Effektiver Altruismus – Gutes besser tun

Initiative Effektiver Altruismus Graz – Gutes besser tun

Was heißt es eigentlich „nachhaltig zu leben“? Für viele von uns bedeutet es, in allen Lebenslagen an die Zukunft zu denken und sorgsam mit den Rohstoffen der Welt umzugehen. In der Praxis versuchen nachhaltig lebende Menschen deshalb etwa möglichst wenig Lebensmittel wegzuwerfen und Müll zu recyceln.

Nachhaltigkeit hat aber auch noch eine andere Dimension – so kann ich etwa auch versuchen, einen nachhaltigen Unterschied für das Leben anderer zu machen, einen Unterschied also, der sich auf längere Zeit stark auswirkt. Darum geht es im Effektiven Altruismus (EA). Konkret beschäftigt sich diese Philosophie und soziale Bewegung mit der Frage, wie wir mit unseren begrenzten Mitteln (Zeit, Geld, Ressourcen) globale Probleme bestmöglich lösen können. Jene Probleme, die dabei besonders groß sind (also besonders viele Lebewesen negativ betreffen oder potenziell betreffen könnten), in der breiten Öffentlichkeit eher vernachlässigt werden und deren Lösung gut messbar beziehungsweise machbar erscheint sollen dabei Priorität bekommen.

Mit welchen Themen beschäftigt sich der Effektive Altruismus?

All das klingt auf den ersten Blick vielleicht etwas abstrakt, wird aber schnell konkret, wenn man sich die verschiedenen Problemfelder ansieht, mit denen sich der Effektive Altruismus beschäftigt. Ein besonders großes globales Problem ist etwa extreme Armut. Die Weltbank schätzt, dass derzeit etwa jeder Zehnte weltweit extrem arm ist, also weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag zum Leben hat. 1990 war noch jeder Dritte weltweit extrem arm. Bei der Bekämpfung globaler Armut hat es also schon große Fortschritte gegeben, angesichts einer immer größer werdenden Weltbevölkerung wird aber schnell klar, dass dieses Problem noch lange nicht gelöst ist.

Der Effektive Altruismus beschäftigt sich aber nicht nur mit der Verbesserung von menschlichem Leben, sondern auch mit der Situation von Tieren und insbesondere mit Nutztieren. Immerhin sind auch Tiere fähig, Leid zu spüren und davon gibt es in der Massentierhaltung viel zu viel: Jedes Jahr werden etwa 70 Milliarden Tiere (davon 50 Milliarden Hühner) für die Lebensmittelproduktion geschlachtet – die meisten davon sind zuvor auf viel zu engem Raum, ohne Auslauf und zusätzlich „zu schnell“ aufgewachsen. Das durch Massentierhaltung entstandene Tierleid ist also insgesamt enorm, dennoch geht etwa in den USA der Großteil an Tierspenden an Haustiere und nicht in die Verbesserung der Lebenssituation von Nutztieren. Das hat mitunter damit zu tun, dass Nutztiere von den meisten Menschen als weniger schützenswert angesehen werden als Haustiere. Hier gilt es anzusetzen.

Die Liste von wichtigen Problemfeldern lässt sich noch länger fortsetzen. Unter anderem beschäftigt sich der Effektive Altruismus mit dem Klimawandel, Zukunftstechnologien wie Künstlicher Intelligenz und Atomwaffen – denn diese bergen ein enormes Risiko für die Menschheit und die Welt insgesamt. Außerdem geht es auch um sogenannte Metaprobleme, mit anderen Worten: EA beschäftigt sich auch zu einem Teil mit sich selbst. Konkret geht es hier etwa um die Forschung zur Frage, welche globalen Probleme Priorität haben sollten und wie die EA-Bewegung noch mehr Menschen ansprechen könnte, sodass ein Multiplikator-Effekt entsteht.

Was machen wir konkret?

Menschen, die sich für Effektiven Altruismus interessieren, haben mittlerweile in vielen Städten die Möglichkeit, zu Treffen einer Lokalgruppe zu gehen. Die Grazer Lokalgruppe trifft sich meistens einmal pro Woche, jeweils in unterschiedlichen Lokalen oder Restaurants, und diskutiert dabei über eine Reihe an EA-Themen, manchmal gibt es auch ein ganz konkretes Thema, das vorab angekündigt wird. Alle, die sich für EA interessieren, sind herzlich eingeladen, an diesen Treffen teilzunehmen. Vorkenntnisse sind dafür nicht nötig. Zusätzlich zu den Treffen (wir nennen sie Social Meetups) werden in unregelmäßigen Abständen auch Vorträge organisiert (zuletzt etwa im Café Erde zum Thema Clean Meat), Anfang Mai haben wir außerdem beim Lendwirbel den veganen Burger von Beyond Meat verkostet.

Abgesehen von den Treffen, deren Zweck es ist, möglichst viele Menschen mit EA-Konzepten vertraut zu machen und somit den EA-Impact zu erhöhen, gibt es noch weitere Möglichkeiten, sich einzubringen: So kann man, idealerweise nach umfassender Recherche, etwa einen gewissen Prozentsatz seines Einkommens an besonders effektive Hilfsorganisationen spenden. Die Organisation GiveWell bietet hierfür eine Liste mit besonders effektiven top charities und erklärt auch genau, warum diese (derzeit acht) Hilfsorganisationen in den Bereichen Gesundheit und Entwicklung so hervorstechen. Für Spenden an tierbezogene Hilfsorganisationen lohnt sich ein Blick auf die Seite Animal Charity Evaluators, die ebenfalls eine Liste an empfohlenen Organisationen zusammengestellt hat. Beide Plattformen listen außerdem noch einige weitere Organisationen auf, die zwar auch sehr empfehlenswert sind, es aber aus verschiedenen Gründen nicht unter die allerbesten geschafft haben.

Manche Menschen gehen sogar noch weiter und haben das Ziel, bei einer EA-bezogenen Organisation zu arbeiten – entweder bei einer Hilfsorganisation oder „Metaorganisationen“ wie etwa GiveWell. Einen Job im EA-Bereich zu finden kann allerdings angesichts der meist enorm hohen Anforderungen und Spezialisierung der jeweiligen Organisation oft gar nicht so einfach sein. Auf der Plattform 80,000 hours, die sich der Forschung rund um eine möglichst effektive Berufswahl verschrieben hat (immerhin verbringt man im Schnitt 80.000 Stunden seines Lebens mit Arbeit), gibt es jedenfalls regelmäßig Jobinserate – die meisten davon allerdings in den USA oder Großbritannien. Wer nicht bei einer EA-Organisation arbeitet, der kann freilich auch in einem anderen Job, egal in welchem Bereich, versuchen, möglichst altruistisch zu handeln.

Heißt das alles also, dass …

… NGOs oder Hilfsorganisationen, die nicht ins „EA-Schema“ passen schlecht oder gar überflüssig sind? Nein. Wir sind uns sicher, dass jedes Engagement für andere Lebewesen grundsätzlich wichtig und positiv ist. Genau deshalb ist es aber auch wichtig, dieses Engagement so effektiv und nachhaltig wie möglich zu machen. Nur so können die dafür eingesetzten Ressourcen (Zeit, Energie, Geld) auch so viel Gutes wie möglich bewirken. Möglicherweise gibt es auf der ganzen Welt noch viel mehr sehr effektive Hilfsorganisationen, die ihren Impact aber noch nie genau nachgemessen haben. Diese Forschung braucht es aber, um aussagekräftige Bewertungen und Hilfe insgesamt besser zu machen.

Apropos Bewertung – wer sich selbst ein Bild vom Effektiven Altruismus machen will, der ist, wie erwähnt, herzlich eingeladen, bei einem der nächsten Social Meetups dabei zu sein. Gutes besser tun – das geht nämlich am besten gemeinsam.

Weiterführende Links:

Webseite: https://effectivealtruism.at/
Facebook-Seite Graz: https://www.facebook.com/groups/eagraz/
Weitere Links: https://80000hours.org/, https://animalcharityevaluators.org/, https://www.givewell.org/

© Effektiver Altruismus Graz

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