Das günstige Palmöl und sein hoher Preis

Trotz negativer Berichterstattungen in den vergangenen Jahren erfreut sich Palmöl immer noch großer Beliebtheit und ist mit Abstand das meistproduzierte Pflanzenöl der Welt: Es ist geschmacksneutral, im Vergleich zu anderen Ölen und Fetten sehr lange haltbar, sehr hitzebeständig und wird bei Zimmertemperatur fest. Palmöl ist daher vielseitig einsetzbar, unkompliziert in der Handhabung und natürlich vor allem billig. Denn im Vergleich zu anderen Ölpflanzen wie etwa der Sonnenblume, der Raps oder der Kokospalme liefert die Ölpalme im Schnitt einen dreimal höheren Flächenertrag von rund 3,3 Tonnen pro Hektar. Allerdings sind die negativen Auswirkungen der Nutzung von Palmöl nicht zu unterschätzen, was den tatsächlichen Preis, den wir letztendlich für unser vermeintlich billiges Öl bezahlen, beträchtlich in die Höhe treibt.

Fakten

Palmöl wird aus den Früchten der Ölpalme gewonnen, wobei aus dem Fruchtfleisch und den Kernen zwei verschiedene Öle erzeugt werden können. Da allerdings vorwiegend das Palmöl aus dem Fruchtfleisch der Ölfrüchte verwendet wird und das Palmkernöl bei der Nutzung eher in den Hintergrund tritt, wird im folgenden Artikel von Palmöl gesprochen.

  • 2019 wurden weltweit rund 72 Millionen Tonnen Palmöl produziert
  • Österreich importiert nahezu 160.000 Tonnen Palmöl jährlich
  • weltweit beträgt die Anbaufläche der ursprünglich in Westafrika beheimateten Ölpalme bereits über 27 Millionen Hektar

Palmöl kommt uns teuer zu stehen

  • Gefährdung von Pflanzen- und Tierarten: Für die Plantagen werden Tropenwälder abgeholzt, was zahlreiche Pflanzen- und Tierarten wie etwa den Orang-Utan, den Borneo-Zwergelefant, das Borneo-Nashorn und den Sumatra-Tiger gefährdet, deren Lebensraum zerstört wird.
  • Monokulturen verdrängen anderen Anbau: Der verstärkte Anbau von Ölpalmen in Monokulturen verdrängt den Anbau von anderen Pflanzen, etwa von Reis, da der Boden in der Nähe der Plantagen sehr schnell austrocknet.
  • Schlechtere Qualität des Grundwassers: Die in den Plantagen eingesetzten Dünger wirken sich negativ auf das Grundwasser und andere Gewässer aus, was zu einem Rückgang des Fischbestandes und einer Verschlechterung der Trinkwasserqualität führt.
  • Schlechte Arbeitsbedingungen und Menschenrechtsverletzungen: Auf den Plantagen herrschen teilweise schlechte Arbeitsbedingungen und es kommt zu Menschenrechtsverletzungen und Landraub, da Kleinbauern und Indigene oftmals einfach von ihrem Land vertrieben werden.
  • Negative Auswirkungen auf das Klima: Durch die Abholzung geht wertvoller Tropenwald verloren, zudem kommt es durch die Trockenlegung von Moorböden für die Plantagen rasch zu Bränden, die umliegende Wälder zerstören. Auch stehen die Plantagenbesitzer im Verdacht, absichtlich Brände zu legen, um Anbaufläche zu gewinnen. Ein Hektar Palmölplantage setzt jährlich rund 174 Tonnen mehr Kohlenstoff frei als ein Hektar Tropenwald.

Die Nutzung von Palmöl im Detail

Eine Person verbraucht in Österreich im Schnitt rund 18 kg Palmöl pro Jahr, die unter anderem in folgenden Produkten enthalten sind:

  • Nahezu die Hälfte des importierten Palmöls wird für Agrotreibstoffe wie Biodiesel verwendet.
  • Gefolgt von Lebensmitteln wie Aufstrichen, Keksen, Margarine oder Fertiggerichten, für die rund 32 % des importierten Palmöls verwendet werden.
  • Auch für Futtermittel (etwa Fertigfutter für die Tiermast) wird Palmöl verwendet.
  • In der chemisch-technischen Industrie werden mit Palmöl u.a. Schmiermittel hergestellt.
  • Kerzen bestehen zu rund 45% aus Palmöl.
  • Schließlich findet sich auch in vielen Wasch-, Pflege- und Reinigungsmitteln sowie Kosmetika Palmöl.
Biokraftstoffe sind längst nicht so umweltfreundlich, wie vorgegeben wird

Alarmierend ist, dass etwa die Hälfte aller in einem herkömmlichen Supermarkt erhältlichen Produkte in unterschiedlichem Ausmaß Palmöl enthält: Dazu zählen unter anderem Lebensmittel wie Kekse, Schokolade, Margarine, Aufstriche, Fertiggerichte und Babynahrung, aber auch in Waschmittel, Kosmetika, Duschgels, Seifen, Deodorants und sogar Zahnpasta kann sich Palmöl befinden, das eingesetzt wird, um u.a. Tenside und Emulgatoren zu produzieren.

Tipps für Konsument*innen

Grob gesagt gilt für Nahrungsmittel der Grundsatz: Je weniger verarbeitet ein Produkt ist, desto geringer ist auch die Chance, dass Palmöl enthalten ist. Seit 2014 ist es für Nahrungsmittel vorgeschrieben, enthaltenes Palmöl unter den Inhaltsstoffen anzuführen. Aber Achtung, nicht immer ist es in den Lebensmitteln auch leicht zu identifizieren. So kann sich unter anderem hinter den folgenden Inhaltsstoffen Palmöl verbergen:

Cetearyl AlcoholGlyceryl (Stearate)
Cetyl AlcoholGlycerinfettsäureester
Cetyl PalmitateHydrierte Fettsäure-glyzeride
Elaeis Guineensis (botanischer Name der Ölpalme)Lactylmilchsäureester Natriumsalz / Natriumlaurylsulfat
EthylpalmitatMagnesium Stearate
Ethylhexylpalmitat bzw. OctylpalmitatNatriumdodecylpoly(oxyethylen)sulfat
FettsäureglyceridNatriumlaurylsulfat
Glycerinetc.
Diese Bezeichnungen deuten auf Palmöl hin.

Eine ausführlichere Aufstellung aller Inhaltsstoffe, hinter denen sich Palmöl verbergen kann, findet man unter www.orang-utans-in-not.org:

Auch bei der Aufschrift „Pflanzenöl“ oder „Pflanzenfett“ ist im Produkt meist Öl enthalten, dessen Herkunft nicht geklärt ist − hierbei kann es sich ebenfalls um Palmöl handeln. Heimische Supermarktketten wie Spar und Billa haben Palmöl mittlerweile zumindest aus ihren Eigenmarken verbannt und durch heimisches Sonnenblumenöl, Rapsöl oder Butter ersetzt.

Diese Reinigungsmilch von Nivea enthält Palmöl, getarnt als „Isopropyl Palmitate“, „Glycerin“, „Glyceryl“ etc.

Noch schwerer zu erkennen ist der Inhaltsstoff Palmöl bei Waschmitteln und Kosmetika, da er für diese Produkte nicht deklarationspflichtig ist und sich hinter chemischen Fachbegriffen wie „Glyceryl, „Stearyl“, „Cetearyl“, „Lauryl“, „Decyl“ oder „Palmitate“ verbirgt. Auch für die Herstellung der anionischen und ionischen Tenside, die wesentliche Bestandteile vieler Waschmittel sind, wird vorwiegend Palmöl verwendet. Gerade für Wasch-, Reinigungs-, und Pflegemittel sowie auch Kosmetika ist die App CodeCheck zu empfehlen, mit der man die Inhaltsstoffe von Produkten prüfen kann: https://www.codecheck.info/drogerie_toilettartikel/waschen_reinigen.kat. (Hinweis: 27.12.2022: Codecheck dürfte schon stark veraltet sein und nicht mehr gewartet werden)

Palmölfreie Seifen bieten in Graz bzw der Steiermark etwa PFLANZENWERK Naturkosmetik und Katjas Seifenwelt oder auch Die kleine Schaumfabrik oder Sabines Seifen an.

Ist Palmöl gesundheitsschädlich?

Palmöl steht auch immer wieder im Verdacht, krebserregend zu sein, was differenziert zu betrachten ist. Das Öl selbst soll nicht krebserregend sein, erst durch das Erhitzen, das vor der Nutzung des Öls für Lebensmittel erfolgt, entstehen Glycidyl-Fettsäureester, die als möglicherweise krebserregend gelten. Zudem enthält Palmöl zahlreiche gesättigte Fettsäuren, welche die Entstehung von Herz-Kreislauferkrankungen begünstigen.

Mögliche Alternativen und Lösungswege

Leider gibt es nicht DIE eine ideale Alternative zu Palmöl. Kokosöl wird oftmals angepriesen, weil der Anbau der Kokospalme noch nicht so weit verbreitet ist wie jener der Ölpalme und daher in vielen Plantagen noch eher im kleinbäuerlichen Stil erfolgt. Würde man aber einen Großteil des weltweiten Bedarfs an Palmöl durch Kokosöl decken, würde das Problem nur verschoben. Die Anbaugebiete sind ähnlich und auch durch Kokosplantagen in Monokultur wird wertvoller Regenwald zerstört. Zudem ist der Anbau von Ölpalmen aufgrund des relativ hohen Ertrags tatsächlich immer noch ressourcenschonender als der Anbau der meisten anderen Ölpflanzen, darunter auch die Kokospalme.

Leider wird auch durch den Anbau von Kokospalmen für Kokosfett oder -öl Regenwald zerstört

Mittlerweile gibt es aber mehrere Initiativen und Zertifizierungssysteme, die den nachhaltigen Anbau von Palmöl fördern, etwa Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO). Es handelt sich um gute Ansätze, die sowohl die Arbeitsbedingungen vor Ort als auch die Nachhaltigkeit des Anbaus verbessern wollen, aber dennoch kritisch zu betrachten sind: So gestattet etwa der RSPO den Anbau von Ölpalmen auf Torflandschaften, die viel Kohlenstoff speichern und verbietet den Einsatz von hochgiftigen Pflanzenschutzmitteln nicht. Auch haben sich die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen in der Praxis kaum verbessert. Es sollte also weiter intensiv an diesen Punkten gearbeitet werden.

Am wichtigsten ist aber, dass wir unsere Verkehrs- und Konsumgewohnheiten ändern, da damit bis zu 50 Prozent des gegenwärtig verbrauchten Palmöls eingespart werden könnten. Dies kann einerseits durch den Anbau von heimischen Ölpflanzen erreicht werden, unter anderem aber auch durch folgende relativ leicht umzusetzende

Maßnahmen:

  • Bewusst einkaufen, das heißt weniger Produkte mit Palmöl kaufen, genau auf die Inhaltsstoffe achten und weniger Lebensmittel verschwenden.
  • Selbst frisch kochen, da Fertigprodukte besonders oft Palmöl enthalten.
  • Weniger Fleisch essen, um den Bedarf an Futtermitteln zu senken und mehr Weideflächen zu Anbauflächen für heimische Ölpflanzen umzufunktionieren.
  • Vermehrt das Fahrrad und öffentliche Verkehrmittel nutzen, da selbst Agrotreibstoffe nicht so umweltfreundlich sind, wie vorgegeben wird.

Hier sehr viel Hintergrundwissen:

Quellen:

  • https://de.statista.com/statistik/daten/studie/443033/umfrage/konsum-von-palmoel-weltweit/
  • https://www.fibl.org/fileadmin/documents/de/news/2019/studie_palmoel_soja_1907.pdf
  • https://www.regenwald.org/themen/palmoel/fragen-und-antworten
  • https://utopia.de/ratgeber/palmoel-vermeiden/

Fotocredits: © Pixabay

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