Buen Vivir – Was ist das?


Die Global Studies Studierenden der Universität Graz beschäftigen sich im Sommersemester 2022 unter anderem mit dem südamerikanischen Konzept Buen Vivir. Dazu wurde eigens ein Blog erstellt, auf dem viele unterschiedliche Informationen zusammengetragen werden, wie ein gutes Leben für alle innerhalb der planetaren Grenzen aussehen könnte. Für mehr Informationen schau gerne auf dem Blog vorbei: http://143.50.35.153/buenvivir/

Auszug aus dem Blog

Wenn du mitdiskutieren willst, bietet das Forum eine interaktive Möglichkeit sich auszutauschen und herauszufinden, was für einen persönlich ein gutes Leben ausmacht. Hier sind auch schon Fragen gestellt, auf die du antworten kannst, um einmal in die Diskussion einzusteigen.

Aber was ist Buen vivir denn jetzt überhaupt? (Text von Leonie Melk)

Das Konzept stammt aus dem andinen Raum, genauer gesagt von verschiedenen indigenen Gruppen, die in den Anden leben. Wörtlich übersetzt bedeutet Buen vivirGutes Leben‘. Das Konzept des Buen vivir umfasst dabei zahlreiche Bedeutungsebenen, die hier erläutert werden sollen. Buen vivir ist in seinem Bedeutungshorizont nicht auf den andinen Kontext beschränkt, sondern kann als Alternative für dominierende Konzepte wie zum Beispiel den Kapitalismus betrachtet werden. Heutzutage suchen zahlreiche Menschen des Globalen Nordens nach alternativen Konzepten, die mehr Menschenwürde sowie eine größere Verantwortung gegenüber der Natur beinhalten. Buen vivir kann eine solche Alternative darstellen. Das Konzept stellt den Respekt von Mensch und Natur in den Mittelpunkt und pocht auf eine menschenwürdige Zukunft, Solidarität und Gemeinschaftlichkeit.

Die Menschheit ist ein Teil der Natur

Zentral ist der Gedanke der Gemeinschaft und Einheit, welcher nicht nur alle Menschen, sondern auch die Natur und die Erde umfasst. Buen vivir betont, dass die Menschheit ein Teil der Natur ist und kein Recht hat, diese auszubeuten. Daneben kann Buen vivir auch als postkoloniales Konzept betrachtet werden, da es den hegemonialen Fortschritts- und Entwicklungsgedanken in Frage stellt. Diese Begriffe, die von der europäischen Moderne geprägt sind, legen nahe, dass es entwickeltere und weniger entwickelte Staaten gibt und stellen damit eine Hierarchisierung her. Auch Entwicklungszusammenarbeit ist von diesen Annahmen geprägt und führt zu einem Machtgefälle zwischen westlichen Geldgebern, die als „entwickelt“ gelten und den Empfängerländern, welche als weniger „entwickelt“ gelten. Diesem Gedanken tritt Buen vivir entgegen und hinterfragt die positive Konnotation des Entwicklungsbegriffs.

Alberto Acosta

Der ecuadorianische Politiker und Ökonom Alberto Acosta verweist auf koloniale Verbrechen und vergleicht den Entwicklungsgedanken mit einem Albtraum:

Die Idee der Entwicklung hat die Menschen wie ein Traum eingefangen, der aber für viele zu einem Albtraum geworden ist. Denn auf der Suche nach Entwicklung haben wir alle möglichen Übergriffe begangen. Ganze Kulturen, ganze Völker sind ausgerottet worden, die materielle Lebensgrundlage vieler Gemeinschaften wurde zerstört.“ (Alberto Acosta; Südwind 2011, Nr.11)

Was zunächst wie eine einfache Bezeichnung, für etwas, nach dem jede*r strebt, klingt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als komplexes Konzept, welches eine echte Alternative zur heutigen, ausbeuterischen und eurozentristischen Weltsicht darstellt. Dieses Konzept, seine Implikationen, Beispiele und Chancen, sowie verwandte Konzepte könnt ihr, wie gesagt, auf dem eigenen Global Studies-Blog entdecken.

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