Trockenblumen versus Schnittblumen

Wann sind Trockenblumen wirklich nachhaltiger?

Lange Zeit galten Trockenblumen als altmodische Staubfänger – heute erleben sie ein echtes Comeback. Ob als Strauß, Kranz, Einzelstück oder kreatives Werk: Trockenblumen sind pflegeleicht, langlebig und vielseitig einsetzbar. Doch wie steht es um ihre Nachhaltigkeit im Vergleich zu frischen Schnittblumen?

Haltbarkeit und Ressourcenschonung

Trockenblumen punkten durch ihre Langlebigkeit: Sie halten oft viele Monate oder sogar Jahre, während frische Schnittblumen meist nach ein bis zwei Wochen verwelken und entsorgt werden müssen. Das verlängert nicht nur die Freude am Arrangement, sondern reduziert auch den Bedarf an häufigem Neukauf – und damit den ökologischen Fußabdruck. Für den Handel bedeutet das zudem weniger Warenverlust und Abfall.

Pflege und Wasserverbrauch

Im Alltag sind Trockenblumen äußerst unkompliziert: Sie benötigen weder Wasser noch Dünger oder regelmäßigen Zuschnitt. Lediglich gelegentliches Entstauben (Pusten oder Haarföhn) reicht aus. Während der Aufzucht der Pflanzen wird zwar Wasser verbraucht, doch im Gegensatz zu frischen Schnittblumen entfällt der tägliche Wasserbedarf nach dem Schnitt vollständig. Allerdings gilt: Werden Trockenblumen gebleicht oder gefärbt, steigt der Wasserverbrauch durch die industrielle Verarbeitung deutlich an – und das geht oft mit einer erheblichen Umweltbelastung einher.

Chemische Behandlung: Bleichen & Färben

Ein entscheidender Nachhaltigkeitsfaktor ist die Weiterverarbeitung. Viele im Handel erhältliche Trockenblumen werden mit Chemikalien wie Chlor, Schwefeldioxid oder künstlichen Farbstoffen behandelt, um bestimmte Farben, Haltbarkeit oder Gerüche zu erzielen. Diese Stoffe belasten nicht nur die Umwelt in den Produktionsländern, sondern dünsten auch in Innenräumen aus und machen die Pflanzen am Ende zu Sondermüll, der nicht kompostiert werden darf.

Trockenblumen aus dem Ausland werden oft sogar mehrfach gebleicht, um einen Gelbstich zu verhindern. Dies geschieht mit giftigen Chemikalien wie zB Chlorin (das auch in der Jeans-Industrie eingesetzt wird). Um den typischen Bleichgeruch zu vermeiden, werden die Blumen auch noch mit Schwefeldioxid behandelt und einparfumiert (Achtung, falls die Trockenblumen daher stark duften!). Damit die Pflanzen nicht spröde werden, setzt man zusätzlich Stabilisatoren ein, wie zB das Erdölprodukt Glycerin.

Ein Beispiel ist der getrocknete und gebleichte Ruscus (Mäusedorn). Er hat dunkelgrüne, feste Blätter und eignet sich daher sehr gut zum Trocknen. Beliebt ist er aber vor allem als weißes Accessoire und muss sich für diesen Boho-Style einigen giftigen Bleichbehandlungen unterziehen.

Manche getrockneten Pflanzen werden auch bunt eingefärbt, um unsere Wohnungen „aufzufrischen“. Sei besonders bei intensiven Blau- und Pinktönen skeptisch.

Dieser Chemikaliencocktail belastet vor allem die Herstellländer und dortigen Arbeiter*innen, aber auch in unserem Zuhause lösen sie sich und verteilen sich über Luft oder Hautkontakt. Du holst dir da kein Stückchen Natur, sondern Sondermüll ins Haus! Lass daher am besten die Finger von diesem Zeug und greif nur zu natürlich gebleichten (Sonne!) und nachhaltig getrockneten, heimischen Blumen.

Herkunft & Transport

Wie bei frischen Schnittblumen stammt ein großer Teil der Trockenblumen aus dem Ausland – häufig aus Übersee. Lange Transportwege, oft mit Flugzeug oder LKW, führen zu einem hohen CO₂-Ausstoß und schwächen die Nachhaltigkeitsbilanz deutlich. Die Herkunft ist im Handel selten klar ausgewiesen, was die bewusste Auswahl erschwert.

Verpackung

Vor allem günstige Trockenblumengestecke sind oft in viel Plastik verpackt, um den Transport zu überstehen. Auch das wirkt sich negativ auf die Umweltbilanz aus.

Zertifizierungen & Transparenz

Während es für frische Schnittblumen mittlerweile Fairtrade- und Bio-Zertifizierungen gibt, sucht man solche Siegel bei Trockenblumen meist vergeblich. Transparenz zu Herkunft, Anbau und Verarbeitung ist selten gegeben.

Naturdeko oder Sondermüll?

Mit giftigen Stoffen behandelte Trockenblumen sind daher am Ende ihrer Tage zumindest in die Restmülltonne zu entsorgen und dürfen keinesfalls in die Biotonne oder auf den Kompost.

Fazit

Trockenblumen sind nicht per se nachhaltig. Ihre Umweltbilanz hängt entscheidend davon ab, woher sie stammen und wie sie verarbeitet wurden. Regional und ökologisch angebaute, natürlich getrocknete und unbehandelte Blumen sind eine wirklich nachhaltige Alternative. Industriell verarbeitete, gebleichte und gefärbte Importware hingegen ist oft problematisch und kann sogar zur Belastung für Gesundheit und Umwelt werden. Greif lieber zu Produkten von heimischen Slowfower-Produzent*innen!

Tipps für nachhaltige Trockenblumen

  • Regional kaufen: Bevorzuge Trockenblumen von lokalen Bio-Blumenhändlern oder Slowflower-Betrieben. Das reduziert Transportwege und unterstützt faire Produktionsbedingungen. Unter den heimischen Anbietern sind zB Vom Hügel (in Graz in der Hofgasse zu finden) und Flower & Soul zu nennen.
  • Nach der Trocknungsmethode fragen: Erkundige dich, ob und welche Chemikalien, Bleichmittel oder künstliche Farben verwendet wurden.
  • Auf Zertifizierungen achten: Auch wenn selten, gibt es vereinzelt nachhaltige Siegel für Blumen. Sie garantieren ökologische und soziale Standards.
  • Selber trocknen: Die nachhaltigste Variante ist, regionale Blumen selbst zu trocknen. So weißt du genau, was du ins Haus holst, und kannst auf Chemie verzichten. Unkompliziert sind da Gräser wie das Pampasgras oder auch das Schilf.
  • Verleih statt Kauf: Für Events wie Hochzeiten gibt es in Graz und anderswo die Möglichkeit, Trockenblumen zu leihen – das spart Ressourcen und vermeidet Abfall In Graz gibt es dazu den Dekofundus.
  • Vorsicht bei intensiven Farben und starkem Duft: Sie deuten meist auf chemische Behandlung hin.
  • Weitergeben statt wegwerfen: Gefallen dir deine Trockenblumen nicht mehr, dann bring sie in Secondhand- oder Kostnixläden..
  • Verbreite diese Informationen, da viele nicht wissen, was sie sich da ins Haus holen.

DIY: Blumen selbst trocknen

Damit weißt du auch genau, was drinnen ist. Regionale Bioblumen wählen und einfach selber trocknen. Ein paar wenige Hinweise sind dabei zu beachten:

  • Geeignete Sorten: Nicht alle Blumen eignen sich gleichermaßen zum Trocknen. Besonders gut taugen zB: Lavendel, Dahlien, Kornblumen, Rittersporn, Sonnenhut, Farne, Astern, Papierblumen, Strohblumen, rosa Salbei, Rosen, Hortensien, Pfingstrosen, gelbe Schafgarbe, verschiedene Gräser wie zB das Samtgras oder auch das Hasenschwanzgras aber auch Getreidesorten, wie Weizen oder Gerste und auch viele Wildkräuter.
  • Den richtigen Trocknungszeitpunkt erwischen: Du willst zuvor den frischen Blumenstrauß noch etwas genießen? Achte darauf, dass du nicht den optimalen Zeitpunkt zum Trocknen übersiehst!
  • Wie und wo trocknen: Blumen sollten nicht im Stehen, sondern kopfüber im Hängen trocknen. Damit behalten sie die Form. Aber auch krumme Formen können wunderschön sein – am besten ausprobieren und doch auch etwas einmal im Stehen trocknen lassen. Am besten eignet sich ein dunkler (um die natürliche Farbe möglichst zu erhalten), trockener und warmer Ort. Willst du natürlich gebleichte Trockenblumen, dann probier doch auch einmal die starke Sommersonne. Blumen unter einem Glas mit direkter Sonneneinstrahlung bleichen noch intensiver.
  • Locker binden: Binde die Sträuße nicht zu fest, weil dies sonst einen Abdruck verursacht.
  • Große Blumen einzeln trocknen: Zum Beispiel Rosen, Dahlien oder Pfingstrosen am besten zuerst einzeln trocknen und dann wieder zu einem Strauß zusammenfügen, da sie sich sonst verbiegen und verbeulen.
  • Lieber länger als zu kurz trocknen lassen: Wie lange das Trocknen dauert und wie viel natürliche Farbe verloren geht, ist von Pflanze zu Pflanze verschieden. Lass sie lieber länger hängen, falls du dir unsicher bist, ob sie schon komplett trocken sind.

Trockenblumen können eine nachhaltige Alternative zu frischen Schnittblumen sein – vorausgesetzt, sie stammen aus regionalem, ökologischem Anbau und werden ohne Chemie verarbeitet. Wer auf Herkunft, Verarbeitung und Verpackung achtet oder selbst trocknet, bringt echte Natur und langlebige Freude ins Haus – und schont dabei Klima und Umwelt.

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Hast du noch Tipps oder Gedanken für uns und unsere Leser*innen?

Quellen:

  • @the.eco.wedding
  • https://www.ikoflowers.com/journal/2020/1/13/die-wahrheit-ber-gebleichte-blumen
  • https://www.littlefarmhouseflowers.com/blog/2018/12/5/bleached-the-cost-of-altered-floral-materials
  • https://utopia.de/ratgeber/trockenblumen-wie-nachhaltig-ist-der-trend/
  • https://www.blumenpost.com/post/trockenblumen-nachhaltigkeit
  • https://peppermynta.de/eco-lifestyle/dried-flowers-trockenblumen-chemikalien-nachhaltige-blumen/
  • https://www.sueddeutsche.de/stil/trockenblumen-blumen-dried-flowers-interior-1.5707572
  • https://fri-collection.de/Trockenblumen-sind-nachhaltig
  • https://www.biomagazin.de/beitrag/wie-nachhaltig-sind-schnittblumen-579
  • https://lolala.de/sind-trockenblumen-nachhaltig/
  • https://www.tasteandsoul.de/blog/lifestyle/diy-trockenblumen/
  • https://lykkeandyou.de/blogs/trockenblumen-deko/blumen-und-nachhaltigkeit-warum-trockenblumen-eine-umweltfreundliche-wahl-sind
  • https://oekolog.at/jahresberichte/detail/10904/
  • https://www.sat1.at/serien/fruehstuecksfernsehen/news/trend-fuer-herbst-deko-diese-blumen-eignen-sich-besonders-gut-zum-trocknen-314806
  • https://utopia.de/ratgeber/trockenblumen-wie-nachhaltig-ist-der-trend_208184/
  • https://www.gruenestreiben.de/oekologie-und-nachhaltigkeit-als-geschaeftsprinzip-fuer-floristen/
  • https://www.blackfox-shop.com/de/diy-made-in-blackfox/trockenblumen-deko-ideen-vom-schwarzen-fuchs
  • https://www.avocadostore.de/wissenswert/umwelt-und-klimaschutz/trockenblumen

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Dieser Beitrag erschien erstmals am 9. Februar 2023 und wurde zuletzt am 10.5.2025 aktualisiert.

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