E-Reader versus Buch

Nachhaltigkeit für Leseratten – E-Reader und konventionelles Buch

Laut einer Umfrage im Jahr 2018 lesen die Österreicher im Schnitt 3,7 Bücher im Jahr. Dabei ist die Spanne jedoch sehr groß – während ein Drittel angibt überhaupt nicht zu lesen, verschlingt rund ein Sechstel der Personen mehr als zehn Bücher pro Jahr. Für umweltbewusste Leseratten stellt sich dabei die Frage, wie ihr Hobby ökologisch abschneidet. Kann man das eigene Leseverhalten nachhaltiger gestalten? Und wie steht ein E-Reader gegenüber dem konventionellen Buch da?

Welche Emissionen entstehen bei der Produktion eines Buches?

Wird ein Buch gedruckt ist das maßgebliche Material Papier bzw. Holz. Dabei handelt es sich zwar um eine nachwachsende Ressource, die Gewinnung derselben ist aber deshalb nicht automatisch umweltschonend, im Gegenteil: Die Produktion einer Tonne Papier benötigt ebenso viel Energie wie die Produktion einer Tonne Stahl. Um sich die nötige Abholzung zur Papiergewinnung vor Augen zu führen eignet sich eine Berechnung des Umweltinstitut Münchens: Für die Auflage von einer Million Kopien eines Bestsellers mit ca. 250 Seiten müssen 12.000 Bäume gefällt werden. Auf ein Taschenbuch heruntergerechnet fallen laut dem Spiegel rund 1 kg CO2 an. Die Süddeutsche Zeitung spricht etwas genauer von 1,1 kg CO2 für ein Buch mit 200 DinA5-Seiten.

Das ist insbesondere deshalb relevant, weil mehr als 80% der verkauften Bücher mit „frischem“ Papier erzeugt werden und nur knapp 20% mit recyceltem Papier. Wird ein Buch mit Recyclingpapier hergestellt reduziert sich der CO2-Abdruck von ca. 1,1 kg CO2 auf 0,9 kg CO2. Die Zahlen machen jedoch deutlich, dass auch der Recyclingprozess für Papier relativ energieintensiv ist.

Zusätzlich zur Produktion des Buches kommt auch der Transport des physischen Produkts dazu. Auf das Einschweißen neuer Bücher in Plastikfolie wird glücklicherweise mittlerweile schon häufig verzichtet.

Welche Emissionen erzeugt ein E-Reader in der Produktion und Nutzung?

Bei der Herstellung eines E-Readers werden Mineralien und seltene Erden für die Herstellung des Bildschirms und der Batterie benötigt, ähnlich wie bei der Herstellung eines Smartphones. Die Angaben zum CO2-Ausstoß in der Produktion sind hier nicht ganz so eindeutig zu beantworten: Eine Reportage im Spiegel spricht von einem CO2-Ausstoß von rund 24 kg, das Freiburger Ökoinstitut geht von 8 kg CO2 aus.  

Der Stromverbrauch eines E-Readers ist im Vergleich zu anderen Elektrogeräten relativ gering und verbraucht nur ca. 0,6 kWh pro Jahr. Grund dafür ist das sogenannte E-Ink-Display, das sehr energieeffizient in der Nutzung ist. Dabei wird praktisch nur beim Umblättern tatsächlich Energie verbraucht und ein Akku muss im Schnitt nur alle zwei Wochen aufgeladen werden. Das Lesen mit einem deklarierten E-Reader ist aus diesem Grund wesentlich umweltfreundlicher als das Lesen auf einem gewöhnlichen Tablet oder Smartphone.

Was ist nun ökologischer – der E-Reader oder das konventionelle Buch?

Anfangs haben wir bereits erwähnt, dass ein durchschnittlicher Österreicher gerade einmal 3,7 Bücher pro Jahr liest. Geht man von 24 kg CO2 bei der Produktion eines E-Readers aus, entspräche der Wert mehr als zwanzig frischgedruckten Büchern. Bei diesem Leseverhalten müsste der E-Reader also fast sechs Jahre in Gebrauch sein um gegenüber dem konventionellen Buchdruck ökologisch besser dazustehen.

Interessanter ist die Frage, ob sich ein E-Reader für Vielleser rentiert. Liest man beispielsweise dreißig Bücher im Jahr, sollte der E-Reader doch bereits nach einem Jahr ökologisch besser abschneiden, oder? Jein. Diese Rechnung stimmt nur, wenn man den E-Reader mit dreißig neu gekauften Büchern vergleicht, die lediglich von einer Person gelesen werden. Werden Bücher in der Bibliothek geliehen, gebraucht gekauft, in der Familie oder im Buchclub weitergegeben, hinkt der Vergleich. Wer deutlich mehr liest als der Durchschnitt hat mit einem E-Reader aber auf jeden Fall einen besseren CO2-Abdruck als beim ausschließlichen Neukauf von Büchern.

Interessant ist ein E-Reader eventuell auch für Bücher, die rasch an Aktualität verlieren, z.B. Lehrbücher für die es häufig neue Auflagen gibt, und die daher in gedruckter Form vermutlich keine weiteren Leser mehr finden und weggeworfen werden.

„Nachhaltiges Lesen“ ist eigentlich sehr einfach

Das konventionelle Buch hat eigentlich die besten Voraussetzungen für einen geringen CO2-Abdruck: Es kann einfach von Person zu Person weitergegeben werden und hat bei halbwegs sachgemäßer Benützung eine jahre- oder sogar jahrzehntelange Lebensdauer. Je öfter das Buch gelesen wird, desto geringer ist der CO2-Abdruck pro Leser. Ebenfalls gilt, dass Taschenbücher mit weichem Softcover weniger Ressourcen verbrauchen, als ihre gebundenen Pendants mit Hardcover.

Der nächste Vorteil für nachhaltig orientierte Literaturliebhaber sind die fast perfekten Leihoptionen in Bibliotheken und der riesige Second-Hand Markt. Wer sich gerne literarisch überraschen lässt, kann auf Bücherflohmärkte oder Tauschplätze wie die städtischen offenen Bücherregale zurückgreifen. Wer konkrete Autoren, Themen oder Titel sucht, ist bei den beiden großen Bibliotheken in Graz – der Stadtbibliothek und der Universitätsbibliothek – gut aufgehoben. Auch Schulen, Museen und diverse Vereine haben oft eigene liebevoll geführte Bibliotheken zu den verschiedensten Themen-Schwerpunkten.

Was für das gedruckte Buch gilt, ist übrigens auch für den E-Reader anwendbar: Auch hier verbessert eine gemeinsame Nutzung in der Familie oder mit Freunden die CO2-Bilanz. Die Weitergabe an fremde Personen ist leider bei manchen Modellen erschwert, da diese mit einem spezifischen Account verknüpft sind.

Nachhaltig lesen – gedrucktes Buch:

  • Mitglied einer Bücherei werden oder Bücher gebraucht kaufen
  • Bücher zuhause nicht verstauben lassen, sondern ihnen ein zweites Leben ermöglichen
  • Gut auf Bücher achten, sodass der nächste Leser noch Freude daran hat
  • Regionale Autoren kann man auch finanziell unterstützen, indem man z.B. zu Lesungen geht

Nachhaltig lesen mit E-Reader:

  • Für Vielleser kann ein E-Reader zumindest gegenüber dem Neukauf von Büchern umweltschonender sein.
  • Ein E-Reader ist auf jeden Fall sparsamer als das Lesen auf einem Tablet oder Laptop.
  • Beim Kauf eines E-Readers auf Qualität und einen tauschbaren Akku achten.
  • Defekte Geräte, wenn möglich, reparieren lassen und am Ende des Lebens fachgerecht entsorgen.
  • Die beste Option ist die Nutzung des E-Readers durch mehrere Personen.

Weitere interessante Links:

Quellen:

  • Österreicher lasen durchschnittlich 3,7 Bücher im vergangenen Jahr, Die Presse, 08.11.2018
    https://www.diepresse.com/5526542/oesterreicher-lasen-durchschnittlich-37-buecher-im-vergangenen-jahr
  • Der ökologische Fußabdruck von Büchern, Süddeutsche, 30.11.2019
    https://www.sueddeutsche.de/kultur/literatur-e-book-reader-energieverbrauch-klimakrise-1.4701354
  • eBook-Reader im Vergleich: lohnt sich digitales Lesen?, Der Spiegel, 07.01.2020
    https://www.spiegel.de/gutscheine/magazin/ebook-reader-vergleich
  • Verlage auf dem Weg zur Klimaneutralität, Deutschlandfunk Kultur, 19.10.2021
    https://www.deutschlandfunkkultur.de/gruener-buchabdruck-verlage-auf-dem-weg-zur-100.html
  • E-Book oder klassisches Buch – was ist die ökologisch bessere Wahl?
    https://www.wir-leben-nachhaltig.at/aktuell/detailansicht/e-book-oder-klassisches-buch-was-ist-die-oekologisch-bessere-wahl
  • Buch vs E-Book: Was ist klimafreundlicher?
    https://fridaysforfuture.at/blog/e-book-vs-buch-klimafreundlicher-umwelt-507204
  • E-Reader oder Buch aus Papier – was ist nachhaltiger?
    https://utopia.de/ratgeber/ebook-reader-oeko/

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2 Kommentare:

  1. Hallo,
    vielen Dank für diesen super recherchierten, übersichtlichen und mit Quellen hinterlegten Artikel zu diesem Thema NiG – der Vergleich hat mich schon längere Zeit interessiert. Habe auch einige Artikel dazu gelesen, doch oft wurde dabei nur Neukauf von Büchern vs. E-Reader verglichen. Wenn man allerdings bedenkt, dass es so viele tolle Möglichkeiten gibt Bücher durch mehrere Personen zu nutzen, wie hier herausgestellt, sieht die Sache schon wieder anders aus. Zudem gibt es auch wirklich nicht viele Vielleser für die sich der E-Reader dann umwelttechnisch lohnen könnte – und selbst bei diesen kann man beobachten, dass dann beides genutzt wird (Ebooks und gedruckte Bücher), was dann u.U. auch wieder zu einem negativen Ergebnis führen kann. Bedenken könnte man auch andere Faktoren, wie der Verbrauch und oft menschenunwürdige Abbau seltener Erden, Herstellung in Asien unter fraglichen Bedingungen vs. Arbeitsplätze oftmals in D oder EU durch Buchdruck, -verbreitung usw., die viel längere Haltbarkeit von Büchern (u.U. sogar Jahrhunderte!) usw. usf.

    Dabei will ich das Ebook nicht schlecht machen, es hat auch seine Vorteile, und manche Menschen entscheiden sich auch einfach aus anderen Gründen wie dem Umweltaspekt für den E-Reader. Macht trotzdem mal Sinn sich damit auseinanderzusetzen. Schade, dass sich die Zahlen bezüglich CO2 in den Publikationen um Faktor 3 unterscheiden (8 vs. 24kg).

    Auf jeden Fall Danke und LG,
    Svenja

    • Katharina Hofer

      Liebe Svenja,
      vielen Dank für dein tolles Feedback!
      Du hast natürlich Recht, bei der Produktion von E-Readern sind neben ökologischen auch soziale Aspekte zu berücksichtigen. So werden E-Reader vor allem in China und Taiwan hergestellt, was einerseits schwächere Arbeitsrechte und auch mehr Intransparenz bei der Produktion bedeutet. Auch der Vertrieb erfolgt überwiegend über große Online-Händler (Amazon & Co) statt über den lokalen Buchhändler – auch hier die Frage, was man unterstützen möchte.
      Die weite Spanne bei den CO2-Angaben ist leider unbefriedigend und meist darauf zurückzuführen, dass der CO2-Abdruck von Produkten in unterschiedlicher „Tiefe“ berechnet wird (z.B. inwieweit sind vorgelagerte Lieferketten und Transportwege einbezogen? Wird die Energie für die Verwertung am Ende des Lebens berücksichtigt, etc.). Daneben ist anzumerken, dass neben dem verursachten CO2 gerade beim Abbau seltener Erden auch weitere negative Umweltaspekte zu berücksichtigen sind (z.B. Schwermetalle, die ins Grundwasser gelangen können, etc.). Schade ist auch, dass bei richtigem Recycling einige der wertvollen Ressourcen zurückgewonnen werden könnten, viele Geräte aber schlussendlich im Hausmüll landen… man könnte wirklich noch so einiges zum Thema sagen. 🙂
      Lg
      Kathi

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