Fast Fashion

Mode ist – nach der Erdölindustrie – jener Wirtschaftszweig, der unsere Erde am meisten verschmutzt. Fast Fashion – mit verheerenden Auswirkungen auf Mensch und Umwelt (vom Rohstoff bis zum Waschen der Kleidungsstücke) – ist zum Wegwerfprodukt geworden.

Begriffsdefinition

Der englische Begriff ‚Fast Fashion‘ tauchte erstmals in den 90er-Jahren auf und bedeutet wörtlich übersetzt ’schnelle Mode‘. Eine einheitliche Definition gibt es nicht, im Allgemeinen versteht man darunter, dass große Modekonzerne in Höchstgeschwindigkeit die zeitgemäßen Runway Trends nachahmen und diese so schnell und billig wie möglich nachproduzieren. Die jeweiligen Firmen müssen also in kürzester Zeit auf die Neuerscheinungen der großen Designer reagieren. Das veranlasst sie unter anderem dazu, ihre Kollektionen in Niedriglohnländern anfertigen zu lassen, da sie so viel Geld einsparen können. Einem Großkonzern wie zum Beispiel „Zara“ ist es möglich, eine komplette Kollektion vom Design bis zum fertigen Produkt innerhalb von nur zwei Monaten anzufertigen. Außerdem gibt es zwischen den verschiedenen Unternehmen einen riesigen Konkurrenzkampf, welcher sie dazu verleitet, noch schneller und billiger zu produzieren und auch zu vermarkten.


Historisches

Obwohl es vielleicht so erscheint, ist diese Art der Bekleidungsindustrie allerdings kein neues Phänomen. Bereits mit den Eroberungen der Kolonien begannen die reichen Staaten, die Bürger ihrer eingenommenen Staaten in Form der Sklaverei auszubeuten. Auch Kinderarbeit war keine seltene Lösung, um Baumwolle noch schneller und noch billiger zu ernten. Danach wurde diese nach England gebracht, um sie dort weiter zu verarbeiten. Durch die Industrielle Revolution war es auf einmal möglich, in englischen Städten, wie zum Beispiel Liverpool, den Rohstoff besser und effizienter zu feinem Garn weiter zu verarbeiten. Von dort wurde dieser dann nach Asien, China und Afrika exportiert, um aus dem gewonnenen Garn Kleidungsstücke zu nähen. Diese Entwicklungen machten die Textil- und Modebranche zur ersten Branche, die Massenware produzierte und diese billig verkaufte. Da im Laufe der Zeit politisch aber auch gesellschaftlich viel in Europa passierte, wurde es immer teurer, hier zu produzieren. Aus diesem Grund folgten in den siebziger Jahren die ersten Auslagerungen gewisser Arbeitsschritte der Textilindustrie nach Asien. Somit kann man erkennen, dass unsere Bekleidung schon sehr lange unter äußerst miserablen Bedingungen produziert wurde.

Uns ist mittlerweile fast allen bewusst, dass Ausbeutung, Sklaverei und Kinderarbeit absolut menschenunwürdig ist und trotzdem unterstützen wir genau diese Verhältnisse durch den billigen Einkauf bei den entsprechenden großen Modekonzernen.


Kosten

Warum aber greifen die meisten von uns fast automatisch zu solchen Produkten? Der wohl naheliegendste Faktor ist der Preis. Ein T-Shirt für 3,99€ kann sich jeder leisten, ohne darüber nachdenken zu müssen. Außerdem kann man sich so laufend neue Kleidungsstücke kaufen und liegt dadurch immer im Trend. Die abwechslungsreichen Kollektionen entsprechen immer den neuesten Laufsteg-Trends und auch dem, was berühmte Leute, die durchaus eine Vorbildwirkung haben, tragen. An dieser Art der Modeproduktion und des Modekonsums tragen selbstverständlich auch die großen Konzerne einen riesigen Profit davon. Dadurch, dass ihnen die Produktion der Waren kaum etwas kostet, haben sie sehr geringe Ausgaben und durch den stetigen Konsum der Menschen haben sie hohe Einnahmen. Ein weiterer großer Vorteil für die Marken ist ihre Flexibilität. Sie können unglaublich schnell und problemlos auf Nachfragen reagieren und diesen entgegenkommen.

Eigentlich klingt das doch alles gut oder? Jeder kann egal wo und wann billig einkaufen und auch die Produzenten verdienen gut daran, ist doch fair?


Arbeitsbedingungen

Ganz im Gegenteil! Die Umstände, unter welchen diese Kleidungsstücke produziert werden, ist furchtbar. Die Näher/innen in Bangladesch, Sri Lanka oder Indien verdienen kaum etwas, obwohl sie zum Teil mehr als zwölf Stunden durchgehend und ohne Pausen an der Nähmaschine sitzen müssen. Sie arbeiten unter unmenschlichen, gefährlichen Bedingungen und genießen keinerlei Rechte (Stichwort Rana Plaza/Bangladesch: Am 24. April 2013 stürzte in Rana Plaza ein Gebäude, in dem sich tausende NäherInnen befanden, ein. 1.138 Menschen starben, rund 2.500 wurden zum Teil schwer verletzt. Sie haben auf den schlechten Zustand des Hauses hingewiesen, wurden aber trotzdem genötigt, in das Gebäude zu gehen.) Und auch die Bauern, die Baumwolle anbauen und ernten, sind nicht besser dran.


Umweltauswirkungen

Auf Grund der schwer giftigen Chemikalien, die in der Baumwollindustrie verwendet werden, leiden viele Landwirte an beeinträchtigenden Erkrankungen. Nur ein Bruchteil der Baumwolle wird bio hergestellt. Wasserverbrauch: Baumwollfelder müssen großteils künstlich und intensiv bewässert werden. Dies führt zu tragischen ökologischen aber auch sozialen Auswirkungen: der Aralsee, vor einigen Jahrzehnten noch viertgrößtes Binnengewässer der Welt ist auf ein Drittel geschrumpft, zurück blieb eine Salzwüste.
Auch in den darauf folgenden Schritten der Rohstoffverarbeitung werden äußerst giftige Mittel eingesetzt, um zum Beispiel billig Leder zu gerben, Gewand zu färben oder auch um Jeans die entsprechende Waschung zu verpassen. Dadurch gelangen all diese ungesunden und zum Teil lebensbedrohlichen Stoffe in das Abwasser und zerstören somit nicht nur die Umwelt, sondern bedrohen die Gesundheit der Menschen und Tiere, die in solchen Industriegebieten leben. Einige Bauern und auch Arbeiter in den Textilfabriken leiden auf Grund dessen unter schweren gesundheitlichen Schäden. Diese Art Bekleidung zu produzieren hinterlässt also in sämtlichen Dörfern, bei unzähligen Menschen und in der Landschaft seine Spuren.
Auch durch den Transport von Baumwolle, Stoffen und fertigen Kleidungsstücken quer über den Globus fallen extreme CO2-Emissionen an.
Die Umwelt leidet auch noch nach der Produktion deutlich unter den günstig hergestellten Waren. Da in vielen Kleidungsstücken billiger Polyester verarbeitet ist, lösen sich beim Waschen kleine Teilchen aus dem Stoff heraus, die dann in unser Abwasser gelangen. Diese kleinen Teilchen sind deshalb problematisch, da sie Mikroplastik sind, nicht durch Kläranlagen gefiltert werden, biologisch nicht abbaubar sind und durch die Nahrungskette bis zu uns Menschen zurückgelangen können.


Mindere Qualität

Indem die Produkte schnell produziert werden, wird wenig Wert auf die Qualität gelegt, was dazu führt, dass viele Kleidungsstücke nur eine sehr kurze Lebensdauer haben, relativ schnell unschön werden und somit wieder aus dem Kleiderschrank des Verbrauchers wandern (oder dort ungetragen ihr Dasein fristen). Aber was geschieht dann damit? Leider machen sich nur ganz wenige Leute die Mühe, ein solches Kleidungsstück reparieren zu lassen, da es billiger ist, gleich stattdessen ein neues zu kaufen. Deshalb entsteht leider viel Textilmüll, mit dem man nicht recht umzugehen weiß. Das Recyceln von Gewand tritt jedoch immer öfters als Lösungsvariante auf. H&M lässt in Indien zum Beispiel so manch alten Stoff in neue Fasern verwandeln. Dieser Prozess ist bis jetzt leider noch kein häufiger, aber auf Grund der Nachfrage der Gesellschaft lenken große Modekonzerne in scheinbar grünere Richtungen ein. Wie ehrlich dieser Weg ist oder ob es sich nur um Greenwashing handelt, ist noch nicht ganz klar, aber zumindest wächst das Bewusstsein.


Slow/Fair Fashion anstatt Fast Fashion

Es wird Zeit, Verantwortung zu übernehmen und statt Fast Fashion die Mode wieder zu entschleunigen.

Slow Fashion:

  • Kleidung länger tragen: wertschätzender & pflegender Umgang, Reparatur von kleineren und größeren Blessuren.
  • Secondhand: Tausch-Partys, Secondhand-Läden, Verschenkläden, FreundInnen, etc.
  • Weniger, dafür hochwertigere Kleidungsstücke kaufen & besitzen; Basics wählen, die gut kombinierbar und zeitloser sind – Kleiderkasten regelmäßig sichten & ausmisten.
  • Auf faire Mode, die Einhaltung von Arbeitsgesetzen und (strengere) Umweltschutzvorgaben in der gesamten Produktionskette Wert legen.

Fazit

Die einfachste und günstigste Lösung für jeden einzelnen wäre es, sein Gewand Secondhand zu kaufen, auf Flohmärkte zu gehen oder an Kleidertauschmärkten teil zu nehmen. Es ist auch jeder herzlichst eingeladen, in unserem Nachhaltigkeitsladen in der Leonhardstraße 38 vorbeizuschauen. Für all diejenigen, denen das Nachtragen von fremdem Gewand (noch) nicht ganz geheuer ist, gibt es aber auch andere Alternativen. Es gibt immer mehr kleine Unternehmen, die auf umweltfreundlichere, faire und lokale Produktionen setzen. Gute Beispiele dafür wären zum Beispiel in Graz: Zerum, BrainyClothes, Apflbutzn, Ompura, Marken wie zB Armedangels findet man ua auch beim K&Ö uvm.


Tipps

Keineswegs sollte man sich von der Umstellung überfordern und frustrieren lassen, denn kleine Schritte, wie zum Beispiel einfach weniger Mode zu konsumieren oder achtsamer und langlebigere Produkte einzukaufen, sind schon sehr gute erste Ansätze!
Stolz darauf sein, ein Kleidungsstück schon lange zu besitzen; stolz darauf sein, Second Hand zu tragen – und so zum Vorbild werden!


Film-Tipp: Jedem, der sich weiter für dieses Thema interessiert, können wir auch vorab einmal nahe legen, sich die Dokumentation „The True Cost“ anzusehen.

Interessante Links:

Quellen:

  • https://www.macmillandictionary.com/buzzword/entries/fast-fashion.html
  • https://www.biorama.eu/wann-wurde-unsere-mode-eigentlich-unfair/
  • http://www.oeko-fair.de/index.php/cat/798/title/Wasserverbrauch
  • https://www.welt.de/wirtschaft/article125663716/Bangladesch-ist-zur-Naeherin-der-Welt-geworden.html

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