behälter sollten jedenfalls kleine Abflussöffnungen haben, damit es nicht zu einem Wasserstau kommt, man kann sie dann auf Tabletts, Blumenuntersetzer oder Ähnliches stellen.

Welches Substrat (Erde)?

Normale Blumenerde ist meist schon gedüngt, enthält mehr Nährstoffe und ist somit für zarte Babypflanzen nicht so geeignet, gerade sie benötigen zuerst nährstoffarme Erde. Diese fördert außerdem das Wurzelwachstum, da die Wurzeln auf Nahrungssuche in alle Richtungen vordringen. Ist die Erde bereits stark angereichert – quasi Schlaraffenland – gibt sich das Pflänzchen auch keine sonderliche Mühe mit dem Wurzelwachstum. Bitte auch keine Torf hältigen Erden verwenden (siehe: Warum Gartenerde ohne Torf?)

Besser geeignet:

  • spezielle Anzuchterde
  • Kräutererde
  • Kokoserde (Vor- und Nachteil nachlesen z.B. auf botanicly.de),

Kokossubstrat wird beim Trocknen stark erhitzt, dadurch gibt es auch keine Trauermücken, ja genau DIE!, diese schwarzen, kleinen, lästigen. Winzige Minimücken, die wie aus dem Nichts plötzlich aus dem Erdreich emporsteigen, sich rasend schnell vermehren und für uns und die (Zimmer-) Pflanze zur echten Plage werden.

Trauermücken vermeiden

Schnell mal ein kurzer Abstecher zu diesen lästigen Tierchen, was können wir tun? Unsere Anzucht regelmäßig beobachten und auf Befall kontrollieren. Diese Mücken legen ihre Eier direkt in die feuchte Erdoberfläche, auch die Larven benötigen feuchtes Substrat zum Überleben. Deshalb die Oberfläche im Topf so trocken als möglich halten, gießen von unten ist ratsam. Nachdem die kleinen Pflänzchen aufgegangen sind oder spätestens nach dem Vereinzeln, soll die Erdoberfläche immer bedeckt sein. Dafür eignet sich eine vorsichtig aufgetragene Schicht aus Sand, Holzhäcksel, Lavasplitt oder andere Splittsteinchen, Blähton oder die gute alte Schafwolle. In manchen Gärtnereien ist es üblich, gleich nach der Aussaat die Oberfläche mit Quarzsand zu bedecken.

Wer wirklich ganz auf Nummer sicher gehen will, hat auch noch die Möglichkeit, kleinere Mengen Erde im Backrohr (200 Grad/20 min) oder in der Mikrowelle (höchste Stufe/7min) zu sterilisieren.

Nun wieder zurück zu unserer Aussaat – passende Behälter und geeignete Erden sind abgehakt – wie geht es weiter?

Die Ansaat: 2 Möglichkeiten

1. Je 2 Samen in einen Topf, Joghurtbecher etc. betten und dünn mit Erde zudecken – wenn beide aufgehen, das schwächere Pflänzchen entfernen (ich gestehe, dass ich kaum eines wegwerfen kann und auch die Schwachen dann noch irgendwo einsetze😊)

2. Gleich eine größere Menge Samen in Schalen oder Kisterln ansäen, sobald die Pflanzerln größer sind, müssen wir sie allerdings vereinzeln (pikieren).

Beschriften nicht vergessen

Sät man mehreren Sorten an, auf das Beschriften nicht vergessen. Dabei hab ich jedoch so meine Probleme – Klebeetiketten lösen sich, der Kugelschreiber verblasst, der Filzstift verläuft, angelegte Listen verschwinden … und spätestens nach dem Vereinzeln habe ich vollends den Überblick verloren. Dafür gibt es dann im Garten nette Überraschungen 😊.

Glashausklima

Nach dem Ansäen erzeugen wir mit den passenden Abdeckhauben oder durchsichtigen Folien, die wir über unsere Behälter spannen, eine Art Glashausklima, warm und etwas feucht, aber doch nicht zu feucht … also sind wir nun beim –

Gießen

Wir sollten hier einen guten Mittelweg zwischen „zu nass“ = verfaulen und „zu trocken“ = verdursten, finden. Aber keine Sorge, den Dreh habt ihr sicher bald raus! Nach der Ansaat einmal vorsichtig das Substrat anfeuchten, durch die Abdeckung ist die Verdunstung gering und häufiges Gießen nicht erforderlich. Größere Pflanzen werden dann schon etwas mehr brauchen. Generell gilt: die Erde niemals durchnässen, sondern nur anfeuchten.

Standort

Warm, hell, Fensterbänke bieten sich da an, auch gerne über dem Heizkörper, denn zum Keimen ist eine Temperatur von 22- 25 Grad erforderlich. Welche Freude, wenn die ersten grünen Spitzen zu sehen sind, und nicht verzagen, falls es länger dauert – diese Kerle lassen sich wirklich gerne Zeit.

Pikieren

Wenn unsere Pflanzenbabies 4 oder 5 Blättchen entwickelt haben, ist es Zeit, sie voneinander zu trennen, damit auch jedes Exemplar genügend Platz und Nährstoffe erhält, um sich gut zu entwickeln.

Kleine Töpfe, Joghurtbecher vorbereiten, die Aussaaterde könnten wir jetzt schon mit normaler Blumenerde mischen. Am besten ein Essstäbchen oder kleinen Löffelstiel vorsichtig neben dem Pflänzchen in die Erde schieben und es nach oben hebeln, mit so viel Erde als möglich in den neuen Topf übersiedeln, die Erde vorsichtig festdrücken, Oberfläche bedecken (siehe oben) und eingießen.

Die so vereinzelten Pflanzen möchten es jetzt kühler haben, 15- 18 Grad, an zu warmen Orten gedeihen sie nicht gut und sind krankheitsanfälliger. Auch Helligkeit ist weiterhin wichtig. Der Vollständigkeit halber möchte ich noch erwähnen, dass es auch spezielle LED-Lampen zur Pflanzenaufzucht gibt, habe es allerdings noch nicht ausprobiert, bis jetzt hat das Fensterbankerl gereicht😊.

Im Laufe ihrer Teenagerzeit bis zum Auspflanzen tut ihnen ein kleiner Schuss Flüssigdünger im Gießwasser alle 3-4 Wochen gut. Oder beim Pikieren getrocknete zerbröselte Brennnesselblätter unter die Erde mischen, oder mit EM = effektive Mikroorganismen unterstützen. Im Buch „12 Monate Gemüse ernten“ von Tini Vogt erwähnt sie, dass sie ihre Pflanzen mit Eigenurin düngt, 1:10 verdünnt. Warum nicht? Dieser Dünger ist vollkommen gratis! Auch Angelika Ertl widmet in ihrem Buch „Das große Boden ABC“ einige Seiten dem Urin – „der eigenen täglichen Stickstoffdüngerproduktion“.

Wird es tagsüber schon wärmer, können die kleinen Paprika schon mal einen Tagesausflug ins Freie unternehmen, sie werden dadurch abgehärtet. Aber Thermometer im Auge behalten, wenn’s zu kalt ist, reagieren sie beleidigt und stellen das Wachstum für einige Zeit ein. Und Frost wird gar nicht vertragen. An direkte Sonne langsam gewöhnen, auch Pflanzen können einen Sonnenbrand bekommen.

Ab ins Freiland mit den Paprikapflanzen

Anfang Mai, oder besser noch nach den Eisheiligen um den 15. Mai herum können unsere schönen Pflanzen im Garten ausgesetzt werden, die Erde vorher noch mit Kompost oder Mist verbessern. Auch einen Pflanzstab können wir zur späteren Stütze gleich mit eingraben. Nachdem sie ursprüngliche Süd- und Mittelamerikaner sind, lieben sie die Sonne, und auch eine Mulchschicht tut ihnen gut, aus Heu, Grasschnitt, Biofaser etc. Paprika und Chilis gedeihen auch in großen Töpfen oder Eimern wunderbar, benötigen da aber regelmäßige Düngegaben.

Jetzt steht einer grandiosen Paprikaernte nichts mehr im Weg!

Paprikasorten

Die Sortenvielfalt bei Paprika und Chilis ist unglaublich, alle möglichen Farben, Formen, Geschmacksvarianten sind zu haben, nicht zu vergessen die Schärfegrade bei den Chilis, die sich steigert bis zur schärfsten Chilisorte der Welt „Carolina Reaper“, angeblich stärker als Pfefferspray, bei deren Verarbeitung zu Tragen von Schutzbrille, Mundschutz und Handschuhen geraten wird.

Apropos, falls man mal, ob gewollt oder ungewollt, in einen sehr scharfen Chili beißt – das Spülen mit Öl hilft, kein Wasser.

Hier einige robuste, ergiebige Paprikasorten, mit denen ich sehr gute Erfahrungen gemacht habe.  

  • Neusiedler Ideal: sehr ertragreich, dünnwandig, von gelbgrün auf rot abreifend, aber auch grün schon sehr gut
  • Sweet Chocolate: zuerst grün, dann braun-lila, köstlicher Geschmack
  • Amethyst: groß, violett
  • Korosko: sehr ertragreich, süß, rot
  • Bulgarischer: reichtragender roter
  • Ochsenhorn: dickfleischig, süß, gelb (=Corno Giallo)
  • Sweet Jan: von grün auf leuchtend orange abreifend, sehr süß, mein absoluter Liebling

Quellen:

  • Tini Vogt: 12 Monate Gemüse ernten
  • MDR.de/ MDR Garten
  • Plantura.garden

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Ein Kommentar:

  1. Toll! Gute Tipps, danke!
    Die schärfste Chilisorte der Welt ist schon Pepper X, seit 2023.

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