Längere Zeit als Staubfänger verschrien, erleben Trockenblumen gerade wieder eine Renaissance. Ob als Strauß, in Form eines Kranzes, als Einzelstück oder besonderes Werkstück – sie sind pflegeleicht, lange haltbar und wunderschön! Aber sind sie auch nachhaltig?
Haltbarkeit
Trockenblumen halten viel länger und erfreuen uns daher über viel längere Zeit, als frische Schnittblumen es tun. Auch in den Geschäften können Trockenblumen über einen längeren Zeitraum verkauft werden. Frische Schnittblumen müssen hingegen entsorgt werden, sobald sie verwelken. Von daher gilt, dass Trockenblumen ressourcenschonender sind.
Pflege und Wasser
Im Unterschied zu frischen Schnittblumen wird – außer während der Aufzucht – kein Wasser benötigt. Allerdings gilt dies nur für ungebleichte und ungefärbte Trockenblumen, denn beim Bleichen und Färben wird eine große Menge an Wasser verbraucht und vor allem verunreinigt. Dazu gleich mehr. Man muss sie also weder gießen, noch schneiden oder umtopfen. Und sie können auch in dunklen Zimmern stehen. Die einzig nötige Pflege ist das Entstauben ab und zu, dazu entweder einfach pusten oder den Haarföhn verwenden.
Verpackung
Im Billighandel erhältliche Trockenblumengestecke sind oft in viel Plastik eingepackt, um auch den weiten Transport unbeschadet zu überstehen.
Herkunft & Transport?
Woher die meisten Trockenblumen stammen, ist nicht erkennbar. Wir können aber davon ausgehen, dass es sich hier ähnlich wie bei frischen Schnittblumen verhält: Dort kommt jede vierte aus Übersee und hat lange Transportwege hinter sich.
Zertifizierungen?
Sucht man bei Trockenblumen oft noch vergeblich. Fairtrade bei frischen Schnittblumen dagegen ist schon deutlich leichter.
Bleichen & Färben: Behandlung mit Chemikalien
Damit Trockenblumen wirklich nachhaltiger sind, ist es wichtig, dass sie nicht gebleicht oder gefärbt werden. Leider passiert aber gerade dies sehr häufig bei Ware aus dem Ausland. Sie werden sogar mehrfach gebleicht, um einen Gelbstich zu verhindern. Dies geschieht mit giftigen Chemikalien wie zB Chlorin (das auch in der Jeans-Industrie eingesetzt wird). Um den typischen Bleichgeruch zu vermeiden, werden die Blumen auch noch mit Schwefeldioxid behandelt und einparfumiert (Achtung, falls die Trockenblumen daher stark duften!). Damit die Pflanzen nicht spröde werden, setzt man zusätzlich Stabilisatoren ein, wie zB das Erdölprodukt Glycerin.
Ein Beispiel ist der getrocknete und gebleichte Ruscus (Mäusedorn). Er hat dunkelgrüne, feste Blätter und eignet sich daher sehr gut zum Trocknen. Beliebt ist er aber vor allem als weißes Accessoire und muss sich für diesen Boho-Style einigen giftigen Bleichbehandlungen unterziehen.
Manche getrockneten Pflanzen werden auch bunt eingefärbt, um unsere Wohnungen „aufzufrischen“. Sei besonders bei intensiven Blau- und Pinktönen skeptisch.
Dieser Chemikaliencocktail belastet vor allem die Herstellländer und dortigen Arbeiter*innen, aber auch in unserem Zuhause lösen sie sich und verteilen sich über Luft oder Hautkontakt. Du holst dir da kein Stückchen Natur, sondern Sondermüll ins Haus! Lass daher am besten die Finger von diesem Zeug und greif nur zu natürlich gebleichten (Sonne!) und nachhaltig getrockneten, heimischen Blumen.
Naturdeko oder Sondermüll?
Mit giftigen Stoffen behandelte Trockenblumen sind daher am Ende ihrer Tage zumindest in die Restmülltonne zu entsorgen und dürfen keinesfalls in die Biotonne oder auf den Kompost.
Fazit
Trockenblumen sind damit nicht per se nachhaltig. Sondern es kommt darauf an. Heimische Slowfower-Produzent*innen stellen Trockenblumen aber auch total nachhaltig her.
Tipps für deine nachhaltigen Trockenblumen
- Kaufe bei regionalen Bio-Blumenhändler*innen deines Vertrauens!
Dadurch ist kein langer Transport nötig und du unterstützt auch keine unfaire Produktionsweise. Unter den heimischen Anbietern sind zB Vom Hügel und Flower & Soul zu nennen. - Frag im Geschäft oder beim Hersteller die Trocknungsmethode nach!
Werden giftige Chemikalien eingesetzt, wird gebleicht und eingefärbt? Welche Stabilisatoren setzt man ein? - Wähle nachhaltige Zertifizierungen!
Damit kannst du sichergehen, dass ökologische und soziale Standards eingehalten werden. - Finde Getrocknetes in der Natur, aber schonend – und achte darauf, nicht zu plündern. Unkompliziert sind da Gräser wie das Pampasgras oder auch das Schilf.
- Verleih
Vor allem für größere Events wie zB Hochzeiten werden auch größere Mengen an Blumen benötigt. Da bietet sich ein Verleih an. In Graz gibt es dazu den Dekofundus. - Verbreite diese Informationen, da viele nicht wissen, was sie sich da ins Haus holen.
- Trockne deine Pflanzen selbst! Ist eigentlich ganz einfach, hier gleich ein paar Tipps dazu.
- Gefallen dir deine Trockenblumen nicht mehr, dann gib sie weiter. In Secondhand-Läden und Kostnixläden werden sie gerne genommen.
DIY: Blumen trocknen
Damit weißt du auch genau, was drinnen ist. Regionale Bioblumen wählen und einfach selber trocknen. Ein paar wenige Hinweise sind dabei zu beachten:
- Nicht alle Blumen eignen sich gleichermaßen zum Trocknen. Besonders gut taugen zB: Lavendel, Dahlien, Kornblumen, Rittersporn, Sonnenhut, Farne, Astern, Papierblumen, Strohblumen, rosa Salbei, Rosen, Hortensien, Pfingstrosen, gelbe Schafgarbe, verschiedene Gräser wie zB das Samtgras oder auch das Hasenschwanzgras aber auch Getreidesorten, wie Weizen oder Gerste und auch viele Wildkräuter.
- Du willst zuvor den frischen Blumenstrauß noch etwas genießen? Achte darauf, dass du nicht den optimalen Zeitpunkt zum Trocknen übersiehst!
- Am besten eignet sich ein dunkler (um die natürliche Farbe möglichst zu erhalten), trockener und warmer Ort. Willst du natürlich gebleichte Trockenblumen, dann probier doch auch einmal die starke Sommersonne. Blumen unter einem Glas mit direkter Sonneneinstrahlung bleichen noch intensiver.
- Blumen sollten nicht im Stehen, sondern kopfüber im Hängen trocknen. Damit behalten sie die Form. Aber auch krumme Formen können wunderschön sein – am besten ausprobieren und doch auch etwas einmal im Stehen trocknen lassen.
- Binde die Sträuße nicht zu fest, weil dies sonst einen Abdruck verursacht.
- Große Blumen, wie zB Rosen, Dahlien oder Pfingstrosen am besten zuerst einzeln trocknen und dann wieder zu einem Strauß zusammenfügen, da sie sich sonst verbiegen und verbeulen.
- Wie lange das Trocknen dauert und wie viel natürliche Farbe verloren geht, ist von Pflanze zu Pflanze verschieden. Lass sie lieber länger hängen, falls du dir unsicher bist, ob sie schon komplett trocken sind.
Weitere interessante Beiträge auf unserer Seite:
- Valentinstag – 14. Februar
- Schnittblumen und die Slowflower-Bewegung
- Vom Hügel – Bioblumen
- Flower & Soul
- Weihnachtssterne
- Trockenblumen versus Schnittblumen
Hast du noch Tipps oder Gedanken für uns und unsere Leser*innen?
Quellen:
- @the.eco.wedding
- https://www.ikoflowers.com/journal/2020/1/13/die-wahrheit-ber-gebleichte-blumen
- https://www.littlefarmhouseflowers.com/blog/2018/12/5/bleached-the-cost-of-altered-floral-materials
- https://utopia.de/ratgeber/trockenblumen-wie-nachhaltig-ist-der-trend/
- https://www.blumenpost.com/post/trockenblumen-nachhaltigkeit
- https://peppermynta.de/eco-lifestyle/dried-flowers-trockenblumen-chemikalien-nachhaltige-blumen/
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