Hitzeinseln in der Stadt


Stadtgebiete, die stark besiedelt sind, erleben eine höhere Anzahl an Sommer- und Hitzetagen. Menschen, die auf diesen sogenannten Hitzeinseln leben, sind somit einer höheren Hitzebelastung als andere ausgesetzt, was auch die Gesundheit beeinträchtigen kann.

Allgemein kann man sagen, dass Städte meist wärmer sind als ihre Umgebung und nachts kühlen sie nur langsam ab. Das wird insbesondere an Sommertagen spürbar. Per Definition gilt ein Tag als Sommertag, wenn die Temperatur 25°C oder darüber hinaus erreicht. Auch Hitzetage mit mehr als 30 °C werden häufiger. So gab es zwischen 1961 und 1990 in den meisten Landeshauptstädten Österreichs jedes Jahr zwischen fünf und elf Hitzetage. Die Rekorde lagen bei 20 Hitzetagen im Jahr. Zwischen den Jahren 1991 bis 2020 stieg die Anzahl auf durchschnittlich 16 bis 22 Hitzetage, Rekorde lagen bei über 40 Hitzetagen und auch die Zahl der Tropennächte (über 20°C) hat zugenommen.

Gründe für Hitzeinseln der Stadt

Versiegelung

Gebäude und Asphalt funktionieren wie ein Speicherofen, sie speichern die Sonnenstrahlung untertags besonders gut und geben die Wärme nachts nur langsam ab. Die hohe Versiegelung in Österreich verschlechtert die Situation immer mehr. Das angestrebte Ziel für Bodenverbrauch in Österreich beträgt zwar maximal 2,5 Hektar pro Tag, die Zahlen des Umweltbundesamts für das Jahr 2021 zeigen allerdings, dass der Bodenverbrauch in diesem Jahr mit 10 Hektar pro Tag viermal(!) so hoch war. Noch dazu wurden 5,8 Hektar Boden durch Versiegelung damit dauerhaft verloren.

Das Projekt LUCRETIA (The role of Land Use Changes on the development of intra-urban heat islands) kam bei ihren Berechnungen zum Ergebnis, dass die Umwandlung von Ackerland in eine Industriefläche durchschnittlich zu ca. zwölf Sommertagen pro Jahr führt. Umgekehrt führt die Umwandlung von Straßen- in Grünflächen zu einer Reduktion von ca. 8 Sommertagen pro Jahr. So können massive Änderungen der Bebauung die Zahl der Sommertage um 20 – 80 % erhöhen oder senken.

Weitere Ursachen

Autos: (Parkende) Autos heizen sich in der Sonne stark auf und strahlen zusätzlich Hitze ab. Auch unter einem Auto sammelt sich Hitze, die in der Nacht an die Umgebung abgegeben wird und die Abkühlung in den Straßen zusätzlich behindert. Auch große Supermärkte und Einkaufszentren tragen mit ihren großen Parkplätzen mit wenig oder keiner Begrünung ihrerseits zur Erhitzung bei.

Fehlende Begrünung: Bäume spenden einerseits Schatten, andrerseits verdunstet über die Blätter Wasser, wodurch der Umgebung Wärme entzogen wird und es kühlt ab. So sind sie auch in Städten als natürliche Klimaanlagen besonders wertvoll. Fehlen Bäume und andere Begrünungen in einem Stadtteil, kommt es zum Hitzestau. Bei einer Lufttemperatur von 25 Grad Celsius erwärmt sich eine Betondecke um zusätzliche 11,5 Grad und eine Asphaltdecke sogar noch mehr. Das bedeutet, bei 28 Grad heizt sich eine Asphaltdecke bereits auf bis zu 40 Grad Celsius auf!

Wind: viele Bauten stehen dem Wind im Wege, der sonst durch die Stadt wehen könnte.

Maßnahmen gegen Hitzeinseln

Ein Mix aus Maßnahmen der „grünen“ Stadt, die auf Pflanzen setzt und der „weißen Stadt“, wo helle, gut reflektierende Materialien eingesetzt werden, können vieles gegen die zunehmende Hitze leisten.

Bäume, Parks und andere Grünflächen helfen, durch Verdunstung die Umgebung zu kühlen und bieten zudem Platz, sich auszuruhen oder sich im Schatten aufzuhalten. Für Straßenbahnen kann ein Rasengleis angelegt werden, in dem Gras wachsen kann und wo überschüssiges Regenwasser versickern kann. Auch andere Flächen zu entsiegeln, wäre eine weitere positive Maßnahme. Auf Dächern und Fassaden können allerhand Pflanzen wachsen und verringern damit sowohl die Außentemperatur, als auch die Temperatur in den Gebäuden. Das Schwammstadtprinzip wird seit einigen Jahren eingesetzt, um gesunde Bäume und gleichzeitig das Versickern von Regenwasser zu fördern. Schließlich sollen Elemente einer „weißen Stadt“ wie helle Materialien an Gebäuden helfen, das Sonnenlicht zu reflektieren, da Asphalt und dunkle Flachdächer die Hitze in Städten zusätzlich fördern.

Klimatopkarte Graz

Die Karte der Stadtklimaanalyse zeigt für Graz, dass dichtverbaute Gebiete deutlich heißer werden als Gebiete am Stadtrand. Besonders betroffen davon sind die Bezirke in der Stadtmitte. Die Karte weist darauf hin, welche Flächen wofür geeignet sind und auch, wo Maßnahmen wie Entsiegelung oder Grünflächen notwendig wären. Unterschiedliche Strahlung, Besonnung und Windsysteme erzeugen die Besonderheiten in den jeweiligen Bezirken.

In Graz werden unter anderem bei städtebaulichen Entwicklungen die Windrichtungskorridore bereits berücksichtigt und in Bauverfahren Dachbegrünungen vorgeschrieben. Im Zuge der Grünraumoffensive werden Parkanlagen gesichert. Bäume werden als Schattenspender gepflanzt. Außerdem muss seit der Einführung des Grünflächenfaktors 2023 bei jedem Bauvorhaben ein bestimmter Anteil an Grünfläche mit einberechnet werden.

Gesundheitliche Belastung durch Hitze

Nicht nur die Hitze an sich belastet die Gesundheit. Das bodennahe Ozon als Hauptbestandteil von Smog kann die Lungen schädigen, zu Kurzatmigkeit und Reizung von Lunge und Rachen führen. O³ entsteht durch die Reaktion von Stickstoffdioxid (NO2) mit Sauerstoff (O2) und der UV-Strahlung der Sonne. Aus der besonders hohen UV-Strahlung im Sommer, zusammen mit den Stickoxidemissionen – vor allem aus dem Straßenverkehr- ergibt sich das schädliche Gemisch. Der Richtwert der WHO für die O³-Konzentration über die warme Jahreszeit (60 µg/m³) wurde 2022 an allen österreichischen Messstellen überschritten. Um die Produktion von Ozon zu verringern, sollte man deshalb unnötige Autofahrten möglichst vermeiden.

Quellen:

  • https://www.graz.at/cms/beitrag/10295935/8115447/Online_Karte_Stadtklimaanalysen.html
    Ort nach Adresse suchen: https://geodaten.graz.at/WebOffice/synserver?project=stadtklima&client=core
  • https://www.aee.at/zeitschrift-erneuerbare-energie/108-erneuerbare-energie-1-2021/1305-drohnen-im-einsatz-gegen-staedtische-hitzeinseln
  • Projekt Lucretia Graz: https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/news/aenderung-der-landnutzung-kann-hitzeinseln-in-staedten-verstaerken-oder-mildern
  • https://www.graz.at/cms/beitrag/10282537/8129942/Gestaltung_von_Strassen_und_Plaetzen_im.html
    https://vcoe.at/urbane-hitze
  • aktuelle Ozonbelastung in Österreich können: umweltbundesamt.at/ozon-aktuell
    zamg_broschuere_stadtklima_20170421.pdf

Weitere Beiträge rund um Hitze:

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