Warum wir die Krise ausblenden – und was das für uns bedeutet
Die Klimakrise ist längst Realität. Doch während Wälder brennen, Meere überhitzen und Arten sterben, verharren viele Menschen in einer Haltung des Abwartens und Wegschauens. Sie hoffen verschont zu bleiben, wenn sie nicht zu diesen Themen weder hinspüren noch hinschauen. Menschen, die bei der Verdrängung stören, werden als Panikmacher beschimpft und auf ihre Äußerungen und Handlungen aggressiv reagiert. Was steckt hinter dieser kollektiven Verdrängung einer für uns doch existenziellen Krise – und welche Folgen hat sie? Diesen Fragen widmen wir uns im folgenden Text.
Was bedeutet Verdrängung im Kontext des Klimakollaps?
Verdrängung ist ein psychologischer, normaler, natürlicher und verständlicher Abwehrmechanismus: Angesichts überwältigender Bedrohungen wie der Klimakrise schieben viele Menschen das Thema beiseite, um sich im Alltag nicht permanent mit Angst, Schuld oder Ohnmacht konfrontieren zu müssen. Die Verdrängungsgesellschaft stellt sich den realen Krisen nicht. Das Wissen um die Dringlichkeit bleibt zwar latent vorhanden, wird aber ins Unterbewusstsein verschoben – ein Prozess, der kurzfristig entlastet, langfristig aber schwerwiegende Konsequenzen hat. Indem die Mitte unserer Gesellschaft verdrängt und schweigt, ermöglicht und unterstützt sie aber den Weg weiter in den Klimakollaps.
Wir alle verdrängen – manche mehr, manche weniger

Im Zusammenhang mit der eskalierenden Klimakrise zeigen sich mehrere Varianten dieses Phänomens:
- Ignorieren unangenehmer Fakten: Viele Menschen nehmen die Folgen des Klimawandels zwar wahr, schieben aber die Dringlichkeit des Problems weg oder beschäftigen sich lieber mit anderen, alltäglichen Themen.
- Verleugnung und Minimierung: Einige leugnen ganz die Ursachen oder wahren Ausmaße der Katastrophe oder glauben an technische Wunder, die alles richten werden.
- Ohnmachtsgefühl und Resignation: Besonders jüngere Generationen berichten von tiefgreifender Angst, Trauer und Frustration angesichts einer unlösbaren Krise – das kann in Handlungsunfähigkeit münden.
- „Kognitive Dissonanz“: Wer die Klimakrise ernst nimmt, lebt oft im Widerspruch zu eigenen nachhaltigen Werten, weil der Alltag von klimaschädlichen Routinen geprägt ist. Um diesen Konflikt auszuhalten, hilft die Verdrängung.
Warum verdrängen wir die Klimakrise?
„Die Verdrängungsgesellschaft verdrängt vor allem, dass sie verdrängt.“ – Tadzio Müller
- Überforderung durch Krisen: Die Nachrichtenlage ist dicht: Kriege, politische Konflikte, wirtschaftliche Unsicherheiten. Viele Menschen fühlen sich überfordert und wenden sich daher von weiteren belastenden Themen wie dem Klimawandel ab.
- Gefühle von Angst, Schuld und Scham: Die Klimakrise ruft tiefe Gefühle hervor – Angst vor der Zukunft, Schuld wegen des eigenen Konsums, Scham über die Konsequenzen für kommende Generationen. Die Vorstellung, selbst als Teil des Problems für Leid in der Zukunft mitverantwortlich zu sein, löst Schuld und Scham aus. Das ist schwer auszuhalten und wird deshalb häufig verdrängt oder bagatellisiert.
- Ohnmachtsgefühl und Resignation – Gefühl mangelnder Wirksamkeit. Viele glauben, dass individuelles Handeln wenig bewirkt, solange auf politischer Ebene keine grundlegenden Veränderungen stattfinden. Das führt zu Resignation und einer Art „Klimamüdigkeit“. Daher ist es so wichtig, den Klimakollaps als „strategischen Raum“ zu sehen, in dem sehr wohl sehr viel Gestaltungsraum bleibt.
- Abstraktheit der Bedrohung: Obwohl Extremwetterereignisse zunehmen, bleibt der Klimawandel für viele ein abstraktes, fernes Problem – besonders, wenn die eigenen Lebensumstände noch nicht direkt betroffen sind.
- Gesellschaftliche und politische Blockaden: Routine, wirtschaftliche Interessen, mangelnde politische Führung und kollektives „Weitermachen wie bisher“ verhindern, dass das volle Ausmaß der Krise offen diskutiert und bewältigt wird.
Die gesellschaftlichen Folgen der Verdrängung
Verdrängung ist nicht nur ein individuelles, sondern auch ein gesellschaftliches Phänomen. Sie führt dazu, dass notwendige Maßnahmen verschleppt werden und die Klimakrise weiter eskaliert. Die Folgen sind gravierend:
- Politische Lähmung: Solange die Mehrheit die Krise ausblendet, fehlt der Druck auf die Politik, wirksame Maßnahmen zu ergreifen. Das Zeitfenster für eine Begrenzung der Erderwärmung schließt sich rapide.
- Soziale Spaltung: Die Verdrängung der Klimakrise verstärkt gesellschaftliche Spannungen. Wer weiterhin auf Kosten anderer lebt, während die Folgen immer sichtbarer werden, trägt zur „Verrohung“ der Gesellschaft bei – manche sprechen bereits von einer „Arschlochisierung“.
- Psychische Probleme: Langanhaltende Klimaangst, Zukunftssorgen und Dissonanz können zu Depressionen, Antriebslosigkeit und psychosozialen Krisen führen, besonders bei jungen Menschen.
- Polarisierung: Wer auf die Missstände hinweist (zum Beispiel Klimaprotestierende), wird als Störfaktor gebrandmarkt und dient als Sündenbock.
- Verlust von Zukunftsfähigkeit: Je länger wir verdrängen, desto weniger Gestaltungsspielraum bleibt.
- Blockierte Transformation: Unterdrückte Angst und Resignation führen dazu, dass die dringend notwendigen Veränderungen nicht umgesetzt werden.
Gibt es einen Ausweg aus der Verdrängung?
Verdrängung ist menschlich – aber sie darf nicht zur Dauerstrategie werden. Ein erster Schritt ist das bewusste Anerkennen der Realität: Der Klimakollaps ist keine ferne Möglichkeit, sondern eine gegenwärtige Herausforderung. Psychologisch kann es helfen, sich mit anderen zu vernetzen, die ähnliche Sorgen teilen, und gemeinsam nach Wegen zu suchen, aktiv zu werden – sei es im Alltag, in Initiativen oder durch politischen Druck.
Wege aus der Verdrängung: Resilienz und aktives Handeln
Fachleute betonen, wie wichtig es ist, die eigenen negativen Gefühle zur Klimakrise nicht zu verdrängen, sondern konstruktiv zu verarbeiten. Dazu gehören:
- Emotionale Verarbeitung: Ängste und Trauer dürfen und sollen zugelassen werden, um den Ernst der Lage zu erkennen und zu handeln statt zu resignieren (=> Die 5 Phasen der Trauer).
- Gemeinschaft und Austausch: Im Dialog mit anderen kann das Gefühl der Ohnmacht gemindert und Motivation gestärkt werden.
- Selbstwirksamkeit erfahren: Bereits kleine, konsequente Verhaltensänderungen und Engagement auf lokaler Ebene können positive Effekte auf das Wohlbefinden (und die Umwelt) haben.
- Resilienz fördern: Psychologinnen und Psychologen fordern einen gesellschaftlichen Resilienzplan, um Menschen zu unterstützen, mit der Dauerkrise konstruktiv umzugehen und sie als Anlass zu nehmen, Veränderungen einzuleiten.
Fazit: Hinschauen statt Verdrängen!
Verdrängung ist eine grundsätzlich natürliche Reaktion auf existenzielle Bedrohungen und schützt kurzfristig vor Ohnmacht und Überforderung, ist aber auf Dauer fatal. Langfristig führt sie jedoch zu kollektiver Untätigkeit und verschärft die Krise. Ein bewusster, mutiger Umgang mit den eigenen Gefühlen und der Realität der Klimakrise ist die Voraussetzung für echten Wandel – individuell wie gesellschaftlich. Die Klimakrise wartet nicht darauf, dass wir bereit sind, uns ihr zu stellen. Je früher wir die unbequeme Wahrheit akzeptieren und handeln, desto mehr Gestaltungsspielraum bleibt uns – auch in der Katastrophe.
Quellen:
- 23.08.2024: Tadzio Müller: Klimakommunikation ohne Verdrängungsbullshit. https://klima-kollaps-kommunikation.de/beitraege/klimakommunikation-ohne-verdrangungsbullshit
- Klimawandel: Wie wir Schuld auf uns laden und tatkräftig verdrängen. https://www.psychologie-aktuell.com/news/aktuelle-news-psychologie/news-lesen/klimawandel-wie-wir-schuld-auf-uns-laden-und-tatkraeftig-verdraengen.html
- 20.09.2024: Ist Klimaschutz out? https://www.tagesschau.de/wissen/klima/klimaschutz-psychologie-100.html
- 13.11.2024: Zukunftsangst durch Klimakrise: Wie viel Verdrängung erfordert der Alltag? https://www.telepolis.de/features/Zukunftsangst-durch-Klimakrise-Wie-viel-Verdraengung-erfordert-der-Alltag-10031835.html
- 25.11.2024: Klimakrise? War da was? Das ewige Verdrängen wird sich rächen. https://www.tagesspiegel.de/wissen/klimakrise-war-da-was-das-ewige-verdrangen-wird-sich-rachen-12765194.html
- 21.11.2024: Klimakollaps: Die Arschlochgesellschaft feiert gerade ihr Coming-out. 25.11.2024: Klimakrise? War da was? Das ewige Verdrängen wird sich rächen. https://www.woz.ch/2447/klimakollaps/die-arschloch-gesellschaft-feiert-gerade-ihr-coming-out/!76KM3GWGEVSM
- 23.05.2024: Klimakollaps ist jetzt: aber er ist nicht „die Apokalypse“: https://steady.page/de/friedlichesabotage/posts/de2bbf4b-5ec6-4c74-885a-cfc09779e88a
- 26.07.2024: Verdrängen und vertagen: Der bequeme Klima-Schwindel. https://www.profil.at/meinung/verdraengen-und-vertagen-der-bequeme-klima-schwindel/402929095
- 10.10.2022: Klimawandel kann Menschen psychisch krank machen. https://www.geo.de/wissen/gesundheit/klimawandel-kann-grund-fuer-psychische-krankheiten-sein-32799386.html
- 07.10.2024: Kollaps ist kein Weltuntergang: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1185813.klimaschutzbewegung-tadzio-mueller-kollaps-ist-kein-weltuntergang.html
- 21.09.2024: Der kleinste gemeinsame Nenner heißt Anpassung. https://steady.page/de/treibhauspost/posts/0eb30c6f-f964-48a0-90a0-38e40bbff9c0
- 11.11.2022: Im Fadenkreuz der Verdrängungsgesellschaft. https://netzpolitik.org/2022/klimaproteste-im-fadenkreuz-der-verdraengungsgesellschaft/
- Klimawandel in den Medien vs. Realität. https://media-bubble.de/klimawandel-in-den-medien-vs-realitaet/
- Verdrängung und Resignation – oder Hoffnung, Mut und Handeln? Wie wir auf globale Herausforderungen reagieren. https://www.germanwatch.org/de/20182
Weitere Beiträge dazu:
- Die fünf Phasen der Trauer
- Michael Dowd & Post-Doom-Mentalität
- Kognitive Dissonanz
- Solastalgie – Was ist das?
- The Boiling Frog Syndrom
- Optimismusverzerrung
- Die Geschichte der Kassandra …
- Hypernormalisation
- Reaktanz in der Klimakrise
- Normalitätsverzerrung (Normalcy Bias)
- Informations-Vermeidung
- Der Bystander-Effekt
- Pluralistische Ignoranz
- Was bedeutet eigentlich … „Whataboutism“?
- Die Psychologie hinter Klimawandel und Nachhaltigkeit
!! Anmerkungen der Nachhaltig-in-Graz-Redaktion !!
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Lieber Verein „Nachhaltig in Graz,
ihr Beitrag ist nüchtern und emotionslos, einfach nur Fakt. Seit 5 Dekaden beschäftige ich mich nun schon mit der Klimaproblematik und kenne die Studien vom „Club of Rome“über Greenpeace bis hin zur derzeitigen „Letzten Generation“ Anfänglich waren es nur ausgesprochene Warnungen , mögliche Gefahren, die man mal im Auge behalten müsste, etwas was aber noch weit in der Zukunft liegt.
„Wir standen sozusagen am Abgrund- heute sind wir ein Schritt weiter“
Sie kennen sicherlich diesen makaberen Spruch.
Wir sind an einem Punkt in der Menschheitsgeschichte angelangt, an dem wir noch nie in der Vergangenheit waren. Dr. Eckart von Hirschhausen bemerkte hierzu passend:
„Aus der der Vergangenheit können wir nichts lernen, da diese Situation einfach unvergleichlich ist.“ In der Tat, Seuchen kamen und gingen , Kriege hat man angefangen und auch wieder beendet . Mit dem Klima kann man jedoch nicht verhandeln. Niemand kann die Eisschilde und Gletscher mehr einfrieren. Niemand kann das Meer mehr abkühlen und den Spiegel mehr senken. Und niemand kann eine einzige ausgerottete Tierart mehr in die Fauna zurückzaubern ,selbst wenn man alle Emissionen von heute auf morgen auf null runterfahren würde.
Wie Sie richtig feststellen sind die zu erwartenden Traumatas zu dramatisch zu apokalyptisch um diese gedanklich zuzulassen.und zuende zu denken Es ist schon erstaunlich wie groß das Verdrängungspotentional von uns Menschen
ist. Heißt das aber wirklich “ Game over“ für uns Menschen und wird unser toll konstruierter Planet in absehbarer Zeit seine einsamen Bahnen ohne uns Menschen um die Sonne drehen wie es der Klimaexperte Prof. Gerhard Reese von der UNI Landau glaubt ?
Wir, meine Frau und ich glauben nicht, daß unser wunderschöner Planet einmal so enden wird. Aber genau wie Sie findet unsere Überzeugung kaum Widerhall in unserer modernen Gesellschaft. Unsere Überzeugung stützt sich auf eine alte Weisheit, die wir in der Bibel finden. Vielleicht werden auch Sie jetzt sagen :“ Ach kommen Sie mir jetzt nicht mit Religion, das wäre die letzte „Krücke“ auf die man sich stützen sollte. “ Aber da sie selbst keine Antworten darauf haben, wie wir Menschen das nochmal in Griff bekommen können, hören sie doch einfach mal was die Bibel für unsere Zeiten in den wir leben vorhergesagt hat. Sie können danach diese Aussagen ja immer noch verwerfen.
Vor 2000 Jahren liess unser Urheber und Schöpfer im Bibelbuch der Offenbarung vorhersagen, dass einmal die Zeit kommen würde in der Menschen bereit und auch in der Lage sein würden unsere Erde zu zerstören. Wir lesen in Offenbarung 11: 18 “ Ich werde diejenigen zerstören, die die Erde zerstören“
Das heißt im Klartext, dass unser Erschaffer und der Konstrukteur unser Erde es nicht zulassen und einschreiten wird bevor wir Winzlinge unser Zerstörungswerk zur Vollendung bringen. Als er gemäß dem biblischen Schöpfungsbericht sein Werk betrachtete ,befand er das alles SEHR GUT war 1. Mos. 1:31 Ersagte gemäß Prediger 1:4 dass das „die Erde für immer bestehen bleiben würde. “
Seit 2000 Jahren beten Christen das „Vaterunser“ Darin bitten sie, dass das“ Reich Gottes mal auf die Erde kommen möge, damit der Wille Gottes mal hier auf -Erden wie auch im Himmel geschehen möge. “ War das über die Jahrtausende hinweg ein Unsinnsgebet,nur eine schöne fromme Floskel, die man bei besinnlichen Gelegenheiten so einfach aufsagte oder wollte unser Urheber wirkich mal bessere Zustände hier auf der Erde herbeiführen ? Was denken Sie liebe Leser? Es gibt über 2 Mrd. Christen auf dem Globus.
Wird Gott über eine zerstörte Erde seine Herrschaft ausbreiten ? Ist sein Wille dass eine verdreckte kaputte Erde als Schutthaufen übrigbleibt oder wird er wie versprochen eingreifen und alles wieder reparieren, was wir an die Wand gefahren haben. ? Was denken Sie ? Sind wir wirklich so klug und aufgeklärt wie wir manchmal von uns denken? Oder könnten wir in Punkto Verwaltung unseres tollen Planeten vielleicht doch etwas Unterricht gebrauchen ?