FILM – The True Cost – der Preis der Mode


Am Samstag, 22.4.2017 zeigte das UniKino des Kulturreferats der ÖH Graz im Grazer Kunsthaus in Kooperation mit Südwind den Film „The True Cost – der Preis der Mode“ (Regisseur Andrew Morgan). Daran anschließend fand eine Filmdiskussion mit dem Ethik-Professor Kurt Remele von der Uni Graz und mit Gerhard Adam von der Agentur Südwind Steiermark (Clean Clothes Campaign) statt.

Welcher wahre Preis steckt hinter den Niedrigpreisen der Modeindustrie? Welche Ressourcen werden dabei verbraucht? Welche menschlichen Schicksale stecken dahinter?

Mode ist in den vergangenen Jahrzehnten immer vergänglicher und billiger geworden. Aus früheren GEbrauchsgütern wurden VERbrauchsgüter, 3 mal anziehen und weg damit („Fast Fashion“). Aber: Kleidung sollte kein Wegwerfprodukt sein.

In den 60er Jahren wurde noch rund 60% der Kleidung in den USA selbst produziert. Heute sind das nur noch 3%. Die Produktion wurde in Entwicklungsländer ausgelagert, wo die Fast Fashion enorme negative Auswirkungen hat. Den Preis der Mode zahlen nämlich vor allem jene Menschen weit weg, die mit der Produktion unserer Billigkleidung beschäftigt sind, seien es die Baumwollbauern, die mit billigen Pestiziden arbeiten müssen, weil sie ansonsten zu teuer wären, oder die Näherinnen, Gerber, etc.

Baumwollanbau

Gezeigt werden unter anderem Baumwollplantagen in Texas, die auf einer Fläche von 12.000 km² Baumwolle anbauen und die Pflanzen mit zahlreichen Pestiziden behandeln. Auch in Indien wird Baumwolle angebaut. Das Saatgut dazu müssen die Inder jedes Jahr teuer zukaufen. Der Druck auf die Farmer nimmt immer mehr zu, sie verdienen oft nicht einmal so viel Geld, dass sie das Saatgut zahlen können. Alle 30 Minuten begeht ein indischer Farmer Selbstmord, weil er dem Druck nicht mehr Stand hält.

Die Natur in der Nähe von indischen Gerbereien ist derart verschmutzt, dass zahlreiche Krankheiten auftreten. Die Textilindustrie ist nach der Ölindustrie die meistverschmutzende Industrie der Welt. Hier gibt es keine Umweltauflagen bzw keine Konsequenzen gegen Verstöße. Der Preis der billigen Kleidung deckt diese Kosten der Umweltzerstörung nicht ab.

Näharbeiter*innen

NäherInnen aus Kambodscha fordern bessere Lebensbedingungen, einen Mindestlohn von 160 USD pro Monat (H&M erzielt 18 Mrd USD Jahresumsatz). Aber ihr Aufstand wird blutig niedergeschlagen.

Auch in Bangladesh gibt es keinen Schutz der ArbeiterInnen, keinen Mindestlohn, keinen Mutterschutz. Daher können die Textilriesen hier so billig produzieren lassen. Am 24.4.2013 wurden in Rana Plaza über 1.100 Menschen getötet und mehr als 2.400 verletzt, als eine Textilfabrik einstürzte. Die NäherInnen wurden damals gezwungen, in das Gebäude zu gehen und zu arbeiten, obwohl bereits am Vortag tiefe Risse sichtbar wurden und das Haus eigentlich gesperrt wurde.

Textilabfälle

Der durchschnittliche Amerikaner wirft pro Jahr rund 37 kg Textilabfälle weg. Auch die Entsorgung der Altkleider zum Beispiel auf Haiti wird gezeigt. Die Second-Hand-Ware hat die dortige lokale Textilindustrie total ruiniert, da diese viel günstiger als die heimische Produktion von Kleidung ist.

Aber es werden auch Alternativen aufgezeigt. Zum Beispiel das amerikanische Unternehmen „Patagonia“ oder auch People Tree“. Diese Betriebe versuchen, unter fairen Bedingungen herzustellen bzw. ihre Stücke langlebig zu produzieren.

Unglaublich gut aufgebaut geht dieser Film so unter die Haut, dass man selbst beim zweiten Mal Ansehen Gänsehaut bekommt. Wer danach noch weiter Kleidung shoppt wie gehabt, dürfte wohl eiskalt sein.

Schritte in die richtige Richtung:

  • Aufklärung betreiben darüber, wie unsere Kleidung hergestellt wird! Alle Verbraucher sollen Aktivisten werden und das System hinterfragen. Veranstaltet gemeinsame Film-Abende (zeigt diesen Film – man kann ihn zB bei der Grazer Stadtbibliothek ausleihen)!
  • Kleidung so lange als möglich nützen (außer Kleidung aus Kunstfasern => Mikroplastik!)
  • Kleidung reparieren und/oder upcyceln!
  • Kleidung Second-Hand kaufen oder tauschen!
  • Solltest du zu viel Kleidung im Kasten horten, dann versuche, diese sinnvoll zu verteilen, damit die Ressourcen nicht umsonst verbraucht wurden! Nicht einfach in den Altkleidercontainer stecken! Kleidertausch veranstalten! Es gibt einige Verschenkstationen (Kostnix-Läden) in Graz und Graz-Umgebung und auch viele Verschenkgruppen. Unter den Altkleidercontainern sind die von der Caritas die beste Wahl.
  • Wenn wirklich unbedingt ein Neukauf nötig ist: Faire Kleidung in guter, langlebiger Bio-Qualität kaufen (Umweltsiegel: GOTS, Fair Trade, Fair Wear, IVN) – dazu gibt es auch eine hilfreiche APP, nämlich die „Fair Fashion-App“. In Graz gibt es wirklich schon einige Läden, in denen man (ja auch für Männer!) coole faire Kleidungsstücke findet.

Fotocredit – Beitragsbild: © The true cost


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