Klima-Update 27.10.2023


„Mit eurem Protest überzeugt ihr niemanden!“ Bitte wer muss davon wirklich überzeugt werden, die eigenen Lebensgrundlagen zu schützen? Sollte es nicht selbstverständlich sein? Hier kommt unser Klima-Update vom 27.10.2023, mit Fakten, Infos & Geschichten als Einladung zu Information, Aufwachen, Handeln, Teilen oder Verwenden. Alle Folgen unserer Klima-Updates finden sich hier unter diesem Link. Wir sammeln für euch (fast täglich) die wichtigsten Themen rund ums Klima. Dabei darf natürlich auch Positives nicht zu kurz kommen. Wir verlinken alle uns vorliegenden Quellen.

Ebenfalls mehr als nur einen Blick wert: unsere laufend aktualisierte Linksammlung zu vielen verschiedenen Medienberichten zu Klima, Energie und Nachhaltigkeit.

Die kommenden Tage wird es aufgrund der Herbstferien etwas ruhiger in Graz und in unserem Terminkalender, ein paar Termine gibt es aber dennoch: 27.10.2023: Critical Mass mit Aufstellung eines Ghost Bikes 28.10.2023: Kleidertausch St. Marein bei Graz und ein paar mehr. Besucht über die Feiertage vielleicht auch die Klimaversum-Wanderausstellung, wenn ihr in Graz seid?

1. Gerichtsverfahren wurde eingestellt

Dr. Nana-Maria Grüning, Molekularbiologin an der Charité in Berlin und Mitglied bei Scientist Rebellion stand am 26.10.2023 vor Gericht. Das Verfahren wurde eingestellt. Warum gehen WissenschaftlerInnen das Risiko einer Verurteilung ein?

„Ich habe mich am 6.4.2022 auf die Reinhardtstraße (Berlin) in Richtung Kronprinzenbrücke auf Höhe des Fußgängerüberwegs gesetzt und mit einem Megaphon einen dringenden öffentlichen Appell an die Bundesregierung gerichtet und für deutlich stärkere Klimaschutzmaßnahmen demonstriert. Auf unserem Transparent stand: 1,5 Grad sind tot. Klimarevolution jetzt.“

„Ich höre immer wieder, dass gesagt wird: ihr könnt ja protestieren, aber nicht so! Aber niemand kann mir sagen, welcher Protest genau garantiert erfolgreich wäre. Und niemand kann mir beweisen, dass diese Art des Protests nichts bringt.“

„Wir befinden uns im 6. Massenaussterben. Ökosysteme kippen. Die Regierung schützt uns nicht.“

Marian Kamensky erhielt für diesen Cartoon 2023 den Kaktus Cartoon Award in der Kategorie „Climate Justice“.

„Die Situation ist bereits dermaßen dramatisch, dass wir einfach nichts unversucht lassen dürfen.“

„Ich habe mit meinen Freunden die Versammlung am 6.4.2022 durchgeführt, weil am 4.4.2022 der dritte Teil des letzten Weltklimaberichts erschienen ist. Die letzten IPCC-Berichte wurden vom UN-Generalsekretär António Guterres als ein Atlas des menschlichen Leids beschrieben, und die Zeit schrieb, dass der dritte Teil des IPCC-Berichts nicht weniger als ein Aufruf zur Revolution ist. Trotzdem berichten die Medien in der Regel nur an dem jeweiligen Tag des Erscheinens und dann ist das Thema auch schon wieder vergessen.“

Auf der Website des Climate Change-Centers finde ich in einem Interview unter anderem folgenden Satz von Nana-Maria und kann mich damit so gut identifizieren: „Als ich begann, mich intensiver einzulesen, wie nah wir schon an Klima- und ökologischen Kipppunkten sind, wusste ich, dass ich …

… diese entscheidenden Jahre mehr tun muss, als einfach nur meinem persönlichen Alltag nachzugehen – auch wenn ich das lieber täte.“

Und weiter: „Das Versagen der Entscheidungsträger*innen in Politik, Wirtschaft, Journalismus und in weiten Teilen der akademischen Welt, den Klimanotstand ehrlich zu benennen und anzugehen, hat dazu geführt, dass das Problem immer weiter verschleppt wird und sich das Zeitfenster, in dem wir einen globalen Kontrollverlust abwenden können, rapide schließt.“

„Die Ausbildung, die ich genießen durfte, ist ein Privileg, welches mir unsere wohlhabende Gesellschaft ermöglicht hat. Privilegien gehen immer mit Verantwortung einher. Das große politische Versagen in der Klimakrise verlangt von mir als Wissenschaftlerin, dass ich diese Verantwortung anerkenne und mich nicht nur auf meine direkte Arbeit beschränke, sondern mich auch gesellschaftlich engagiere und alles versuche, was gewaltfrei möglich ist, um das politisch unterstützte fossile „Weiterso“ aufzuhalten, die fossilen Konzerne, die von ihnen lobby-beeinflusste Politik und Superreiche als Schuldige zu benennen und Wege aus der Krise aufzuzeigen.“

„Außerdem ist es meine Aufgabe, meinen Mitmenschen mit Ehrlichkeit und maximaler Transparenz zu begegnen – also offen zu kommunizieren, wie schlimm es jetzt schon ist, klarzustellen, was wir alles unter dem aktuellen Kurs verlieren werden, und mit welcher Dringlichkeit gehandelt werden muss, um eine lebenswerte Zukunft zu sichern. Wenn wir aus Angst, den Menschen zu viel zuzumuten, abgespeckte Versionen der Wahrheit erzählen, betrügen wir sie und nehmen ihnen die Möglichkeit, sich angemessen für ihre Zukunft einzusetzen.

2. Good News: Verbesserung der Biodiversität

Die winzige unbewohnte Insel Sombrero, die zum Territorium von Anguilla gehört, konnte in ihren präkolonialen Zustand der Artenvielfalt zurückversetzt werden! Obwohl die karibischen Inseln nur 0,16 % der weltweiten Landmasse ausmachen, beherbergen sie grundsätzlich eine unglaubliche Artenvielfalt.

Diese abgelegenen Ökosysteme waren aber historisch gesehen anfällig für invasive Arten wie Ziegen, Ratten und Mäuse. Sie vermehren sich schnell und bedrohten einheimische Reptilien und brütende Seevogeleier.

Dank eines Programms von Anguillanischen Naturschützern in Zusammenarbeit mit den NGOs Flora & Fauna und Re:wild wurden die Mäuse in nur zwei Jahren ausgerottet und einheimische Arten konnten sich erstaunlich schnell erholen. So wuchs die Population der Bodeneidechsen von weniger als 100 auf fast 900 Individuen. Nachdem die Mäuse vertrieben wurden, wurde außerdem eine Wiederbepflanzungskampagne gestartet, um die einheimische Vegetation wiederherzustellen und auch den Boden der Insel besser gegen Hurrikane zu schützen.

„Je vielfältiger die Vegetation ist, desto widerstandsfähiger wird sie gegenüber dem Klimawandel sein“, sagt der anguillanische Naturschützer Devon Carter. „Bereits jetzt sieht die Insel grüner und gesünder aus. In Zukunft hoffen wir auf eine völlig andere Landschaft und viel mehr Wildtiere.“

Quelle: https://www.nau.ch/news/good-news/wiederbelebung-einer-karibikinsel-ein-triumph-der-biodiversitat-66634756 22.10.2023 und Instagram: @improvemagch 27.10.2023

3. Change is coming, whether we like it or not

Stephen Barlow, environmental scientist, Kalifornien, via Twitter 27.10.2023 (simpel übersetzt mit Google Übersetzer):

Der Wandel kommt, ob es uns gefällt oder nicht. Wir leben in einer Welt mit einer veränderten Zukunft, da die reichsten Menschen unserer Gesellschaften einen extravaganten, nicht nachhaltigen Lebensstil führen.

Indem sie diese nicht nachhaltigen Lebensstile führen und gedankenlos die natürlichen Ressourcen der Erde für Profit und großen Reichtum ausbeuten, haben die sehr Reichen unabsichtlich die natürlichen Lebenserhaltungssysteme der Erde, die uns ernähren, geschädigt. Klimawandel, Verlust der biologischen Vielfalt usw.

Dies bedeutet, dass diese natürlichen Systeme in naher Zukunft die Menschheit in einem Wirtschaftswachstumssystem nicht mehr unterstützen und erhalten werden und sich die Dinge massiv ändern werden. Das wird passieren, ob es uns gefällt oder nicht. Menschen wie ich, andere Umweltschützer, Klimaaktivisten und realistische Wissenschaftler fordern einen Systemwechsel, um eine Katastrophe in der Zukunft abzuwenden.

Aber ein Systemwechsel ist keine Option, keine Wahl, denn in Kürze wird das System massiv verändert, ob es uns gefällt oder nicht.

Das Einzige, was absolut sicher ist, ist, dass „Business as Usual“ und der Status quo nicht mehr lange so bleiben werden. Es ist unmöglich zu sagen, wie lange diese Illusion aufrechterhalten werden kann, 1 Jahr, 30 Jahre, wahrscheinlich irgendwo dazwischen.

Aber egal wie sehr die herrschende Elite versucht, Business as Usual und den Status quo aufrechtzuerhalten, irgendwann wird dieser Vorwand ein Ende haben und alles wird sich ändern. Sei es durch eine Katastrophe oder dadurch, dass die Menschheit zur Besinnung kommt und erkennt, dass unsere Führung nicht unsere Beschützer ist.

Persönlich wird sich die Wahrnehmung dieser Situation in den nächsten 10 bis 15 Jahren erheblich verändern. Es könnte sich noch etwas hinziehen, aber nicht mehr lange.

Mit anderen Worten: Der Versuch, Business as Usual und den Status quo aufrechtzuerhalten, ist völlig vergeblich.

Ob unser System durch eine Katastrophe verändert wird oder ob Menschen zur Besinnung kommen, kann ich nicht wissen, da ich kein Hellseher bin. Allerdings deuten alle gegenwärtigen Trends, vom Klimawandel über Emissionen, den Verlust der biologischen Vielfalt usw., darauf hin, dass es passieren wird, nicht vielleicht.

So wie es ist, bröckelt unser politisches System. In einer gesunden Gesellschaft hätte es Trump nie gegeben. Wir erleben überall auf der Welt immer häufiger politische Idiotie.

Unser derzeitiges System ist ein Korbgehäuse. Um das nicht zu sehen, bedarf es großer Verleugnung.

Im Großen und Ganzen haben wir zwei Möglichkeiten. Mit Business as Usual und dem Status quo fortzufahren oder zu einem wirklich nachhaltigen System überzugehen. Es gibt kein Dazwischen. Nachhaltig bedeutet, was nachhaltig sein kann, teilweise nachhaltig gibt es nicht.

In einen Kollaps zu geraten, wird sehr schmerzhaft sein. Und wenn er erst einmal begonnen hat, wird es sehr schwierig sein, ihn zu stoppen oder daraus etwas Vernünftiges hervorzubringen. Wir wissen aus früheren Zivilisationszusammenbrüchen, dass sie nicht rückgängig gemacht werden können.

Als die römische Zivilisation zusammenbrach, dauerte es mehr als 1000 Jahre, bis Europa zu einem ähnlichen Organisationsniveau zurückkehrte.

Der moderne menschliche Einfallsreichtum ist ein Gemeinschaftsprojekt und nicht etwas, das von Natur aus vorhanden ist und immer vorhanden sein wird.

Der vernünftige Weg für die Menschheit, unsere Gesellschaften, wäre der Übergang zu einer nachhaltigen Gesellschaft. Das ist schließlich das, was Staats- und Regierungschefs und Regierungen seit über 50 Jahren versprechen und 1992 auf dem Erdgipfel in Rio vereinbart wurde. Leider ist seitdem offensichtlich geworden, dass unsere Führer und Regierungen dachten, sie könnten die Krise mit falschen Versprechungen, Lügen und falscher optimistischer Rhetorik beseitigen. So wursteln sie sich normalerweise durch. Aber das wird in diesem Fall nicht funktionieren. Menschen können mit Lügen und Manipulation unter Druck gesetzt werden. Aber mit Gaslighting kann man die physische und ökologische Realität nicht verändern, weil man nicht zuhört. Es ist Realität.

Im Großen und Ganzen ist es das, was „Veränderung kommt, ob es Ihnen gefällt oder nicht“ bedeutet. Eine ganze Systemveränderung steht bevor, ganz gleich, was Sie wollen. Nur zu sagen, dass die Leute es nicht zulassen werden, bedeutet nichts, denn diese Veränderung steht bevor.

Anmerkung der NiG-Redaktion:
Falls du keine wichtigen Beiträge oder Termine von uns verpassen willst, abonnier doch bitte gerne unseren Newsletter! Er kommt unregelmäßig und nicht zu häufig – versprochenOder schau regelmäßig in unseren Veranstaltungskalender.

Wenn dir gefällt, was wir auf dieser Plattform tun, nämlich bereits seit 2017 über Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz zu informieren, dann unterstütz uns doch bitte auch finanziell, um unsere Website in dieser Qualität und Fülle weiterführen zu können – uns hilft jeder Beitrag!

Verein „Nachhaltig in Graz“
BIC: STSPAT2GXXX
IBAN: AT20 2081 5000 4200 1552
Verwendungszweck: Spende/Sponsoring
 (Mehr zum Sponsoring hier)

Du kannst dir auch gerne unsere kostenlose App aufs Handy laden, damit kannst du Informationen, Veranstaltungen und vieles mehr entdecken: App Nachhaltig in Graz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert