Nachtschwärmer

Nachtschwärmer vertragen’s nicht taghell

Hallo, und was ist mit uns? Unsere Verwandten sind in aller Munde, nur weil sie tagsüber gut sichtbar durch eure Gärten summen und brummen. Aber wenn man von Nachtschwärmern spricht, denkt ihr doch nur an jemanden von eurer Spezies, der nicht ins Bett findet! Ich möchte für uns, die nachtaktiven Falter wie Schwärmer, Spanner, Eulenfalter usw. und andere nachtliebende Insekten (die Gelsen erwähne ich jetzt besser mal nicht), etwas mehr Aufmerksamkeit einfordern!

Auch unser Lebensraum wird immer kleiner. Außerdem sind wir einer weiteren Gefahr ausgesetzt – der Lichtverschmutzung! Sie nimmt überall, leider auch in manchen Gärten, überhand und endet für uns von der Nachtschicht oft tödlich! Wir flattern unentrinnbar um die Lichtquelle, bis wir entweder verbrennen oder vor Erschöpfung sterben. Anstatt von Blüte zu Blüte zu schwirren, mit unseren langen dünnen Saugrüsseln Nektar zu verkosten und Pflanzen zu bestäuben. (Was ihr konkret in euren Gärten gegen diese Lichtverschmutzung tun könnt, die jetzt zwar keinen handfesten Schmutz hinterlässt, aber durch die die Nacht immer mehr verblasst, erfahrt ihr gleich)

Nicht alle von uns Nachtfaltern bevorzugen den Tarnanzug (braun, grau, rindenfarben), es gibt auch bunte Exemplare. Schaltet das Licht aus und setzt euch einfach mal in euren Garten oder auf euren Balkon, da werdet ihr schon sehen, was nachts los ist. Damit dies euch rastlosen Wesen leichter fällt – hier 3 Pflanzen, die wir Nachtfalter lieben und die zusätzlich einen herrlichen, ja geradezu betörenden Duft verströmen.

Die gemeine Nachtkerze

faltet nach Sonnenuntergang ihre gelben Blütentrichter auf, sie öffnet sich nur für uns, bietet uns alles, was sie hat und mit ihrem süßlichen Duft ist sie bei uns sehr beliebt. Die tüchtige Selbstaussäerin schließt im Laufe des Tages ihre Kelche, um am nächsten Abend wieder neue zu öffnen, bis in den Spätsommer. Die Blüten gibt es im 2. Jahr, im ersten sieht man nur grün-rötliche Blattrosetten.

Die Nachtviole

steht wie eine feine Dame im bauschigen weißen oder violetten Kleid im Garten und sät sich gerne selbst aus. Wir lieben sie, das gilt jetzt auch für unsere tagaktiven Vettern und die Nachkommenschaft (sie ist Nahrungspflanze für die Raupen verschiedener Schmetterlinge).  Ihr veilchenähnlicher Duft intensiviert sich abends noch.

Der unkomplizierte Ziertabak

ist zu Unrecht fast in Vergessenheit geraten und blüht bis zum ersten Frost unermüdlich in weiß, allen Rosa- und Rottönen bis dunkelviolett, sogar grünlichgelb. Tagsüber fast geruchsfrei, legt er bei Dämmerung so richtig los- eine Duftexplosion! Er ist zwar nicht winterhart, aber leicht aus Samen zu ziehen. Töpfe mit Ziertabak auf Terrasse oder Balkon bieten euch jeden Abend eine gratis Aromatherapie (ist aber keinesfalls zum Verzehr geeignet oder gar zum Rauchen, enthält Giftstoffe!).

Also, vielleicht habe ich uns Nachtschwärmer jetzt ins rechte Licht gerückt (bitte nicht wörtlich nehmen) und wir treffen uns bald mal nachts heimlich im Garten!

Nun noch einige Fakten zur Lichtverschmutzung

oder auch Lichtsmog, wie man künstliches Licht, das nicht unbedingt notwendig ist, nennt.

Die Zeiten, in denen der Mond der einzige Lichtspender in der Nacht war, sind schon lange vorbei. Grell strahlende Reklametafeln, blendende Laserstrahlen, Überbeleuchtung von Industrieanlagen, beleuchtete Auslagen und Gebäude, Straßenlaternen, die die ganze Nacht brennen. Diese Überfülle von Licht markiert nachts nicht nur größere Städte, auch am Land und in den Gärten wird der Nacht die Dunkelheit mit allerhand Beleuchtungen, Lichterketten, Solarlampen ausgetrieben. Wir setzen Licht und Beleuchtung so verschwenderisch ein, als wären wir allein auf dieser Welt. Alles wird ins richtige Licht gesetzt, der Einfallsreichtum kennt keine Grenzen – Burgruinen, Weinberge, Gipfelkreuze, Schipisten, Flüsse, Brücken, Berghütten uvm

Bei Licht besehen gibt es dadurch aber eine Menge negativer Auswirkungen:

  • Konsequenzen für ganze Ökosysteme
  • treibt das globale Artensterben voran
  • Sichtbarkeitsverlust der Sterne: Die Frage „weißt du wieviel Sternlein stehen…“ kann man für Österreich mit gerade noch 10 % von wahrnehmbaren Sternen beantworten, das hat mit dem realen Sternenhimmel nicht mehr viel zu tun  
  • hohe Energiekosten: Wie unglaublich sinnlos ist strahlendhelle Beleuchtung zu einer Zeit, in der die meisten Menschen schlafen? Wieviel nicht erneuerbare Ressourcen werden dabei verbraucht? Das Einsparungspotential wäre enorm.
  • Störung des Tag- und Nachtrhythmus von Mensch, Tier und Pflanze: Sie alle entnehmen dem regelmäßigen Hell-Dunkelwechsel wichtige Informationen. Änderungen haben folgenschwere Konsequenzen auf viele Lebensfunktionen wie Biorhythmus, Ruhe -und Regenerationszeiten, Hormonhaushalt, Sexual- und Brutverhalten, Kommunikation, Nahrungssuche etc.  
  • das menschliche Schlafmuster und die Produktion des Schlafhormons Melatonin können gestört werden; Schlafmangel, Erschöpfung, gravierende Müdigkeit bis hin zu Erkrankungen sind die Folge 

Folgen für Tiere

  • Bei nachtaktiven Tieren kommt es zu Verhaltensänderungen, sie werden geblendet, aufgeschreckt, irritiert. Für die Insekten wird das Licht zur tödlichen Falle. Durch den „Staubsaugereffekt“ von Kunstlicht lässt eine unvorstellbare hohe Anzahl von ihnen ihr Leben. Sie verbrennen an der heißen Lichtquelle oder sterben bei der ausweglosen Umkreisung des Lichts, das sie für den Mond halten, vor Erschöpfung – die Folgen sind gravierend! Die nachweislich deutliche Abnahme der Insektenpopulationen hat Einfluss auf die Bestäubung von Pflanzen, das Nahrungsangebot für Vögel, Reptilien, Fische und Kleintiere, die Artenvielfalt … 
  • Nachtaktive Insekten sind wichtige Bestäuber, ihre Leistung kann durch die tagaktiven nicht kompensiert werden. Die Folge: Weniger Früchte und Samen kommen zur Reife.
  • Zugvögel werden durch zu viel Licht in der Nacht desorientiert und verwirrt, sie fliegen in falsche Richtungen, es kommt zu Kollisionen und Erschöpfung. Singvögel werden ebenfalls beeinträchtigt, der Biorhythmus ändert sich.
  • Glühwürmchenweibchen warten oft vergebens auf einen Partner, er kann sie schlicht in der Helle der Nacht nicht mehr wahrnehmen.
  • auch Fledermäuse sind massiv betroffen, viele dieser wichtigen Schädlingsbekämpfer stehen bereits auf der Roten Liste für gefährdete Tiere.

Diese Aufzählung könnte noch beliebig fortgesetzt werden, es sind ja auch Fische, Schildkröten, Bäume u.v.m. betroffen. Aber ich möchte gerne herausfinden, was ich in meinem Umfeld und vor allem im Garten tun kann, um der Nacht etwas ihrer ursprünglichen Dunkelheit zurückzugeben.

Gibt es irgendeine Beleuchtung, die für den Garten und seine Bewohner passend ist? Experten für Lichtverschmutzung meinen „NEIN!“ Wenn wir unserer Umgebung wirklich etwas Gutes tun möchten, dann einfach den Schalter umlegen. Es ist sicher eine drastische Maßnahme, aber die Nacht ist nun mal von Natur aus dunkel, geheimnisvoll, magisch und voll Leben! Wir sollten es uns jedenfalls dreimal überlegen, ob wir an dieser Stelle wirklich eine Beleuchtung brauchen – oder ob es nur um Dekoration und ins bessere Licht setzen geht. Wer bitte bewundert meinen Garten um 2.00 Uhr früh?

Tipps für sanfte Beleuchtung für Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer, die nicht ganz „ohne“ auskommen möchten, um in der Nacht nicht ins Beet zu fallen.

  • Lichtquellen nur dort, wo man sitzt; aber die Sicherheit nicht mit ausblenden. Treppen, Kellerabgänge, Böschungen, Teiche sollten gesichert oder mit Bewegungsmeldern ausgestattet sein. Auch beim Gartentor und der Eingangstür sorgt kurzfristige Beleuchtung für ein stärkeres Sicherheitsgefühl.
  • immer Bewegungsmeldern den Vorzug geben, z. B auch entlang von Wegen, es gibt bereits einzelmontierbare Solarlampen, die mit geringster Helligkeit auskommen und mit Bewegungsmeldern anspringen, außer der Anschaffung fallen keine weiteren Kosten an
  • keine Solarlampen verwenden, die die ganze Nacht brennen  
  • indirekter Beleuchtung den Vorzug geben, auf Kugelleuchten verzichten
  • Lampen möglichst niedrig montieren     
  • am besten ist ein Licht, das nach unten strahlt, nicht nach oben und nicht seitlich   
  • nicht in die Vegetation richten, dort findet man Schlaf – und Nistplätze von Tieren, auch nicht auf Gewässer
  • Glühbirnen und Lampen mit gelbem Licht und wenig Watt verwenden, je größer der Blau – und Ultraviolettanteil des Lichts, desto grösser die Anziehungskraft für Insekten

Beim Schreiben dieses Beitrages habe ich so unglaublich viel Information zu dem Thema gefunden und gemerkt, dass sich schon sehr viele Menschen damit auseinandersetzen. So habe ich doch ein Fünkchen Hoffnung, dass langsam ein Umdenken stattfindet, vielen ein Licht aufgeht und sie sich für mehr Dunkelheit in der Nacht einsetzt. Es ist ja ganz leicht: Einfach den Schalter umlegen!

Quellen:     

  • Birgit Kleinod: Nachts in meinem Garten
  • www.nabu.de     
  • www.paten-der-nacht.de   ( seit Juli 2022 gibt es auch Paten der Nacht Österreich)     
  • ethikguide.org

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