Mikroplastik und seine Effekte auf die Umwelt

Was ist Mikroplastik?

Plastik darf die Vorsilbe „Mikro“ annehmen, wenn es aus Teilchen besteht, die kleiner als 5 mm sind. Die kleinen Teilchen sind wasserunlöslich und fest. Diese Definition legen das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und das Umweltbundesamt (UBA) für Mikroplastik fest. Eine weltweit genormte Definition gibt es jedoch nicht, weshalb die genaue Menge von Mikroplastik im Umlauf nur geschätzt werden kann. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) geht von 3,2 Millionen Tonnen aus, die jedes Jahr in die Umwelt gelangen. Die Hälfte davon landet in den Meeren.

Man kann Mikroplastik in drei Kategorien einordnen:

  • Primäres Mikroplastik Typ A wird industriell als Pellets hergestellt, um es Produkten wie z.B. Reinigungsmitteln, Kosmetika, Peelingcremes, Wandfarben oder Zahnpasta beizufügen.
  • Primäres Mikroplastik Typ B entsteht in der Nutzungsphase des Typ A z.B. durch Abrieb von Autoreifen oder Waschen von Kunststofffaser. In Bezug auf die emittierte Menge ist Typ B weitaus relevanter als Typ A. Zum Vergleich: Typ A macht rund 11 % aus, Typ B rund 88 %.
  • Sekundäres Mikroplastik entsteht bei Zersetzungsprozessen von Makroplastik. Die Degradation erfolgt u.a. durch Littering (= das achtlose Liegenlassen von Plastikmüll in der Umwelt, der nach der Zeit durch Einwirkung der Gezeiten spröde wird und zerbröselt).

Wo kommt das Mikroplastik her?

Das Frauenhofer-Institut veröffentlicht im Juni 2018 die Konsortialstudie „Kunststoffe in der Umwelt: Mikro- und Makroplastik“ und untersucht darin über 50 Quellen. Auf Platz 1 der Quellen für primäres Mikroplastik in Deutschland steht der Abrieb von Reifen mit einer jährlichen Pro Kopf-Emission von über 1200 g. Dieser Wert ist über das Vierfache (!) so hoch wie jener für Platz 2 auf der Liste: Freisetzung bei der Abfallversorgung. Platz drei macht der Abrieb von Bitumen im Asphalt. Faserabrieb bei der Textilwäsche steht auf Platz 10, Mikroplastik in Kosmetik macht Platz 17. Hochgerechnet kommt das Frauenhofer-Institut auf eine jährliche Pro Kopf-Emission von 2880 g, geht jedoch davon aus nur 75 % der Quellen erfasst zu haben und rundet auf etwa 4000 g bzw. 330.000 t/a in Deutschland. Damit sind die Kunststoffemissionen in Deutschland in Form von Mikroplastik rund drei Mal so hoch wie jene in Form von Makroplastik (116.000 t/a).

Das Frauenhofer-Institut stellt fest, dass die überwiegende Mehrheit des Mikroplastiks mit 62 % in den kombinierten Bereich Verkehr/Infrastruktur/Gebäude fällt. Privater Konsum und gewerbliche Endanwender machen etwa 24 % aus.

Von zuhause in die Meere

Primäres Mikroplastik aus Haushaltsprodukten, Kosmetika und Kleidung wird beim Waschen freigesetzt und gelangt ins Abwasser. Etwa 95 % davon kann in Österreich von Kläranlagen rausgefiltert werden und landet im Klärschlamm, der in Österreich zum Teil als Dünger weiterverwendet wird. So landen die Kunststoffpartikel dann auf den heimischen Böden und werden in die Nahrungskette aufgenommen. Die verbliebenen 5 % landen in den Meeren. Die EU-Kommission schätzt die Menge von Mikroplastik, das in der EU in die Umwelt gerät, auf bis zu 300.000 Tonnen pro Jahr.

Wie schädlich ist Mikroplastik?

Kunststoffteilchen wurden schon in zahlreich Lebewesen nachgewiesen – von Insekten über Vögel bis zu Säugetieren. Manche Tiere scheiden die Plastikpartikel unbeschadet aus, andere leiden unter mechanisch zugefügten Organschäden oder reagieren auf die dem Plastik zugefügten Additive. Additive gelangen in das Blut und können Reize hervorrufen.

Auch vor dem Menschen machen die kleinen Plastikteilchen keinen Halt. Über Nahrungsmittel etc. geraten die Kunststoffpartikel in unseren Körper. Sehr kleine Partikel, die etwa durch Abrieb entstehen, schweben vor allem im Stadtgebiet durch die Luft und werden eingeatmet. Die Mikroplastikpartikel, die in Kosmetika eingesetzt werden, schaden uns eher weniger, denn sie sind groß genug, dass sie aus unserem Körper ausgeschieden werden können.

Im Mai 2022 gelang es Forscher*innen der Uni Amsterdam im Blut von 22 gesunden Testpersonen vier verschiedene Plastikpolymere zu identifizieren. Was genau Mikroplastik in unserem Körper bewirkt, wird in Zukunft weiter erforscht, hierfür gibt es zurzeit noch keine Daten. Die Befürchtung, dass sich die kleinen Partikel in unseren Gefäßen ablagern könnten, ist trotzdem jetzt schon da. Erstmal heißt es: abwarten.

Das Frauenhofer-Institut listet einige ökologische und humantoxikologische Effekte auf, die erwartet werden können. Darunter sind die negativen Wirkungen auf Organismen durch Aufnahme des Mikroplastiks in die Nahrungskette, die physikalischen Auswirkungen auf ein Ökosystem, die Auswirkungen auf Immunsystem, Fertilität und Mortalität und die Befürchtung von chemischen Gefahren durch Freisetzung von Additiven im Ökosystem und im Menschen.

Gibt es Gegenmaßnahmen?

Das Frauenhofer-Institut schlägt einige Lenkungsmaßnahmen vor damit die Schäden durch Kunststoffe in der Umwelt nicht weiter zunehmen. Die Kunststoffemissionen müssten geschätzt um den Faktor 27 reduziert werden, wenn die Emissionen die langsamen Abbauraten des Plastiks nicht übersteigen dürfen. Der WWF ruft dazu auf, die Mikroplastik-Emissionen an der Quelle zu stoppen, etwa durch gesetzlich geregelte Rahmenbedingungen für Abfallsammlung und Recycling. Das Projekt TextileMission geht dem Problem Mikroplastik durch synthetische Textilien auf den Grund und sucht nach Optimierungen von Kläranlagen. Zudem fordert der WWF ein Mikroplastik-Verbot in Kosmetika und die Produktentwicklung von Autoreifen, die weniger Abrieb verursachen.

Fazit – Was können wir tun?

Wer als Einzelperson die Freisetzung von Mikroplastik verhindern will, kann auf diese Dinge achten:

  • Keine Kosmetika mit beigesetztem Plastik kaufen und lieber auf zertifizierte Naturkosmetik setzen! Als Alternative für Peelingcremes mit Plastikkügelchen gibt es z.B. Peelings mit Wachskügelchen oder Salzpeelings.
  • Auf natürliche, nicht-synthetische Textilien setzen (auch bei Putztüchern) oder beim Waschen von synthetischen Textilien einen eigenen Beutel verwenden (zB von Guppyfriend) und die Waschmaschine immer voll machen! Eine vollgestopfte Waschmaschine hat nicht nur eine bessere Energiebilanz, sondern kann die Freisetzung von Mikroplastik verringern, da die Reibung reduziert wird.
  • Spröde Kunststoffe sind sehr achtsam zu entsorgen, um Littering zu vermeiden. Generell gilt: Unnötige Plastikverpackungen, vor allem Einmalprodukte aus Plastik, so gut wie nur möglich meiden und den Müll richtig trennen.
  • Das Autofahren reduzieren, um Reifenabrieb zu meiden.

Für all jene, die sich tiefer mit dem Thema beschäftigen wollen, empfehle ich die Kurzfassung der Konsortialstudie „Kunststoffe in der Umwelt: Mikro- und Makroplastik vom Frauenhofer-Institut aus dem Jahr 2018.

Quellen

  • https://www.umsicht.fraunhofer.de/de/presse-medien/pressemitteilungen/2018/konsortialstudie-mikroplastik.html
  • https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0160412022001258
  • https://www.quarks.de/umwelt/muell/fakten-zu-mikroplastik/
  • https://www.wwf.de/themen-projekte/plastik/mikroplastik
  • https://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/angebot/analytik/factsheet-mikroplastik_202003.pdf
  • https://www.wwf.de/aktiv-werden/tipps-fuer-den-alltag/tipps-zur-plastikvermeidung/tipps-zur-vermeidung-von-mikroplastik

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